Im November 2016 traf sich eine Runde von Experten, um das Thema „Die Last-Mile im Spannungsfeld von Politik und Kundeninteressen“ zu diskutieren. Der „Round Table KEP“ fand mittlerweile zum vierten Mal in der BUSINESS+LOGISTIC/BLOGISTIC.NET-Redaktion statt. Dabei war der Tenor, dass die politischen Verantwortlichen in Ländern und Kommunen nur bedingt Lösungswillen bei der Bewältigung der Folgen des E-Commerce Booms zeigen. Durch das Gespräch führte CR Hans-Joachim Schlobach
BLOGISTIC.NET: Herr Professor Kummer. Im letzten Jahr nahmen Sie an einem sehr ähnlich besetzten Round Table zu einem sehr ähnlichen Thema teil. Damals wurde kritisiert, dass weder Länder noch Kommunen auf den E-Commerce Boom vorbereitet sind und nahezu keine Konzepte für das Mehraufkommen der Transportleistungen durch E-Commerce haben. Wie sieht es ein Jahr später aus?
Kummer: Konkret hat sich ein Jahr später noch nicht wirklich etwas geändert. Es ist aber auf der politischen Agenda. Das merkt man daran, dass beispielsweise die Stadt Wien in den letzten Monaten einige Events zum Thema „Citiy Logistics“ veranstaltete. Das ist eine übliche und sinnvolle Vorgehensweise. Erst generiert man Wissen, um dann entsprechende Politikfelder zu besetzen. Zudem wurden in diesem einen Jahr ein paar spannende Pilotprojekte auf den Weg gebracht, wie etwa das Seestadt-Projekt von DPD in Aspern oder in Simmering das Projekt der Österreichischen Post.
BLOGISTIC.NET: Welche Entwicklungen erwarten Sie da im Bezug Hinblick auf die KEP-Logistik im Zusammenhang mit City Logistics-Konzepten?
Kummer: Wir sehen die Abkehr von der einstufigen Distribution von Waren in die Stadt von einem Zentrum aus in die mehrstufige Distribution mit der Nutzung von einzelnen, lokalen Büros. Die Umsetzung solcher Konzepte ist für die Unternehmen allerdings noch schwierig.
BLOGISTIC.NET: Einige der vielen Probleme der KEP-Dienstleister resultieren aus den Stopp-Kosten, die ja steigen, wenn die Empfänger nicht erreichbar sind, aber auch aus den Kosten des Retourenmanagements. Die machen den E-Commerce Boom für diese Branche eher unwirtschaftlich.
Kummer: Richtig! Hier liefern jedoch die KEP-Dienstleister selbst die adäquaten Lösungen, wie etwa Lieferboxen, die dann an diversen Standorten, Shops oder großen Wohnanlagen aufgestellt werden, wo der Empfänger dann selbst rund um die Uhr seine Ware abholen kann, die aber auch für Retouren genutzt werden können. Darum werden wir in Zukunft auch einen höheren Technologieeinsatz zur Automatisierung der gesamten Kette im Allgemeinen und der letzten Meile im Besonderen erleben, der die Kosten senkt. So experimentiert man nicht nur mit Drohnen sondern auch mit kleinen Robots, welche die Pakete liefern. Aber auch die Lieferfahrzeuge erleben einen Automatisierungsschub.
BLOGISTIC.NET: Technisch ist ja sehr viel möglich, um die Stopp-Kosten zu senken. Doch ohne die entsprechenden Rahmenbedingungen, die den Einsatz von Technik erlauben, sind das alles nur Visionen und man kommt über Projektphasen nicht hinaus. Damit diese Projekte auch gelebte Realität werden, ist aber die Politik gefragt. Das ist, was die KEP-Branche einerseits, aber auch und vor allem die Verbraucher andererseits interessiert. Sehen Sie hier Bewegung? Ermöglichen die politischen Entscheider den Unternehmen, Maßnahmen zu treffen, welche die Stopp-Kosten senken und den E-Commerce Boom wirtschaftlicher machen? Im vergangenen Jahr haben wir gesehen, dass es hier teilweise sogar an den einfachsten Dingen scheitert.
