PMI MAI 2023 – Industrie steckt europaweit in einer Rezession 

PMI Mai 2023 – Die Geschäftsbedingungen in der europäischen Industrie, inklusive Deutschlands und Österreichs, haben sich im Mai weiter verschlechtert. So ging die Nachfrage, vor allem aus dem nicht-europäischen Ausland, noch kräftiger zurück. Das heftige Minus wirkte sich vor allem auf die Produktion aus, die erstmals seit vier Monaten schrumpfte. Österreich kämpft mittlerweile seit zehn Monaten in Folge mit einer schwachen Industriekonjunktur.  

PMI Mai 2023 – Der Euroraum wächst insgesamt, jedoch die Industrie hat Konditionsprobleme. (Foto: Rainer Sturm / www.pixelio.de)
PMI Mai 2023 – Der Euroraum wächst insgesamt, jedoch die Industrie hat Konditionsprobleme. (Foto: Rainer Sturm / www.pixelio.de)

Die Eurozone-Wirtschaftsleistung ist im Mai zwar insgesamt wieder gewachsen, der Aufschwung hat jedoch wegen des leicht geringeren Geschäftswachstums im Servicesektor und des stärksten Rückgangs der Industrieproduktion seit letztem November, zum ersten Mal seit Jahresbeginn wieder an Fahrt verloren. Überdies wies der Auftragseingang aufgrund der anhaltenden Nachfrageflaute nahezu Stagnation aus. Und mit dem Export-Neugeschäft ging es noch schneller bergab als zuletzt. Das teilt der US-amerikanische Finanzdienstleister S&P Global in seinem PMI Mai 2023 mit. 

PMI Mai 2023 – Nach wie vor auf Wachstum ausgerichtet 

Mit 52,8 Punkten (nach 54,1 im April) signalisierte der saisonbereinigte HCOB Composite PMI Juni 2023 für die Eurozone jedoch noch immer Wachstum. Die Rate hat sich jedoch erstmals seit Beginn des Aufschwungs im Januar 2023 wieder abgeschwächt. Sie landete auf einem Drei-Monatstief. (Anm.: Der HCOB Composite PMI ist ein gewichteter Durchschnittswert aus dem HCOB Eurozone Index Industrieproduktion und dem HCOB Eurozone Service-Index Geschäftstätigkeit) 

PMI Mai 2023 – Spanien wächst, Deutschland und Österreich schrumpfen 

Der aktuelle PMI Mai 2023 ist zwar positiv, schwächte sich jedoch durchgehend ab. Dabei geben die einzelnen Länder allerdings ein unterschiedliches Bild ab. So ist etwa Spanien bereits zum vierten Mal hintereinander Spitzenreiter. Die Iberer hängten die Franzosen regelrecht ab. Sie sind mittlerweile das Schlusslicht der Composite-PMI-Rangliste ist. Auch Deutschlands und Österreichs Industrien schrumpfen. Das zeigt sich dann auch in den jeweiligen Einkaufsmanager-Indizes. (Mehr dazu weiter unten). 

Service läuft, Industrie in der Eurozone schrumpft  

So, wie bei den Ländern, klaffen zwischen den beiden von der Umfrage erfassten Sektoren die Entwicklungen auseinander. So expandierte der Servicesektor weiter, wennauch mit abgeschwächter Rate. Hingegen wurde die Industrieproduktion so stark zurückgefahren wie zuletzt im November 2022. Beim Neugeschäft musste die europäische Industrie sogar herbe Verluste hinnehmen. Die Serviceanbieter verbuchten hingegen abermals ordentliche Zuwächse. Folglich wies der Gesamt-Auftragseingang nahezu Stagnation aus, nachdem im Vormonat noch das höchste Plus seit knapp einem Jahr eingefahren werden konnte. Der 15. Rückgang des Exportneugeschäfts in Folge fiel insgesamt noch gravierender aus als zuletzt. Während die Exportnachfrage in der Industrie rasant sank, zog sie im Servicesektor so stark an wie selten zuvor seit Beginn der Erhebung dieser Daten im Jahr 2014. 

EMI Mai 2023 – Deutschlands Industrie schrumpft 

EMI BME Mai 2023 – Deutschlands Industrie befindet sich wegen Exportproblemen in einer Rezession. (Foto: FotoART by Thommy Weiss / www.pixelio.de)
EMI BME Mai 2023 – Deutschlands Industrie befindet sich wegen Exportproblemen in einer Rezession. (Foto: FotoART by Thommy Weiss / www.pixelio.de)

Wie oben im PMI Mai 2023 bereits angegeben, rutschte Deutschland im Mai noch tiefer in den roten Bereich. Dies zeigt der aktuell EMI Mai 2023 (HCOB Einkaufsmanagerindex Deutschland). Mit 43,2 Punkten lag er unter dem April-Wert (44,5) und zugleich auf dem tiefsten Stand seit drei Jahren. Die sich verschlechternde Lage des Verarbeitenden Gewerbes geht in erster Linie auf die anhaltende Nachfrageflaute in allen Bereichen zurück. Die EMI-Umfrageteilnehmer nannten dafür als Gründe beispielsweise den Lagerbestandsabbau ihrer Kunden, die nachlassende Investitionsbereitschaft angesichts ungünstigerer Kreditkonditionen, den unsicheren Geschäftsausblick sowie die vielerorts knappen Budgets. 

