PMI Februar 2023 – Eurozone kommt über 50 Punkte und wächst wieder

Geht es nach den Analysten der Wirtschaftsagentur S&P Global, so dürfte die Talsohle der europäischen Wirtschaftsflaute durchschritten sein. Dies ergab zumindest der PMI Februar 2023, der das erste Mal seit sechs Monaten wieder über die 50-Punkte Schwelle gesprungen ist. Auch die deutsche Industrie dürfte wieder positiver in die Zukunft blicken, wie der EMI Februar 2023 des BME zeigt. 

PMI Februar 2023 – Europas Wirtschaft befindet sich insgesamt auf Erholungskurs und wächst wieder. (Foto: Rainer Sturm / www.pixelio.de)
PMI Februar 2023 – Europas Wirtschaft befindet sich insgesamt auf Erholungskurs und wächst wieder. (Foto: Rainer Sturm / www.pixelio.de)

Nach sechs Monaten der permanenten Talfahrt geht es mit der Wirtschaft der Eurozone wieder leicht bergauf. Dies geben zumindest die Daten des Global Eurozone Composite PMI Februar 2023 her. Die Marktanalyse der Wirtschaftsagentur S&P Global weist nämlich das erste Mal seit sechs Monaten wieder auf Wachstum hin – mit 50,3 Punkten. Der Schwellenwert für Wachstum liegt bei 50 Punkten. 

Der Treiber der Wirtschaft sind die Dienstleistungen 

Zwar ist dieses Wachstum im Wesentlichen durch eine vergleichsweise gute Konjunktur im Dienstleistungsbereich getrieben, doch auch in der Industrie hellt sich die Stimmung langsam wieder auf. Auch dort nähert man sich dem Wachstumspfad. “Da beide Indizes (Dienstleistung & Industrie) seit Oktober letzten Jahres gestiegen sind, scheint der Tiefpunkt der wirtschaftlichen Entwicklung seinerzeit erreicht worden zu sein.” 

PMI Februar 2023 – Irland an der Spitze, Deutschland stagniert noch 

Von den von der Umfrage erfassten Ländern, die rund 78 Prozent des EURO-BIP ausmachen, war dabei Irland (52,0) diesmal mit moderatem Wachstum Spitzenreiter. Auch in Spanien (51,6) und Italien (51,2) wuchs die Wirtschaftsleistung leicht, während sie in Deutschland (49,9) weitgehend stagnierte. Doch auch hier ist ein Silberstreif am Horizont sichtbar (siehe auch weiter unten). Frankreichs Wirtschaft ist hingegen erneut geschrumpft, wenn auch nur sehr leicht, und landete bei 49,1 Zählern. 

PMI Februar 2023 – Ein Blumenstrauß von Entlastungsgründen 

Die Ursachen für die insgesamt positive Wirtschaftsentwicklung und die Stimmung in der Wirtschaft dürfte einerseits bei der Entspannung der Lieferketten liegen. Sie erleichtert einerseits die Abarbeitung bestehender Aufträge, andererseits können mit wachsender Liefersicherheit auch wieder Aufträge angenommen werden. Hinzu kommt die Entspannung bei der Inflation, welche die Beschaffung von Rohstoffen bis hin zu Halbfertig- und Fertigprodukten wieder besser kalkulierbar machen. Die Diversifizierung bei der Beschaffung von Gas oder Öl senkt zudem massiv die Abhängigkeit etwa Russland bzw. bei “seltenen Erden” die Abhängigkeit von China, was sich stabilisierend auf die Preisentwicklung dort auswirkt. Und last but not least die Zinsschraube, welche die EZB im vergangenen Jahr fast zu spät angezogen hat, dürfte jetzt erste Wirkung zeigen und die Preisentwicklung weiter und nachhaltig eindämmen. Insgesamt sind die Märkte für die Wirtschaft der Eurozone daher wieder besser planbar.  

PMI Februar 2023 – Putin-Krieg und Corona in China sind eingepreist 

Auch die Auswirkungen der Coronakrise und nicht zuletzt des Vernichtungskrieges Putin-Russlands gegen die Ukraine dürften mittlerweile bei der Preisfindung eingepreist sein. Und da China nach wie vor als Lokomotive des Welt-Wirtschaftswachstums noch einige Zeit ausfällt, konzentriert sich insbesondere die Industrie der Euro-Zone auf entwickelte Märkte wie die EU selbst und die USA. Die zunehmende Reindustrialisierung dieser Märkte dürfte sich außerdem künftig als stabilisierender Marktfaktor herausstellen.               

