Einkaufsmanagerindex – Deutsche Industrie wächst weiter

Die deutsche Industrie hat ihr starkes Wachstum zum Jahresauftakt 2018 fortgesetzt. Allerdings konnte sie das Rekordtempo vom Dezember nicht ganz halten. Das signalisiert der jüngste IHS Markit/BME- Einkaufsmanagerindex, EMI. Gute Aussichten daher auch für Österreich.

EMI (Foto: Uwe Gerhard / www.pixelio,de)
Dunkle Wolken bilden sich derzeit am Konjunkturhimmel, denn die deutsche Industrie konnte ihre Schwächephase im vierten Quartal 2018 auch zum Jahresauftakt 2019 nicht überwinden. (Foto: Uwe Gerhard / www.pixelio,de)

Der PMI-Hauptindex spiegelt das Ergebnis der Januar-Umfrage zur Wirtschafslage der deutschen Industrie in einem Wert wider. Eine EMI -Notierung unter der Referenzlinie von 50 zeigt an, dass die Geschäfte des Verarbeitenden Gewerbes im Vergleich zum Vormonat schrumpften; Werte über 50 signalisieren Wachstum. Ein Einkaufsmanagerindex von 50 bedeutet keine Veränderung zum Vormonat.“Die deutsche Wirtschaft läuft weiter rund. Ein Ende dieser beeindruckenden Wachstumsgeschichte ist vorerst nicht in Sicht“, betonte Dr. Silvius Grobosch, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME), am Montag in Frankfurt. Allerdings habe sich der Inflationsdruck verstärkt. Das zeige sich bei den Einkaufs- und Verkaufspreisen, die so rasant stiegen wie zuletzt Anfang 2011.

„Der Zyklus lebt…“

„Nun deutet es sich auch beim Einkaufsmanagerindex an: Der Zyklus lebt“, kommentierte Dr. Gertrud R. Traud, Chefvolkswirtin der Helaba Landesbank Hessen-Thüringen, heute, Montag 4. Februar 2018, auf BME-Anfrage die aktuellen Einkaufsmanagerindex -Daten. Im konkreten Fall heiße das, nach einem fulminanten Anstieg im vergangenen Jahr gehe es mit der wirtschaftlichen Entwicklung 2018 wieder etwas gemächlicher zu. Aber mit 2,0 Prozent Wachstum sehe es für Deutschland weiterhin gut aus. „Gleichzeitig ist die Inflation nicht tot – ganz im Gegenteil. Der Preisdruck nimmt zu und wird 2018 das beherrschende Thema sein. Es wird spannend, wann die EZB bereit sein wird, dies zu erkennen“, sagte die Helaba-Bankdirektorin dem BME. „Die neuesten Daten zur Stimmung in den Unternehmen geben klare Signale, dass die Wirtschaft im Euroraum mit Schwung in das neue Jahr gestartet ist. Allerdings werden die positiven Überraschungen nicht mehr so groß ausfallen wie im vergangenen Jahr“, sagte Dr. Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank, am Montag dem BME.

Die Inflation ist nicht tot – ganz im Gegenteil. Der Preisdruck nimmt zu und wird 2018 das beherrschende Thema sein. Es wird spannend, wann die EZB bereit sein wird, dies zu erkennen. Dr. Gertrud R. Traud, Chefvolkswirtin der Helaba Landesbank Hessen-Thüringen

WIFO: Österreich bleibt auf Wachstumskurs

Auch Österreich kann sich über das langanhaltende Wachstum der deutschen Wirtschaft, geht doch ein Löwenanteil der Exporte aus der Alpenrepublik nach Deutschland. So weist auch der Frühindikator des WIFO in Wien auf eine positive Entwicklung hin, wobei dieser zu Jahresbeginn zwar auf dem (Höchst-)Niveau vom Dezember geblieben ist, jedoch aktuell nicht mehr weiter zulegen konnte. Dies liegt vor allem an der leichten Abwärtsbewegung in den heimischen Umfragewerten betreffend Produktionserwartungen (Sachgütererzeugung), der Konsumentenstimmung und dem Geschäftsklimaindex. Demgegenüber steht ein weiterhin großer Anstieg bei den offenen Stellen am heimischen Arbeitsmarkt und eine Aufwärtsentwicklung bei den beiden Aktienindizes (ATX und Euro Stoxx 50). Auch konnte der ifo-Geschäftsklimaindex zuletzt wieder leicht zulegen.

