Deutschlands und Österreichs Industriesektoren sind gut ins Jahr 2021 gestartet. Das zeigen der EMI JANUAR 2021 sowohl für die größte Ökonomie Europas als auch für die Alpenrepublik. In beiden Ländern ist das verarbeitende Gewerbe auf Wachstumskurs und erweist sich als wichtige Stütze in der Coronakrise. Die EMI-Umfrageergebnisse zeigen aber auch, dass es aufgrund von Verknappungen bei Rohmaterialien und dem Mangel an Schiffscontainern häufiger zu Unterbrechungen der Lieferketten kam. Dies wiederum führte zu einem signifikanten Anstieg der Einkaufspreise sowie niedrigeren Lagerbeständen.

Deutschlands Industrie zeigt sich zu Jahresbeginn in robuster Verfassung und setzt ihren Wachstumskurs trotz Corona-Lockdown auch im Januar fort. Der EMI Januar 2021 von IHS Markit / BME für Deutschland hielt bei 57,1 Punkten (Vormonat 58,3) „Damit erweist sich das Verarbeitende Gewerbe als wichtiger Stützpfeiler für die größte Volkswirtschaft Europas“, betonte Dr. Silvius Grobosch, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME), am 2. Februar 2021 in Eschborn. Anlass zur Sorge gäben jedoch die sich häufenden Lieferverzögerungen. Diese forderten insbesondere den Einkauf heraus. Dieser müsse darauf mit einer Straffung seines Risikomanagements reagieren. Dazu gehöre auch, das bestehende Lieferantennetzwerk regelmäßig auf mögliche Schwachstellen zu überprüfen.
„Die Stimmung ist recht gut“
„Die Stimmung in der Industrie ist also weiterhin positiv. Die seit November 2020 laufenden Lockdowns behindern vornehmlich die Dienstleistungssektoren“, kommentierte Dr. Gertrud R. Traud, Chefvolkswirtin der Helaba Landesbank Hessen-Thüringen die aktuellen EMI-Daten. Im Industriebereich werde hingegen deutlich, dass die hohe Dynamik in China auch ihre Schattenseiten habe: „Knappheiten bei Rohstoffen und Schiffscontainern treiben die Preise. Der in diesem Jahr zu erwartende Preisauftrieb kommt also nicht nur von den wieder höheren Mehrwertsteuersätzen, der C02-Bepreisung und der Anhebung des Mindestlohns in Deutschland, sondern auch von internationalen Faktoren“, so G. Traud weiter. Steigende Inflationsraten werden somit auch in anderen Ländern 2021 wie in Österreich zu beobachten sein. „Die EZB wird sich freuen – der Sparer eher nicht“, fügte die Helaba-Bankdirektorin in ihrem Statement hinzu.
Einkaufspreise steigen. Zur jüngsten Entwicklung der Einkaufspreise ging Dr. Heinz-Jürgen Büchner, Managing Director Industrials, Automotive & Services der IKB Deutsche Industriebank ins Detail: „Nach dem starken Preisanstieg bei vielen metallischen Rohstoffen im Dezember 2020 verteuerten sich die meisten Rohstoffe im Januar nochmals drastisch.“ Ursache war in der Regel ein zu knappes Angebot. So dürfte beispielsweise der globale Kupfermarkt 2020 mit einem Angebotsdefizit von 0,5 Millionen Tonnen abgeschlossen haben. „Da die Bestände an den Börsen weiter sanken und auch die investive Nachfrage drastische anzog, ist nicht verwunderlich, dass nun die Preise um das Niveau von 8.000 US-Dollar pro Tonne oszillieren. Eine nachhaltige Entspannung setzt eine weitere Normalisierung der Minenproduktion voraus. Zudem steigt der Kupferbedarf – zum Beispiel im Automobil – aufgrund des Trends zum autonomen Fahren sowie zu batteriegetriebenen Modellen. Und auch die Energiewende in Europa stimuliert den Absatz“, so die Analyse von H-J. Büchner.
Österreichs Industrie auf Wachstumskurs
„Die Einkaufsmanagerindizes bringen einen schwachen Jahresstart der meisten Volkswirtschaften in Europa zum Ausdruck. Sie zeigen aber auch, dass die Vielzahl regionaler Lockdown-Maßnahmen die Konjunktur nicht wie im ersten Halbjahr 2020 abwürgen“, so ein Resumée von Dr. Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank zum EMI Januar 2021.
Österreichs Industrie robust. Ähnlich wie Deutschland zeigt sich jedoch auch Österreichs Industrie auf robustem Wachstumskurs, wie der EMI Januar 2021 von UniCredit/Bank Austria zeigt. Und das trotz der Verschärfung der internationalen Lockdowns zur Eindämmung der Pandemie zu Beginn 2021. „Der EMI Januar 2021 für Österreich stieg im Jänner auf 54,2 Punkte“, berichtet UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer. Damit liegt der Indikator mittlerweile den siebenten Monat in Folge über der Schwelle von 50 Punkten, die Wachstum in der heimischen Industrie signalisiert. „Der Aufschwung seit dem scharfen Einbruch während des Lockdowns im Frühjahr setzt sich fort, sodass die heimische Industrie einen recht guten Start ins neue Jahr hinlegt“, so S. Bruckbauer weiter. Damit liegt der EMI Januar 2021 für Österreich noch immer leicht unter dem europäischen Durchschnitt (54,7 Punkte), der jedoch vor allem von der deutschen Industriekonjunktur gestützt wird.
Verbesserte Auftragslage und mehr Jobs. Der positive Jahresauftakt der österreichischen Industrie zeigt sich auch in einer erneut verbesserten Auftragslage und weiteren Zuwächsen in der Produktion. Und erstmals seit Beginn der Pandemie sind auch wieder neue Jobs im verarbeitenden Gewerbe entstanden. „Allerdings führten Rohstoffengpässe und Lieferverzögerungen (Anm.: wie in Deutschland) zu noch stärkeren Kostenanstiegen und Ertragseinbußen sowie einer noch deutlicheren Verlängerung der Auslieferzeiten als im Vormonat“, fasst S. Bruckbauer die wesentlichen Details der monatlichen Umfrage unter Einkaufsmanagerinnen und Einkaufsmanagern der österreichischen Industrie zusammen.
Asien und USA sorgen für mehr Exportnachfrage
Die Industrien von Deutschland und Österreich profitierten dabei von der weiteren Belebung des internationalen Handels. Das Tempo des Auftragswachstums hat zu Jahresbeginn zwar etwas nachgelassen, war aber dank der positiven Exportentwicklung aufgrund einer stärkeren Nachfrage aus dem asiatischen Raum und den USA dennoch sehr kräftig. „Während das Neugeschäft im Vorleistungs- und Investitionsgüterbereich durch die Belebung im Export unterstützt wurde, nahmen die Aufträge im Konsumgüterbereich allerdings weiter ab“, schränkt Walter Pudschedl, Ökonom der UniCredit Bank Austria, die positiven Ergebnisse für Österreich etwas ein.
Konsumgüterindustrie stärker belastet
Der Lockdown ab November 2021 belastet somit weniger exportorientierte Betriebe der Konsumgüterindustrie stark. Das hat sich etwa für Österreich im Jänner nicht nur im Neugeschäft, sondern auch in einem Rückgang der Produktion in diesem Bereich niedergeschlagen. Der Produktionsindex sank somit auf 51,8 Punkte, den niedrigsten Wert des seit sieben Monaten laufenden Industrieaufschwungs. In der Folge kam es zu Jahresbeginn in Österreich zu einem Anstieg der Auftragsrückstände.