EMI FEBRUAR 2021 – Deutsche Industrie weiter auf Wachstumskurs

Allen Befürchtungen zum Trotz bleibt die deutsche Industrie die Wachstumslokomotive auch für Europa. Befeuert von der hohen Nachfrage insbesondere in Asien und USA verzeichnete das Verarbeitende Gewerbe in Deutschland im Februar einmal mehr kräftige Zuwächse. Das zeigt der saisonbereinigte EMI Februar 2021 von IHS Markit/BME. Dieser schnellte auf 60,7 Punkte, nach 57,1 Punkten im Januar 2021.

EMI Februar 2021: Die Deutsche Industrie erweist sich für Europas Wirtschaft weiter als Wachstumslokomotive. (Martin Jäger / www.pixelio.de)
EMI Februar 2021: Die Deutsche Industrie erweist sich für Europas Wirtschaft weiter als Wachstumslokomotive. (Martin Jäger / www.pixelio.de)

Die wirtschaftliche Talfahrt der Eurozone hat sich im Februar leicht verlangsamt. Dies signalisiert der finale IHS Markit Eurozone Composite Index (PMI) vom Februar 2021. Dieser ist gegenüber Januar um einen Punkt auf 48,8 gestiegen. 50 Punkte signalisieren ein Wachstum. Allerdings blieb die Kluft zwischen Industrie und Servicesektor im Berichtsmonat bestehen. Während die Industrieproduktion aufgrund der anziehenden Binnen- und Exportnachfrage noch stärker ausgeweitet wurde als in den drei Vormonaten, ging es im Servicesektor weiter kräftig bergab.

Erholung zeichnet sich wegen Industrieproduktion ab

Dennoch zeichnet sich eine wirtschaftliche Erholung ab. Als wahre Lokomotive erweist sich dabei derzeit vor allem die deutsche Industrie. Wie der EMI Februar 2021 von IHS Markit / BME zeigt, legte dieser innerhalb eines Monats um mehr als drei Punkte zu und kletterte von 57,1 auf 60,7 Punkte. „Das ist der höchste Wert seit über drei Jahren“, teilte der englische Finanzdienstleister IHS Markit mit. Allerdings nehme der Druck auf die Lieferketten zu. So meldeten im Berichtsmonat mehr Unternehmen als jemals zuvor in fast 25 Jahren EMI-Datenerfassung zum Teil beträchtliche Lieferverzögerungen.

EMI – Deutsche Industrie ist robust

„Der nun schon seit fast einem Dreivierteljahr anhaltende Aufwärtstrend des EMI ist ein Beweis für die Robustheit der deutschen Industrie, die sich in der Corona-Krise als echter Stützpfeiler der Konjunktur bewährt“, betonte Dr. Silvius Grobosch, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik (BME) Anfang März. Sorge bereiten ihm allerdings die größer werdenden Lieferengpässe und die anziehenden Einkaufspreise.

Alte Höchststände bald erreicht

„Der EMI nähert sich alten Höchstständen – und das trotz Corona. Es ist offensichtlich, dass die Internationalität der deutschen Industrie maßgeblich für die gute Stimmung der Branchen ist“, kommentierte Dr. Gertrud R. Traud, Chefvolkswirtin der Helaba Landesbank Hessen-Thüringen die Daten des EMI Februar 2021. „Die großen Pole dieser Welt – USA und China – treiben das Wachstum an, und Deutschland kann davon profitieren“, fügte die Helaba-Bankdirektorin in ihrem Statement hinzu. Ein Nach-Krisenboom sei jetzt schon abzulesen. Dies gehe mit deutlich steigenden Preisen einher. Auch das zeichne sich schon ab.

Wachstumslage wegen Lockdowns dennoch kritisch

„Trotz der auf den ersten Blick guten Zahlen schwindet die Hoffnung auf Wachstum im ersten Quartal 2021 mit jedem Tag hoher Infektionszahlen ein Stückchen mehr“ relativiert Dr. Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank die Daten des EMI Februar 2021. Es sei jedoch nicht die Erwartung eines Absturzes wie im ersten Halbjahr 2020 als vielmehr die Befürchtung einer längerfristigen Beeinträchtigung der Wirtschaft. „Und diese könnten die guten Umfrageergebnisse etwas trüben“, so U. Kater weiter.

