Der Elektro-Truck eActros 600 von Daimler Truck wurde von der internationalen Spedition Vandijck Transport im belgischen Herentals auf der Langstrecke getestet. Das Gerät musste sich beweisen auf der 1.500 Kilometer langen Strecke zwischen Belgien und der Schweiz – auch beim Fahrerteam. Dabei fuhr CEO Guy Vandijck selbst das Fahrzeug. Ergebnisse: Nach einer Eingewöhnungsphase fährt sich der Stromer ausgesprochen vergnüglich. Dennoch: Die öffentliche Infrastruktur ist nach wie vor eine Herausforderung. Aber nicht nur darum plant der belgische Transportlogistiker eine eigene Ladeinfrastruktur mit PV-Anlage und DC-Ladern. 

eActros 600 - Mit einem Gesamtgewicht von 33,2 Tonnen legte der eActros 600 unter realen Bedingungen und mit Zwischenladen 1.530 Kilometer zurück – inklusive Bergstrecken, Abfahrten und städtischem Verkehr. (Foto: Daimler Truck / HJS MEDIA WORLD archive)
eActros 600 – Mit einem Gesamtgewicht von 33,2 Tonnen legte der eActros 600 unter realen Bedingungen und mit Zwischenladen 1.530 Kilometer zurück – inklusive Bergstrecken, Abfahrten und städtischem Verkehr. (Foto: Daimler Truck / HJS MEDIA WORLD archive)

eActros 600 – 1.500 Kilometer quer durch Europa  

Das international tätige Familienunternehmen Vandijck Transport aus dem belgischen Herentals hat sich nach eigenen Angaben “klar zur nachhaltigen Mobilität” bekannt. Bereits 2024 bestellte das Unternehmen als einer der ersten Transporteure in Belgien zwei Exemplare des neuen batterieelektrischen Daimler Truck eActros 600. Bis zur Auslieferung der neuen Serienfahrzeuge im zweiten Quartal 2025 testete Geschäftsführer Guy Vandijck gemeinsam mit einem von Daimler Truck Belgium Luxembourg gestellten Fahrer intensiv einen Prototyp des eActros 600. Startpunkt war der Hauptsitz des Spediteurs in Belgien, Zieladresse war ein Kunde in der Schweiz. Die Strecke machte rund 1.500 Kilometer aus. Die Route wurde dabei im Vorfeld sorgfältig vorbereitet: Neben der Streckenführung wurden auch Ladeinfrastruktur, Höhenunterschiede, Fahrzeuggewichte und Verbrauchsszenarien analysiert. 

N. Vandijck – “Kunden verlangen grüne Alternativen” 

„Unsere Kunden, vor allem größere Unternehmen, verlangen heute aktiv nach grünen Alternativen. Der Transportsektor ist dabei der entscheidende Hebel“, erklärt Nathalie Vandijck, Managerin bei Vandijck Transport. Die beiden neuen E-Fahrzeuge sollen im Realbetrieb unterschiedliche Einsätze abdecken: Ein eActros 600 soll etwa im Shuttleverkehr zwischen Limburg und Antwerpen eingesetzt werden, der zweite für internationale Transporte nach Zürich. 

eActros 600 Testergebnis: Fahrzeug ist langstreckentauglich  

eActros 600 - Mit zwei bestellten eActros 600 und einer erfolgreichen Testfahrt sieht Guy Vandijck dem Transport der Zukunft optimistisch entgegen. (Foto: Daimler Truck / HJS MEDIA WORLD archive)
eActros 600 – Mit zwei bestellten eActros 600 und einer erfolgreichen Testfahrt sieht Guy Vandijck dem Transport der Zukunft optimistisch entgegen. (Foto: Daimler Truck / HJS MEDIA WORLD archive) Vandijck Transport tests the eActros 600 on a long-haul route of over 1,500 kilometers

Bislang war man sich auch bei Vandijk Transport nicht sicher, ob ein eLKW im Schwerlastverkehr auch einsatztauglich für den Fernverkehr sei. Doch um das Ergebnis vorwegzunehmen: Die Testfahrt selbst bestätigte die Theorie. Mit einem Gesamtgewicht von 33,2 Tonnen legte der eActros 600 unter realen Bedingungen und mit Zwischenladen 1.530 Kilometer zurück – inklusive Bergstrecken, Abfahrten und städtischem Verkehr. „Die Reichweite hat uns überzeugt. Wir sind fast 600 Kilometer bis zum ersten Ladevorgang gefahren und kamen mit 13 Prozent Restkapazität zurück”, so G. Vandijck zum Testergebnis.  

Rekuperationssystem des eActros 600 wirkt 

Allerdings sei das Energiemanagement anfangs etwas ungewohnt gewesen, so der erfahrene Trucker. “ Aber wenn man das Prinzip der Energierückgewinnung versteht, fährt sich das Fahrzeug erstaunlich angenehm“, zeigt sich G. Vandijck überrascht. Besonders das Rekuperationssystem zeigte hier große Wirkung. Damit konnte vor allem In Bergabfahrten deutlich Energie zurückgewonnen werden. Das beeinflusste den Verbrauch positiv, sodass dieser im Durchschnittauf 96,3 kWh/100 km. Das sei ein sehr guter Praxis-Wert. 

eActros 600 Batteriekonzept sorgt für Reichweiten 

Mit verantwortlich für die Leistungsfähigkeit des Test-eActros 600 bei Vandijk Transport ist dabei das Batteriekonzept des Lasters. Die hohe Batteriekapazität von über 600 Kilowattstunden (daher übrigens die Typbezeichnung 600) sowie eine neue, besonders effiziente elektrische Antriebsachse aus Mercedes-Benz Entwicklung, ermöglichen eine Reichweite des eActros 600 von 500 Kilometern ohne Zwischenladen. Diese Reichweite kann je nach Fahrweise und Strecke auch deutlich übertroffen werden. Der eActros 600 wird künftig am Tag sogar weit über 1.000 Kilometer zurücklegen können, weist man bei Mercedes-Benz auf die Leistungsfähigkeit des Fahrzeugs hin. Vor allem das Zwischenladen während der gesetzlich vorgeschriebenen Fahrerpausen macht dies möglich. Dazu bedarf es jedoch der entsprechenden Lademöglichkeiten auf der Strecke.  