Die Entwicklung der EMI -Teilindizes

Industrieproduktion: Die Produktionssteigerungsrate blieb trotz leichter Abschwächung gegenüber ihrem annähernden Sieben-Jahreshoch im Dezember ausgesprochen stark. Der Teilindex sank zwar auf ein Dreimonatstief, notiert aktuell jedoch immer noch auf dem höchsten Wert seit April 2011. Alle drei Industriebereiche vermeldeten enorme Steigerungsraten.

Auftragseingang insgesamt/Export: Die Unternehmen zogen im Januar wieder außerordentlich viele Neuaufträge an Land; das Plus fiel jedoch niedriger aus als in den zurückliegenden fünf Monaten. Trotz des Viermonatstiefs legten auch die Auslandsbestellungen erneut kräftig zu. Der Teilindex notiert aktuell ein weiteres Mal deutlich über seinem Langzeit-Durchschnittswert seit Umfragebeginn im April 1996.

Beschäftigung: Aufgrund des anhaltend hohen Auftragszuwachses blieb der Stellenaufbau im Berichtsmonat ausgesprochen stark. Der Teilindex notiert aktuell trotz der zweiten Abschwächung in Folge ein weiteres Mal nur knapp unter dem 80-Monatshoch von November.

Einkaufs-/Verkaufspreise: Wegen der Verteuerung zahlreicher Einstandsmaterialien wie Aluminium, Kupfer, Stahl, Papier und Kunststoffen und den generellen Auswirkungen der gestiegenen Ölpreise kletterten die Einkaufspreise im Berichtsmonat so stark wie seit knapp sieben Jahren nicht mehr. Bei einigen Unternehmen spielen dabei auch Lieferengpässe und Verknappungen bei Einstandsmaterialien eine Rolle. Die Verkaufspreise wurden im Januar mit der zweithöchsten Rate seit Beginn der Erhebung dieser Daten im September 2002 angehoben, übertroffen lediglich vom bisherigen Rekordwert im April 2011. Fast 30 Prozent der Befragten erhöhten ihre Verkaufspreise vor allem wegen der starken Nachfrage und gaben nach Möglichkeit die gestiegenen Einkaufspreise an ihre Kunden weiter.

Jahresausblick: Die Geschäftsaussichten binnen Jahresfrist blieben ausgesprochen positiv. Mehr als ein Drittel der Befragten versprechen sich von der guten Weltkonjunktur und einem florierenden Automobilsektor weitere Geschäftszuwächse. Lediglich knapp fünf Prozent rechnen bis Jahresende mit Geschäftseinbußen.

bme.de/EMI

Der IHS Markit/BME-Einkaufsmanager-Index (EMI) gibt einen allgemeinen Überblick über die konjunkturelle Lage in der deutschen Industrie. Der Index erscheint seit 1996 unter Schirmherrschaft des Bundesverbandes Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME), Frankfurt. Er wird vom Anbieter von Unternehmens-, Finanz- und Wirtschaftsinformationen IHS Markit mit Hauptsitz in London erstellt und beruht auf der Befragung von 500 Einkaufsleitern/Geschäftsführern der verarbeitenden Industrie in Deutschland (nach Branche, Größe, Region repräsentativ für die deutsche Wirtschaft ausgewählt). Der EMI orientiert sich am Vorbild des US-Purchasing Manager´s Index (Markit U.S.-PMI).