Krisenfest – Österreichs ältestes Logistikunternehmen, Gebrüder Weiss, ist gut durch die Coronakrise gekommen. Das Unternehmen erwirtschaftete im vergangenen Geschäftsjahr 1,77 Milliarden Euro Netto. Dabei waren die entscheidenden Meilensteine die digitale Transformation, die Konzentration auf nachhaltige Unternehmensentwicklungen sowie der weltweite Standortausbau.

Gebrüder Weiss hat in seiner mehr als 400-jährigen Unternehmensgeschichte schon viele Krisen durchtaucht. Auch die Coronakrise dürfte dem ältesten Logsitikunternehmen der Welt bis jetzt wenig angehabt haben, denn die „Orangen“ zeigen sich krisenfest. Sie erwirtschafteten nämlich im Geschäftsjahr 2020 einen Nettoumsatz von 1,77 Milliarden Euro. Und das entspricht einer Umsatzsteigerung von 3,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr (2019: 1,71 Milliarden Euro).
Wachstumskurs fortgesetzt. Damit setzt das Unternehmen seinen soliden Wachstumskurs der vergangenen Jahre fort. Die Gründe für die beinahe schon traditionell Resilienz des Logistikers dürften dabei vielfältig sein. So hat die Unternehmerfamilie Senger-Weiss es in der Vergangenheit immer wieder verstanden, ihr Unternehmen regelmäßig neu zu erfinden und an neue Situationen anzupassen. Hinzu kommt, dass unternehmerische Entscheidungen weniger am kurzfristigen kommerziellen Erfolg als am Fortbestand des Unternehmens über Generationen hinweg ausgerichtet sind. Das dürfte auch während der Coronakrise gelungen sein.
„Sind flexibel … geblieben“
„Entscheidend für die positive Bilanz war, dass wir auch während der Coronakrise flexibel und voll einsatzfähig geblieben sind – und das an allen Standorten weltweit. Wir konnten trotz wiederholter Lockdown-Phasen und globaler Frachtraumverknappung immer wieder geeignete Transportlösungen anbieten“, bringt es Wolfram Senger-Weiss, Vorsitzender der Geschäftsleitung von Gebrüder Weiss gegenüber blogistic.net auf den Punkt. Gleichzeitig hätten sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter krisenfest gezeigt und trotz schwieriger Rahmenbedingungen Herausragendes geleistet, verweist der Firmenchef auf das Rückgrat der Spedition.
Best of Both Worlds – Strategie der digitalen Transformation
Schon vor Jahrzehnten setzte Langzeitchefin Heidegunde Senger-Weiss auf die Digitalisierung, als in vielen Transportunternehmen noch nicht einmal Faxgeräte zum Einsatz kamen. Auch jetzt tragen die Entscheidungen, rechtzeitig auf die digitale Transformation zu setzen, wieder zur Krisenresistenz und zum Wachstum des Traditionsunternehmens bei. Als einen Meilenstein im Digitalisierungsprozess betrachten die Verantwortlichen dabei die Einführung des neuen Kundenportals myGW im vergangenen Jahr.
Usable Solution. Die Online-Plattform ermöglicht Anwendern einen einfachen, schnellen und direkten Zugriff auf alle Services des internationalen Logistikers liefert Informationen zu Transport- und Logistikaufträgen in Echtzeit. „Unsere Digitalstrategie ‚Best of Both Worlds‘ – also die Verknüpfung von physischer und digitaler Kompetenz – hat sich gerade jetzt in der Krise bewährt“, freut sich W. Senger-Weiss im Gespräch. Man habe so zeigen können, dass das Unternehmen ein ebenso verlässlicher wie innovativer Logistikpartner sei, so der Vorarlberger weiter. Das Kundenportal ist derzeit übrigens in Österreich, Deutschland, der Schweiz, Tschechien, Ungarn und der Slowakei im Einsatz. Die Ausweitung auf weitere Länder sei für 2021 geplant.
Krisenfest – Weltweites Standortnetz ausgebaut
Auch in Sachen Internationalisierung beschritten die Vorarlberger ihren Weg 2020 weiter. So verdichtete die Spedition Bereich Luft- und Seefracht ihre Standortstruktur in Deutschland und vollzog den Markteintritt in Polen, Südkorea, Malaysia, Australien und Neuseeland. „Die Expansionen wurden aufgrund der reduzierten Reisemöglichkeiten nahezu überall remote realisiert. Das war eine besondere Herausforderung für die jeweiligen Teams, die sie aber mit digitalen Kommunikationsmitteln erfolgreich lösen konnten“, sagt W. Senger-Weiss. Das internationale Netzwerk umfasst damit aktuell 170 Niederlassungen in 35 Ländern sowie 7.400 Mitarbeiter*innen (Vollzeitäquivalent).
70 Millionen Euro-Investment. Insgesamt investierte der Logistiker über 70 Millionen Euro in den Ausbau seiner Standorte und der IT-Infrastruktur sowie in Akquisitionen. Die Eigenkapitalquote bleibt stabil bei über 60 Prozent, ein wesentlicher Grund für die Krisenstärke des Unternehmens sowie die Fähigkeit zur Weiterentwicklung trotz schwieriger Rahmenbedingungen.
Nachhaltigkeit im Blick – CO2-Neutralität bis 2030

Ebenfalls klare Ziele verfolgt Gebrüder Weiss bei seiner Nachhaltigkeitsstrategie: Der CO2-Ausstoß soll jährlich um zehn Prozent reduziert werden, bis 2030 will das Unternehmen CO2-neutral sein. Gelingen soll das u.a. mit noch mehr Photovoltaik-Anlagen auf den eigenen Logistikterminals sowie dem verstärkten Einsatz alternativer Lkw-Antriebe wie Elektro, Gas oder Wasserstoff. Zusätzlich zu diesen Maßnahmen bietet Gebrüder Weiss seinen Kunden seit vergangenem Jahr die Möglichkeit des Emissionsausgleichs durch zertifizierte Klimaschutzprojekte.
Landverkehre im Minus. Die volatile Wirtschaftslage des vergangenen Jahres spiegelt sich in der Umsatzentwicklung der einzelnen Geschäftsbereiche wider: Aufgrund der Einschränkungen und einiger Betriebsschließungen auf Kundenseite, besonders im zweiten Quartal, verzeichnete der Bereich Landverkehr und Logistik mit 1,10 Milliarden Euro ein Minus von 4,3 Prozent (2019: 1,15 Milliarden Euro). Die gestiegene Nachfrage im Onlinehandel sorgte im Home Delivery-Segment für ein Sendungsplus von 29 Prozent (1,37 Millionen Sendungen in 2020); in Österreich und mehreren Ländern Osteuropas ist Gebrüder Weiss damit Marktführer. In der Luft- und Seefracht konnte mit 470 Millionen Euro ein Umsatzplus von 23,7 Prozent erzielt werden (2019: 380 Millionen Euro). Neben der guten Geschäftsentwicklung, besonders in der Luftfracht, wirkte sich hier die Übernahme von Ipsen Logistics positiv aus. In einem Umfeld größter Herausforderungen beförderte DPD Austria, dessen Mitgesellschafter der Gebrüder Weiss Paketdienst (GWP) ist, mehr als 57 Millionen Pakete. Das entspricht einem Zuwachs von mehr als zehn Prozent, der in der Coronakrise erfolgreich geschultert wurde.
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