Geringerer Kostendruck lässt Zuversicht in Deutschland wachsen 

Noch zu Jahresbeginn litt insbesondere die deutsche Industrie unter den rückläufigen Auftragseingängen. Das schlug sich in einem weiteren – wenn auch nur mäßigen – Rückgang der Produktion nieder, wie der von S&P Global speziell für den Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik (BME) erstellte Einkaufsmanagerindex (EMI) aufzeigt. Obgleich auch die Ausgabe EMI Februar 2023 für die Industrie noch immer bei 47,3 liegt (die Gesamtwirtschaft liegt bei 49,9), blicken die Hersteller wieder optimistisch in die Zukunft. Wie in ganz Europa liegen die Gründe etwa in der rasanten Abschwächung der Inflation im Einkauf und im nachlassenden Druck auf die Lieferketten.  

 H. Melnikow – “Ein Lichtstreif am Horizont” 

„Der EMI-Januar-Wert ist ein Lichtstreif am Horizont. Er macht uns trotz hoher Inflation und anhaltender geopolitischer Risiken Mut, obwohl die Erwartungen der Industrieunternehmen noch deutlich gedämpft sind“, betonte Dr. Helena Melnikov, Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbandes Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME), am Montag in Eschborn. Erfreulich sei, dass die Lieferengpässe zuletzt leicht zurückgegangen sind. Zur Entspannung im Verarbeitenden Gewerbe trügen auch die seit vier Monaten sinkenden Einkaufspreise bei. 

G. Traud – “Kostendruck lässt nach”  

Wie auch im PMI Februar 2023 kündigen sich im EMI die guten Nachrichten bereits an “Der Kostendruck lässt sukzessive nach und die Nachfrage kommt ganz langsam auch wieder in Schwung“, kommentierte Dr. Gertrud R. Traud, Chefvolkswirtin der Helaba Landesbank Hessen-Thüringen die aktuellen Daten gegenüber den Medien. Im Laufe dieses Jahres sei daher mit einer Konjunkturerholung zu rechnen. „Die Aktienmärkte haben dies bereits in den ersten Wochen des Jahres antizipiert“, fügte die Helaba-Bankdirektorin in ihrem Statement hinzu. 

 U. Kater – “Stimmung hellt sich auf”  

„Die Stimmung unter den Einkäufern ist zwar angestiegen, aber sie verweist weiterhin auf eine schwache wirtschaftliche Entwicklung. Trotzdem scheint sich die Stimmung in der deutschen Wirtschaft gegenüber den Vormonaten aufzuhellen“, sagte Dr. Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank, gestern zu den aktuellen EMI-Zahlen. 

D. Rheinsberg – “Preise wichtiger Industriemetalle zogen an” 

Zur jüngsten Entwicklung des EMI-Teilindex Einkaufspreise gab Dennis Rheinsberg, Direktor – Energy & Industrials der IKB Deutsche Industriebank, gestern folgende Einschätzung ab: „Im Gegensatz zur Entwicklung der Einkaufspreise zogen die Preise wichtiger Industriemetalle im Januar bereits wieder an. Überwiegend niedrige Lagerbestände an den Börsen und ein verbesserter Konjunkturausblick sprechen für weiter moderat steigende Notierungen. Entlastend wirken weiterhin die auch im Januar gesunkenen Gas- und Strompreise, wenngleich die Effekte bei vielen Verbrauchern aufgrund fester Lieferverträge nur zeitverzögert ankommen dürften.“ 

Die Entwicklungen der EMI-Teilindizes 

PMI Februar 2023 – Obgleich Deutschlands Industrie noch immer stagniert, sehen die Wirtschaftsbosse und strategischen Einkäufer für die Industrie einen goldigen Silberstreif am Horizont. (Foto: Bacher Brigitte / www.pixelio.de)
PMI Februar 2023 – Obgleich Deutschlands Industrie noch immer stagniert, sehen die Wirtschaftsbosse und strategischen Einkäufer für die Industrie einen goldigen Silberstreif am Horizont. (Foto: Bacher Brigitte / www.pixelio.de)

Obgleich auch noch zu Beginn des Jahres 2023 die Industrieproduktion leicht zurück gingen, dürfte die Talsohle der negativen Entwicklung in der deutschen Industrie durchschritten sein. An dieser Stelle verrät der EMI Februar 2023 die Entwicklungen der Teilindizes Produktion, Auftragseingang und dem Auftragseingang im Export. Hinzu kommen die Einschätzungen der Geschäftsaussichten, der Beschäftigung, der Einkaufs- und Verkaufspreise.  

Produktion 

Auch zu Beginn des neuen Jahres ging die Industrieproduktion leicht zurück. Dies signalisiert der saisonbereinigte Teilindex, der gegenüber Dezember unverändert blieb und damit abermals knapp unter der Referenzlinie von 50,0 Punkten notierte. Am stärksten wurde die Fertigung im Vorleistungsgüterbereich gedrosselt, wo es zahlreiche Berichte über eine anhaltend schwache Nachfrage gab. 

