CHEMIELOGISTIK – HVO-Pilotprojekt soll mehr Nachhaltigkeit bringen 

Chemielogistik – Der Schweizer Chemilogistiker Bertschi, und der US-amerikanische Chemiegigant Dow (The Dow Chemical Company) starten ein Pilotprojekt für den nachhaltigen Transport von Chemikalien zwischen den Niederlanden und Italien. Eine Kombination aus intermodalem Schienenverkehr und mit Biotreibstoff, HVO, betriebenen LKW und Reachstackern (Containerstaplern) soll dabei eine CO2-Reduktion um 90 Prozent bringen. Das könnte ein wirtschaftlicher Übergang in eine Zero Emission-Zukunft sein.  

Chemielogistik – Der Transport von Schüttgut in jedweder Form verlangt besondere Fähigkeiten beim Handling. In Hinblick auf den Klimaschutz auch. (Foto: Bertschi / RS MEDIA WORLD)
Chemielogistik – Der Transport von Schüttgut in jedweder Form verlangt besondere Fähigkeiten beim Handling. In Hinblick auf den Klimaschutz auch. Das beginnt mit HVO-angetriebenen Reachstackern bei der Verladung. (Foto: Bertschi / RS MEDIA WORLD)

Im Zeichen der Klimadebatte und auch gesellschaftlichem Drucks, der von Unternehmen nachhaltiges Wirtschaften einfordert, ist Zero Emission ein wichtiges Ziel vieler Spediteure und Frächter. Doch wurden in der Vergangenheit massiv in Dieselfahrzeuge der Euro 6 –Klasse investiert und Euro 7 steht bereits vor der Türe. Hinzu kommt, dass die Anschaffung von Fahrzeugen mit alternativen Antriebssystemen auf Basis von Lithium-Ionen Batterien oder Wasserstoff-Brennstoffzellen einen wirtschaftlichen Betrieb solcher LKW-Flotten heute noch nicht ermöglicht. 

LKW-Flotten mit HVO nachhaltiger machen 

Sinnvoller dürfte es daher sein, zumindest für eine Übergangszeit bis beispielsweise 2035 oder 2040, die vorhandenen LKW-Flotten zu nutzen und die Einführung von Elektromobilität im Straßengüter-Schwerverkehr schrittweise vorzunehmen. Das könnte beispielsweise mit Hilfe von Bio-Treibstoffen (HVO) gelingen. Damit kann schon jetzt eine CO2-Reduktion bei bestehenden LKW-Flotten gelingen.  

Chemielogistik – Schüttgut benötigt spezielle Transportvoraussetzungen 

Gleichzeitig ist es adäquat bei längeren Logistikketten auf intermodale Konzepte zu setzen. Diese bieten sich insbesondere bei Schüttgut an. Schüttgut ist ein Begriff, der in verschiedenen Industrien und Anwendungsbereichen verwendet wird. Er bezieht sich auf Materialien in loser Form, die nicht in Behältern oder Verpackungen gelagert oder transportiert werden, sondern frei fließen oder geschüttet werden. Diese Materialien können flüssig, fest, granuliert oder pulverförmig sein. Die Handhabung von Schüttgut erfordert daher oft spezielle Ausrüstungen und Verfahren, um die Materialien sicher und effizient zu lagern, zu transportieren und zu verarbeiten. Dies kann die Verwendung von Tanks, Silos, speziellen Containern, Förderbändern etc. umfassen. Die effiziente Handhabung von Schüttgutmaterialien und deren Transport ist beispielsweise in der Chemieindustrie von großer Bedeutung, da sie die Kosten und den Arbeitsaufwand reduzieren helfen. Gleichzeitig steht gerade die Chemieindustrie vielerorts im besonderen Fokus, wenn es um Nachhaltigkeit geht. Intermodale Transportlösungen im Zusammenhang mit umweltschonenden Flotten auf der ersten und letzten Transportmeile könnten daher einen Durchbruch bei der Dekarbonisierung bestehender LKW-Flotten spielen – zumindest bis 2035. Dann sind in der EU keine Neuzulassungen mit Dieselantrieben möglich, auch nicht mit Bio-Treibstoffen. 

