
Kosten-Tsunami: Die Kosten der Coronakrise sind kaum bezifferbar und gehen alleine in Europa in die Hunderte Milliarden Euro. Die deutschen und österreichischen Wirtschaftsinstitute errechnen dabei eine Rezession, die zwischen 2,5 und 9,5 Prozent liegen soll. Die Kritik am rein nationalstaatlich orientierten Krisenmanagement der Regierenden in Europa und an den Behörden Chinas sowie an Xi Jinpings wird immer lauter.
Die Wirtschaft der Industrienationen steht zu einem großen Teil, und mit ihr die Ökonomien Deutschlands und Österreichs. Lediglich die Lebensmittelproduktion und der Lebensmitteleinzelhandel sowie für die Staaten lebensnotwendigen Branchen wie etwa im Transportwesen arbeiten im wahrsten Sinne des Wortes fieberhaft. Das Coronavirus und die Bekämpfung dessen Ausbreitung hat die Ökonomien erfasst, sodass nahezu nichts mehr geht.
Der Effekt: Europa, und allen voran Deutschland und Österreich, schlittern 2020 in eine tiefe Rezession. Je nach Szenario und Institut sackt das BIP Deutschlands zwischen fünf und zehn Prozent ab. Das Rechnet das Institut der Deutschen Wirtschaft aktuell vor. Gleichzeitig rollt auf die Industriestaaten ein Kosten-Tsunami zu.
Zwei Szenarien für Deutschland
Die Spezialisten des IW analysieren dabei zwei mögliche Szenarien. Im positiven Szenario enden die Ausgangsbeschränkungen und Schließungen von Betrieben schon Ende April. Dann fällt das BIP bis Ende 2020 um fünf Prozent gegenüber dem Geschäftsjahr 2019. Für die Industrie bedeutet das in harten Zahlen ein um zehn Prozent geringeres Wachstum. Im weniger optimistischen aber durchaus wahrscheinlichen Szenario dauert der Shutdown der deutschen Wirtschaft hingegen noch bis Ende Juni. Dann sackt das deutsche BIP jedoch um Prozent ab. Der Industrie würde dann ein Minus von 18 Prozent drohen. Gleichzeitig würde sich die akute Krise bis zum Jahresende verlängern. Doch selbst im Idealfall würde es lange dauern, bis Deutschland und seine Nachbarländer wieder zum Normalzustand zurückkehren, dämpft.

Konjunktur Österreichs in Schussfahrt
Auch in Österreich befindet sich die Konjunktur in der Schussfahrt. So rechnet die Raiffeisen Bank mit einem Schrumpfen des Wachstums im Jahr 2020 um 4,5 Prozent. Das Institut für höhere Studien, IHS, rechnet hingegen mit nur zwei Prozent Negativwachstum, weist jedoch darauf hin, dass seine Berechnungen sich noch zumeist auf Daten von Anfang bis Mitte März stützen. Zu diesem Zeitpunkt befand sich Österreich noch ganz am Anfang des Shutdowns. Die Erwartungen der Wirtschaft für die Zukunft ergeben hingegen ein sehr düsteres Bild. So verliert der Erwartungs-Index 11,4 Punkte und drückt diesen in den negativen Bereich (–3,4 Punkte). „Die Indexentwicklung der unternehmerischen Erwartungen deutet aufgrund der Coronavirus-Pandemie auf einen breit angelegten tiefen Konjunktureinbruch in Österreich hin“, kommt das IHS daher zum Schluss. Wie tief der Einbruch ausfallen wird, dazu wollten die Analysten keine Angaben machen.
Kosten-Tsunami für Europa
Für die Steuerzahler im deutschsprachigen Raum bedeuten die Prognosen, dass sie sich auf einen Kosten-Tsunami gefasst machen müssen. Wie sehr die Schuldenlast durch die Maßnahmen der Bundesregierungen in Deutschland und Österreich steigen, das errechnete diese Woche das ifo Institut in München.
