STAPLERMARKT 2020 – Die Luft ist derzeit raus aus vielen Märkten

Staplermarkt 2020: Vor der LogiMAT 2020 versprühen die Premium-Marken der Staplerbranche viel Zweckoptimismus. Die konkreten WITS-Zahlen aus 2019 und Indizes wie der Markit EMI, zeigen jedoch ein anderes Bild. Die Premium-OEMs treten auf der Stelle. Ein nennenswertes Wachstum  ist  weder in den Tiger-Märkten Asiens noch in den Industrienationen in Europa in Sicht. Das wurde auch auf dem “Innovations & Highlights 2020”-Event am 30. Januar deutlich, zu dem Jungheinrich die Fachpresse nach Hamburg einlud.  

Gegenwind: Wirtschaft bläst scharfer Wind ins Gesicht
Der Wirtschaft – und mit ihr der Staplerbranche – bläst 2020 ein scharfer Wind entgegen. (Foto: Foto: Nomad_Soul – Fotolia.com)

Ein Bericht von CR HaJo Schlobach 

Jungheinrich-Vertriebsvorstand Mag. Christian Erlach hatte heuer beim “Innovations & Highlights 2020”-Event am 30. Januar in Hamburg einen schwierigen Stand. Er war nämlich der Überbringer schlechter Nachrichten für die geladene Fachpresse. So musste er die Vollbremsung argumentieren, welche Jungheinrich bei den Umsätzen in 2019 eingelegt hat. Schon im Herbst letzten Jahres lag der rückläufige Auftragseingang zwischen 3,8 und 4,05 Milliarden Euro. Zuvor rechnete man noch mit 4,05 bis 4,2 Milliarden Euro. Der Effekt: eine Gewinnwarnung und ein EBIT, welches lediglich zwischen 240 und 260 Millionen Euro liegen wird. 

Staplermarkt 2020: Dieses Jahr wird hart   

Staplerbranche: Nach Jahren des Wachstums schmieren die weltweiten Absatzzahlen für Stapler ab. (Foto: RS Media World)

Für den Staplermarkt 2020 im Allgemeinen und den Absatz von Jungheinrich-Lösungen im Besonderen malte der Vertriebsvorstand von Jungheinrich dann sogar ein noch düstereres Bild. Vor dem Hintergrund enormer Marktschwankungen und einer sich weltweit eingebremsten Konjunktur, musste der aus Wien stammende Wahl-Hamburger nämlich ein noch schwächeres Jahr als 2019 ankündigen. So rechnet man für das Jahr 2020 mit einem für Jungheinrich-Verhältnisse mageren Umsatz, der zwischen 3.6 und 3.8 Milliarden Euro liegt. Noch 2018 freute man sich darauf, die Umsatz-Schallmauer von vier Milliarden Euro im Jahr 2019 durchbrechen zu können. Davon ist man heuer jedenfalls weit entfernt. Die Handelskriege zwischen den USA, der VR China und auch der EU machen sämtliche Wachstumsprognosen zunichte.  

Sinkende EBITS und Margen. Gleichzeitig soll sich das Jungheinrich-EBIT in 2020 nur noch zwischen 150 bis 200 Millionen Euro bewegen, was wiederum die Marge des Unternehmens auf bestenfalls 5,5 Prozent senkt. Das rechnen zumindest die Analysten von wallstreet.de vor. “Das ist schlichtweg schlecht”, kommen die Analysten zum Ergebnis und zeigen auf die in den Keller gerauschten Aktienkurse der Hamburger.   

Auf soliden Beinen 

Doch, darin sind sich alle Analysten einig, geht es Jungheinrich insgesamt noch gut und steht auf sehr soliden Beinen. Das Unternehmen hat in den letzten Jahren gut verdient, weltweit Marktanteile gewonnen und sich ein gutes Polster für schlechtere Zeiten erarbeitet. Deswegen werde man, trotz der erschwerten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, an den umfangreichen Investitionen festhalten, war aus dem Unternehmen zu hören. Vor allem in Bereiche wie Digitalisierung, Automatisierung sowie Lithium-Ionen-Technologie wollen die Hanseaten weiter investieren. Mit dieser azyklischen Investitions-Strategie wollen sich die Norddeutschen für die Zeit nach der Krise rüsten, in der sich die Weltwirtschaft als Ganzes, und mit ihr die ganze Staplerbranche derzeit befindet. Diese zukunftsgerichtete Strategie hat schon einmal in der Krise 2008/2009 funktioniert und dürfte Jungheinrich auch diesmal wieder ganz nach vorne bringen. Doch das ist aus heutiger Sicht noch Spekulation.   