BLOGISTIC.NET: Es hat sich im letzten Jahr nach unserem letzten Round Table bei BUSINESS +LOGISTIC/BLOGISTIC.NET doch etwas bewegt, allerdings nur im Bereich der Projekte. Wir haben heute mehr Möglichkeiten, bei Projekten Erfahrungen zu sammeln. So ein Projekt läuft zurzeit in Wien Aspern, wo wir einen City-Hub eröffnet haben. Von dort aus erfolgt die Feindistribution der Pakete mittels Elektromobilität (Anm. d. Red.: siehe auch BUSINESS+LOGISTIC 10/2016, S. 44–45C oder bl.co.at/wordpress). Das ist aber nicht ausreichend, denn der nächste Schritt muss sein, dass günstige Rahmenbedingungen für uns geschaffen werden mit klaren Regeln, die für alle gleich sind. Dass es diese noch nicht gibt, führt dazu, dass wir zwar tolle Imageprojekte haben, wir bei diesen jedoch nur draufzahlen. Sie lassen sich so auf Dauer nicht sinnvoll betriebswirtschaftlich betreiben.
BLOGISTIC.NET: Können Sie ein Beispiel für so eine Rahmenbedingung geben?
Schwarz: Ja! So könnte man zum Beispiel festlegten, dass in bestimmte Zonen keine verbrennungsmotorisch angetriebenen Fahrzeuge für die Belieferung der Kunden zufahren dürfen. Dann sind alle Anbieter gleichermaßen animiert, beispielsweise in Elektromobilität zu investieren und ihre Logistikkonzepte auf solche City-Hubs einzustellen. Es reicht also nicht aus, den Unternehmen zu ermöglichen, Erfahrungen mit neuen Konzepten zu sammeln, sondern es müssen in weiterer Folge auch für alle die gleichen Rahmenbedingungen geschaffen werden, damit die Konzepte in Zukunft betriebswirtschaftlich tragfähig sind. Die Politik könnte so positive Entwicklungen fördern. Wer heute jedoch in alternative Antriebe investiert, bleibt auf den Mehrkosten sitzen und schwächt seine Wettbewerbsfähigkeit, obgleich er ja etwas tut, das dem Bedürfnis der Allgemeinheit nach sauberen Verkehren entspricht.
Kummer: Es ist verwunderlich, dass diese Rahmenbedingungen nicht schon längst von den Verantwortlichen in der Politik entwickelt werden.
Schwarz: Die Folgen sind rasch erklärt: Bei einem Umweltkongress in Wien wurde beispielsweise das Ziel formuliert, dass in den nächsten fünf Jahren der Transport in die Wiener Innenstadt Diesel-frei zu sein hat. Wir würden das ja gerne unterstützen. Wenn wir aber in E-Mobility investieren und die anderen machen das nicht, weil sie nicht müssen, dann haben wir ein Problem mit der Verwirklichung solcher Ziele.
BLOGISTIC.NET: Die Forderung nach Regelung ist erstaunlich, denn eigentlich fordert die Wirtschaft nicht mehr Regeln, sondern weniger?
Schwarz: Ich rede nicht der Mehrregelung das Wort und schon gar nicht politischen Zielen, welche Verkehre aus den Innenstädten verbannen, Herr Schlobach, sondern mir geht es um sinnvolle Rahmenbedingungen mit sinnvollen Regelungen, welche für alle dieselben Wettbewerbsvoraussetzungen schaffen und uns ermöglichen, betriebswirtschaftlich im Sinne unserer Kunden zu arbeiten.
Bollmann: Es darf daher keinesfalls um weitere Einschränkungen für die Transportwirtschaft gehen. Die wird schon genug gegängelt beim Versuch, ihren Job im Sinne der Kunden zu machen. Warum beginnt man überhaupt immer zuerst bei der Wirtschaft, wenn es um Einschränkungen geht? Man könnte doch zur Abwechslung beispielsweise auch einmal diejenigen zur Verantwortung ziehen, die ihr Auto zum Freizeitvergnügen nutzen und damit in die Stadt fahren. Warum prügelt man immer zuerst den LKW und den Klein-LKW und nicht die privaten PKW-Nutzer? In den USA, wo ich gerade herkomme, geht man diesen Weg. Dort stützt man die Wirtschaft. Auch könnte man mit einfachen Mitteln Effekte erzielen, welche ganz ohne neue Regelwerke auskämen.
BLOGISTIC.NET: Welche wären das?
Bollmann: Man könnte beispielsweise das Rechtsabbiegen an Kreuzungsampeln erlauben, welche sehr lange Rotphasen haben. So ließen sich lange Wartezeiten erheblich reduzieren. Und was die Stopp-Kosten für die KEP-Dienstleister angeht, könnte man diese ganz einfach reduzieren, indem man es erlaubt, dass die B2C-Lieferung ganz ohne Quittierung als geliefert gilt. In den USA unterschreibt kein Mensch mehr, sondern dort werden die Pakete einfach vor die Türe gelegt. Und wer teure Lieferungen hat, der muss für den Zusatzservice mehr bezahlen. So einfach ist das.
