Der Deutsche Logistikpreis, DLK-Preis 2021, den die Bundesvereinigung Logistik (BVL) jährlich im Rahmen des Deutschen Logistikkongresses in Berlin vergibt, geht heuer zum ersten Mal an eine Bahnlogistik-Lösung: den Bayern-Shuttle. Das Gemeinschaftsprojekt der Tochterunternehmen der voestalpine-Steel Division, LogServ und CargoServ, sowie der Schenker-Tochter DB Cargo überzeugte die Jury vor allem durch sein klimaschonendes Milkrun-Konzept.
Dass Bahnlogistik-Konzepte Zukunft haben, dürfte der Bundesvereinigung Logistik (BVL) bislang entgangen sein. Und das trotz eines Gottfried Schenker, dem österreichischen Erfinder der Bahnsammelverkehre und Namensgeber des größten Transportlogistikers Deutschlands, DB Schenker. Doch mehr als 100 Jahre nach G. Schenkers buchstäblich bahnbrechenden Erfindung holt die weltweit größte Interessensvertretung der Logistikwirtschaft ihr Versäumnis nach. Sie kürte jetzt zum ersten Mal eine Bahnlösung gleich dreier Cargo-Unternehmen: den Bayern-Shuttle. Daran beteiligt sind die beiden Bahnunternehmen der voestalpine Steel Division, nämlich die LogServ und CargoServ in Linz, sowie die DB Schenker-Tochter DB Cargo. Auf diese Weise geht der DLK-Preis 2021 zum ersten Mal gewissermaßen zum ersten Mal nach Österreich, mit deutscher Beteiligung.
DLK-Preis 2021 – “Sind stolz auf Bayern-Shuttle“
Und das nicht ohne Grund, denn mehr als eine halbe Million Tonnen Stahl sowie Schrott bewegt CargoServ als Traktionspartner auf dem österreichischen Streckennetz gemeinsam mit DB Cargo jährlich auf der Schiene zwischen Linz und Bayern. Die großen Autohersteller der Region und ihre Zulieferbetriebe werden damit nachhaltig und vor allem pünktlich beliefert – genauso wie der Linzer Produktionsstandort der voestalpine auf dem Rückweg. Und das trotz der enormen Herausforderungen, die durch die Coronapandemie entstanden sind und mitunter deutschen Bahnverkehre verursachen. „Dass der gemeinsam mit DB Cargo entwickelte Bayern-Shuttle von der Jury zum Gewinner des Deutschen Logistikpreises 2021 gekürt wurde, erfüllt uns mit großem Stolz“, freut sich daher Markus Schinko, Geschäftsführer von LogServ und CargoServ. “Mit klimafreundlichem und nachhaltigem Schienengüterverkehr erreichen wir mit Konzepten wie diesem eine hohe Transportqualität bei der Belieferung wichtiger Premium-Automobilkunden unseres Mutterkonzerns voestalpine in Bayern.“
Klimaschutz durch Milkrun auf Schiene
Der Bayern-Shuttle kombiniert die Schnelligkeit von Ganzzügen mit der Flexibilität von Einzelwagen. In einem werktäglichen Umlauf werden die Stahl-Sendungen von voestalpine für drei Premiumhersteller aus der bayrischen Automobilindustrie kombiniert. Der Clou: An den drei Automobilproduktionsstandorten wird außerdem jeweils hochwertiger Stahlschrott aufgenommen, der auf dem Rückweg im Nachtsprung zurück ins Stahlwerk von voestalpine in Linz transportiert wird. Das spart nicht nur die Emissionen des Leerlaufs, sondern ermöglicht durch die geschickte Kombination von Stahlversorgung und Schrottentsorgung die tägliche Lieferung und Abholung an allen Orten – ein umweltfreundlicher Beitrag zur Kreislaufwirtschaft.