Auftragseingang 

Der seit April 2022 anhaltende Rückgang der Neuaufträge setzte sich auch im Januar fort. Die Umfrageteilnehmer zählten eine Reihe von Faktoren auf, die zum erneuten Minus beitrugen, darunter hohe Lagerbestände bei den Kunden, exorbitante Preise und ein erhöhtes Maß an Unsicherheit hinsichtlich der wirtschaftlichen und geopolitischen Entwicklungen. Obwohl sich die Schrumpfungsrate den dritten Monat in Folge und auf den besten Wert seit Mai vergangenen Jahres verbesserte, fiel sie kräftig und deutlich stärker aus als die der Produktion. 

Auftragseingang Export 

Beim Auslandsgeschäft wurden ebenfalls wieder Einbußen verzeichnet, was in vielen Fällen der rückläufigen Nachfrage aus China zugeschrieben wurde. Die Kontraktionsrate entfernte sich zwar weiter vom Tiefpunkt im Oktober 2022 auf den höchsten Wert seit einem halben Jahr, blieb aber im historischen Vergleich immer noch kräftig.  

Geschäftsaussichten 

Erstmals seit Beginn des Krieges in der Ukraine fielen die Geschäftsaussichten in der Industrie wieder optimistisch aus. Damit hat sich die Stimmung seit dem Tief von Oktober 2022, als die Ängste und Sorgen über eine mögliche Energiekrise ihren Höhepunkt erreichten, bemerkenswert schnell aufgehellt. Dennoch, von der großen Zuversicht, die bis kurz vor Beginn der russischen Invasion gemessen wurde, sind wir noch weit entfernt. Denn viele Unternehmen haben nach wie vor Bedenken angesichts der hohen Inflation und der enttäuschenden Investitionsbereitschaft. 

Beschäftigung 

Viele Hersteller setzten ihre Bemühungen, offene Stellen zu besetzen und die Produktionskapazitäten zu erhöhen, auch zu Beginn des neuen Jahres fort. Vor allem im Investitionsgüterbereich wurde zusätzliches Personal eingestellt. Allerdings schwächte sich das Tempo zum siebenten Mal in den vergangenen acht Monaten ab, sodass das Wachstum insgesamt moderat und so geringfügig wie seit fast zwei Jahren nicht mehr war. 

Einkaufspreise 

Bei den Einkaufspreisen setzte sich auch im Januar die Talfahrt fort. Nach der vierten Abschwächung in Folge fiel die Inflationsrate auf den niedrigsten Stand seit Oktober 2020 und lag damit sogar unter dem Durchschnittswert, der bis zum Beginn der Pandemie gemessen wurde. Laut Umfrageteilnehmern ist dafür in erster Linie die Abkühlung der weltweiten Nachfrage sowie die Verbilligung einiger Rohstoffe – allen voran Stahl – verantwortlich. 

Verkaufspreise 

Die Verkaufspreise entwickelten sich entgegen dem Trend bei den Kosten und wurden kräftiger angehoben als im Vormonat. Obwohl sie immer noch zu den langsamsten gehörte, blieb die Teuerungsrate hoch und stärker als jemals zuvor in der Geschichte dieser Datenreihe vor April 2021. Am deutlichsten fiel der Anstieg im Investitionsgüterbereich aus. 

PMI Februar 2023 in Kürze 

Die Umfragen zum Einkaufsmanagerindex™/Purchasing Managers’ Index® (EMI™, PMI®) sind mittlerweile für über 40 Länder und Schlüsselmärkte inklusive der Eurozone erhältlich. Aufgrund ihrer Aktualität und Zuverlässigkeit genießen die PMI-Umfragen bei Zentralbanken und Entscheidungsträgern der Wirtschaft sowie auf den weltweiten Finanzmärkten hohes Ansehen. In vielen Ländern stehen außer den PMIs keine weiteren vergleichbaren Konjunkturdaten zur Verfügung 

EMI in Kürze 

Der S&P Global/BME-Einkaufsmanager-Index (EMI) gibt einen allgemeinen Überblick über die konjunkturelle Lage in der deutschen Industrie. Er ist eine Momentaufnahme der Geschäftssituation im Verarbeitenden Gewerbe und ein gewichteter Durchschnitt der Messwerte für Neuaufträge, Produktion, Beschäftigung, Lieferzeiten und Vormateriallager. Der Index erscheint seit 1996 unter Schirmherrschaft des BME. Er wird von S&P Global, einem börsennotierten US-amerikanischen Finanzdienstleistungskonzern, erstellt und beruht auf der Befragung von rund 500 Einkaufsleitern und Geschäftsführern der Verarbeitenden Industrie in Deutschland (nach Branche, Größe, Region repräsentativ für die deutsche Wirtschaft ausgewählt). Der EMI orientiert sich am Vorbild des US-Purchasing Manager´s Index (S&P Global US Manufacturing PMI). 

spglobal.com | bme.de

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