Wolf: Eine weitere Möglichkeit, rasch zu positiven Ergebnissen hinsichtlich der Verkehrsbelastung aber auch zur Senkung der Stopp-Kosten in den Städten zu kommen, wäre eine Regelung hinsichtlich der Kurzparkzonen. In Wien sind wir Paketdienste beispielsweise aktuell nur geduldet, was teilweise zu schwierigen Situationen für die Fahrer führt. Was das Thema City-Hub angeht, so haben Sie Glück gehabt, Herr Schwarz, ein Grundstück zu finden. In Aspern gibt es wahrscheinlich auch den politischen Willen, eine Lösung herbei zu führen. Wir suchten anderswo in Wien auch ein Grundstück für ein Hub. Man gewinnt jedoch sehr oft den Eindruck, dass in der öffentlichen Diskussion Verkehr an sich böse ist und Logistik-Immobilien entsprechend ebenso. Und dabei ist Wien ja noch erträglich. Schlimmer wird es, je weiter Sie in den Westen kommen.
BLOGISTIC.NET: Und wo klappt es gut?
Wolf: Überall dort, wo es den öffentlichen und politischen Willen gibt, zu einer gemeinsamen Lösung zu kommen, wie wir anhand eines Beispiels in der Steiermark erfahren durften. Wir errichteten in Wundschuh ebenfalls gerade ein Hub. Hier kamen die Entscheidung sehr schnell. Dabei liegen die Vorteile solcher Hubs klar auf der Hand: weniger Verkehre und günstigere Kosten, zufriedene Kunden und Arbeitsplätze für die Region. Das ist eine Win-Win-Situation für alle.
BLOGISTIC.NET: Herr Czasch, die Österreichische Post ist mit ähnlichen Dingen konfrontiert wie die anderen Anwesenden hier. Ihrem Unternehmen wird jedoch stets wegen dessen Vergangenheit als Staatsbetrieb vorgeworfen, einen besseren Draht zur Politik zu haben und sich auch ein wenig die Sache richten zu können. Wie sind denn Ihre Erfahrungen mit Regelungen in Ihrer Branche?
Czasch: Die Vorteile, die aus der ehemaligen Zugehörigkeit zum Staat resultierten, sind nicht mehr vorhanden. Nicht nur, dass Ministerien eben nicht mehr durch die Österreichische Post ihren Paketverkehr abwickeln, haben wir heute mit denselben Problemen zu kämpfen wie unsere Marktbegleiter, wie etwa das Parken in den Städten. Gerade in Wien lösen abgestellte Fahrzeuge der Post genauso rasch Besitzstörungsklagen aus, wie für unsere Mitbewerber. Das gehört mittlerweile in der ganzen Branche zum täglichen Geschäft. Und wenn wir das Thema Regelungen für die KEP-Branche ansprechen, so rechne ich mit restriktiven und voraussichtlich nicht sehr intensiv abgestimmten Vorgehensweisen der politisch Verantwortlichen, welche zu Kostentreibern werden. Das trifft uns genauso. Darum ist es besonders wichtig, rechtzeitig die Vertreter der Politik für diese Themenbereiche zu sensibilisieren. Wir hatten dazu die Gelegenheit bei mehreren Citiy Logistik-Fachkongressen im Wiener Rathaus.
BLOGISTIC.NET: Interessant! Können Sie etwas mehr dazu sagen?
Czasch: Ja! Den Verantwortlichen der Stadt Wien wird mittlerweile durch die Ergebnisse der Verkehrsmessungen bewusst, dass das Verkehrsaufkommen in der Sprinter- und Caddy-Klasse (Anm.d.Red.: LKW bis 3,5 Tonnen Nutzlast und Lieferwagen) enorm steigt. Das wird bestätigt durch die wachsenden Verkaufszahlen der Fahrzeughersteller. Gleichzeitig sinken die Umsätze des stationären Handels in Wien, während der Handel über das Internet boomt. Den kausalen Zusammenhang zwischen E-Commerce und Transportaufkommen hat man in Wien mittlerweile ebenfalls realisiert. Als Konsequenz sind daher einige positive Ansätze in den Pilotprojekten in der Seestadt Aspern und in Simmering zu verzeichnen. Dort werden in die Wohnstrukturen auch Infrastrukturen eingeplant, welche das alles berücksichtigen. Das kann man auf der grünen Wiese freilich machen, in Nebenstraßen der Mariahilfer Straße sind solcherlei Dinge allerdings nur mit gutem politischem Willen denkbar. Und da hapert es.
