STAPLERMARKT – OEMs machen das Geschäft

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Der Staplermarkt entwickelt sich für die Welt der Fördertechnik mehr als erfreulich. Die gute Konjunktur und die Umstellung der Stapler-OEMs von reinen Hardware-Anbietern zu Komplettanbietern für den innerbetrieblichen Warenfluss, sind dabei die wesentlichen Treiber fürs Geschäft. In diesem Spiel hat sich auch Jungheinrich als Premium-Allrounder für Intralogistiklösungen positioniert. (Ein Bericht von CR Hans-Joachim Schlobach)

Der Staplermarkt boomt weltweit. So stieg das Weltmarktvolumen für Flurförderzeuge im ersten Halbjahr 2018 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 15 Prozent. Das entspricht knapp 107 Tausend Fahrzeugen, die mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres verkauft wurden. Laut WITS und SIMHEM machte der weltweite Flurförderzeugmarkt bis Ende 2017 knapp 1, 4 Millionen Geräte aus. Die Wachstumsdynamik hat, nach einer leichten Abflachung im Frühjahr im zweiten Quartal 2018 wieder spürbar zugenommen, insbesondere bei lagertechnischen Geräten.

Asien und Europa sind Treiber

Die treibende Kraft für das höhere Marktvolumen war auch im ersten Halbjahr die Nachfrage vor allem im asiatischen Markt mit Schwerpunkt China. Aber auch in Westeuropa macht die allgemein gute Konjunktur bei den Unternehmen Lust auf Investitionen in Logistik-Automatisierungstechnologien. Der Effekt: Das Marktvolumen im Stapler-Bereich erhöhte sich um 12 Prozent. Und in Osteuropa stieg die Nachfrage dank Polen sogar um 24 Prozent. Auch das starke Wachstum in Nordamerika resultierte zu 60 Prozent aus gegenüber dem Vorjahreszeitraum deutlich höheren Bestellungen – allerdings bei verbrennungsmotorischen Gegengewichtsstaplern.

Die treibende Kraft für das höhere Marktvolumen war auch im ersten Halbjahr die Nachfrage vor allem im asiatischen Markt mit Schwerpunkt China. Aber auch in Westeuropa macht die allgemein gute Konjunktur bei den Unternehmen Lust auf Investitionen.

Lagertechnik wächst. Das globale Wachstum im Produktsegment Lagertechnik betrug 18 Prozent beziehungsweise 54.000 Flurförderzeuge. Davon entfielen jeweils mehr als 40 Prozent auf Asien und Europa. Das um elf Prozent höhere Weltmarktvolumen für elektromotorische Gegengewichtsstapler wurde jedoch vor allem von höheren Bestellungen in Asien getragen. Der weltweite Anstieg der Nachfrage nach Staplern mit verbrennungsmotorischem Antrieb um 15 Prozent war ebenfalls zu fast der Hälfte auf die merklich gestiegenen Bestellungen in dieser Region zurückzuführen. In allen drei Produktsegmenten war innerhalb Asiens die Nachfrage im chinesischen Markt ausschlaggebend für die hohen Wachstumsraten.

Konjunktur begünstigt Investitionen

Gründe genug also bei den Verantwortlichen von Jungheinrich in Hamburg und Österreich, optimistisch zumindest bis Ende 2018 zu blicken. So zieht der Noch-Vorstandschef und designierte Aufsichtsratschef Hans-Georg Frey zum Halbjahr eine positive Bilanz, und zwar sowohl im Hinblick auf die Auftragseingänge als auch im Hinblick auf Umsatz und EBIT: „Mit einer Auftragsreichweite von fünf Monaten blicken wir positiv auf die zweite Jahreshälfte. Wir konkretisieren daher unseren Ausblick für das Geschäftsjahr 2018: Auftragseingang und Umsatz sollten am oberen Ende der Prognose liegen, für das EBIT gilt weiterhin die Spanne von 270 bis 280 Millionen Euro“, sagt der CEO Anfang September. Österreich wächst. Auch Andreas Ausweger, CEO von Jungheinrich Austria, bestätigt die positive Entwicklung für Österreich.

Die wesentlichen Treiber des Wachstums in der Stapler-Branche sind vor allem das Neugeschäft und der Kundendienst, und zwar weltweit. (Foto: Thomas Max Müller / www.pixelio.de)

 „Der Staplermarkt in Österreich lag viele Jahre noch bei rund 6.000 Neugeräten pro Jahr. Durch die gute Konjunktur ist dieser in den letzten Jahren auf 9.000 Geräte gewachsen.“ A. Ausweger sieht aber auch ein wachsendes Potenzial im Logistik-Automationsgeschäft. Hier konnte Jungheinrich Austria in den letzten Jahren vor allem als Generalunternehmen punkten, welches Komplettlösungen für die mittelständische, österreichische Industrie und im Großhandel liefert.

