KONTRAKTLOGISTIK – Passender Partner für Osteuropa

Kontraktlogistik-Projekte werden schon bei der Ausschreibung gewonnen. Das weiß man auch bei der Quehenberger- Gruppe. Darum haben die Straßwalchener (Salzburg Land) in den Ausbau ihrer Kontraktlogistik-Infrastruktur investiert. Offenbar mit Erfolg, denn die Kontraktlogistik wird hier als Wachstumstreiber gesehen. Vor allem das Geschäft mit Zentral- und Südost-Europa brummt. (Ein Bericht von CR Hans-Joachim Schlobach)

Nahezu täglich erreichen Meldungen über erfolgreich gelaunchte Kontraktlogistik-Projekte Wirtschaftsmedien wie etwa BUSINESS+LOGISTIC oder blogistic.net. Nur in den seltensten Fällen geben die Vertragsparteien hingegen Auskunft über deren Scheitern – doch auch das kommt vor. Der „BVL-Arbeitskreis Kontraktlogistik“ in Deutschland empfiehlt daher, im Rahmen der bereits im Jahr 2013 erschienen Publikation „Leitfaden Kontraktlogistik-Ausschreibung“ aus der Schriftenreihe „Wirtschaft und Logistik“ (Hrsg. Prof. Norbert Schmidt ) bei Abschluss eines Logistikvertrages, die genaue Beschreibung der vom Kontraktlogistik-Dienstleister zu erbringenden Leistungen. Denn ohne eine präzise und umfassende Leistungsbeschreibung dürfe ein Logistikvertrag nicht geschlossen werden. Zudem sei in Bezug auf die bei „Vertragsbeginn festgelegten Leistungspreise“ zu überlegen, für welchen Zeitraum die Preise Gültigkeit haben sollen. In diesem Zusammenhang empfiehlt der Arbeitskreis seither den Vertragsparteien auch zu prüfen, ob im Vertrag eine Klausel aufgenommen werden kann, die eine situationsbezogene Anpassung der Leistungspreise vorsieht.

(Foto: RS Media World Archiv / Quehenberger)
Mathias Friedrich, Head of Contract Logistics der Quehenberger-Gruppe. (Foto: RS Media World Archiv / Quehenberger)

Der richtige Partner

„Der Erfolgsschlüssel jedes Kontraktlogistik-Projektes ist jedoch der passende Partner“, so Kontraktlogistik-Spezialist Mathias Friedrich, Head of Contract Logistics der Quehenberger-Gruppe in Österreich. Dabei gehe es vor allem um gegenseitiges Vertrauen und Fairness, da sich die Vertragsparteien zumeist über mehrere Jahre aneinander binden. Insbesondere der Auftraggeber benötigt hier das Vertrauen in den Kontraktlogistik-Dienstleister. Gefragt sind dessen Fähigkeiten, die Logistikdienstleistung auch mit der notwendigen Qualität zu den vereinbarten Kosten umzusetzen. Denn die strategische Entscheidung für den Einsatz eines externen Dienstleisters ist zumeist, die Fixkosten im eigenen Unternehmen zu senken und zu variablen Kosten zu verwandeln. Diesem Wunsch steht jedoch die Tatsache gegenüber, dass das Outsourcen von Leistungen mit einer längeren Abhängigkeit vom Dienstleister verbunden ist. Und auf diesen hat der Auftraggeber zumindest in führungstechnischer Hinsicht nur wenig Einflussmöglichkeiten.