Immer Ausgelastet mit Öko-Strom. Außerdem setzt der „Bayern-Shuttle“ auf der gesamten Strecke auf Ökostrom ohne CO2-Emission und ist stets voll ausgelastet. Selbst CO2-Emissionen, die beispielsweise durch den Nachlauf per LKW entstehen, werden durch den Einkauf von zusätzlichem „grünem“ Strom für das Bahnnetz kompensiert. In Summe werden so im Vergleich zum LKW rund 7.500 Tonnen CO2 pro Jahr eingespart.
Komplexe Choreografie spart CO2
Die Transporte zu den Automobilwerken müssen schnell und flexibel zugleich sein, weil voestalpine auch kurzfristige Abrufe von Produzenten an verschiedenen Orten im Nachtsprung erfüllen möchte. Gleichzeitig muss der Schrott in der Gegenrichtung extrem zuverlässig laufen. Das Stahlwerk benötigt nämlich konstanten Nachschub an Erz, Koks und Schrott. „Um das Konzept erfolgreich umzusetzen, ist täglich eine komplexe Choreografie unter den beteiligten Partnern DB, LogServ, CargoServ erforderlich“, berichtet LogServ Geschäftsführer Christian Janecek. „Hier müssen alle Zahnräder ineinandergreifen, damit die Ver- und Entsorgung wie ein Uhrwerk läuft. Nur so können wir für die voestalpine Stahl jeden Tag im Nachtsprung die Kunden in Bayern mit Stahl und das Werk in Linz mit Schrott versorgen.“
Pünktlichkeit zählt. Der Shuttle funktioniert nach einem erweiterten Milkrun-Konzept: So können in dem Shuttle aus Linz täglich flexibel Stahlmengen für drei verschiedene Empfangsorte versendet werden. Die Transporte werden zusätzlich mit Schrott aus drei Versandorten kombiniert. DB Cargo und CargoServ bringen diese dann pünktlich zu den jeweiligen Standorten. Der Vorteil dieses Ansatzes: Zum einen werden verschiedene Empfänger der Automobilindustrie bedarfsgerecht und nach einem festen Takt der Reihe nach bedient. Das sorgt für eine hohe Zuverlässigkeit in den Lieferketten. Zum anderen werden im Zulauf des Schrotts verschiedene Lieferanten nacheinander abgefahren. Das Schrottaufkommen hängt wiederrum von dem jeweiligen Produktionsaufkommen des Automobilherstellers ab. Damit das gelingt, ist ein komplexes Kapazitätsmanagement des Shuttles erforderlich. Dies setzen DB Cargo, LogServ, CargoServ sowie die für den Rohstoffeinkauf zuständige voestalpine Rohstoffbeschaffung in der täglichen Zusammenarbeit nach fest definierten Prinzipien um.
LogServ in Kürze
Die Logistik Service GmbH (LogServ) wurde am 01.04.2001 als 100 %-Tochter der voestalpine Stahl gegründet. Das Logistikunternehmen ist Full-Service-Anbieter für industrielle Logistik und spricht mit ihren Dienstleistungen vor allem die Großindustrie an. Die Kunden der LogServ sind vor allem in der Metallerzeugung und -verarbeitung, in der Baustoff- und Prozessindustrie, im Maschinen- und Anlagenbau und auch in der Automobil- und -zulieferindustrie zu Hause. Auf dem Eisenbahnsektor werden Betreiber von Werks- und Anschlussbahnen, private Eisenbahnverkehrsunternehmen und Privatgüterwagenvermieter betreut. Am voestalpine Standort in Linz betreibt die LogServ Österreichs größte Anschlussbahn sowie einen eigenen Donauhafen mit leistungsfähigen Umschlaganlagen. Die LogServ-Tochter CargoServ bietet als privates Eisenbahnverkehrsunternehmen alternative Eisenbahnkonzepte für Ganzzugs-Gütertransporte auf dem öffentlichen Schienennetz an.