Preisauftrieb bei Industrierohstoffen setzt sich fort

Zur jüngsten Entwicklung des EMI-Teilindex Einkaufspreise teilte Dr. Heinz-Jürgen Büchner, Managing Director Industrials, Automotive & Services der IKB Deutsche Industriebank mit: „Der Preisauftrieb der wichtigsten Industrierohstoffe setzte sich auch im Februar 2021 fort. Dafür sorgten gut gefüllte Auftragsbücher und eine noch immer knappe Versorgung bei etlichen Rohstoffen.“

Transportprobleme belasten Lieferketten

Zudem kam es insbesondere in der ersten Monatshälfte zu witterungsbedingten Transportproblemen. Bei unverändert hohen Eisenerznotierungen und nur leicht sinkenden Schrottnotierungen verteuerten sich die Stahlpreise je nach Sorte nochmals um 4,5 bis sieben Prozent. Während jedoch die Spotmarktpreise im zweiten Quartal ihren Höhepunkt sehen werden, dürften die Kontraktpreise im zweiten Halbjahr 2021 deutlich über dem Niveau der ersten Jahreshälfte liegen. „Die Versorgungslage bei Stahl sollte sich jedoch schon im Verlauf des zweiten Quartals deutlich entspannen“, so H.-J. Büchner weiter.

Die Entwicklung der EMI Februar 2021 -Teilindizes

Produktion: Auch im Februar steigerten die Hersteller ihre Produktion. Nach der Abschwächung auf ein 5-Monatstief zum Jahresanfang beschleunigte sich das Wachstum wieder und fiel so kräftig aus wie seit November vergangenen Jahres nicht mehr. In den meisten Fällen wurden die Zuwächse dem höheren Auftragseingang zugeschrieben. Das größte Plus wurde im Investitionsgüterbereich verzeichnet, gefolgt von den Vorleistungsgüterherstellern.  
Auftragseingang insgesamt: Die Anzahl der Neuaufträge machte im Februar einen kräftigen Sprung nach oben. So kletterte der saisonbereinigte Teilindex auf den höchsten Stand seit Oktober 2020 und signalisierte einen der stärksten Zugewinne in der fast 25-jährigen Umfragegeschichte des EMI. Erneut gaben die meisten Umfrageteilnehmer an, dass die jüngsten Zuwächse in erster Linie auf das generell hohe Nachfrageniveau zurückgehen. Daneben gab es vereinzelt Meldungen über vorzeitig platzierte Aufträge aufgrund von befürchteten Lieferengpässen.
Auftragseingang Export: Auch die Exportaufträge sind im Februar steil angestiegen. Die Zuwachsrate zog den zweiten Monat in Folge an und kletterte auf den höchsten Wert seit Dezember 2017. Hersteller von Investitionsgütern verbuchten den größten Zugewinn, im Konsumgüterbereich hielt sich Nachfrage dagegen in Grenzen. Neuaufträge kamen vor allem aus Asien (insbesondere China), den USA sowie Europa.
Beschäftigung: Die Beschäftigung in der Industrie stabilisierte sich im Februar, womit der seit März 2019 anhaltende Abwärtstrend vorerst endete. Bei den Teilbereichen zeigt sich allerdings ein geteiltes Bild. Firmen im Investitionsgüterbereich verzeichneten aufgrund des extrem hohen Kapazitätsdrucks ein moderates Stellenplus. Die Hersteller von Konsumgütern sowie Vorleistungsgütern bauten hingegen abermals Personal ab.  
Einkaufspreise: Die teils massiven Lieferengpässe führten im Februar zu einer weiteren Verschärfung des Kostendrucks in der Industrie. Die Inflationsrate kletterte nicht nur auf einen der höchsten Werte der vergangenen zehn Jahre, sondern auch der Umfragegeschichte (seit 1996). Neben höheren Preisen für eine breite Palette an Materialien – darunter Stahl, Kunststoffe und elektronische Komponenten – meldeten viele Umfrageteilnehmer auch eine Verteuerung der Frachtkosten.  
Verkaufspreise: Nach vergleichsweise milden Steigerungen in den vergangenen vier Monaten hoben die Hersteller ihre Verkaufspreise im Februar so deutlich an wie seit fast zweieinhalb Jahren nicht mehr. Am stärksten fiel der Anstieg im Vorleistungsgüterbereich aus.  
Geschäftsausblick: Deutschlands Hersteller blickten auch im Februar optimistisch in die Zukunft. Der Teilindex verbesserte sich gegenüber Januar sogar nochmals und erreichte ein neues Rekordhoch (seit Mitte 2012). Nahezu die Hälfte der Befragten (49 Prozent) rechnet mit höheren Produktionsraten binnen Jahresfrist. Die meisten Manager stützen ihre Hoffnungen dabei auf die wachsende Zuversicht der Kunden und den großen Nachholbedarf, sobald die Covid-19-Beschränkungen gelockert werden.  

bme.de

ihsmarkit.com

Verwandte Themen