Der Erfolgsschlüssel jedes Kontraktlogistik-Projektes ist jedoch der passende Partner. Mathias Friedrich, Head of Contract Logistics Quehenberger

Auf Detaillierungsgrad konzentrieren. „Das ist mit ein Grund, warum Industrie und Handel in Österreich ihre Lagerlogistik zumindest in Österreich häufig selbst betreiben“, sagt hierzu M. Friedrich im Gespräch mit blogistic.net. Er sieht als einen weiteren Grund für die Zurückhaltung der Unternehmen bei inländischen Kontraktlogistik-Projekten aber auch die Größe des österreichischen Marktes. Dieser lässt umfassende und längerfristige Projekte dieser Art für die Unternehmen eher unattraktiv erscheinen. Das ist schlüssig, wenn man bedenkt, dass Auftraggeber bei Kontraktlogistik-Ausschreibungen bei ihren Pflichten- und Lastenheften klare Serviceprofile und Benchmarkings definieren müssen. Erst sie ermöglichen es nämlich dem Kontraktlogistik-Dienstleister zu entscheiden, ob der potenzielle Auftraggeber überhaupt die Voraussetzungen zur Umsetzung des Projektes über die gesamte Vertragslaufzeit mitbringt. Daher konzentrieren sich die Auftraggeber in und außerhalb Österreichs bei ihren Ausschreibungen heute verstärkt auf den Detaillierungsgrad von Pflichten- und Lastenheften für ihre grenzüberschreitenden Projekte. Diese sind schon von Vorne herein längerfristig angelegt. „Bei unseren Kunden sind Kontraktlogistik-Projekte eher international und längerfristig angelegt, bei denen wir beispielsweise häufig die Logistik für Österreich aus einem Standort in Zentral- und Südosteuropa abwickeln“, bestätigt auch M. Friedrich.

Logistikflächen sind rar. Ein Manko des österreichischen Kontraktlogistik-Geschäftes ist aber auch der Mangel an Logistikflächen und Business-Parks. Dieser Mangel verhindert nicht selten effiziente Kontraktlogistik-Lösungen für das Inland. Spekulative, also von einem Immobilienentwickler errichtete und zur Vermietung frei gegebene Logistik- und Lagerflächen sind in der Alpenrepublik kaum zu finden, obgleich durchaus Nachfrage bestünde. Doch sind es zumeist die Kommunen selbst, welche kein Interesse an Logistikdienstleistern und ihrem Business zeigen und daher ihre Gewerbeflächen nicht für Lagerflächen widmen. „Eine Kontraktlogistik-Lagerhalle ist flächenintensiv und schafft nicht so viele Arbeitsplätze wie ein Industriebetrieb.“, weiß M. Friedrich aus Erfahrung. Der negative Effekt für den Wirtschaftsstandort Österreich: Die Logistiker wandern mit ihren Distributions- und Bestandslagern zunehmend in Länder wie Tschechien, Slowakei, Ungarn und Rumänien ab. Die Wertschöpfung der Logistik findet daher nicht mehr in Österreich statt. Nur wenigen wie der Quehenberger-Gruppe gelingt es dennoch, für genügend Lager- und Umschlagsfläche in Österreich zu sorgen, um Kontraktlogistik-Projekte von Österreich aus abzuwickeln. Dabei kommt der Spedition das Anfang dieses Jahres wirksam gewordene Joint Venture Q Logistics mit der ÖBB zugute. Das neue Unternehmen besteht aus der European Contract Logistics – Austria und dem österreichischen „Bereich Stückgut und Warehousing“ der Quehenberger-Gruppe. Der Logistikkonzern, die Augustin Quehenberger Group, die 40 Prozent an diesem Joint Venture hält (60 Prozent ÖBB), kann damit nun auf 25 weitere Standorte mit 1.200 Mitarbeitern und ca. 290.000 qm Lagerfläche in Österreich zugreifen.

Partner für Südosteuropa

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Quehenberger hat sich der Logistiker in Bukarest, Timisoara, Cluj, Oradea und Arad auf die Distribution von Fashion und Konsumgütern sowie Reifen spezialisiert. (Foto: RS Media World Archiv / Quehenberger)

Ob damit sämtliche Wachstumspläne des Unternehmens ungesetzt werden können, hängt letztlich von der weiteren konjunkturellen Entwicklung ab und wird sich noch herausstellen. Die Chancen stehen für die Straßwalchener jedoch spätestens mit dem Joint Venture gut. Denn damit haben sie auch ihre Kontraktlogistik-Kompetenz verbessern können – offenbar mit Erfolg. Gerade das schwierige Kontraktlogistik-Terrain treibt nämlich bei der österreichischen Spedition das Wachstum voran. Als Wachstumsmarkt stellt sich für die Kontraktlogistiker dabei insbesondere Zentral- und Südosteuropa heraus. Der konsequente Aufbau eines leistungsfähigen Standortnetzes und das Joint Venture mit der ÖBB machen sich offenbar bereits bezahlt.

