
Das neue Mitglied der Logistics Hall of Fame heißt Prof. Rolf Schnellecke. Der langjährige Chef und heutige Aufsichtsratsvorsitzende der Wolfsburger Schnellecke Group, wurde als „Outsourcing-Taktgeber und Innovator der Automobillogistik“ aus 25 Kandidaten aus acht Nationen in die internationale Ruhmeshalle der Logistik gewählt. Man könnte ihn aber auch als den Vater der Value Added Services in der Automobillogistik bezeichnen.
Prof. Rolf Schnellecke: Er ist das 34. Mitglied unter den verdientesten Logistikern der Welt. Und: „Rolf Schnellecke hat mit der Value Added-Logistik absolutes Neuland in der Speditionsbranche betreten und mit großem Weitblick ein erfolgreiches Geschäftsmodell entwickelt, das eine ganze Branche geprägt hat“, so Anita Würmser, geschäftsführende Jury- Vorsitzende der Logistics Hall of Fame, zu m neuen Hall-of-Famer. Und sie führt weiter aus: „Es wäre für die Automobilindustrie heute unvorstellbar, ohne diese Logistikdienstleistungen auszukommen.“
Vater der Value Added Services

Und in der Tat: R. Schnellecke kann für sich in Anspruch nehmen, die Automobillogistik über die Grenzen seines Unternehmens hinaus maßgeblich beeinflusst und weiterentwickelt zu haben. „Seine frühen Ansätze, die reinen Transport- und Lagerprozesse um zusätzliche Wertschöpfung anzureichern und als Outsourcingpartner Dienstleistungen sowie Produktionstätigkeiten anzubieten, sind visionär und hatten bahnbrechenden Einfluss auf die Automobillogistik“, heißt es darum in der Jury-Begründung, zu der auch Hans-Joachim Schlobach zählt, Herausgeber von BUSINESS+LOGISTIC sowie der internationalen Business- und Wissensplattform blogistic.net.
Beginn des Outsourcings. Der Unternehmer erkannte den Drang der Automobilindustrie zur Globalisierung und vor allem deren Bedarf zur Reduzierung der Fertigungstiefe. In dem damit verbundenen Outsourcingbedarf sah er die Zukunft der modernen Spedition und baute das elterliche Unternehmen konsequent von der regionalen Bahn-und Möbelspedition mit vier Lkw zum Global Player und Outsourcingpartner um. In den frühen 70er Jahren richtete er dabei zunächst internationale Linienverkehre ein. Und in der Folgezeit konzentrierte er sich auf hochspezialisierte Wertschöpfungspartnerschaften mit der Automobilindustrie. 1990 übernimmt Schnellecke als erster Logistikdienstleister die für die damalige Zeit hochinnovative Montage von Tür- und Seitenverkleidungen. Er betritt damit völliges Neuland in der Speditionsbranche. Das Projekt wird zur Blaupause für moderne Value Added-Logistik. Vielfach kopiert ist es heute Standard in der Automobillogistik.
Alles was Recht ist. Doch nicht nur für die Speditionswirtschaft hat R. Schnellecke neue Impulse gesetzt. Wohl eher ungewollt stieß er damit auch die rechtliche Entwicklung von Logistikverträgen an. Denn mit der Value Added-Logistik wurde auch rechtliches Neuland betreten. So war zu diesem Zeitpunkt in keiner Weise geklärt, ob die Services Teil der Produktion oder eben Teil des Transports sind. Entsprechend komplex waren Haftungsfragen. Die Entwicklung der Rechtsmaterie hält hier bis heute an.
Innovationsführung angestrebt
Dabei setzt Schnellecke bis heute nicht nur in der Logistik, sondern auch im Transportsektor stets auf Vorsprung durch Innovation. Er lässt in den 70er Jahren als einer der ersten Spediteure Großraumfahrzeuge für die immer leichteren Bauteile der Automobilindustrie entwickeln, nutzt in den 80ern die aufkommende Computertechnik und treibt heute die Digitalisierung und Autonomisierung voran. Diese bedingungslose Bereitschaft zur Innovation und Veränderung verschafft seinem Unternehmen Wettbewerbsvorteile und macht ihn zu einem gefragten Ideengeber und Innovationspartner.
Gala in Berlin
Offiziell aufgenommen wird Schnellecke am 5. Dezember anlässlich des jährlichen Logistics Hall of Fame Gala-Empfangs im Erich-Klausener-Saal des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur in Berlin.
Kurzvita Rolf Schnellecke |
Rolf Schnellecke wird 1944 in Wolfsburg geboren. Er wächst in der kleinen Spedition auf, die durch den frühen Tod des Vaters von Mutter Margarete geführt wird. Nach dem Abitur in Wolfsburg studiert er Rechts- und Wirtschaftswissenschaften und macht Karriere in der Verwaltung und Landespolitik. Unter anderem ist er 16 Jahre lang Oberstadtdirektor beziehungsweise Oberbürgermeister der Stadt Wolfsburg. Parallel dazu gründet Schnellecke 1967 gemeinsam mit der Mutter im Alter von 22 Jahren die M. Schnellecke KG. Als Gesellschafter und später Aufsichtsratsvorsitzender bestimmt er die strategische Ausrichtung des Unternehmens und entwickelt die Schnellecke-Gruppe zum internationalen Logistikdienstleister mit fast 20.000 Mitarbeiter an über 60 Standorten. Neben der Transportlogistik mit Zwischenwerksverkehren, Gebietsspedition, Milkruns, JIT- und JIS-Transporten ist Schnellecke für zahlreiche OEMs und Zulieferer in der Verpackungs- und Versorgungslogistik von Werken, der Sequenzierung von Teilen und Baugruppen und bei Modulmontagen tätig. Die Versorgungslogistik von Automobilwerken mit Zulieferteilen und Modulen reicht von der Lagerbewirtschaftung und Materialflusssteuerung über die Kommissionierung und Sequenzierung bis hin zur Materialversorgung der Produktionslinien. |
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Logistics Hall of Fame |
Die Logistics Hall of Fame zeichnet Persönlichkeiten aus, die sich um die Weiterentwicklung von Logistik und Supply Chain Management außergewöhnlich verdient gemacht haben. Sie verfolgt das Ziel, weltweit die Leistungsfähigkeit der Logistik und ihre gesellschaftliche Bedeutung zu verdeutlichen. Bisher schafften es 34 Logistiker in die internationale Ruhmeshalle. Die Initiative wird unterstützt vom Bundesverkehrsministerium sowie von einschlägigen Branchenverbänden, Medien wie BUSINESS+LOGISTIC und blogistic.net und Unternehmen, darunter der Duisburger Hafen, Chep, Gebrüder Weiss, Humbaur, PTV Group oder Still. |
