DIGITALER WANDEL – Die vier Schlüsseltrends 2025 für Unternehmen

Digitaler Wandel – Im Jahr 2025 wird sich die digitale Transformation von Unternehmen weiter beschleunigen. Analysten wie Jakob Vestergaard von TrueCommerce erwarten dabei vier zentrale Entwicklungen, welche die Geschäftswelt nachhaltig prägen werden. Das Spektrum reicht von der elektronischen Rechnungsstellung über Cloud-ERP-Systeme bis hin zu KI-gesteuerten Lieferketten. Zusätzlich zeichnet sich ein Paradigmenwechsel im Konsumentenverhalten ab, der Anbieter und Händler vor neue Herausforderungen stellt.

Digitaler Wandel - Bislang hinkte Österreichs größter Exportmarkt, die Bundesrepublik Deutschland, in Sachen Digitalisierung im internationalen Vergleich hinterher. Das soll sich jetzt ändern. (Foto: Illustration Marcus Stark / www.pixelio.de)
Digitaler Wandel – Bislang hinkte Österreichs größter Exportmarkt, die Bundesrepublik Deutschland, in Sachen Digitalisierung im internationalen Vergleich hinterher. Das soll sich jetzt ändern. (Foto: Illustration Marcus Stark / www.pixelio.de)

Bislang hinkte Österreichs größter Exportmarkt, die Bundesrepublik Deutschland, in Sachen Digitalisierung im internationalen Vergleich hinterher. Während andere europäische Länder, also auch Österreich, bei der Digitalisierung von Geschäftsprozessen teilweise bereits große Schritte gemacht haben, wurde das Thema beispielsweise der elektronischen Rechnungsstellung in Deutschland nach wie vor stiefmütterlich behandelt. Seit dem 1. Januar 2025 dürfte sich das rasch ändern, denn Deutschland hat die E-Rechnungspflicht für Unternehmen eingeführt. “Damit startet nun auch in Deutschland eine neue Ära der Effizienz”, sagt Jakob Vestergaard, Managing Director Europe beim internationalen Anbieter für EDI-, E-Commerce- und Omni-Channel Lösungen, TrueCommerce, gegenüber blogistic.net. 

Digitaler Wandel macht Papierrechnung obsolet  

Die Papierrechnung im B2B-Bereich wird also abgelöst. Stattdessen müssen Rechnungen auf Basis der EN16931-Formate erstellt werden. Dieser Wandel wird sich jedoch nicht in allen Unternehmen kurzfristig vollziehen: Eine dreijährige Übergangsfrist erlaubt die derzeitige Handhabung des EDI-Datenaustausch noch bis 2028. Doch vorausschauend handelnde Unternehmen werden die Vorteile einer frühzeitigen Implementierung erkennen und zügig umstellen. Insbesondere mittelständische und große Unternehmen profitieren von proaktivem Handeln, um sich frühzeitig an die E-Rechnungs- und Continuous-Transaction-Control-(CTC)-Vorgaben anzupassen. So lassen sich nicht nur potenzielle Probleme und Störungen vermeiden. Die Unternehmen haben dadurch auch die Chance, in Sachen Digitalisierung in diesem Bereich nachzuziehen. Dadurch gleichen sie sich an die in vielen europäischen Ländern längst gängigen Standards an und können im internationalen Wettbewerb auch künftig mithalten. 

Digitaler Wandel – KMU sollten nicht zögern  

Kleinere und mittelständische Unternehmen (KMU) setzen erfahrungsgemäß derartige Umstellungen nur zögerlich um, voraussichtlich bei der elektronischen Rechnungsstellung. “Zu lange zögern sollten die Unternehmen dabei allerdings nicht, denn beim Business insbesondere mit größeren Unternehmen, bei denen die Umstellung bereits läuft oder sogar schon umgestellt haben, werden sie nicht auf Sonderregelungen pochen können”, bekräftigt J. Vestergaard im Gespräch. Zudem sei die Umstellung von papierbasierten Rechnungen auf ein automatisiertes und sicheres digitales System mit globalen E-Rechnungslösungen ohnehin vergleichsweise rasch und unkompliziert möglich. Unternehmen, die also jetzt handeln, können frühzeitig von den Effizienzsteigerungen und Kosteneinsparungen profitieren, die mit der elektronischen Rechnungsstellung einhergehen. 

Digitaler Wandel und Cloud-ERP-Systeme

Während die Einführung der E-Rechnungspflicht in Deutschland für Unternehmen einen wichtigen Schritt in Richtung “digitaler Wandel” darstellt, ist sie, bezogen auf die gesamte Wertschöpfung, allerdings nur ein Teil eines größeren Transformationsprozesses. In diesem Zusammenhang steht 2025 eine weitere Entwicklung an: die beschleunigte Migration zu Cloud-ERP-Systemen. Legacy-Systeme, die bisher den Kern vieler Unternehmensprozesse bildeten, erweisen sich nämlich zunehmend als Hindernis für die digitale Transformation. Die fortschreitende Adoption von Cloud-ERP-Systemen markiert dabei einen entscheidenden Wendepunkt in der Unternehmens-IT. Die Abkehr von Systemen, die nicht weiterentwickelt oder vom ursprünglichen Anbieter nicht mehr unterstützt werden, wird zur Notwendigkeit, um wettbewerbsfähig zu bleiben. 