Chemielosgistik – Ein Pilot mit Biofuel    

Chemielogistik - Im Rahmen des Bertschi-Dow-Pilotprojekts wird auf der ersten und letzten Meile eine spezielle Flotte von mit HVO betriebenen LKW eingesetzt. (Foto: Bertschi / RS MEDIA WORLD
Chemielogistik – Im Rahmen des Bertschi-Dow-Pilotprojekts wird auf der ersten und letzten Meile eine spezielle Flotte von mit HVO betriebenen LKW eingesetzt. (Foto: Bertschi / RS MEDIA WORLD

Wie das wirtschaftlich im Bereich der Chemielogistik und anderswo gehen könnte, das wollen Bertschi, ein weltweit agierender Chemielogistiker aus der Schweiz, und der US-amerikanische Chemiegigant Dow (The Dow Chemical Company) in einem gemeinsamen Pilotprojekt ausprobieren. Beider Ziel ist ein nachhaltiger Transport von den Niederlanden nach Italien. Erreicht soll das mit der Integration von intermodalen Bahntransporten und mit Biokraftstoff betriebenen Reachstackern und LKW werden. Diese Zusammenarbeit stellt darum für beide Unternehmen “einen wichtigen Meilenstein in ihrem Engagement für Nachhaltigkeit und die Reduzierung von Kohlendioxid (CO2)-Emissionen dar”, heißt es hierzu in einer gemeinsamen Pressemeldung. 

Chemielogistik – Bertschi fährt 90 Prozent auf Schiene 

Bertschi gilt als ein Marktführer in der intermodalen Chemielogistik in Europa. Dort arbeitet man ständig an Strategien zur Verbesserung der Nachhaltigkeit von Tür-zu-Tür Transportlösungen, heißt es. Nach eigenen Angaben wickeln die Schweizer dabei 90 Prozent ihrer europäischen Landtransporte über den intermodalen Schienenverkehr ab. Auf diese Weise habe man in der jüngsten Vergangenheit die CO2-Emissionen um 230.000 Tonnen pro Jahr gesenkt, behauptet Bertschi. Der Schwerpunkt der Anstrengungen liege zudem auf der Optimierung der ersten und letzten Meile der Lieferketten, welche auf der Straße abgewickelt werden. “Hydriertes Pflanzenöl (HVO) erweist sich hier als wertvoller Ersatz für herkömmlichen Diesel”, ist man daher in Dürrenäsch, dem Hauptsitz des Logistikers überzeugt. 

HVO – Biofuel für weniger CO2 

Und in der Tat: HVO, das aus erneuerbaren Rohstoffen gewonnen wird, ist weltweit für sein Potenzial zur erheblichen Reduzierung der Kohlenstoffemissionen anerkannt. Durch den Einsatz von Biofuel für Straßentransporte in der Lieferkette treiben sowohl Dow als auch Bertschi proaktiv ihre selbst gesteckten Umweltziele voran. “Zu den wichtigsten Vorteilen der Integration von HVO in die logistischen Abläufe gehören eine deutliche Reduzierung der CO2- Emissionen auf der ersten und letzten Meile um bis zu 90 Prozent, eine geringere Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen und eine mögliche Verbesserung der Motorleistung”, bekräftigen beide Unternehmen in der Pressemeldung. 

Intermodal von Terneuzen nach Italien 

Im Rahmen des Chemielogistik – Pilotprojekts wird auf der ersten und letzten Meile eine spezielle Flotte von HVO-angetriebenen Reachstackern und LKW eingesetzt. Das Projekt umfasst hierbei den nachhaltigen Transport von Terneuzen in den Niederlanden zu einem nicht genannt werden wollender Empfänger in Norditalien. Die mit Biokraftstoff betriebenen Reachstacker (Containerstapler) führen zunächst die Verladung in Terneuzen durch. Die Hauptstrecke nach Italien wird dann per Bahn vom eigenen Bertschi-Terminal in unmittelbarer Nähe des Dow-Werks abgewickelt. Für die letzte Meile vom italienischen Intermodal-Terminal aus zum Zielort kommt schließlich ein LKW mit HVO-Kraftstoff zum Einsatz. “Diese Initiative zeigt die Machbarkeit und Effektivität einer nachhaltigen Tür-zu-Tür Lieferkette mit der Integration von intermodalem Schienenverkehr und mit Biokraftstoff betriebenen Lastwagen”, heißt es weiter in der Pressemeldung. Ziel sei es, eine umfassende Analyse der Emissionsreduzierung und der Umweltvorteile von HVO im Vergleich zu herkömmlichem Dieselkraftstoff durchzuführen. Dabei liege der Schwerpunkt auf der Minimierung des CO2-Fußabdrucks im Zusammenhang mit den Transportaktivitäten liegt. 