Staplermarkt 2020: Talsohle schon erreicht? 

C. Erlach: Mit einem völlig neuen Schubmaststapler-Konzepts auf Li-Basis will Jungheinrich 2021 den Aufschwung mit bestimmen. (Foto: RS Media World)

Niemand weiß nämlich genau, wann tatsächlich die Talsohle in der Weltwirtschaft und damit im Staplermarkt erreicht ist. Eine neuerliche Präsidentschaft D. Trumps, der noch nicht verarbeitete Brexit und das Schwächeln der asiatischen Wachstumsmotors VR China (derzeit wächst die chinesische Wirtschaft gerade einmal um 6,1 Prozent), lassen vielmehr eine längere Durststrecke erwarten. Zudem befinden sich ganze Wirtschftsmotoren wie etwa die Automobliindustrie in einer dramatischen Umbruchphase vom verbrennungsmotorisch angetriebenen Fahrzeug zur Elektro-Mobilität. Dies sorgt schon jetzt, ganz am Anfang der Transformation, beispielsweise bei den Automobilzulieferern, für Nervosität. Einige mussten schon Kurzarbeit oder gar Insolvenz anmelden. Auch ist man in Hinblick der digitalen Transformation der Industriestaaten noch ganz am Anfang der Entwicklung. Die vierte industrielle Revolution ist im vollen Gange. Der Ausgang ist ungewiss. Und wie sehr der Klimawandel auf die Wirtschaft durchschlagen wird, ist außerdem völlig unklar. Mit anderen Worten: Nichts ist derzeit wirklich planbar.      

Indizes im Minus. Sämtliche Indizes wie etwa der Markit Einkaufsmanagerindex (EMI), sehen daher beispielsweise Deutschland noch weit vom Wachstum entfernt. In Österreich sieht die Situation zwar etwas besser aus, doch wird sich die Alpenrepublik kaum von den Weltmärkten abkoppeln können. Sie hat eine starke Zuliefererindustrie insbesondere für die deutsche Automotive-Branche und den Maschinenbau und wird daher in diesem Jahr zum Handkuss kommen. Der EMI in Deutschland dümpelt bei 45 Zählern herum. Erst ab der 50-Punkte-Marke befindet sich das Land wieder auf Wachstumskurs. Bis dahin dürfte der Weg jedoch aus oben genannten Gründen und Unwägbarkeiten noch ziemlich lang werden, allem Optimismus zum Trotz.  

WITS 2019 legt offen, dass der weltweite Staplermarkt das erste Mal seit beinahe einem Jahrzehnt rückläufig ist. 

Erstmals seit Jahren im Minus. Wie sich der internationale Staplermarkt entwickelt, zeigt sich in ganz konkreten Zahlen des WITS. Der legt offen, dass der weltweite Staplermarkt das erste Mal seit beinahe einem Jahrzehnt rückläufig ist. Befand sich die Stapler-Branche im Jahr 2018 mit rund 1.530.000 Geräten weltweit auf dem Höhepunkt, so waren es im vergangenen Jahr 1.507.000. (Quelle: WITS) Das ist zwar nur ein verhältnismäßig geringer Rückgang, für 2020 erwarten Analysten jedoch einen deutlichen Rückgang, der den weltweiten Absatz unter die 1,5 Millionen-Grenze drückt. Für C. Erlach sind diese Prognosen jedoch kein Grund zur Sorge, sondern vielmehr Teil eines normalen Wirtschaftszyklus. 

Konsequenzen für Jungheinrich. Die Konsequenzen könnten für Jungheinrich bedeuten, dass man sich wieder verstärkt auf seine Rolle als OEM besinnt und sich wieder mehr der Produktion von Staplern und seinen Nebenprodukten zuwendet. Ein Indiz dafür könnte sein, dass in diesem Jahr auf der Jahres-Pressekonferenz die Themenfelder “Systemlieferant” oder “Generalunternehmerschaft” völlig ausgespart wurden, welche die Jungheinrich-Veranstaltungen der letzten Jahre dominierten. In den vergangenen Jahren hat sich Jungheinrich vor allem als Systemlieferant positioniert, der vom Regal bis hin zur Lagerautomation sämtliche Lösungen rund um Lager, Produktion und Distribution realisieren kann. Diese Unternehmensstrategie bleibt zwar unverändert, das beredte Schweigen dürfte aber ein Indiz dafür sein, dass gerade hier empfindliche Einbrüche zu verzeichnen sind. Fakt ist: Der Fokus lag beim “Innovations & Highlights 2020” auf den Staplern und ihren dazu gehörigen Produkten wie Flotten- und Energiemanagement.  

