ÖSTERREICHS INDUSTRIE – Made in Austria derzeit weniger gefragt

Österreichs Industrie – Die Erholung der Industriekonjunktur in weiten Teilen Europas wirkt sich bislang noch nicht auf die von Österreich aus. Der aktuelle UniCredit Bank Austria Einkaufs-Manager-Index, EMI Österreich, verringerte sich nämlich im Februar auf 47,1 Punkte. Er unterschritt damit die Wachstumsschwelle stärker als noch zu Jahresbeginn. Die Ursache war ein sinkendes Neugeschäft, trotz günstigerer Rahmenbedingungen. 

Österreichs Industrie – Es könnte besser laufen, geht es nach den Top-Managern in Österreich. (Foto: Rainer Sturm ( www.pixelio.de)
Österreichs Industrie – Es könnte besser laufen, geht es nach den Top-Managern in Österreich. (Foto: Rainer Sturm ( www.pixelio.de)

Österreichs Industrie schwächelt weiter und dreht wieder in Richtung eines Negativtrend, nach der leichten Erholung der letzten Monate. Und das trotz der Tatsache, dass sich der Euroraum weitgehend wieder auf einem leichten Wachstumskurs befindet (siehe Bericht zum PMI Februar 2023 von S&P Global) Die schwierigen Rahmenbedingungen und die globale Nachfrageschwäche stellen die österreichischen Industriebetriebe also weiterhin vor große Herausforderungen. „Nach einer schrittweisen Verbesserung in den vergangenen drei Monaten sank der EMI im Februar auf 47,1 Punkte (Anm.: 50 Punkte signalisiert Wachstum). Damit signalisiert der Indikator eine erneute und sogar stärkere Abschwächung der Industriekonjunktur als zu Jahresbeginn“, meint UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer. 

Österreichs Industrie reduziert Produktionsleistung  

Hinter dem Rückgang im Februar steht die allgemein anhaltend schwache Nachfrage nach österreichischen Industrieprodukten in Deutschland, dem wichtigsten Exportland Österreichs, aber auch im Euro-Raum. „Die heimischen Betriebe reduzierten daher ihre Produktionsleistung im Februar deutlich gegenüber dem Vormonat”, analysiert S. Bruckbauer den EMI.  

Lieferketten entspannter 

Die nachlassende Nachfrage unterstützte jedoch die Entspannung der Lieferketten und führte zu einer deutlichen Verkürzung der Lieferzeiten. Und das bremste den Preisdruck im Einkauf klar ein. Umgekehrt verringerte sich jedoch der Beschäftigungsaufbau in der Industrie deutlich, so die Analysten der UniCredit BankAustria. „Die Zurücknahme der Produktion aufgrund des geringeren Neugeschäfts hat den Bedarf an Vormaterialien verringert, was zu einer leichteren Verfügbarkeit der Materialien im Einkauf führte, unterstützt durch eine Entlastung der Transportkapazitäten. In der Folge haben sich in Österreich die Lieferzeiten der Lieferanten im Februar deutlich verkürzt. Mit einem Anstieg auf 53,9 Punkte weist der Index auf die kürzesten Lieferzeiten in der österreichischen Industrie seit Ende 2019 hin“, bestätigt Walter Pudschedl. 

Österreichs Industrie – “Nachfrage nach Made in Austria weiter gesunken” 

Die österreichischen Industriebeimischen Betriebe haben im Februar das neunte Mal in Folge ihre Produktionsleistung reduziert und sogar mit deutlich höherem Tempo als im vergangenen Monat, berichtet der aktuelle EMI. Der leichte Verbesserungstrend seit dem Herbst setzte sich somit nicht mehr fort, da zum einen die Aufarbeitung von Auftragsrückständen mittlerweile schon weit fortgeschritten ist und vor allem weniger Neuaufträge verbucht werden. „Die Nachfrage nach ‚Made in Austria‘ ist im Februar erneut stark gesunken. Während sich die Einbußen im Inlandsgeschäft etwas verringerten, beschleunigte sich der Rückgang der Exportnachfrage. Das Gesamt-Auftragsminus in der österreichischen Industrie nahm jedoch den vierten Monat in Folge ab und fiel so gering aus wie zuletzt im Juli 2022“, verdeutlicht W. Pudschedl gegenüber den Medien.  

