Der Preisindex des europäischen Straßentransportmarktes ist auf dem niedrigsten Stand seit acht Jahren, obgleich der Dieselpreisindex weiter steigt. Was sich für die Industrie positiv auswirkt, setzt die Transportbranche insbesondere auf Landstraße und Schiene massiv unter Druck. Das belegt der neue Transport-Market-Monitor.
Die verladende Wirtschaft, also Industrie und Handel, können sich freuen. Sind doch die Preise für Transporte im Keller und werden das auch noch lange bleiben, insbesondere beim Transport auf der Straße. Das ergab die 31. Ausgabe des Transport-Market-Monitors, der von Capgemini Consulting und der Logistikplattform Transporeon mehrmals pro Jahr herausgegeben wird. Dieser zeigt, dass die Transportpreise im 1. Quartal 2017 um weitere neun Prozent im Vergleich zum 4. Quartal 2016 geschrumpft sind. Dieser liegt jetzt bei 86,0 Punkten. Verglichen mit dem Vorjahreszeitraum ist der Preisindex insgesamt um weitere sechs Prozent gesunken. Gleichzeitig nahm der zur Verfügung stehende Frachtraum um 20,4 Prozent zu, sodass der Kapazitätsindex im 1. Quartal 2017 auf 112,8 Punkte stieg, das ist ein Anstieg gegenüber dem Vergleichszeitraum von 2016 um 1,8 Prozent. Ralph Schneider-Maul, Leiter des Bereichs Supply Chain Management bei Capgemini Consulting in der DACH-Region sagt hierzu gegenüber den Medien: „Das erste Quartal 2017 verlief für die Speditionen im Landverkehr sehr negativ. Die auf dem Markt erzielten Preise waren außergewöhnlich niedrig.“ Konkret heißt das: Der realisierte Transportpreis lag, nicht inflationsbereinigt, kaum über dem erzielten, mitten in der Wirtschaftskrise im ersten Quartal 2009.
Dieselpreise steigen
Doch damit nicht genug. Zwar konnte der sinkende Transportpreis bis 2015 noch durch sinkende Treibstoffpreise teilweise kompensiert werden, im Jahr 2016 zogen die Spritpreise jedoch wieder deutlich an. Heute liegt der Dieselindex beinahe 40 Prozent über dem vom Frühjahr 2009, wie der Transport-Market-Monitor zeigt. Tatsächlich ist der Dieselpreisindex das vierte Mal in Folge gestiegen. Er liegt nun bei 82,8 Punkten und damit um 10 Prozent über dem Niveau des letzten Quartals 2016. Der einzige Lichtblick für die Transportbranche ist, dass der European Trade Flow Index (ETFI) im 1. Quartal 2017 nahezu auf demselben hohen Niveau verharrt und lediglich mit einem Rückgang um 1,5 Prozent gerechnet wird.
Hoher Wettbewerbsdruck. Verglichen mit den Vorjahren verbleibt er damit auf einem hohen Niveau. Peter Förster, Geschäftsführer bei Transporeon, meint hierzu im Gespräch: „Obwohl Treibstoffe immer teurer werden, sind die Transportpreise in den ersten Monaten des Jahres weiter gefallen. Dies verdeutlicht den hohen Wettbewerbsdruck in der Branche angesichts nicht voll ausgelasteter Kapazitäten zu Jahresbeginn. Anhaltend niedrige Transportpreise können aber auch ein Beleg für eine wachsende Effizienz im Transportsektor sein, die beispielsweise durch moderne Technologien und Cloudbasierte Lösungen erreicht wird.“
Bahn ohne Wachstum
Doch nicht nur den Überlandverkehren per Lkw machen die niedrigen Transportpreise zu schaffen. Auch die Bahn bekommt damit ihr Fett ab und bleibt bei 16 Prozent des gesamten Frachtverkehrs konstant niedrig. Zwar liegt Österreich beim Güterverkehr mit 2.347 Tonnen je Einwohner an vierter Stelle der EU, die von der ÖBB-Tochter Rail Cargo Austria (RCA) transportierte Tonnage blieb jedoch mit rund 109 Millionen Nettotonnen konstant. Von 2,079 Milliarden Euro an Umsatzerlösen der RCA bleibt nach Konsolidierung ein gegenüber 2015 um 27 Millionen auf 1,713 Milliarden Euro geschrumpfter Marktumsatz, in dem jedoch 80,6 Millionen an gemeinwirtschaftlicher Finanzierung für Gefahrguttransporte, RoLa usw. inkludiert sind.