Drei Batteriepakete liefern die Energie 

Der eActros 600 verfügt lt. Daimler Truck über drei Batteriepakete mit jeweils 207 kWh. Diese bieten eine installierte Gesamtkapazität von 621 kWh. Die Batterien basieren dabei auf der Lithium- Eisenphosphat-Zelltechnologie (LFP). Diese Antriebstechnologie zeichnet sich durch eine hohe Lebensdauer aus. Im Gegensatz zu anderen Batteriezelltechnologien können zudem über 95 Prozent der installierten Kapazität bei der LFP-Technologie genutzt werden. Dies ermöglicht eine höhere Reichweite bei gleich viel verbauter Batteriekapazität. Das Fahrzeug ist technisch auf ein kombiniertes Gesamtzuggewicht von bis zu 44 Tonnen ausgelegt. Mit einem Standardauflieger hat der eActros 600 in der EU eine Nutzlast von etwa 22 Tonnen. In einigen Fällen kann nationales Recht eine höhere Nutzlast zulassen. 

Überzeugendes Fahrverhalten in der Praxis 

Die Fahrt lieferte jedoch nicht nur wichtige Einblicke in den Energieverbrauch und die Reichweite des Fahrzeugs. Der eLKW überzeugte auch durch außergewöhnliches Fahrverhalten. Die Abwesenheit von Motorengeräuschen, der tiefe Schwerpunkt durch die Batterieanordnung und die allgemeine Fahrstabilität des eActros 600 hinterließen einen positiven Eindruck. „Es ist ein Vergnügen, damit zu fahren. Man hört kaum etwas, das Fahrzeug liegt ruhig auf der Straße und der Fahrkomfort ist außergewöhnlich hoch“, sagt G. Vandijck hierzu. 

G. Vandijck – “Die Begeisterung wächst” 

eActros 600 - Der eActros 600 verfügt über drei Batteriepakete mit jeweils 207 kWh. Diese bieten eine installierte Gesamtkapazität von 621 kWh. (Foto: Daimler Truck / HJS MEDIA WORLD archive)
eActros 600 – Der eActros 600 verfügt über drei Batteriepakete mit jeweils 207 kWh. Diese bieten eine installierte Gesamtkapazität von 621 kWh. (Foto: Daimler Truck / HJS MEDIA WORLD archive) Vandijck Transport tests the eActros 600 on a long-haul route of over 1,500 kilometers

Mit zwei bestellten eActros 600 und einer erfolgreichen Testfahrt sieht Guy Vandijck dem Transport der Zukunft optimistisch entgegen: „Unsere Fahrer müssen sich an einen neuen Fahrstil gewöhnen, aber die Begeisterung wächst. Diese Testfahrt war nicht nur technisch erfolgreich, sondern auch ein Motivationsschub für unser Team“, so G. Vandijck. Auch der Schweizer Endkunde zeigte sich überzeugt. „Unsere Kunden sind begeistert, wenn sie sehen, dass ihr Logistikpartner in nachhaltige Lösungen investiert – und genau das wollen wir zeigen“, betont der belgische Spediteur.  

Nächster Schritt in Richtung Zukunft 

Auch wenn der öffentliche Ladeinfrastrukturausbau weiterhin eine Herausforderung bleibt, plant Vandijck Transport, die eigene Ladeinfrastruktur mit DC-Ladegeräten und Photovoltaik auszubauen. Externe Ladepausen sollen, wo möglich, mit regulären Fahrerpausen kombiniert werden. 

eActros 600 in Kürze 

Daimler Truck feierte den Serienstart des eActros 600 Ende November 2024 im Mercedes-Benz Werk Wörth. Seit Dezember 2024 wird der eLKW ausgeliefert. Das Elektro-Flaggschiff unter den Mercedes-Benz Trucks wurde bereits mehrfach unter Realbedingungen von Anwendern getestet, im Rahmen der „eActros 600 European Testing Tour 2024“. Das war eine über 15.000 Kilometer lange vollelektrische Entwicklungsfahrt durch insgesamt 22 Länder. Und bei der „European Testing Tour Winter 2025“ stellte der eActros 600 auf rund 6.500 Kilometern durch Nordeuropa seine Wintertauglichkeit unter Beweis – jeweils mit 40 Tonnen Gesamtzuggewicht.  

Der Erfolg gibt Daimler Truck Recht. Der eLLKW wurde zum „International Truck of the Year 2025“ gekürt. Die Auszeichnung ist der wichtigste Preis der Branche und wird von der International Truck of the Year (IToY) Organisation, bestehend aus 24 Nutzfahrzeug- Fachjournalisten aus Europa, jährlich verliehen. Ausschlaggebend für die Auszeichnung war unter anderem das technologische Gesamtkonzept aus elektrischer Antriebsachse und LFP- Zelltechnologie. 

trpvandijck.be | daimler-truck.com | mercedes-benz-trucks.com

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