TRANSPORT – LKW- Fahrer ist für viele kein Traumberuf mehr

Tobias Handlbauer ist Junuior-Consultant beim Logistik-Berater Xvise (Foto: Xvise)

Automatisierung, künstliche Intelligenz, Digitalisierung: Das sind nur einige Stichwörter, die derzeit in aller Munde sind und auch vor der Logistik nicht Halt machen. Nichtsdestotrotz dürfen wir nicht vergessen, dass eine der Grundlagen unserer heutigen Logistik noch immer eine manuelle, ganz und gar nicht automatisierte Tätigkeit ist: Das Lenken von LKWs. Doch wollen immer weniger den Beruf als LKW-Fahrer ergreifen.

Bei einem Blick hinter die Kulissen der Branche wird man jedoch rasch vor vollendete Tatsachen gestellt: Es gibt immer weniger LKW FahrerInnen. Während bereits aktuell jedem Unternehmen 3 bis 4 solcher fehlen, sorgt ein Blick auf die aktuelle Altersstruktur in der Branche nicht gerade für Optimismus. So werden beispielsweise in Deutschland rund 50.000 FahrerInnen jährlich in ihren wohlverdienten Ruhestand gehen, im Schnitt kommen aber nur 16.000 neue nach. Das führt dazu, dass man im Jahr 2020 mit einem Defizit von rund 150.000 LKW-LenkerInnen rechnen muss.

LKW-Fahrer: Gründe für den Mangel

Es gibt eine Reihe von Gründen, die für den aktuellen Trend verantwortlich sind. Der offensichtlichste ist die geringe Entlohnung. Rund 1.600 € beträgt in Österreich das Einstiegsgehalt (ohne Diäten). Auch jährliche Anpassungen haben hier noch keine große Veränderung gebracht. Darüber hinaus hält der harte Alltag und das allgemein schlechte Image des Berufsbildes immer mehr junge Menschen von einer Ausbildung in diesem Bereich ab: Die FahrerInnen werden oftmals schlecht behandelt und müssen zunehmend auch Be- und Entladetätigkeiten durchführen, da Unternehmen am Personal sparen. Auch die Infrastruktur lässt in großen Teilen Europas zu wünschen übrig. Parkplätze sind knapp, oftmals schlecht ausgestattet und zum Teil auch noch unsicher.  Darüber hinaus kämpfen LKW LenkerInnen noch mit zahlreichen gesetzlichen Vorschriften, welche den Alltag nicht unbedingt immer erleichtern.

Lösungsansätze

Was kann gegen den Mangel unternommen werden? Derzeit haben Unternehmen oftmals nur die Möglichkeit Fahrer aus dem Ausland zu rekrutieren oder, im schlechtesten Fall, Aufträge gänzlich abzulehnen.

Bessere Entlohnung. Ein erster Schritt in die richtige Richtung wäre natürlich, LKW FahrerInnen entsprechend besser zu entlohnen. Die Meinungen, ob dies alleine ausreicht, gehen jedoch auseinander. Einen positiven Beitrag würden außerdem Investitionen in die Rastplätze leisten. Beispielsweise könnten diese durch Videoüberwachung sicherer oder durch moderne Sanitäranlagen attraktiver gestaltet werden.  Dies würde zu effizienteren Ruhephasen und somit  auch zu mehr Sicherheit im Straßenverkehr führen. Ein weiterer Schritt könnte die Vereinfachung der Ausbildung sein. So stehen etwa der LKW Führerschein ab 17 Jahren im Raum oder eine verkürzte Ausbildung, welche um Zusatzmodule (beispielsweise für Gefahrentransporte) erweitert werden kann.

Den Beruf attraktiver machen

Um den Bedarf an qualifizierten LKW FahrerInnen auch zukünftig abdecken zu können, ist, meiner Meinung nach, vor allem eines notwendig: Das Attraktiveren des Berufsbildes. Dazu gehören nicht nur eine entsprechende Entlohnung und eine Verbesserung des Images, sondern auch gesamtheitlich bessere Rahmenbedingungen, die den Arbeitsalltag von LKW LenkerInnen erleichtern. Wirtschaft und Politik müssen hier wohl beide ihren Beitrag leisten, um dem aktuellen, negativen Trend entgegen zu wirken und eine Versorgungssicherheit im Warentransport auch in Zukunft gewährleisten zu können. Denn auch wenn autonom fahrende LKWs in der Zukunft kommen sollten, so wird doch noch länger ein Fahrer mit an Bord sein.

Herzlichst

Ihr Tobias Handlbauer

tobias.handlbauer(at)xvise.com

*Tobias Handlbauer ist Junuior-Consultant beim Logistik-Berater Xivise

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