Die deutsche Wirtschaft stellt sich auf eine längerfristige Rezession ein. Das geht zumindest aus dem United Interim Wirtschaftsreport 2025 hervor. Demnach sehen die Top-Manager:innen aus dem deutschprachigen Raum vor allem die Bürokratie, die mangelhafte Infrastruktur und nicht-unternehmerische Denke bei politischen Entscheidungsträgern sowie internationale Veränderungen als Hauptursachen für diese Entwicklung. Sie sehen daher nur grundlegende Reformen als Ausweg aus der Krise.

Die deutsche Wirtschaft stellt sich auf eine länger anhaltende Rezession ein, die nur durch grundlegende Reformen zu bewältigen sein wird. Zu diesem Schluss gelangt der „Wirtschaftsreport 2025“ der Management-Community United Interim. Dem Report liegt eine Umfrage unter 550 Interim Managern zugrunde. Diese gelten als „Seismografen der Wirtschaft“. Studienleiter Dr. Harald Schönfeld, Geschäftsführer von United Interim, begründet das so: „Interim Manager übernehmen als Führungskräfte auf Zeit in mehreren Unternehmen mehr betriebliche Aufgaben als angestellte Manager und erhalten dadurch einen übergreifenden Einblick in die aktuellen Herausforderungen der Wirtschaft.“ Zehn der renommiertesten Interim Manager – Dr. Bodo Antonić, Ulvi Aydin, Ulf Camehn, Ruben Faust, Christian Florschütz, Eckhart Hilgenstock, Jane Enny van Lambalgen, Klaus-Peter Stöppler, Roland Streibich und Karlheinz Zuerl – haben die Wirtschaftsumfrage konzipiert und die Ergebnisse analysiert.
Wirtschaftsreport 2025 – Standort Deutschland kritisch bewertet
Demnach geben zwei Drittel der befragten Führungskräfte dem Wirtschaftsstandort Deutschland die Schulnote 4 oder schlechter. Ein Viertel stuft die aktuelle Lage mit der Note 3 ein, sieben Prozent vergeben eine 2 oder gar eine 1. Für die Zukunft ist das Gros der Interim Manager jedoch dann zuversichtlich, wenn es in den nächsten Jahren zu grundlegenden Reformen kommt. Für diesen Fall erwarten daher beinahe 60 Prozent der Interims-Manager:innen eine Verbesserung bis zum Jahr 2030 auf die Note 2 bis 3, wobei 30 Prozent fest von einer 2 ausgehen. Gut ein Drittel ist allerdings der Überzeugung, dass Deutschland auch in fünf Jahren mit 4 oder einer noch schlechteren Note abschneiden wird.
Appell an die Politik zur „Wirtschaftswende“

Alles kommt jedoch darauf an, ob die Wirtschaftswende gelingt oder nicht, sind daher die Studienautoren bei der Präsentation ihres Wirtschaftsreport 2025 überzeugt. Sie appellieren an darum die künftige Bundesregierung, die entsprechenden Rahmenbedingungen zu schaffen und umfassende Reformen einzuleiten. Dabei verweisen sie auf die Kanzlerschaft von Gerhard Schröder und die Agende 2010. Damals sei es schon einmal gelungen, Deutschland durch wirtschaftsfreundliche Reformen aus der Rezession zu holen. Allerdings waren die Herausforderungen damals nicht so komplex und die Reformen bezogen sich in weiten Bereichen auf das Arbeitsrecht. Dennoch erzeugte die Agenda 2010 für ein investitionsfreundliches Klima.
Interims-Manger:innen – Umfassende Maßnahmen für Turnaround nötig
Die neue Bundesregierung ab dem Jahr 2025 steht hingegen vor der schwierigen Aufgabe, auf zahlreichen wirtschaftsnahen Gebieten Reformen durchführen zu müssen, um einen Umschwung einzuleiten, so die Analyse der Interims-Manager:innen. Sie fordern dabei vor allem bessere Rahmenbedingungen für den deutschen Autosektor mit rund 800.000 Beschäftigten. Aber auch die Baubranche soll im Fokus bleiben. Als drittgrößte Branche, welche die Wirtschaft überhaupt erst am Laufen hält, bedarf es zudem entsprechender Maßnahmen, insbesondere in den Bereichen die Verkehrs-Infrastruktur. Die Wohnungsnot und die marode Infrastruktur stellen zudem einen enormen sozialen Sprengstoff dar, der sich bei mangelhaftem Reformwillen entladen könnte.
Wirtschaftsreport 2025 – Unternehmen müssen neue Märkte erschließen
Unabhängig davon stehen alle Unternehmen in Deutschland vor der Herausforderung, sich auf schwere Zeiten vorzubereiten, gibt der Wirtschaftsreport 2025 Auskunft. Dabei gehe es keineswegs nur um Kostensenkung, sondern ebenso wichtig sei es für die Wirtschaft, neue Geschäftsfelder zu erschließen, und zwar auch international. So sei etwa in Asien ‚made in Germany‘ oder “made in Austria” nach wie vor ein gutes Markenzeichen. Aus der schwachen Nachfrage nach deutschen Autos in China dürfe daher nicht auf eine generelle Ablehnung deutscher und österreichischer Ingenieursprodukte im asiatisch-pazifischen Raum geschlossen werden.
Zu viel Bürokratie, zu teure Energie, irrationale Politik