Deutschland. Die Analysten des Instituts rechnen damit, dass die deutsche Wirtschaft zwischen 7,2 und 20,6 Prozentpunkte infolge des Coronavirus einbrechen. Das bedeutet ein Kosten-Tsunami zwischen 255 und 729 Milliarden Euro. Dabei würde die Wirtschaft im besten Fall für rund zwei Monate teilweise stillstehen und sich dadurch die Wirtschaftsleistung auf 59,6 Prozent reduzieren. Allerdings verursacht nur eine einzige Woche Verlängerung der Teilschließung zusätzliche Kosten in der Höhe von 25 bis 57 Milliarden Euro. Das ist gleichbedeutend mit einem Rückgang des Wachstums um weitere 0,7 bis 1,6 Prozentpunkte.
Österreich. Für Österreich sieht das ifo Institut hingegen Kosten, die zwischen 34 und 57 Milliarden Euro liegen. Voraussetzung ist dabei jedoch eine Teilschließung von maximal zwei Monaten. Ein solches Szenario verringert die Jahreswachstumsrate zwischen 8,5 und 14,2 Prozentpunkten. Bei drei Monaten erreichen die Kosten bereits 47 bis 83 Milliarden Euro oder 11,9 bis 20,9 Prozent Wachstumsverlust. Und nur eine einzige Woche mehr schlägt sich in zusätzlichen Kosten von drei bis sieben Milliarden Euro und einem Rückgang des Wachstums von weiteren 0,8 bis 1,7 Prozentpunkten nieder.
Für Österreich sieht das ifo Institut hingegen Kosten, die zwischen 34 und 57 Milliarden Euro liegen. Voraussetzung ist dabei jedoch eine Teilschließung von maximal zwei Monaten.
Kosten-Tsunami für wichtige Staaten in Europa |
Schweiz |
Bei einer Teil-Schließung von zwei Monaten entstehen, je nach Szenario, Kosten zwischen 49 und 81 Milliarden Euro. Das führt zu einer Verringerung der Jahreswachstumsrate um 7,8 bis 12,9 Prozent; bei drei Monaten erreichen die Kosten 69 bis 119 Milliarden Euro, was 11,0 bis 19,0 Prozent Wachstumsverlust bedeutet. Eine Verlängerung von einem auf zwei Monate verstärkt den Kosten-Tsunami um bis zu 38 Milliarden Euro und verringert das Wachstum um 6,1 Prozent. |
Italien |
Hier erreichen die Kosten bei einer Teilschließung von zwei Monaten je nach Szenario zwischen 143 und 234 Milliarden Euro. Sie verringern die Jahreswachstumsrate um 8,0 bis 13,1 Prozent; bei drei Monaten erreicht der Kosten-Tsunami bereits die Größe von 200 bis 342 Milliarden Euro oder 11,2 bis 19,1 Prozentpunkte Wachstumsverlust. Eine einzige Woche Verlängerung verursacht in Italien zusätzliche Kosten in Höhe von 14 bis 27 Milliarden Euro und damit einen Rückgang des Wachstums von 0,8 bis 1,5 Prozent. |
Spanien |
Bei zwei Monaten Teilschließung fallen Kosten zwischen 101 und 171 Milliarden Euro an, was die Jahreswachstumsrate senkt um 8,1 und 13,8 Prozent. Bei drei Monaten erreichen die Kosten bereits 141 bis 250 Milliarden Euro oder verringern das Wachstum um 11,3 bis 20 Prozentpunkte. Eine einzige Woche Verlängerung verursacht in Spanien zusätzliche Kosten in Höhe von 10 bis 20 Milliarden Euro und damit einen Rückgang des Wachstums von 0,8 bis 1,6 Prozentpunkten. |
Frankreich |
Die Kosten belaufen sich bei zwei Monaten Teilschließung der Unternehmen je nach Szenario zwischen 176 und 298 Milliarden Euro. Sie verringern die Jahreswachstumsrate um 7,3 bis 12,3 Prozentpunkte; bei drei Monaten erreichen sie bereits 247 bis 436 Milliarden Euro oder 10,2 bis 18,0 Prozent Wachstumsverlust. Eine einzige Woche Verlängerung verursacht in Frankreich zusätzliche Kosten in Höhe von 18 bis 35 Milliarden Euro und damit einen Rückgang des Wachstums von 0,7 bis 1,4 Prozent. |