Österreichs Industrie registriert Verlangsamung des Kostenanstiegs 

Österreichs Industrie – Trotz entspannter Lieferketten und Rückgängen bei den Rohstoffpreisen bleibt die Inflation in Österreich dennoch auf hohem Niveau (Foto: Thommy Weiss / www.pixelio.de)
Österreichs Industrie – Trotz entspannter Lieferketten und Rückgängen bei den Rohstoffpreisen bleibt die Inflation in Österreich dennoch auf hohem Niveau (Foto: Thommy Weiss / www.pixelio.de)

Dank des deutlich nachlassenden Lieferdrucks stiegen jedoch die Einkaufspreise in der österreichischen Industrie mit der geringsten Rate seit über zwei Jahren, geht aus dem aktuellen EMI von UniCredit BankAustria weiter hervor. Während die Preise für viele Rohstoffe, wie vor allem Energie sogar sanken, erhöhten jedoch unter anderem gestiegenen Löhne wiederum die Kosten der Betriebe. Unterm Strich dürfte sich durch die Preistrends die Ertragslage der Betriebe tendenziell verbessert haben. Allerdings dürfte sich umgekehrt, wegen der offenbar starken Preisdurchsetzungsmacht der Betriebe, der Aufwärtsdruck bei den Endverbraucherpreisen in den kommenden Monaten fortsetzen, was den erwarteten Rückgang der Teuerung bremsen könnte.  

Industrieabschwächung schlägt sich auf Arbeitsmarkt nieder 

Die österreichischen Betriebe der Sachgütererzeugung haben im Februar ihren Beschäftigungstand auf ein neues Rekordhoch von saisonbereinigt 645.000 Personen erhöht. Der Rückgang des Beschäftigtenindex auf 52,3 Punkte zeigt jedoch, dass sich das Tempo des Jobaufbaus spürbar verlangsamt hat und nur noch mit der niedrigsten Rate seit zwei Jahren erfolgte. Die Anpassung der Produktionskapazitäten an die schwache Nachfrage hinterlässt also bereits Spuren am österreichischen Arbeitsmarkt, zumal der Nachholbedarf bei Stellenbesetzungen als Folge der Aufschwungsphase nach dem Höhepunkt der Coronakrise mittlerweile in hohem Ausmaß gedeckt wurde. Die Anzahl an gemeldeten offenen Stellen im Sektor ist zwar mit 13.000 weiterhin hoch, ist jedoch mittlerweile klar rückläufig. 

W. Pudschedl – “Verbesserungstrend der Arbeitslosenquote ist ausgelaufen”  

„Der Verbesserungstrend der Arbeitslosenquote in der Industrie im Jahr 2022 ist ausgelaufen. Mit drei Prozent war die saisonbereinigte Arbeitslosenquote im Februar in der Industrie jedoch weiterhin nicht mal halb so hoch wie in der Gesamtwirtschaft. Auch wenn in den kommenden Monaten der Arbeitsmarkt in der Industrie die wirtschaftlichen Herausforderungen stärker spüren dürfte als andere Sektoren, wird auch hier weiterhin ein Mangel an qualifizierten Arbeitskräften bestehen“, meint W. Pudschedl und ergänzt: „Die Anzahl der Arbeitssuchenden pro freie Stelle liegt in der österreichischen Industrie im Durchschnitt bei nur 1,5. In Salzburg und Oberösterreich ist die Lage besonders prekär mit weniger Arbeitssuchenden als gemeldeten offenen Stellen.“ 

Österreichs Industrie erwartet weitere Abwärtsbewegungen 

Nach der spürbaren Verbesserung zu Jahresbeginn hat im Februar die anhaltende Nachfrageschwäche insbesondere aus dem Ausland wieder zu einem Rückgang des EMI der UniCredit Bank Austria geführt. Auch der Teilindikator für die Produktionsleistung ist gesunken und signalisiert mit 47,7 Punkten einen Rückgang des Outputs gegenüber dem Vormonat. „Das Verhältnis der Neuaufträge zu den Lagerbeständen weist auf eine weiterhin sinkende Produktion hin. Das geringe Neugeschäft kann angesichts hoch genug befüllter Verkaufslager in den kommenden Monaten auch mit geringeren Produktionskapazitäten erfüllt werden“, meint S. Bruckbauer und ergänzt abschließend: „Die heimischen Betriebe schätzen auch die mittelfristigen Aussichten wieder ungünstiger als im Vormonat ein. Der Erwartungsindex für die Produktion in zwölf Monaten ist auf 49,0 Punkte gesunken, was auf die Möglichkeit einer weiteren Abwärtsentwicklung der heimischen Industrie hinweist, falls nicht eine spürbare Nachfragebelebung einsetzen sollte.“ 

bankaustria.at

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