Welche Problemkreise den Wirtschaftsstandort Deutschland am meisten belasten, darüber gibt der Wirtschaftsreport 2025 Auskunft. Die Antwort der befragten Top-Manager:innen fällt dabei eindeutig aus. Vor allem die Überbürokratisierung wurde von 80 Prozent der befragten Führungskräfte als gravierendster Hemmschuh wirtschaftlicher Entwicklungen genannt. An zweiter Stelle stehen die hohen Energiekosten (61 Prozent), die vor allem Produktionsbetriebe in Deutschland belasten.
Wirtschaftsreport 2025 – Manager sehen Politik als hauptverantwortlich
Als Hauptschuldige für die Rezession verorten jedoch 59 Prozent der befragten Interim-Manager:innen die politischen Entscheider, die wenig Verständnis für die Wirtschaft aufbrächten. Weitere 29 Prozent weisen der Politik zumindest eine Mitschuld an der wirtschaftlichen Schieflage Deutschlands zu. In diesem Zusammenhang stellen 71 Prozent den politischen Entscheidern eine „irrationale und ideologische Bundespolitik“ als Zeugnis aus. Die Befragten sehen darin eine mitentscheidende Ursache für die momentane Wirtschaftsflaute. Für weit mehr als die Hälfte (57 Prozent) stuft dies jedoch als den Hauptgrund für die wirtschaftliche Misere ein.
Mehr Wirtschaftskompetenz in Parteien gefordert
Die Studienautoren des Wirtschaftsreport 2025 beklagen deshalb „die Hybris und geübte Praxis der deutschen Regierungen und Regierungsparteien, die selbst wichtige Ministerämter sehr oft ohne den Nachweis fundierter Branchenkenntnisse und entsprechender fachlicher Expertise besetzt hat”, heißt es in einer Presseaussendung. Das wirke sich in der immer komplexeren Welt mit ihren wirtschaftlichen und sicherheitspolitischen Anforderungen zunehmend nachteilig für Deutschland aus. “Deutschland kann sich insbesondere in solchen Führungspositionen diese fehlende Expertise nicht länger leisten“, so die Aufforderung von United Interim an die politischen Parteien, für mehr Wirtschaftskompetenz in ihren Reihen zu sorgen.
Wirtschaftsreport 2025 – Wirtschaft muss selbst aktiv werden

Dieses Umdenken in der Politik in Richtung Wirtschaftskompetenz dürfte jedoch noch eine Weile auf sich warten lassen. Die Wirtschaft darf daher die Verantwortung für ihre Wettbewerbsfähigkeit nicht alleine auf die Politik abwälzen, sondern muss auch eigenständige Wege aus der Krise finden, so die Aufforderung der Autoren des United Interim Wirtschaftsreport 2025. So hinken deutsche Unternehmen beispielsweise in den Bereichen Digitalisierung, Beschaffung, Vertrieb und Lieferkettenmanagement im internationalen Vergleich hinterher (siehe auch Artikel “DIGITALER WANDEL – Die vier Schlüsseltrends 2025 für Unternehmen”).”Nicht nur die staatliche Bürokratie, auch eine übermäßige firmeninterne Bürokratie bremst viele Unternehmen aus“, heißt es dazu von den United Interim-Manager:innen.
Sich dem internationalen Wettbewerb stellen
United Interim verweist dabei auch auf eine weitere aktuelle „Studie zur inner-betrieblichen Bürokratie und zur gesetzlich vorgegebenen externen Bürokratie“, für die 100 Vorstände, Geschäftsführer und Mitglieder der Geschäftsleitung im Mittelstand (ab 50 Beschäftigte) und in Großunternehmen befragt wurden. Demnach schätzt weit über die Hälfte (57 Prozent) der Manager, dass sich umständliche und langatmige Betriebsabläufe negativ auf die „Überlebensfähigkeit von Unternehmen“ auswirken. Es gehe daher für die deutsche Wirtschaft zusehends darum, nicht nur im Wettbewerb mit US-Anbietern zu bestehen, sondern auch gegenüber neuen aufstrebenden Firmen aus den BRICS-Staaten. Der Generalangriff der chinesischen Automobilhersteller auf Europa sei erst der Anfang. Denn andere Branchen nicht nur aus China werden zügig nachziehen. Die möglichst rasche digitale Transformation der deutschen Wirtschaft ist daher ein “Must have”.
Wirtschaftsreport 2025 – KI und Robotik versus demografischer Wandel
Die notwendige digitale Transformation bezieht sich allerdings nicht alleine auf die eigene internationale Wettbewerbsfähigkeit, sondern auch auf die Demographie. Denn der demographische Wandel stellt für die deutsche Wirtschaft eine große Herausforderung dar, heißt es zum Wirtschaftsreport von United Interim. Davon sind zumindest 59 Prozent der kontaktierten Interims-Führungskräfte fest überzeugt. 91 Prozent halten aber auch den Fachkräftemangel für eine sehr starke bzw. einigermaßen starke Belastung. Die Autoren des Wirtschaftsreport 2025 mahnen daher die Unternehmen: „Die demografische Entwicklung kann für niemanden eine Überraschung sein und jeder muss wissen, dass es künftig noch enger mit dem Fachpersonal wird. Das Management ist daher gut beraten, schleunigst nach Lösungsstrategien zu suchen.“ Dafür stellen weitere Automatisierungen und die Nutzung von KI-Systemen adäquate Lösungswege dar. Die Robotik werde deswegen in den nächsten Jahren massiv voranschreiten und maßgeblich zur Produktivität auch bei geringeren Personalstärken beitragen, so die Prognose.
Falsche HR-Prioritäten
Aus Sicht der Studienautoren setzen sehr viele Unternehmen im HR-Bereich übrigens nach wie vor falsche Prioritäten. So würde ein “fehlender ‚Kabinettsrang” oft dazu führen, dass Personalsachbearbeitung der strategischen Arbeit die Vorfahrt nimmt. Laut Umfrage ist mehr als ein Drittel der Führungskräfte auf Zeit daher fest davon überzeugt, dass Künstliche Intelligenz (KI) maßgeblich zu Verbesserungen im Personalwesen beitragen kann.
Wirtschaftsreport 2025 – Marode Infrastrukturen belasten Deutschland

