E-Transport – Bis 2025 wollen Flottenbetreiber aus der Transport- und Verkehrsbranche mehr und flächendeckend in batterieelektrische LKW investieren. Dabei sind vor allem Brennstoffzellen-Trucks bei den Schwerlastwagen besonders attraktiv. Batterieantriebe auf Lithium-Ionen-Basis sind hingegen für Kurz- und Mittelstrecken die bevorzugte Wahl. Allerdings müssen einerseits Fahrzeughersteller von Li-angetriebenen Fahrzeugen hinsichtlich der Reichweiten noch einiges nachlegen. Auch bei Wasserstoff-LKW geht den Flottenbetreibern die Entwicklung viel zu langsam. Das ergab eine aktuelle Studie von Strategy&.
Auf dem Weg zur Klimaneutralität des Verkehrs wird die Elektrifizierung des Straßengütertransports eine wesentliche Rolle spielen. Eine aktuelle Befragung von Strategy&, der Strategieberatung von PwC, unter 30 Herstellern (OEMs) der Sparten Busse und Lkws sowie 30 Flottenbetreibern aus dem Transport- und Logistik-Sektor in den Segmenten leichte Nutzfahrzeuge (Light Duty Trucks, LTD), mittelschwere Nutzfahrzeuge (Medium Duty Trucks, MDT) und schwere Nutzfahrzeuge (Heavy Duty Trucks, HDT) zeigt: Während Dieselmotoren mit einem Anteil zwischen 30 Prozent und 100 Prozent aktuell die meistgenutzte Antriebsform in kommerziellen Lkw-Flotten darstellen, setzen Flottenbetreiber bei der Dekarbonisierung ihres Fuhrparks gleichzeitig immer stärker auf Batterie- und Brennstoffzellen-Antriebe. Fast zwei Drittel der Befragten unterhalten bereits einen Flottenanteil von mindestens 10 Prozent elektrischer Antriebe. Die meisten Flottenbetreiber sind zudem bereit, den Anteil an emissionsarmen Fahrzeugen bis 2025 merklich zu erhöhen – 80 Prozent wollen Brennstoffzellen-Trucks und 100 Prozent batterieelektrische Lkw in ihre Flotten aufnehmen. Die Ergebnisse der Befragung sind Teil der Strategy&-Studie „Commercial Vehicle eReadiness“.
E-Transport – Herausforderung „Batterie“
Aufgrund der hohen Anforderung an die Reichweiten und des höheren Gewichts stellt die Elektrifizierung schwerer Nutzfahrzeuge im Vergleich zu leichteren Klassen allerdings noch immer eine Herausforderung dar. Beim Einsatz von HDTs auf Langstrecken ist daher auch weiterhin die Brennstoffzelle der bevorzugte Energielieferant elektrischer Antriebe, wogegen batterieelektrische Antriebe vorzugsweise für kürzere MDT- und LDT-Fahrten eingesetzt werden. Insgesamt werden die Absatzzahlen von E-Lkws in Europa über alle Gewichtsklassen hinweg bis 2030 voraussichtlich um 20 Prozent ansteigen. Vollständig emissionsfreie LKW werden 2030 einen Marktanteil von über 30 Prozent erreichen.
E-Transport – Staaten sind gefordert
Andererseits sind die Staaten der Europäischen Union (EU) gefordert, mehr für ihre Ladeinfrastrukturen tun, soll sich die Elektromobilität im Verkehrssektor rasch durchsetzen. Beide Faktoren sind nach wie vor die Hemmschwellen hinsichtlich der Modernisierung von Fahrzeugflotten in Richtung E-Mobility.
E-Transport – Leichte LKW derzeit führend
„Die Elektrifizierung im Straßengüterverkehr wird derzeit noch durch leichte Lkw angeführt. Mittelschwere und schwere Nutzfahrzeuge werden jedoch ab 2025 aufgrund eines wachsenden Fahrzeugportfolios nachziehen. Erfolgreiche OEMs können die gesteigerten Anforderungen ihrer Flottenkunden und den wachsenden Bedarf antizipieren und flexible Finanzierungslösungen wie Kurzzeitleasing und Abonnementmodelle anbieten. Besonders für längere Strecken über 300 Kilometer besteht für die Befragten eine Angebotslücke, die es durch auf Kundenbedürfnisse maßgeschneiderte Ladeinfrastrukturnetze zu adressieren gilt”, erläutert Andreas Gissler, Co-Autor der Studie und Partner bei Strategy& Deutschland.
E-Transport – Flottenbetreiber sind Technik-offen
Flottenbetreiber zeigen sich offen für die Elektrifizierung ihrer Fahrzeugantriebe, sehen allerdings in zu geringen Reichweiten sowie der fehlenden Infrastruktur für Batterie und Wasserstoff und den damit verbundenen hohen Kosten Gründe gegen die Anschaffung von emissionsfreien Lkw. Die unternehmerischen Risiken sind noch immer zu hoch. Von den OEMs erwarten Flottenbetreiber daher eine Verbesserung ihrer Angebote an Produkten, Dienstleistungen und Lösungen. Zu einer erfolgreichen Durchsetzung der Elektrifizierung wünschen sie sich zudem ein konsequentes, an die Bedürfnisse der Kunden angepasstes Fahrzeugangebot sowie darauf abgestimmte Dienstleistungen.