Geschwindigkeit der Systeme ist entscheidend   

Digitaler Wandel - Jetzt können die Lücken zwischen prognostizierten Bedarfen und der Automatisierung von Nachschubprozessen endlich geschlossen werden. (Foto: fotoArt by Thommy Weiss / www.pixelio.de)
Digitaler Wandel – Jetzt können die Lücken zwischen prognostizierten Bedarfen und der Automatisierung von Nachschubprozessen endlich geschlossen werden. (Foto: fotoArt by Thommy Weiss / www.pixelio.de)

Ein zentraler Treiber dieser Entwicklung ist hierbei vor allem die Geschwindigkeit. Für schnelle Markteinführungen und agile Anpassungen bieten Cloud-ERP-Systeme gegenüber ihren digitalen Vorgängern nämlich klare Vorteile. So lassen sie sich nicht nur in wesentlich kürzerer Zeit implementieren und aktualisiert als ihre On-Premise-Pendants. Sie ermöglichen es Unternehmen auch, sich rascher mit wichtigen Partnern zu vernetzen und Umsätze zu generieren. Auch die Globalisierung beschleunigt den Wechsel zu modernen, cloud-basierten-Systemen zusätzlich. Die Anzahl an international agierenden Unternehmen wächst – und damit beispielsweise auch der Bedarf an EDI-Lösungen, die diesen komplexen Anforderungen gerecht werden. Dabei ist ein Trend hin zu spezialisierten Lösungsanbietern zu beobachten. Immer mehr Unternehmen, die moderne Cloud-Lösungen implementieren, greifen auf Value Added Resellers (VARs) zurück. J. Vestergaard meint hierzu: “Diese Drittanbieter verstehen die spezifischen Bedürfnisse der Nutzer, ob branchenspezifisch oder geografisch bedingt, und bieten maßgeschneiderte Lösungen.”

Dgitaler Wandel erfordert Umdenken

Für Unternehmen bedeutet diese Entwicklung jedoch, dass sie ihre IT-Strategien überdenken und Investitionen in zukunftsfähige Cloud-ERP-Systeme priorisieren müssen. “Der Umstieg mag kurzfristig mit Kosten und Umstellungen verbunden sein. Doch wer an veralteten Systemen festhält, verliert langfristig den technologischen Anschluss – und nimmt Umsatzeinbußen in Kauf”, betont der erfahrene IT-Spezialist gegenüber blogistic.net. Es lohnt sich daher, den Wechsel zügig anzugehen und nicht auf die lange Bank zu schieben. Anwender können so möglichst frühzeitig von den erheblichen Vorteilen in Bezug auf Flexibilität, Skalierbarkeit und Wettbewerbsfähigkeit dieser Cloud-Systeme profitieren.  

KI revolutioniert das Lieferkettenmanagement 

Digitaler Wandel und künstliche Intelligenz (KI) sind heute nicht mehr voneinander zu trennen. Insbesondere KI ist aus dem Unternehmensalltag nicht mehr wegzudenken. 2025 wird sich dieser Trend noch beschleunigen, denn IT-Anbieter bringen immer neue KI-Lösungen und Varianten auf die Märkte. KI wird somit eine Schlüsselrolle in der Transformation auch des Lieferkettenmanagements spielen. Sie macht solche Lösungen branchenübergreifend agiler und vorausschauender als zuvor.  

KI beschleunigt das Handling von Big Data dramatisch 

KI ist in der Lage, große Datenmengen in Echtzeit zu verarbeiten und dabei komplexe Muster zu erkennen. Damit werden etwa Beschaffungsprognosen immer präziser, was in weiterer Folge die Bestände reduzieren und somit Kosten einsparen hilft. Insbesondere in der Konsumgüterbranche zeigt sich bereits jetzt, dass KI saisonale Schwankungen wesentlich genauer vorhersagen kann. Bei der Integration von künstlicher Intelligenz ins Lieferkettenmanagement ist für 2025 somit ein bedeutender Fortschritt zu erwarten. Denn nun können die Lücken zwischen prognostizierten Bedarfen und der Automatisierung von Nachschubprozessen endlich geschlossen werden. Die KI-gestützten Tools ermöglichen es Unternehmen künftig, nicht nur die Nachfrage präzise vorherzusagen, sondern auch den Nachschub proaktiv zu steuern. Das Resultat: eine deutlich verbesserte Effizienz und Reaktionsfähigkeit entlang der gesamten Lieferkette und damit niedrigere Kosten. 