S. Gonzales – “Sind begeistert von HVO” 

Chemielogistik – Trotz HVO werden Spediteure mittelfristig dennoch auf alternative Antriebe für seine LKW-Flotten umsteigen müssen. (Foto: Bertschi / RS MEDIA WORLD)
Chemielogistik – Trotz HVO werden Spediteure mittelfristig dennoch auf alternative Antriebe für seine LKW-Flotten umsteigen müssen. (Foto: Bertschi / RS MEDIA WORLD)

„Wir sind begeistert von dem Potenzial von HVO in der Chemielogistik als nachhaltiger Ersatz für Diesel bei unseren Transporten auf der ersten und letzten Meile“, so Santiago Gonzalez, Managing Director Bertschi Liquids. „Dieses Pilotprogramm unterstreicht unser Engagement für umweltfreundliche Praktiken und steigert die Effizienz und Nachhaltigkeit unserer Logistikdienstleistungen“, so S. Gonzalez weiter. Chloé Sanders, Senior Sourcing Manager bei Dow, ergänz das: „Wir glauben fest an die kollektive Verantwortung für Nachhaltigkeit. Initiativen wie dieses Pilotprogramm sind ein Beispiel für unser Engagement, unseren CO2-Fußabdruck zu reduzieren und einen positiven Einfluss auf die Umwelt zu fördern.“ Durch gemeinsame Initiativen wollen Dow und Bertschi nicht nur den Weg für nachhaltige Logistiklösungen ebnen, sondern auch einen breiteren Wandel in der Branche hin zu einer grüneren, umweltbewussteren Zukunft inspirieren. 

Chemielogistik – Elektromobilität trotzdem nicht vom Tisch 

Doch auch Bertschi wird mittelfristig auf alternative Antriebe für seine LKW-Flotten umsteigen müssen. Denn die EU hat beschlossen, die Neuzulassung von verbrennungsmotorisch angetriebenen Fahrzeugen zu unterbinden. Zwar können Fahrzeuge mit Biofuel noch danach betrieben werden, doch spätestens 2040 ist das Ende der Fahnenstange bei Diesel-Neufahrzeugen erreich. Denn geht es nach den LKW-Herstellern unter dem Dach der European Automobile Manufactures Association (ACEA) wie etwa DAF Trucks, Daimler Trucks, Ford Trucks, Iveco, MAN Truck & Bus, Scania und Volvo Group, werden ab 2040 keine Nutzfahrzeuge innerhalb der Europäischen Union (EU) verkauft, die mit fossilen Brennstoffen angetrieben werden. In einer gemeinsamen Erklärung mit Wissenschaftler*innen des Potsdamer Instituts in Berlin (PIK) im Dezember 2020 verpflichteten sie sich zudem bis 2050, für ihre Fahrzeuge „Klimaneutralität“ herzustellen. (mehr hierzu auf einen Klick). Damit könne man “auf der Grundlage wissenschaftlicher Informationen den Übergang zur Nachhaltigkeit zu beschleunigen“, hieß es dazu. 

Bertschi in Kürze 

Bertschi ist ein für die Chemische Industrie global tätiger Logistik-Dienstleister mit Spezialisierung auf die Logistik von flüssigen und rieselförmigen Produkten. Das Familienunternehmen mit Hauptsitz in der Schweiz wurde 1956 gegründet und erzielt einen Jahresumsatz von über 1.1 Milliarden Schweizer Franken. 3.200 Mitarbeitende sorgen an 74 Standorten in 38 Ländern für Logistikdienstleistungen. Bertschi besitzt 43.200 Tank- und Silocontainer, 1.000 Lastwagen sowie 30 Containerterminals. Die Firma gilt in Europa als ein Marktführer im intermodalen Chemietransport auf Schiene, Straße und Wasser. Hinzu kommen Tankcontainerverkehre und ergänzenden logistische Mehrwert-Dienstleistungen für die Chemische Industrie. Wichtige Standorte außerhalb Europas sind Shanghai, Singapur, Houston, Sao Paulo, Dubai, Al-Jubail (Saudi Arabien), Kuala Lumpur und Istanbul. 

bertschi.com | dow.com

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