Die Nominées für die zehnte Endausscheidung des „Oscar der Intralogistik“ stehen fest. 14 Geräte und Lösungen von 12 Intralogistikanbietern wurden von der Jury für den IFOY Award 2022 nominiert. Die Nominées durchlaufen Ende März in den Hallen der Messe Dortmund das strenge IFOY Audit. Interessenten aus Industrie, Handel und Dienstleistungssektor können zudem Test Camp Intralogistics vom 21. bis 23. März selber Testen. (Interessenten aus Österreich können sich direkt an Jury-Member HaJo Schlobach unter hjs(at)journalismus.at wenden).
Die Finalisten für den weltweiten IFOY Award 2022 (IFOY = International Intralogistics and Forklift Truck of the Year) stehen fest. Die Juroren, darunter auch CR HaJo Schlobach von blogistic.net und BUSINESS+LOGISTIC, lassen aus dem Bewerberfeld von insgesamt 29 Bewerbern im zehnten Durchgang des Wettbewerbs 14 Geräte und Lösungen von 12 Herstellern für das Rennen um die innovativsten Intralogistikprodukte und -lösungen zu. „Die Nominierten spiegeln wider, wohin die Reise der Intralogistik künftig geht. Neben Staplern und klassischer Lagertechnik spielen unter anderem automatisierte, ganzheitliche Lösungen, Software und autonome mobile Roboter (AMR) für Hochleistungslager eine zentrale Rolle. Die Endrunde mit hochkarätigen internationalen Finalisten wird sehr spannend“, betont Anita Würmser, Vorsitzende der internationalen IFOY Jury und Initiatorin des Award.
Internationale Jury aus 20 Ländern
Ihre Entscheidung in dem auch „Oscar der Intralogistik“ genannten Wettbewerb trifft die 26-köpfige Jury aus 20 Ländern nach den IFOY TEST DAYS vom 18. bis 23. März in der Messe Dortmund. In Halle 3 durchlaufen alle Finalisten ein dreistufiges Audit. Im IFOY Test ermitteln die Experten in einem standardisierten Verfahren die Kennzahlen der Finalisten. Im IFOY Innovation Check beurteilen hingegen Wissenschaftler den Innovationswert der nominierten Geräte und Lösungen. Durchgeführt wird der Innovation Check von Spezialisten des Fraunhofer-Institutes für Materialfluss und Logistik (IML) in Dortmund, des Lehrstuhls für Technische Logistik an der Universität Dresden sowie dem Lehrstuhl für Fördertechnik, Materialfluss und Logistik (fml) an der TU München. Erstmals ist auch ein Experte des Fraunhofer Instituts für Produktionstechnik und Automatisierung (IPA) Teil des Forscherteams.
Die Bewertungskriterien
An den letzten beiden Tagen der IFOY TEST DAYS reisen die Juroren aus allen Kontinenten in den Ruhrpott, um die Nominierten vor Ort in Augenschein zu nehmen, selbst zu testen und auch zu bewerten. Bewertet werden unter anderem Innovationswert, Technik, Ergonomie und Handling, Sicherheit, Marktfähigkeit, Design und Kundennutzen sowie Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit. Ein wichtiger Grundsatz lautet hierbei: Die Finalisten werden in ihren jeweiligen Kategorien nicht untereinander verglichen, sondern mit ihren Wettbewerbern auf dem Markt.
Nicht nur die Technik, auch die Marktrelevanz ist entscheidend
Ziel ist es dabei u.a. auch, die Relevanz der Lösungen für die jeweiligen Zielmärkte zu ermitteln. Denn das, was etwa für Deutschland, den skandinavischen Ländern oder Österreich als Hightech-Märkte von Vorteil ist, muss nicht zwangsläufig auch den Anforderungen eines Marktes in Osteuropa, Amerika oder Asien entsprechen. Diese jeweilige Marktbeurteilung führt dann schließlich zu einer Gesamtbeurteilung der Intralogistiklösungen, die in einer anonymen Award-Vergabe mündet. Vergeben werden die begehrten Trophäen dann am 30. Juni. Der Ort steht zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Artikels noch nicht fest.
Die Nominées in Kürze
Eine der begehrten Trophäen gewinnen wollen die Intralogistikspezialisten Cargotec Engineering, Jungheinrich, Locus Robotics, Magment, NAiSE, Noyes Technologies, robominds, SICK, SSI SCHÄFER, STILL, stow robotics und SYNAOS.
Elektrischer Mitnahmestapler Moffett E5 25.4 NX
Das Unternehmen Cargotec Engineering aus Irland darf 2022 mit dem MOFFETT E5 25.4 NX ins Finale starten. Die Neuentwicklung ist die jüngste Ergänzung der vollelektrischen Mitnahmestapler-Reihe und Teil der zweiten Generation des weltweit ersten vollelektrischen Mitnahmestaplers Moffett E4-25.3NX (wir berichteten bereits auf blogistic.net). Das Gerät ist auch mit Vier-Wege-Lenkung (multidirektional) erhältlich. Sein Hauptvorteil passt in die Zeit: emissionsfreie Kundenbelieferungen.