BLOGISTIC.NET: Warum haben die politischen Verantwortlichen aus Ihrer Sicht so ein Problem, Verkehrs- und Infrastrukturlösungen für die „letzte Meile“ im E-Commerce Geschäft zu finden?
Czasch: Verkehrsstadträtin Vassilakou sagte es zuletzt deutlich. Durch den E-Commerce Boom erhöht sich das Verkehrsaufkommen in den Städten und dadurch sinkt die Lebensqualität, so eines ihrer Argumente.
Kummer: Da folgt sie aber nur der Philosophie der Grünen.
Czasch: Ein anderes, aber wahrscheinlich wesentlich brisanteres Argument ist jedoch, dass der E-Commerce auch die Abgabenquote in Wien und wohl auch in anderen Ballungsräumen massiv senkt, weil die Wertschöpfung nicht in Wien oder vor Ort stattfindet. Die Stadt Wien möchte daher lieber Lösungen finden, welche den stationären Handel in Wien stärken, ohne jedoch auf E-Commerce verzichten zu wollen. Wir entwickeln daher gerade ein Modell, das in etwa so lautet: „Sie shoppen, wir stellen zu.“ Die Idee ist dabei, Konsolidierungspunkte in Shops und Kaufhäusern usw. zu gründen, wo die gekaufte Ware gesammelt wird und von wo aus wir dann zustellen. Das ist allerdings ein sehr schwieriges Unterfangen, denn die Kaufmannschaft ist sehr zersplittert. Alleine entlang der Mariahilfer Straße gibt es sieben Kaufmannsvereine, welche unterschiedlichste Interessen verfolgen.
Kummer: Mit anderen Worten, es gibt keinen politischen Willen den Verkehr und die KEP-Branche zu fördern, weil die Verantwortlichen skeptisch sind, auch im Hinblick auf die sinkenden Einnahmen. Und weil sie nicht wissen, wohin sich die Sache sich entwickelt, gibt es auch keine verbindlichen Rahmenbedingungen und Regelungen.
Bollmann: Die stationären Händler befürchten dabei, dass die Kunden zwar bei ihnen in den Filialen gustieren, jedoch bei Sites wie „Geizhals.at“ etc. bestellen. Diese Händler befürchten, dass ihre Branche schrumpfen wird zugunsten des Handels im Internet. Das ist aber der Lauf der Dinge.
Kummer: Das will die Stadt Wien aber nicht…
Bollmann: Mag sein, aber es geht um den Konsumenten. Der bestimmt, wo er einkauft, nicht die Stadt Wien. Der Konsument will verstärkt im Internet einkaufen und die gekaufte Ware so schnell und kostengünstig wie möglich bei sich zu Hause haben. An dieser Stelle muss man den KEP-Dienstleistern ein Lob aussprechen, denn sie schaffen es, trotz aller Widrigkeiten, dass die bestellte Ware innerhalb von 48 Stunden in ganz Europa geliefert werden kann, in Österreich sind es sogar nur 24 Stunden.
Wolf: 90 Prozent der Österreicher kaufen mittlerweile online und davon wird 74 Prozent im Ausland gekauft. Haupteinkaufsland ist Deutschland. Die Kaufentscheidung liegt beim Konsumenten. Unsere Aufgabe ist es. den Transport bestmöglich und sehr flexibel durchzuführen und das bei steigenden Anforderungen an die Qualität.
BLOGISTIC.NET: Herr Spörl, Sie sind mit dem Kundeninteresse konfrontiert und auch Sie haben unterschiedlichste Lösungen für die letzte Meile in der Versandkette. Was will der Kunde? Und fühlten Sie sich von der Politik unterstützt, dem Kundeninteresse zu genügen?
Spörl: Der Kunde erwartet Convenience. Er shoppt vom Fauteuil aus und will dann seine Ware nach Hause bekommen. Unsere Aufgabe als KEP-Dienstleister ist es, dies zu ermöglichen. Es gibt einen Trend vom stationären Einzelhandel in Richtung „Shopping im Internet“. Die Politik schafft Regeln, um diese Entwicklung zu lenken, zu gestalten und die Geschwindigkeit zu bestimmen. Manche Entwicklungen sind allerdings schneller, als die Politik handeln kann. Das E-Commerce-Geschäft steigt stetig. Dadurch wird manche Zufahrtsbeschränkung langsam zum Problem. Und die Notwendigkeit für Konzepte zur logistischen Versorgung bestimmter Wohn- und Innenstadtgebiete steigt. Der Ausbau von Beschränkungen verlagert den Druck von der einen Seite auf die andere. Beschränkungen verursachen Kosten, die letztlich
an den Verbraucher weitergegeben werden. Das ist nicht im Interesse des Konsumenten, der einfach nur bequem und günstig einkaufen will.
