
Automobilbranche – Die Umsätze und Gewinne der 16 größten Autokonzerne der Welt erreichen wieder Höchstwerte. So sind deren Umsätze im ersten Quartal 2023 um Satte 19 Prozent gestiegen. Allerdings kletterten die Gewinne im Durchschnitt nur noch um sechs Prozent, während gleichzeitig die Margen von neun auf acht Prozent schrumpften. Dabei hat der Volkswagen-Konzern sowohl bei Umsätzen als auch Gewinnen die Nase vorn, wohingegen Mercedes-Benz bei den Margen an Tesla vorbeizieht. Das geht aus einer jüngsten Marktuntersuchung des Beratungsunternehmens Ernst & Young (EY) hervor.
Der für den europäischen Wirtschaftsstandort besonders wichtigen Automobilbranche geht es wieder gut. Das zeigen die Ergebnisse einer Analyse von den wichtigsten Finanzkennzahlen der 16 größten Autokonzerne der Welt, welche das Beratungsunternehmen EY quartalsweise erstellt.
Automobilbranche wächst um 19 Prozent
Dabei zeigt sich, dass die größten Autokonzerne der Welt mit einem kräftigen Umsatzwachstum ins neue Jahr gestartet sind. Und dies, obwohl der Pkw-Absatz nur um knapp vier Prozent gestiegen ist. Insgesamt kletterte der Umsatz im ersten Quartal jedoch um 19 Prozent und erreichte mit 494 Milliarden Euro einen neuen Rekordwert. Alle 16 analysierten Unternehmen verzeichneten ein Umsatzplus. Beim Neuwagenabsatz meldeten hingegen nur elf Unternehmen ein Wachstum, fünf verkauften weniger Pkw als im Vorjahreszeitraum.
Automobilbranche – Transformation ist in vollem Gange
Der Grund für Umsatzsteiggerungen trotz teilweise niedrigerer Neuwagenverkäufe dürfte u.a. bei den wesentlich teureren Fahrzeugen mit elektrischen Antrieben liegen. Andererseits stellen die Unternehmen vielfach ihre Services auf die neuen Herausforderungen etwa im B2B-Bereich um. Dort bieten viele OEMs mittlerweile beispielsweise komplette Mobilitäts-Systeme inklusive Flottenmanagement an.
Automobilbranche – Volkswagen-Konzern derzeit führend
Die EY-Untersuchung zeigt dabei, dass der Volkswagen-Konzern beim Umsatz das Branchenranking mit 76 Milliarden Euro anführt, vor Toyota mit 68 Milliarden Euro und Stellantis mit 47 Milliarden Euro. Beim Gewinn lagen die Wolfsburger ebenfalls mit 5,7 Milliarden Euro vorn – vor Mercedes-Benz mit 5,5 Milliarden Euro und BMW mit 5,4 Milliarden Euro. Zwei Unternehmen, nämlich Renault und Stellantis, haben hingegen keine Zahlen zum operativen Gewinn im ersten Quartal veröffentlicht.
Wachablöse bei den Margenrankings
In der Automobilbranche zeichnet sich zudem eine Wachablösung an der Spitze des Margenrankings ab: Nachdem zuletzt regelmäßig Tesla die höchste Marge aufwies, erwiesen sich im ersten Quartal Mercedes-Benz und BMW mit Margen von 14,7 bzw. 14,6 Prozent als die profitabelsten Autokonzerne der Welt. Hinter den beiden deutschen Konzernen folgt Kia mit 12,1 Prozent. Tesla kommt erst auf dem vierten Rang mit 11,4 Prozent.
A. Preiss – “Die Produktion läuft wieder”

„Die letzten Monate haben viele OEMs der Automobilbranche gut verdient, erstmals seit Anfang 2021 wächst der Gewinn jetzt nicht mehr so stark wie der Umsatz“, stellt Axel Preiss, Leiter des Bereichs Advanced Manufacturing & Mobility bei EY, gegenüber den Medien fest. Und diese Entwicklung dürfte anhalten, so A. Preiss weiter und er stellt fest: „Die Produktion läuft wieder. Deshalb wird ein Neuwagen bald nicht mehr das knappe Gut sein, das er im letzten Jahr noch war.” Wenn sich Angebot und Nachfrage wieder stärker annähern, werde es daher schwieriger werden, hohe Fahrzeugpreise am Markt durchzusetzen und auf Preisnachlässe beim Verkauf zu verzichten.
Automobilbranche – Hohe Margen, weniger Absatzwachstum
Interessant zu beobachten ist dabei übrigens, dass speziell jene Unternehmen, die nur ein geringes Absatzplus aufweisen, gleichzeitig diejenigen sind, die eine besonders hohe Marge erzielen. Umgekehrt ging bei Tesla ein starkes Absatzwachstum (rund 36 Prozent) mit einer deutlich niedrigeren Profitabilität einher. Die Marge des kalifornischen Elektroautobauers sank lt. EY-Studie von 19,2 auf 11,4 Prozent. „Die Frage, die sich viele Hersteller nun stellen, ist daher, wie weit die Produktion gesteigert werden kann, ohne Zugeständnisse beim Preis machen zu müssen“, so A Preiss im Gespräch
Automobilbranche – Höhere Gewinne mit Verbrennern
Die Margen der Hersteller stehen aber auch von der Tatsache unter Druck, dass die meisten Autohersteller einerseits mit Verbrennern noch deutlich höhere Gewinne als mit E-Autos erzielen. Gleichzeitig ist die Transformation des Marktes in Richtung e-Mobilität noch in vollem Gange und die Automobilbranche hat daher noch lange nicht die Absätze erzielt wie mit den Verbrennern. Um das zu erzielen, muss daher der Elektroabsatz noch deutlich gesteigert werden. “Daran führt kein Weg vorbei”, bekräftigt A. Preiss. Zwei Dinge müssen seiner Ansicht nach daher jetzt im Fokus stehen: “Der Deckungsbeitrag von Elektroautos muss höher werden und die Kosten müssen insgesamt runter.“ Der Berater geht darum von weiteren Kostensenkungsprogrammen in der Automobilbranche aus, trotz der insgesamt guten Gewinn- und Umsatzsituation. A. Preiss konkretisiert seine Analyse mit der Aufforderung: „An mehr Kostendisziplin führt kein Weg vorbei, sonst droht dauerhaft eine deutlich niedrigere Profitabilität“
China bereitet Automobilbranche Probleme
Während der Neuwagenabsatz der untersuchten Unternehmen im ersten Quartal in den USA um acht Prozent und in Europa sogar doppelt so stark stieg, wurde in China ein Einbruch um 22 Prozent registriert. Bis auf Mercedes-Benz verzeichneten alle Unternehmen einen Rückgang ihres China-Absatzes. „China ist für die Automobilbranche daher ein Sonderfall. Der Markt ist längst kein Boom-Markt mehr, einheimische Hersteller gewinnen Marktanteile, die starke Zunahme an neuen E-Autos sorgt dafür, dass die Karten neu gemischt werden“, analysiert A. Preiss hierzu abschließend und weiter: “Westliche Hersteller müssen es schaffen, noch besser auf die spezifischen Bedürfnisse dieses Marktes einzugehen. Gleichzeitig ist ein ausgewogener Fokus auf alle geografischen Märkte wichtig – die Abhängigkeit von diesem Einzelmarkt darf nicht zu groß werden.“
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