Hochhub ERD 220i
Zwei Finalplätze hat sich der Intralogistikanbieter Jungheinrich gesichert. In der Lagertechnik ziehen die Hamburger mit dem Elektro-Hochhubwagen ERD 220i in die Endrunde ein. Wegen des Lithium-Ionen-Batteriekonzepts sind die Abmessungen des Doppelstockstaplers für den gleichzeitigen Transport von zwei Paletten ultrakompakt. Neben smarten Features, die den Arbeitsalltag deutlich erleichtern, bietet vor allem die feste Plattform hohen Seitenschutz von drei Seiten und viel Platz im Fahrerstand.
FTS EKS 215a
Grünes Licht gab die Jury zudem dem EKS 215a von Jungheinrich. Das Fahrerlose Transportfahrzeug (FTF) mit einer Hubhöhe von bis zu sechs Metern ist das erste FTF der Hanseaten, das für den reinen automatisierten Einsatz in Logistik und Produktion entwickelt wurde. Das integrierte Sicherheitskonzept ermöglicht einen reibungslosen Einsatz in Bestandsumgebungen, in denen auch manueller Verkehr herrscht. Die Hamburger entwickelten zudem ein 24-Volt-Energiekonzept mit Automatikladefunktion.
RaaS Locus Robotics AMR
Der US-amerikanische Hersteller Locus Robotics hat mit seiner Locus Robotics AMR Solution die Endrunde in Dortmund erreicht. Die Lösung besteht aus einer integrierten Plattform, die firmeneigene Optimierungsalgorithmen und betriebliche Leistungsdaten in Echtzeit nutzt, um Arbeitskräfte und AMRs zu koordinieren. Dem Hersteller zufolge erzielen die Kunden durch das Robots-as-a-Service (RaaS)-Modell einen Return on Investment (ROI) innerhalb von sechs bis acht Monaten sowie eine zwei- bis dreifach höhere Produktivität.
Dynamic Wireless Charging
Das Unterhachinger Start-up Magment erreichte mit dynamic wireless charging for intralogistics vehicles das Finale. Das Unternehmen entwickelte eine kabellose Ladeinfrastruktur zur Elektrifizierung von Industrieböden für induktives Laden. Basierend auf einem patentierten magnetisierten Boden in Kombination mit speziellen Wickel- und Gießtechnologien werden robuste induktive Ladeplatten produziert, die verlustfreies Laden beim Fahren ermöglichen. Damit reduzieren sich die Ladepausen von Flurförderzeugen oder entfallen sogar völlig.
Auftragsmanagement Naise Traffic
Ebenfalls als Start-up nominiert wurde NAiSE TRAFFIC, eine herstellerunabhängige Verkehrs- und Auftragsmanagementsoftware von NAiSE aus Stuttgart. Elementar bei dieser Anwendung ist, dass durch das patentierte Lokalisierungsnetzwerk (NAiSE RTLS) der gesamte Mischbetrieb – also alle Personen und Fahrzeuge im Lager – in die Verkehrssteuerung und -analyse einbezogen wird und dadurch ein effizienterer und sicherer Materialfluss gewährleistet ist.
Nano-Logistik NoyesStorage
Das dritte Start-up im Finale heißt Noyes Technologies. Mit NoyesStorage brachten die Münchner das erste robotikbetriebene, ultradichte, automatisierte und hochflexible Nano-Logistiksystem für die urbane Logistik auf dem Markt. Ziel ist es, komplexe Probleme durch einfache Ansätze zu lösen: Dazu ist die Technologie auf das Notwendige reduziert, und es wird auf einen hohen Grad an Standardisierung und Modularisierung geachtet. Durch den modularen Aufbau können bereits Flächen ab zehn Quadratmetern für das System genutzt werden.
KI robobrain.Neuros
Ebenfalls aus München stammt robominds: Im Finale steht die Firma mit dem KI-basierten robobrain.NEUROS (Neural Robotic Operating System) – einem industrialisierten Betriebssystem für intelligente Robotik. Das Credo der Robotikspezialisten lautet: Parametrieren und konfigurieren statt programmieren. Das Grundprinzip: Auf dem industrialisierten Betriebssystem wird jede Funktion der Robotikkomponenten zum Skill, also zur Applikation – einfach zu beziehen über den robominds Skill Store, individuell adaptierbar oder selbst zu entwickeln dank des robominds Skill SDK.