P30i: “Deutliches Signal an die Märkte” 

Jungheinrich P30i: Hochperformant und elektrisch betrieben soll der neue Gegengewichtsstapler den Markt verändern. (Foto: RS Media World)

Positiv: Im Stapler-Business dürfte die Stapler-Flaute für Jungheinrich spätestens im Jahr 2021 beendet sein. Das lässt sich zumindest aus der Präsentation des Prototypen eines völlig neu entwickelten Gegengewichtsstapler-Konzepts im Rahmen des “Innovations & Highlights 2020”-Events in Hamburg interpretieren: den P30i. Dieser Stapler soll erst im vierten Quartal 2021 auf den Markt kommen und schon jetzt “ein starkes Signal an die Märkte” sein, so C. Erlach bei der Präsentation der Neuheit beinahe trotzig. Zeitgleich liefert Jungheinrich damit auch ein eigens dafür entwickeltes Energy-Management-Konzept für den Innen- und Außeneinsatz aus. Es handelt sich dabei um eine Art Li-Battery-Rack, das der Energiespeicherung dient. Es soll der Infrastruktur-Überforderung in Unternehmen beim gleichzeitigen Aufladen ganzer Staplerflotten mit dem P30i entgegenwirken. Die Racks funktionieren dabei ähnlich wie mobile Batterien fürs Handy, die zur zusätzlichen Energieversorgung der Geräte dienen. 

P30i: In minutenschnelle Aufgetankt   

Jungheinrich P30i: Der hochperformante Gegengewichtsstapler wird mit einem Battery-Rack für das Energie-Management ausgeliefert. Es soll auch veraltete Strom-Infrastrukturen in Unternehmen unterstützen. (Foto: RS Media World)

Solche Battery-Racks sind beim P30i auch nötig. Es handelt sich nämlich bei ihm um einen Hochvolt-Elektrostapler auf Li-Basis mit bis zu acht Tonnen Hublast, auch für harte Outdoor-Einsätze. Er kommt dabei mit einem sehr geräumigen Gehäuse eines Dieselstaplers daher. Wird der Truck an das Stromnetz zum Nachladen gehängt, ziehen seine zwei 25 kWh-Akkus in kurzer Zeit sehr viel Energie aus dem Netz ab. Ältere, schwach dimensionierte Strom-Infrastrukturen können dann durchaus in die Knie gehen. Und zwar vor allem dann, wenn gleichzeitig mehrere der P30i ans Stromnetz gehen. Die großen Standbatterien, die an das Stromnetz angeschlossen werden, liefern ihre gespeicherte Energie zurück ins Netz und gleichen so Energie-Peaks aus.   

C. Erlach: “…wird den Markt verändern” 

„Der P30i ist somit der erste Lithium-Ionen-Truck mit der Leistungsfähigkeit und dem Fahrkomfort eines Verbrennungsmotors. Er wird den Markt der Gegengewichtsstaplers völlig verändern“, ist C. Erlach bei der Präsentation des Kraftpaketes überzeugt. Warum diese Prognose so eintreffen könnte, zeigt sich daran, dass der Forklift-Truck von zwei Elektromotoren angetrieben wird, die ihre Kraft von zwei 25 kWh Li-Akkus bekommen. Sie liefern die Energie für bis zu drei Arbeitsschichten im Innen- und Außeneinsatz. Beide Akkus sind fix im Gerät verbaut. Was den Stapler aber so revolutionär macht, sind eine neu entwickelte Komfort-Ladebuchse und ein ergonomischer Ladestecker. In Kombination mit der von Jungheinrich selbst entwickelten Hochspannungstechnik, wird das Zwischenladen der Akkus künftig so einfach und schnell, wie das heutige betanken eines Diesel-Staplers. Und genau das verleiht dem P30i eine besonders hohe Verfügbarkeit und mehr Leistung im Außenbereich. 

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