Großbritannien |
Zwei Monate Teilschließung verursachen Kosten von 193 und 328 Milliarden Euro. Das verringert die Jahreswachstumsrate um 7,7 bis 13,0 Prozent; bei drei Monaten erreichen die Kosten bereits 271 bis 480 Milliarden Euro oder 10,7 bis 19,0 Prozent Wachstumsverlust. Eine einzige Woche Verlängerung verursacht zusätzliche Kosten von 19 bis 38 Milliarden Euro und damit einen Rückgang des Wachstums von 0,8 bis 1,5 Prozent. |
(Quelle: ifo München) |
Erholung nur schleppend
Der Shutdown in den Industrienationen hat für die Unternehmen Umsatzrückgänge von bis zu 100 Prozent zur Folge. Insbesondere im Tourismus und Teilen des Handels sind davon massiv betroffen. Aber auch im Automotive-Bereich sind die Folgen der Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Virus fatal. Sie mussten daher wegen Absatzmangels und Lieferschwierigkeiten große Teile ihrer Produktion schließen. So stehen bei der gesamten europäischen Automobilindustrie die Räder still. Wann BMW, Mercedes, Volkswagen, die PSA-Group, Renault und auch die Fiat-Group sowie Magna die Produktion auf dem Kontinent wieder aufnehmen werden, ist noch ungewiss. Bis nach Ostern werde man noch zuwarten müssen, heißt es allenthalben aus den Headquarters. Auch dämpfen die Hersteller die Erwartungen, weil die Aufnahme der Produktionen in Europa nur sehr schleppend vonstatten gehen werde. Der ohnehin schon schrumpfende Neuwagenmarkt werde sich nur sehr schleppend in 2021 erholen. Für die europäische Zuliefer-Industrie sind das keine guten Nachrichten, denn sie haben in den letzten Jahren einerseits auf Wachstum investiert. Zudem ist dieser Bereich ohnehin stark von der Umstellung auf die e-Mobility durch die OEMs betroffen.
Der Shutdown in den Industrienationen hat für die Unternehmen Umsatzrückgänge von bis zu 100 Prozent zur Folge. Insbesondere im Tourismus und Teilen des Handels sind davon massiv betroffen.
Hoffnungen auf rasche Erholung gering. Die Hoffnungen der Ökonomen und Regierungen, dass eine V-Förmige Wachstumskurve nach Beendigung der Maßnahmen die rasche wirtschaftlichen Erholung bringen wird, dürften sich daher nicht erfüllen. Hoffnungsdämpfend kommt noch hinzu, dass die Medizin frühestens bis Ende dieses Jahres ein Medikament oder einen Impfstoff entwickelt hat, sodass die Maßnahmen gegen die Verbreitung des Virus zumindest heuer zu einem Großteil aufrecht bleiben müssen. Mit einer Normalisierung der wirtschaftlichen Lage dürfte daher erst weit im Jahr 2021 zu rechnen sein.
Arbeitslosigkeit und Kurzarbeit explodieren

Der Effekt der Regierungsmaßnahmen gegen die Ausbreitung der Viren, dürfte derzeit sowohl in Deutschland als auch in Österreich die Arbeitslosigkeit und Kurzarbeit nahezu explodieren lassen. Zwar macht das Bundesministerium für Arbeit und Soziales in Deutschland nur spärliche Angaben und verweist lediglich auf eine starke Zunahme bei der Kurzarbeit hin. 470.000 Arbeitnehmer seien im März zur Kurzarbeit angemeldet worden. Jedoch werden noch keine Angaben zur Arbeitslosigkeit gemacht.