BLOGISTIC.NET: Was soll die Politik dann Ihrer Ansicht nach tun?
Spörl: Sie sollte Entwicklungen fördern, die die Branche in den letzten Jahren auf den Weg gebracht hat. So setzen auch wir mittlerweile auf elektrisch betriebene Zustellfahrzeuge in Innenstädten, in Graz zum Beispiel auf E-Bikes. Die KEP-Branche denkt seit jeher innovativ und entwickelt neue Serviceleistungen. Auf der letzten Meile entstehen permanent neue Lösungen, um den Bedürfnissen unserer Kunden nach günstiger und komfortabler Zustellung Rechnung zu tragen. So entwickeln wir mit dem Einzelhandel ein Modell, das die Filiale selbst zum Lager macht, von wo aus wir als KEP-Dienstleister noch am selben Tag zustellen. Das freut den Konsumenten, der am Tag der Bestellung beliefert wird. Es reduziert weiters Verkehre und stärkt den Einzelhandel – Ziele, die auch die Politik verfolgt.
BLOGISTIC.NET: Was vermissen Sie daher von den politischen Entscheidungsträgern?
Spörl: Wir wünschen uns noch mehr unkomplizierte Lösungen zur Förderung unseres Geschäfts. Nehmen wir nur die E-Mobilität. Hier fällt uns in Österreich auf die Füße, dass das hohe Gewicht der Batterien zur Nutzlast gezählt wird. Man könnte ganz pragmatisch eine Regelung treffen, die das Auflasten des Fahrzeuges um das Gewicht des Akkus erlaubt. Damit hätte ein Zustellfahrzeug mit Elektroantrieb eine Ladekapazität, die mit einem Fahrzeug mit Verbrennungsmotor vergleichbar ist. Wir brauchen Regelungen, die Innovationen unterstützen. Das geht am einfachsten, wenn politische Entscheidungsträger Konsumentenbedürfnisse, Trends im Handel und die beteiligten Unternehmen in den Mittelpunkt ihrer Entscheidungen stellen.
BLOGISTIC.NET: Wir sehen also, dass es nach wie vor am politischen Willen fehlt, Lösungen zu fördern, welche dem Willen des Konsumenten entgegen kommen und die Wirtschaft stützen. Es ist also für KEP-Dienstleister sehr schwierig, stationäre City-Hubs zu bekommen, weil man Lieferverkehre und letztlich auch KEP-Dienstleister, die Lieferverkehre produzieren, ablehnt. Umgekehrt steht dem politischen Unwillen der Wille des Konsumenten entgegen, Waren aus dem Internet direkt zu Hause zu beziehen. Wie sähe ein wirtschaftlich sinnvoller Kompromiss des Dilemmas aus Ihrer Sicht aus?
Kummer: Aus wirtschaftlichen Aspekten für beide Seiten wäre es interessant, mobile Hubs zu haben. Erste Versuche mit solchen Hubs wurden in Köln gemacht. Da ist man in die Innenstadt mit so einem mobilen Hub rein, hat das abgestellt und die Feindistribution erfolgte aus dem Hub heraus mit dem Fahrrad. In diese Richtung könnte ein Kompromiss gehen.
Czasch: So etwas könnte sogar auch mit autonomen Fahrzeugen passieren.
Kummer: Das wäre überhaupt dann die eleganteste Lösung.
Wolf: Hier liegen dann aber die Probleme im Detail, wie etwa beim Thema Sicherheit.
BLOGISTIC.NET: Und gerade hier werden dann Eventualitäten konstruiert, welche nie eintreten, aber so viel Gewicht bekommen, dass wieder nichts entschieden wird, ist zu befürchten. Ideen und Lösungen gibt es zuhauf. Die Politik muss daher nur die Rahmenbedingungen dafür schaffen. Vielen Dank für die tolle Diskussion. Im nächsten Jahr werden wir uns wieder treffen. Dann jedoch schon in unseren neuen Redaktionsräumen. Ich danke für die tolle Diskussion.
Die Diskutanten
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