Digitaler Wandel, KI und Wettbewerb 

Unternehmen werden also künftig in der Lage sein, ihre Lagerbestände zu optimieren, Abfall zu reduzieren und rechtzeitig Nachschub sicherzustellen und so ihre Kosten zu reduzieren. KI wird daher eine zentrale Rolle bei der Transformation des Lieferkettenmanagements hin zu einem agileren, datengestützten und kundenorientierten Prozess spielen. Für Unternehmen bedeutet dies, dass die Integration von KI in bestehende Systeme zu einem entscheidenden Wettbewerbsfaktor wird. War KI noch vor gar nicht allzu langer Zeit vor allem großen Unternehmen vorbehalten, können heute KMU von KI-gestützten Lösungen profitieren. Allerdings gibt J. Vestergaard zu bedenken: “Wer sich frühzeitig auf diese Veränderungen einstellt, wird in der Lage sein, die Vorteile voll auszuschöpfen und sich in einem zunehmend digitalisierten Marktumfeld zu behaupten.”  

Paradigmenwechsel im Konsumentenverhalten

Digitaler Wandel - Die Verschiebung der Prioritäten der Konsumenten markiert einen Bruch mit dem bisher dominierenden Modell, das vor allem Online-Riese Amazon mit seinem Versprechen der Zwei-Tages-Lieferung geprägt hatte. (Foto: Tim Reckmann / www.pixelio.de)
Digitaler Wandel – Die Verschiebung der Prioritäten der Konsumenten markiert einen Bruch mit dem bisher dominierenden Modell, das vor allem Online-Riese Amazon mit seinem Versprechen der Zwei-Tages-Lieferung geprägt hatte. (Foto: Tim Reckmann / www.pixelio.de)

“Der Kunde ist König”, heißt es. Das bedeutet, dass nicht nur KI, sondern auch der fortschreitende Wandel im Konsumentenverhalten die Lieferketten-Strategie von Unternehmen 2025 beeinflussen und wohl grundlegend verändern wird. Denn entgegen dem langjährigen Trend hin zu schnellen Lieferzeiten zeichnet sich mittlerweile immer deutlicher eine neue Entwicklung ab: Konsumenten sind bereit, längere Lieferzeiten in Kauf zu nehmen, vorausgesetzt, der Preis stimmt. 

Liefergeschwindigkeit für Konsumenten zunehmend nicht relevant  

Diese Verschiebung der Prioritäten markiert einen Bruch mit dem bisher dominierenden Modell, das vor allem Online-Riese Amazon mit seinem Versprechen der Zwei-Tages-Lieferung geprägt hatte. Stattdessen gewinnen Plattformen wie Temu oder TikTok Shop zunehmend an Popularität. Diese bieten zwar, ähnlich wie Amazon, eine enorme Produktvielfalt. Die Preise für die Produkte sind jedoch erheblich niedriger. Kunden nehmen darum beim Einkauf auf diesen Plattformen bewusst teilweise wochenlange Wartezeiten in Kauf, da der Preisvorteil für sie überwiegt. Dieser Trend signalisiert eine grundlegende Veränderung in der Erwartungshaltung der Verbraucher. Viele Konsumenten sind heute bereit, ihre Einkäufe langfristiger zu planen. Diese Verlagerung der Prioritäten stellt Unternehmen vor neue Herausforderungen. Lieferkettenstrategien müssen daher teilweise grundlegend überdacht werden. “Es gilt dabei, eine Balance zwischen Kosteneffizienz und Geschwindigkeit zu finden“, betont J. Vestergaard im Interview. Flexible Logistiklösungen werden somit an Bedeutung gewinnen, um unterschiedliche Kundenpräferenzen bedienen zu können, prognostiziert der IT-Fachmann. Zudem wird die transparente Kommunikation von Lieferzeiten zum entscheidenden Faktor für die Kundenzufriedenheit.  

Für Anwender solche IT-Lösungen gilt es somit, die Trends genau zu beobachten. Denn für Unternehmen könnte das bedeuten, dass sie künftig verschiedene Lieferoptionen anbieten müssen, die von schnellen, aber teureren Lieferungen bis hin zu kostengünstigeren Varianten mit längeren Wartezeiten reichen. Der Paradigmenwechsel bei Konsumenten bietet jedoch Chancen für Unternehmen, die bisher aufgrund hoher Logistikkosten für schnelle Lieferungen nicht wettbewerbsfähig waren. Durch Kostenoptimierung können sie jetzt mit attraktiven Preisen punkten, auch wenn die Lieferung länger dauert. Gleichzeitig müssen etablierte E-Commerce-Giganten ihre Strategien überdenken, um keine Marktanteile an günstigere Konkurrenten zu verlieren.  

Interviewpartner in Kürze 

Jakob Vestergaard ist Managing Director Europe bei TrueCommerce, Er kam über die Stationen Evenex, KPMG und Ferrosan zu dem globalen Anbieter von Supply-Chain- und Omnichannel-Lösungen. Jakob Vestergaard hat einen Abschluss in Betriebswirtschaft, Informatik und Management Accounting von der Copenhagen Business School. 

truecommerce.com

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