Kurzarbeitsheer in Deutschland wird weiter wachsen. Und diese Angaben könnten nur der Anfang sein. Laut den ifo-Forschern dürften bald noch deutlich mehr Konzerne Kurzarbeit anmelden. „Das volle Ausmaß der Corona-Pandemie ist in all diesen Zahlen vermutlich noch nicht berücksichtigt“, warnt Klaus Wohlrabe, Leiter ifo-Konjunkturumfragen. Erst zehn Prozent der Firmen hätten jetzt schon die Kurzarbeit eingeführt, doch es würden noch viele weitere folgen. Der ifo-Umfrage zufolge betrifft die Kurzarbeit dabei vor allem die Schlüsselindustrien Deutschlands, also Unternehmen aus den Bereichen Automobile (41 Prozent), Maschinenbau (33 Prozent) und Elektrotechnik (32 Prozent). Besonders schwer trifft das Coronavirus auch die Metallerzeugung und -bearbeitung mit 49 Prozent. 41 Prozent der Textilarbeiter und 35 Prozent der Arbeitnehmer*innen in der Herstellung von Lederwaren und Schuhen.
Arbeitslosigkeit in Österreich auf Rekordhoch. Die Entwicklung der Arbeitslosigkeit dürfte dabei in Deutschland ähnlich verlaufen wie in Österreich. Dort kletterte die Arbeitslosenquote auf ein historisches Allzeithoch. Innerhalb weniger Wochen stieg die Zahl der Arbeitslosen um mehr als 52 Prozent auf 562.522, und das Ende der Fahnenstange dürfte noch lange nicht erreicht. Nicht hinzugerechnet sind dabei die vielen EPUs, welche von heute auf morgen ihre Kunden verloren und nun völlig Mittellos da stehen. Den Löwenanteil machen dabei Personen aus, welche im Tourismus und in der Gastronomie beschäftigt waren. Der Shutdown zur Viruseindämmung ließ in Österreich auch die Zahl der gemeldeten sofort verfügbaren Stellen um 20,5 Prozent auf 60.722 einbrechen.
Harsche Kritik am Krisenmanagement

Angesichts dieser Zahlen wird die Kritik am Krisenmanagement der Nationalstaaten immer lauter. So fordert der Generalsekretär der Vereinten Nationen, António Guterres die Regierungen eindringlich auf, bei der Bekämpfung der Weltkrise enger zusammen zu arbeiten. Er kritisiert dabei die fehlenden Strategien bei der internationalen Bekämpfung der Seuche.
Alleingänge sind fehl am Platz. Auch der Direktor des Institutes der Deutschen Wirtschaft, Michael Hüther, ortet einen erheblichen Mangel an internationaler Zusammenarbeit bei der Eindämmung der wirtschaftlichen Folgen der Coronakrise. „Es gibt im Moment keine gemeinsame Lösung und keine gemeinsame Außenhandelsstrategie. Die G20 müssen, wie bereits 2008, einen gemeinsamen Plan ausarbeiten. Nationale Alleingänge und Abschottung sind fehl am Platz“, fordert M. Hüther.
Kritik an China wird lauter
In der Tat führt das Coronavirus das Scheitern nationalstaatlichen Handelns bei weltweiten Krisen vor Augen. Letztendlich geht auch diese Pandemie auf nationalstaatliche Egoismen zurück. So haben die Behörden Chinas sowohl die Existenz des Virus als auch dessen rasante Verbreitung zunächst als rein nationale Angelegenheit behandelt. Schon vor einem Jahr wurden Stimmen aus dem Institut für Virologie in Wuhan laut, welche vor einer Corona-Virus-Pandemie warnten. Und dem Krankenhausarzt Li Wenliang, welcher über mysteriöse Lungenentzündungen berichtete, die gehäuft auftraten und dies mit einem Coronavirus in Verbindung brachte, wurde unter Drohungen untersagt, weiter darüber zu berichten. Hätte sich dieser Arzt aus Wuhan daran gehalten, hätte die Welt viel länger nichts von der Existenz und der Gefährlichkeit dieses Virus gewusst. Li Wenliang ist am 6. Februar angeblich an den Folgen einer Lungenentzündung gestorben.
Zeit verplempert. Die Behörden in China und Staatschef Xi Jinping haben somit wertvolle Zeit mit der Unterdrückung von Informationen zu COVID 19 verstreichen lassen und haben somit die Pandemie erst ermöglicht, so die Kritik. Die Nationalstaaterei der VR China und vieler anderer Nationen dürften daher zum Weltversagen bei der Bekämpfung des Virus geführt haben. Es bleibt daher zu hoffen, dass dies zu Konsequenzen für die Regierenden in der Welt nach der Krise führt.