Ausbau im Osten. Die österreichische Spedition ihre Kontraktlogistik-Projekte unter anderem in Rumänien, Kroatien, Mazedonien und der Slowakei ausbauen. Der Roll-out stützt sich dabei auf standardisierte Prozesse, die in Kombination mit einer hochmodernen IT reibungslose Abläufe in allen Ländern garantieren. „Wir entwickeln für unsere Kunden individuelle Gesamtlösungen, die wir aufgrund unserer Standortdichte in jedem Land umsetzen können, und zwar in durchgehend gleichbleibender Qualität“, erklärte CEO Christian Fürstaller. „Durch diese Kombination von gruppenweiter Kompetenz und regionaler Präsenz sind wir für international tätige Unternehmen der ideale Partner bei deren Expansion.“

Führend in Rumänien. Quehenberger Logistics zählt mit rund 300.000 m² Warehousefläche insgesamt, davon 100.000 m² alleine in Rumänien, zu den führenden Logistikern in Richtung Schwarzes Meer. Dabei hat sich der Logistiker in Bukarest, Timisoara, Cluj, Oradea und Arad auf die Distribution von Fashion und Konsumgütern sowie Reifen spezialisiert. So wurde 2017 ein neu errichtetes Zentrallager für einen großen rumänischen Textil-Einzelhändler in Betrieb genommen, von dem aus die Verteilung in Rumänien sowie nach Bulgarien und Moldawien stattfindet. Zudem wird ein E-Commerce Warehouse einer namhaften deutschen Schuhhandelsgruppe für Rumänien und Bulgarien betrieben. Am Aufbau eines Zentrallagers für denselben Kunden in Rumänien, Bulgarien und der Türkei gearbeitet. In Timisoara eröffnet Quehenberger Logistics zudem nach im heurigen Herbst ein weiteres neues Lager für einen weltweit tätigen Brauereikonzern.

Expansions auf dem Balkan

(Foto: RS Media World Archiv / Quehenberger)
Quehenberger zählt mit 100.000 m² Lagerfläche zu den Großen in Rumänien. (Foto: RS Media World Archiv / Quehenberger)

 

Auch in Kroatien, Slowenien und Mazedonien hat die Quehenberger-Gruppe ihre Flächen und Aktivitäten ausgebaut. Für Christian Fürstaller, CEO der Augustin Quehenberger-Gruppe, ein logischer Schritt in Richtung nachhaltiges Wachstum: „Zentral- und Osteuropa ist unser Kerngebiet.“ In Kroatien betreibt die Spedition bereits fünf Läger im Großraum Zagreb mit rund 400 Mitarbeitern und bedient u.a. die Filiallogistik eines internationalen Lebensmitteleinzelhändlers. Vor kurzem wurden im Outsourcing drei Warehouse-Standorte eines Getränkeherstellers in Zagreb und Split übernommen. Ebenfalls stark gewachsen ist der Standort in Senec/Slowakei. Im vergangenen Jahr wurde zum Beispiel das Distributionscenter eines internationalen Reifenherstellers für Österreich, die Slowakei, Tschechien und Ungarn in Betrieb genommen. Weitere Projekte in Budapest, Bukarest, Sofia und Zagreb sind in Planung. „Durch das starke Teamwork von Logistik- und Branchenspezialisten in der Zentrale und lokalen Teams sind wir sehr erfolgreich in der Entwicklung von Logistikprojekten“, so Christian Fürstaller abschließend.

quehenberger.com