Die „maroden Infrastrukturen“ hierzulande gehören ebenfalls zu den Problemkreisen, die den Wirtschaftsstandort Deutschland massiv belasten, sagen rund die Hälfte der befragten Interims-Entscheider (49 Prozent). Gut ein weiteres Drittel (34 Prozent) hält dies zumindest für einen Teil des Problems. Wenig überraschend testieren 82 Prozent hierbei vor allem der Deutschen Bahn erheblichen Nachholbedarf. 40 Prozent sehen im Straßenverkehr ein größeres Problem. Das dürfte vor allem den Verkehr auf höherrangigen Verkehrsstrecken mit ihren maroden Straßenbelägen und Brücken betreffen. und 78 Prozent beklagen die mangelhafte Digitalisierung in Deutschland. “Angesichts der fundamentalen Bedeutung digitaler Technologien über alle Branchen hinweg ist es beklagenswert, dass Deutschland auf diesem Gebiet im letzten Jahrzehnt im internationalen Vergleich weit zurückgefallen ist“, geben die Autoren von United Interim zu bedenken. Ein Beispiel: Im Bauwesen enden viele digitale Planungsprozesse im Genehmigungsverfahren, weil die Baubehörden noch nicht so weit sind.
Zehnerteam als Beratungsgremium für die Bundesregierung
„Die Probleme zu benennen ist der erste Schritt zur Lösung“, resümiert daher Studienleiter Dr. Harald Schönfeld gegenüber den Medien. Er verweist darauf, dass sich Interim Manager von Unternehmensberatern gerade dadurch unterscheiden, dass sie „nicht nur niederschreiben, was zu tun wäre, sondern in den Firmen an verantwortlicher Stelle selbst mit anpacken, um die Lage zu verbessern.“ Jane Enny van Lambalgen von United Interim schmunzelt dabei: „Unser Zehnerteam stellt sich gerne der neuen Bundesregierung als Beratungsgremium für den wirtschaftlichen Aufschwung zur Verfügung. Zwar ist keiner von uns so erfolgreich wie Elon Musk, aber wir sind deutlich wirtschaftsnäher als Dieter Bohlen.“
United Interim und Wirtschaftsreport 2025 in Kürze
Interim Management gilt als die „Königsklasse“ im Management, weil die Führungskräfte auf Zeit mehr berufliche Herausforderungen in mehr Unternehmen bewältigen als Führungskräfte im Angestelltenverhältnis und daher über einen größeren Überblick verfügen. Im Unterschied zu Beratern entwickeln sie nicht nur Konzepte, sondern sorgen für eine bestimmte Zeit im Unternehmen auch für die Umsetzung.
Dabei gilt United Interim als führende Online-Community für qualitätsgeprüfte Interim Manager in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Die Reichweite erstreckt sich auf weit über 12.000 Führungskräfte auf Zeit in der DACH-Region. Aus dieser Gruppe heraus haben zehn der erfahrensten und renommiertesten Interim Manager gemeinsam mit United Interim eine Studie über den Stand und die Zukunft der deutschen Wirtschaft durchgeführt. Diese zehn Elite Interim Manager sind Dr. Bodo Antonić, Ulvi Aydin, Ulf Camehn, Ruben Faust, Christian Florschütz, Eckhart Hilgenstock, Jane Enny van Lambalgen, Klaus-Peter Stöppler, Roland Streibich und Karlheinz Zuerl. Die Studienleitung obliegt Dr. Harald Schönfeld und Jürgen Becker als Gründer und Geschäftsführer von United Interim. An der Befragung für die Studie Wirtschaftsreport 2025 haben über 550 ausgewählte Interim Manager teilgenommen.
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