Palettenidentifikations PACS
Den Sensorspezialist SICK hat die Jury mit PACS (Pallet Classification System) nominiert, einem Palettenidentifikationssystem auf Basis von Deep Learning. Auslöser für die Entwicklung war die Herausforderung bei einem Kunden, dessen Mitarbeiter im Wareneingang manuell ermitteln müssen, ob eintreffende Paletten einem Palettenpool angehören und entsprechend bepfandet sind. Mit der neuen Lösung können Anwender auf Basis eines modularen Baukastens aus Hardware und Software diesen bis dato manuellen Prozess einfach automatisieren.
Kommissioniermodul Flat Pack Picking
Mit dem IKEA Project Flat Pack Picking schaffte es SSI SCHÄFER in die Endrunde. Mit Flat Pack Picking bietet der Hersteller eine automatisierte und schlüsselfertige Systemlösung aus einer Hand für die effiziente und volumenoptimierte Palettierung großer Artikel, die für den Möbelhandel typisch sind. Das Kommissioniermodul mit Portalrobotern ermöglicht ein effizientes Handling eines heterogenen Artikelspektrums und zeichnet sich durch hohe Skalierbarkeit aus.
Hase Saftey Workware
In der gleichen Kategorie geht STILL mit der Automatiklager-Erweiterung bei Hase Safety Workwear ins Rennen um eine Trophäe. Die Hamburger erweiterten die Anlage auf insgesamt 10.000 Palettenstellplätze. Zugleich wurden bestehende Flurförderzeuge von STILL durch automatisierte und leistungsfähigere Geräte mit Teleskopgabeln ersetzt. Optimierte Fahrkurse trugen ebenfalls zur Steigerung der Performance bei.
Descend Speed Regulation
Die Hanseaten bewarben sich zudem erfolgreich für die Kategorie Special of the Year mit DSR (Descend Speed Regulation). Dabei handelt es sich um ein dreistufiges Assistenzsystem für Anhänger und Schlepper, das dem Fahrer das sichere Abwärtsfahren erleichtert – speziell mit schweren Anhängelasten. Das System reguliert – manuell oder automatisch – die Geschwindigkeit des Fahrzeugs auf einen Wert, der vor gefährlichen Situationen schützen kann.
e.scala Robotics
Mit e.scala steht das zur belgischen stow Group gehörende Unternehmen stow robotics in der letzten Runde. Dabei handelt es sich um ein standardisiertes, roboterbasiertes Ware-zur-Person Lager- und Kommissioniersystem für kleine und mittelgroße Anwendungen. Es ersetzt mit einem Roboter, der sich über Schienen sowie ein patentiertes Rampensystem dreidimensional im Lagerkubus bewegt, alle klassischen Bestandteile eines automatisierten Lagersystems. So ist eine Realisierungszeit von nur drei Monaten möglich. Weitere Vorteile: ein niedriges Investment und geringe laufende Kosten.
Vehicle Localization Synaos
Auf das Finale freut sich zudem SYNAOS mit der Lösung SYNAOS IMS – Vehicle Localization. Damit kann die Position von manuell gesteuerten Flurförderzeugen dargestellt werden – unter anderem dank eines Sensorkits mit Kamera. SYNAOS nutzt dazu moderne Computer-Vision-Technologie, um sein genaues und robustes Ortungssystem zu ermöglichen, das einfach installiert und skaliert werden kann. Anstelle von UWB oder LIDAR kommt die aus der Robotik bekannte Visual Odometry-Technologie zum Einsatz.
Test Camp Intralogistics für B2B-Gäste
Übrigens nicht nur die Juroren haben die Möglichkeit, die Finalisten vor Ort zu testen, sondern auch Intralogistikentscheider aus Industrie, Handel und Logistikdienstleistung. Unter dem Motto „Spot on Innovation and Business“ steht das TEST CAMP INTRALOGISTICS als 2G-Plus-Event mit den IFOY Finalisten, den IFOY Partnern und international bekannten Herstellern für eine limitierte Zahl von B2B-Fachbesuchern offen. Das nachhaltige, innovative Veranstaltungsformat auf einer Gesamtfläche von 9.800 Quadratmetern wurde von zwei auf drei Tage erweitert, um den Teilnehmer noch mehr Zeit für Probefahrten und intensive Fachgespräche mit Firmenvertretern zu bieten. Zwischen 21. und 23. März können Gäste nicht nur bei geführten Highlight-Touren dabei sein. Erstmals finden auch prominent besetzte Panel Discussions zu den Trendthemen Innovationsmanagement, Intralogistik 4.0 und VDA 5050 statt. In Vorbereitung ist beim VDMA auch eine Neuauflage des Live-Tests der Kommunikationsschnittstelle VDA 5050 im Rahmen des AGV Mesh-Up.
(Rund 80 Tests der letzten Jahre finden Interessenten in unserem TESTATLAS auf blogistic.net.)
jungheinrich.com | locusrobotics.com | magment.co | naise.eu
noyes-tech.com | robominds.de | sick.com | ssi-schaefer.com
still.de | stow-robotics.com | synaos.com