Bahn-Cargo wird abgehängt. Auch in Deutschland wurde die Bahn vom Straßentransport abgehängt. Hier gab es ein Minus von 1,6 Prozent. Vor allem die Dauerkrise bei der Deutsche-Bahn-Tochter DB Cargo soll sich hier besonders auswirken, so Analyste. Schienen-Verbände machten zudem die Politik verantwortlich, weil der Lkw systematisch gegenüber der Schiene bevorzugt werde. Der Lobbyverband „Allianz pro Schiene“ monierte dabei die sinkende Lkw-Maut in Deutschland, die steigenden Trassenpreise für die Bahnen sowie hohe Abgaben auf Strom. Hingegen werde Diesel weiter steuerlich begünstigt. „Ausgerechnet die umwelt- und klimafreundlichen Güterbahnen kämpfen mit einer immer schwieriger werdenden Marktlage“, kritisierte Geschäftsführer Dirk Flege gegenüber der WELT. Dabei sähen Studien für die Güterbahnen einen Marktanteil von bis zu 35 Prozent. D. Flege weist dabei in Richtung Schweiz und Österreich, wo der Anteil der auf Schienen transportierten Gütern weitaus höher liegt als in Deutschland.
OBWOHL TREIBSTOFFE IMMER TEURER WERDEN, SIND DIE TRANSPORTPREISE WEITER GEFALLEN. DIES VERDEUTLICHT DEN HOHEN WETTBEWERBSDRUCK IN DER BRANCHE ANGESICHTS NICHT VOLL AUSGELASTETER KAPAZITÄTEN. Peter Förster, CEO bei Transporeon
Trendumbruch. Das Netzwerk europäischer Eisenbahnen (NEE), ein Zusammenschluss von Mitbewerbern der Deutschen Bahn, sprach von einem Trendbruch mit Ansage. Zwar hätten die eigenen Bahnen noch ein leichtes Wachstum verzeichnet, DB Cargo hingegen sei weiter geschrumpft. Wer sich frage, warum die Autobahnen immer voller mit Lkw seien, bekomme eine einfache Antwort: „Der Straßentransport ist konkurrenzlos preiswert und wird noch günstiger. Und das ist von der Bundesregierung so gewollt“, kritisiert NEE-Geschäftsführer Peter Westenberger. Er forderte wie die Allianz pro Schiene eine Kürzung der Trassenpreise.
Marktanteil schrumpft. Für DB Cargo sind die Folgen fatal. Der ehemalige Staatsbetrieb war lange Zeit praktisch Monopolist bei den Güterbahnen. Heute hat die Bahn allerdings nur noch einen Marktanteil von etwas über 50 Prozent und der Umsatz soll laut Bahn-Planung auch in 2017 weiter sinken. Er hätte dann in etwa das selbe Niveau wie im Jahr 2010. Allerdings, wenn die Planungen aufgehen, soll DB Cargo im heurigen Jahr keinen Verlust mehr ausweisen.
Der Transport-Market-Monitor
Er zielt darauf ab, Logistikverantwortlichen und anderen Interessengruppen Einblicke in die Entwicklung des Transportmarkts zu bieten. Es handelt sich hierbei um eine gemeinsame Initiative von Transporeon und Capgemini Consulting. Der Index basiert auf der Logistikplattform von Transporeon, mit der Verlader täglich ihre Transportbedarfe ausschreiben und an ihre bevorzugten Transportpartner vergeben. Die Informationen werden anonymisiert aus der Plattform erhoben und von Capgemini Consulting analysiert. Das Ergebnis sind monatliche Indizes, die quartalsweise veröffentlicht werden. Capgemini Consulting, die globale Strategie- und Transformationsberatung der Capgemini-Gruppe, unterstützt weltweit Organisationen bei der Konzeption innovativer Strategien bis hin zu deren Umsetzung. Im Zuge der umfangreichen Veränderungen von Wirtschaft und Gesellschaft durch die Digitalisierung begleitet Capgemini Consulting führende Unternehmen und öffentliche Institutionen insbesondere bei ihrer individuellen digitalen Transformation, immer mit einer klaren Ergebnisorientierung. Das Fundament hierfür bildet eine tiefgreifende Expertise rund um digitale Geschäftsmodelle, industriespezifische Unternehmenstransformationen sowie organisatorischen Wandel.