H. Melnikow – “Deutschlands Industrie steckt in der Krise” 

„Die aktuellen EMI-Daten belegen es: Deutschlands Industrie steckt in der Krise. Damit ist zu befürchten, dass dem Verarbeitenden Gewerbe der größten Volkswirtschaft Europas schwierige Monate bevorstehen“, betont die Hauptgeschäftsführerin des BME, Dr. Helena Melnikov gegenüber den Medien. Der Außenhandelsnation Deutschland machten vor allem die im Mai deutlich gesunkenen Exportneuaufträge zu schaffen. Erfreulich sei dagegen der seit Februar in den Unternehmen anhaltende Abwärtstrend bei den Kosten. So seien die Einkaufspreise dank geringerer Nachfrage nach Rohstoffen und Produktionsmaterialien weiter gesunken. 

G. Traud – “Zwei Quartale mit sinkendem Sozialprodukt”  

„Deutschland hat zwei Quartale mit sinkendem Sozialprodukt hinter sich. Dies gilt landläufig als Rezession“, kommentiert Dr. Gertrud R. Traud, Chefvolkswirtin der Helaba Landesbank Hessen-Thüringen, die aktuellen EMI-Daten. Dabei seien zwar Lieferkettenproblematik erledigt und die Läger voll, dafür schwächele die Nachfrage, so G. Traud. Sie überrascht es daher nicht, dass der EMI zuletzt weiter nachgegeben hat.  

H. Bahr – “Restriktive EZB-Geldpolitik arbeitet sich durch die Wirtschaft” 

„Es bleibt zu hoffen, dass der nachlassende Preisdruck dazu führt, dass der Zinserhöhungszyklus sich seinem Ende nähert, so dass die Rezession ebenfalls ausläuft. Allerdings besteht das Risiko, dass die EZB versucht, ihre viel zu spät eingeleitete Zinswende mit zu restriktiver Geldpolitik zu kompensieren“, fügte Helaba-Chefin G. Traud hinzu. Dr. Holger Bahr, Leiter Volkswirtschaft der DekaBank bestätigt das und ergänzt: „Die restriktive Geldpolitik arbeitet sich zusehends durch die globale Wirtschaft. Die Unternehmen spüren das vor allem in Gestalt von mauen Auftragseingängen.“ 

EMI Mai 2023 Austria – Österreichs Industrie auf rasanter Talfahrt 

EMI BA Mai 2023 - Österreichs Industrie hat mit Konjunkturproblemen zu kämpfen wie lange nicht. (Foto: FotoART by Thommy Weiss / www.pixelio.de)
EMI BA Mai 2023 – Österreichs Industrie hat mit Konjunkturproblemen zu kämpfen wie lange nicht. (Foto: FotoART by Thommy Weiss / www.pixelio.de)

Während Deutschlands Industrie erst in eine Rezession schlittert, steckt die Industrie Österreichs mittendrin und ist auf rasanter Talfahrt. Dies bestätigt der EMI Mai 2023 der UniCredit Bank Austria für Österreich. Demnach sank dieser im Mai auf 39,7 Punkte. Das ist der niedrigste Wert seit dem ersten Lockdown in der Corona-Pandemie im April 2020. Der Abstand zur Wachstumsschwelle von 50 Punkten nimmt dabei seit 10 Monaten – abgesehen von einer leicht positiven Tendenz zu Jahresbeginn – kontinuierlich zu. „Die österreichische Industrie befindet sich in einer Rezession, die sich derzeit noch zu verstärken scheint“, bestätigt UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer.  

EMI Mai 2023 Austria – Preise sinken, Lieferketten sind entspannt  

Als einen Grund dafür nannte S. Bruckbauer einerseits die weitere Abschwächung des Neugeschäfts. “Deswegen haben die heimischen Betriebe ihre Produktionskapazitäten im Mai stark zurückgefahren und erstmals seit zweieinhalb Jahren auch den Personalstand reduziert”, so der Volkswirt gegenüber den Medien. Der geringere Bedarf an Vormaterialien unterstütze jedoch einen weiteren Rückgang der Preise im Einkauf, der zum Teil an die Abnehmer weitergegeben wurde. Gleichzeitig entspannen sich die Lieferkettenprobleme. “Angesichts der stark gesunkenen Nachfrage bestehen in der Industrie im Regelfall keine Lieferprobleme mehr, die Lieferzeiten verringerten sich erneut“, fasst S. Bruckbauer die wichtigsten Ergebnisse der aktuellen Umfrage zusammen. 

Jobaufbau in der Industrie beendet  

Die schlechte Industriekonjunktur beendet nach fast zweieinhalb Jahren den Jobaufbau in der österreichischen Industrie. Im Mai sank der Beschäftigungsindex auf 48,8 Punkte und weist damit erstmals seit Dezember 2020 auf einen Rückgang der Beschäftigung in der Sachgüterindustrie hin. Die Mehrheit der Unternehmen reduziert mittlerweile ihren Personalstock bedingt durch die verschlechterte Auftragslage und steigende Kosten. Gleichzeitig bleibt jedoch der Fachkräftemangel in Österreich ein nahezu ungelöstes Problem. 

Ende der Industrie-Rezession nicht in Sicht 

Die schlechte Industrie-Konjunktur in Europa, Deutschland und Österreich dürfte weiter anhalten, zeigen sich die Analysten pessimistisch. Das Auftrags-Lager-Verhältnis verschlechterte sich insbesondere in Österreich im Mai 2023 erneut. Es weist weist weiterhin klar darauf hin, dass bei aktuellem Stand in den Auslieferungslagern die einlangenden Aufträge auch mit geringeren Produktionskapazitäten erfüllt werden. Die Produktion dürfte somit in den kommenden Monaten weiter zurückgehen. Darauf weisen auch die mittelfristigen Produktionserwartungen der Betriebe unisono hin.  

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