DATENFLUSS – Logistik und IT finden schwer zusammen

Mit der zunehmenden Digitalisierung gewinnt der elektronische Datenfluss qualitativ und quantitativ enorm an Bedeutung. Somit ist eine Zusammenarbeit zwischen den betrieblichen Funktionen IT und Logistik zwingend notwendig. Das ist mitunter eine große Herausforderung.

Roland Redlinger (Foto: Xvise)

Warenfluss und Datenfluss sind bestimmende Elemente in der Logistik, die aufeinander abgestimmt sein müssen, um die hohen Anforderungen an Service und Qualität zu erfüllen. Mit der zunehmenden Digitalisierung gewinnt der elektronische Datenfluss qualitativ und quantitativ enorm an Bedeutung, Somit ist eine Zusammenarbeit zwischen den betrieblichen Funktionen IT und Logistik zwingend notwendig.

Aber: Hier regieren Bits und Bytes, die über Glasfaserleitung in real-time übertragen werden. Dort Paletten und Pakete, die per LKW, Bahn, Schiff und Flugzeug bestenfalls in Stunden, üblicherweise in Tagen und Wochen an den Bestimmungsort transportiert werden. Wie findet die reale und virtuelle Welt zusammen?

 Babylon im Unternehmen

Spätestens wenn in einer Besprechung zur Veränderung eines logistischen Prozesses die Experten aus der IT mit den betroffenen Logistikern zusammentreffen, bekommt man zu spüren, dass beide Seiten zwar aufeinander angewiesen sind, aber nicht unbedingt das gleiche Verständnis haben, geschweige denn, die gleiche Sprache sprechen.

Pflichtenheft. Für die IT ist es wichtig, dass vollumfängliche Lasten- und Pflichtenhefte erstellt werden, um die Änderung an Schnittstellen, Inhalte von Berichten, Darstellung der Supply-Chain, Bereitstellung von Track & Trace-Daten möglichst genau zu beschreiben. Individuelle Lösungen werden verabscheut, weil man sich vom Standard wegbewegt und damit weitere Entwicklungen und die laufende Wartung erschwert, ab einem gewissen Grad sogar unmöglich macht. Was folgt ist oft eine lange Zeit mit Programmierung, Detailabklärung, Testläufen.

Rasche Lösung. Die Logistik hingegen möchte eine schnelle Lösung, will möglichst rasch den Prozess angepasst bzw. abgebildet haben, verlangt nach der völligen digitalen Transparenz der Supply-Chain. Die schier unendliche Möglichkeit, Daten zu sammeln und auszuwerten weckt die oft falsche Hoffnung, durch umfangreiche Reports den Logistikprozess besser steuern und kontrollieren zu können. Dabei liegt oft in der Einfachheit die Herrlichkeit!

Diskussionen vorprogrammiert

Ausgiebige Diskussionen zwischen beiden Seiten sind damit vorprogrammiert. Jeder versucht, seinen Standpunkt klar zu machen und durchzusetzen. Und am Schluss schwingt die eine Seite die Keule „Der Kunde will das, der Mark verlangt es, nur so können wir effizient arbeiten“, wohingegen die andere Seite mit Security-Bedenken aufwartet.

Informationslogistiker gesucht. Über solcherart Besprechungen darf man sich nicht wundern. Die Frage ist, wie man dabei zu guten Ergebnissen kommt? Wie schafft man die Verbindung beider Seiten, um nicht nur einen Kompromiss zu erreichen, sondern eine optimale, effiziente und sichere Lösung zu finden? In der Ausbildung wird darauf leider wenig bis keine Rücksicht genommen. Beim Informatik-Studium wird kein logistisches Wissen vermittelt. Logistiker lernen nicht, informationstechnologische Fragen zu behandeln. Es gibt keine Informationslogistiker! Es bleibt daher zu überlegen, ob man IT-affine Logistiker damit beauftragt, oder Informatikern zumindest ein Basiswissen über Logistik und Supply-Chain Management zukommen lässt. Oft hilft aber auch schon ein unabhängiger Projektmanager, der beiden Seiten Raum lässt, umgekehrt aber Entscheidungen einfordert, Verantwortlichkeiten definiert, Zeitpläne kontrolliert und dabei stets das übergeordnete Ziel vor Augen hat: Die Abstimmung des Warenflusses mit dem Datenfluss zur optimalen und effizienten Gestaltung logistischer Prozesse.

Herzlichst,

Ihr Roland Redlinger

Roland Redlinger ist Consultant bei Logistikspezialisten Xvise (roland.redlinger(at)xvise.com)

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