Brennstoffzelle – Entwicklung geht schleppend voran
Gerade im Bereich der schweren LKW stehen die OEMs insbesondere im Brennstoffzellen-Segment noch ziemlich am Anfang, obgleich unter Hochdruck an Entwicklungen gearbeitet wird. So erreicht etwa die Nutzfahrzeugsparte, Daimler Trucks auf dem Weg zum vollständig CO2-neutralen Transport auch mit wasserstoffbasierten Antrieben erst jetzt einen Meilenstein auf dem Weg eines Schwerlast-LKW mit Brennstoffzelle. Erst seit dem vergangenen Jahr ist ein Brennstoffzellen-Prototyp Mercedes-Benz GenH2 Truck in den intensiven Testeinsatz gegangen, sowohl auf der hauseigenen Teststrecke als auch auf öffentlichen Straßen. Daimler Truck nimmt nun einen weiteren Prototypen in Betrieb, um den Einsatz von Flüssigwasserstoff zu erproben. Bis eine LKW-Produktentwicklung betriebsbereit ist und die OEMs ein Angebotsportfolio haben, wird also noch einige Zeit vergehen.
Elektromobilität – Erhoffter Rückgang der Kosten
Gleichzeitig wird anerkannt, dass sich durch die technologischen Entwicklungen der vergangenen Jahre bereits Verbesserungen insbesondere bei den Kosten elektrischer Antriebsstränge für E-Nutzfahrzeuge ergeben haben. Ein zusätzlicher Rückgang bei den Gesamtbetriebskosten findet auch durch eine verlängerte Batterielebensdauer, sinkende Kosten für Batteriezellen und -systeme sowie geringere Ladekosten statt.
Investitionen in E-Transport sind attraktiv, wenn sie sich rechnen
Über alle betrachteten Fahrzeugsegmente hinweg ist daher die Elektrifizierung von auf Kurzstrecken eingesetzten Nutzfahrzeugen für die Flottenbetreiber besonders attraktiv. Bis 2030 erhoffen sie sich auf diesem Streckentyp Einsparungen bei den Gesamtbetriebskosten (Total Cost of Ownership, TCO: Energiekosten, Wartungskosten, Abschreibungen aufs Fahrzeug) zwischen 22 Prozent und 27 Prozent. Ob sich diese Hoffnung erfüllt, ist angesichts der derzeit explodierenden Energiekosten bei Strom und anderer alternativer Energieformen derzeit jedoch fraglich. Für Langstrecken könnten sich die TCO bis 2030 um bis zu 23 Prozent für schwere Nutzfahrzeuge reduzieren.
Rasche Umstellung auf Zero Emission eher fraglich
Die vergleichsweise rasche Umstellung auf einen emissionsfreien Fuhrpark ist derzeit eine der größten Herausforderungen für Flottenbetreiber. Erfolgskritisch ist hierbei nämlich eine fundierte Einschätzung der damit einhergehenden Auswirkungen auf die Gesamtbetriebskosten, den Restwert und die Ladeinfrastruktur. Dies ist bei der derzeitigen wirtschaftlichen Entwicklung jedoch nahezu nicht planbar. „Darüber hinaus ist die Integration neuer digitaler Lösungen in bestehende IT-Systeme und betriebliche Abläufe sowie das Einbinden neuer Kooperationspartnerschaften mit OEMs oder Energieunternehmen maßgeblich für einen effizienten Betrieb der Flotten“, kommentiert Dr. Jörn Neuhausen, Co-Autor der Studie und Director bei Strategy& Deutschland.
Attraktive Finanzierungs- und Leasing-Optionen gefragter denn je
Mit höheren Investitionen erwarten Flottenbetreiber in Zukunft daher auch attraktive Finanzierungs- und Leasingoptionen für die weitere Elektrifizierung ihrer Fuhrparks. Für 70 Prozent der befragten Flottenbetreiber wäre ein direkter Kauf lediglich im Segment leichter Nutzfahrzeuge die erste Option. Zu einer Finanzierungsentscheidung neigen 40 Prozent der Befragten bei der Anschaffung schwerer Lkw. Für Autohäuser eine Hiobsbotschaft: 80 Prozent der OEMs gehen davon aus, dass der Direktverkauf zukünftig traditionelle Vertriebskanäle ablösen wird.
Strategy& in Kürze
Strategy& ist die globale Strategieberatung von PwC. Die Experten des Unternehmens entwickeln individuelle Geschäftsstrategien für weltweit führende Unternehmen, basierend auf differenzierenden Wettbewerbsfähigkeiten. Es gilt dabei nach eigenen Aussagen als „die einzige Strategieberatung als Teil eines globalen Professional Services Netzwerks.“ „Strategy, made real“ ist ein Motto der Strategieberatung und heißt, den digitalen Wandel voranzutreiben, die Zukunft mitzugestalten und Visionen Wirklichkeit werden zu lassen. 3.000 Strategieberater:innen und mehr als 295.000 PwC-Mitarbeiter:innen in 156 Ländern tragen hierzu mit branchenspezifischen Dienstleistungen in den Bereichen Wirtschaftsprüfung, Steuer- und Unternehmensberatung bei.
PwC in Kürze
Nach eigenen Aussagen betrachtet es PwC „als seine Aufgabe, gesellschaftliches Vertrauen aufzubauen und wichtige Probleme zu lösen.“ Mehr als 295.000 Mitarbeitende in 156 Ländern tragen hierzu mit branchenspezifischen Dienstleistungen in den Bereichen Wirtschaftsprüfung, Steuer- und Unternehmensberatung bei.
(Die vollständigen Ergebnisse der „Commercial Vehicle eReadiness“-Studie finden Interessenten hier.)
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