Neugeschäft und Kundendienst. Die wesentlichen Treiber des Wachstums bei den „Gelben“ sind dabei vor allem das Neugeschäft und der Kundendienst, und zwar weltweit. So ist der stückzahlbezogene Auftragseingang im Neugeschäft, der die Bestellungen für Neufahrzeuge einschließlich der für Mietgeräte enthält, mit 674.000 Fahrzeugen bereits zum Halbjahr 2018 um sechs Prozent über dem Wert des Vorjahreszeitraumes, so Jungheinrich im September in einer Pressemeldung. Und der wertmäßige Auftragseingang, der alle Geschäftsfelder, vom Neugeschäft über Miete und Gebrauchtgeräte bis hin zum Kundendienst, lag im Berichtszeitraum mit 1,946 Milliarden Euro um elf Prozent über dem Vorjahreswert von 1,75 Milliarden Euro. Die einzigen Wermutstropfen seien jedoch die wachsenden Rohstoff- und Personalkosten.

Neugeräte auch in Österreich. Dass das Neugeschäft ein Treiber auch für Österreich ist, bestätig A. Ausweger. „Die Unternehmen kompletterneuern ihre Flotten. Zudem steigen immer mehr Unternehmen ins Neugeräte-Geschäft ein, die wegen kleinerer Budgets traditionell Abnehmer unserer Gebrauchtgeräte waren“, so der Firmenchef gegenüber BUSINESS+LOGISTIC. Daher sei auch das Gebraucht-Staplergeschäft in Österreich bei Jungheinrich leicht rückläufig, so A. Ausweger weiter.

Risiken nehmen zu

Doch können sich die positiven Aussichten auch im langfristig angelegten Industriegüter-Business rasch eintrüben. So drücken die Sorgen insbesondere im Wachstumsmarkt China über einen Handelskrieg mit den USA, steigende Preise für Rohstoffe, höhere Arbeitskosten, den härter werdenden Wettbewerb und strengere Umweltvorschriften die Laune. Auch sind die Folgen von weiter anhaltenden Grenzkontrollen für den EU-Binnenmarkt noch nicht ermittelt. Zwar überdecken das allgemeine Wachstum und die Rasanz der wirtschaftlichen Entwicklung derzeit noch alles, doch dürfen vor allem die Kosteneffekte, die dadurch entstehen, nicht einfach negiert werden.

Staplerbranche nicht direkt betroffen. Da Jungheinrich eine Regionalstruktur aufweist, betreffen die Grenzkontrollen allerdings nicht unmittelbar das Geschäft des Unternehmens, sondern erst dann, wenn Unternehmen europaweit beginnen, die entstehenden Kosten der Grenzkontrollen auf ihre Kunden abzuwälzen und sich so die Konjunktur im EU-Raum abflacht. Dass dies ein realistisches Szenario ist, wird durch Zahlen belegt. So geht beispielsweise das Münchener Ifo-Institut von Kosten in Höhe von jährlich 15 Milliarden Euro allein aufgrund fortlaufender Kontrollen an der deutsch-österreichischen Grenze aus, welche die Wirtschaft zu tragen hat.

Experten erwarten zudem weitere Bremseffekte durch den bevorstehenden Brexit im Jahr 2019. Betroffen ist davon insbesondere die Automobilindustrie…

Brexit und seine Folgen. Experten erwarten zudem weitere Bremseffekte durch den bevorstehenden Brexit im Jahr 2019. Betroffen ist davon insbesondere die Automobilindustrie, welche in Deutschland Rang 1 in jedweder Weise belegt und auch in Österreich eine starke Zuliefererindustrie hat. Internationale Konzerne haben dabei vor allem das Problem, dass sie Just-in-time produzieren. Das bedeutet, dass die benötigten Teile minutengenau in der Fabrik angeliefert werden müssen. Wenn der Brexit also 2019 insbesondere ohne Einigung mit der EU kommt, kommen auch wieder Zollverfahren, die eine exakte zeitliche Planung erschweren und die Kosten nach oben schnellen lassen. Das eigentliche Problem ist jedoch, dass sich die OEMs der Automobilindustrie kaum auf neue Zollformalitäten vorbereiten können, da bis dato faktisch keine Verhandlungsergebnisse vorliegen. Ein harter Brexit wird also immer wahrscheinlicher. Wenn dieser kommt, dann steht die Automobilindustrie zunächst einmal vor einem Zollchaos. Was das bedeutet, wird dadurch deutlich, dass derzeit täglich rund 1.000 Lkw im Rahmen der Just-in-Time-Produktion über den Kanal setzen. Der Brexit könnte also schon im kommenden Jahr auch bei den Herstellern der Flurförderzeug-Industrie durchschlagen. Auch in Österreich, wenn die österreichischen Automobilzulieferer weniger Business machen.

Warum der Motor dennoch weiter brummt

A. Ausweger: „Unsere Techniker wissen also genau Bescheid, wenn es einmal zu Problemen mit Li-Ionen-Antrieben und den dazugehörenden Technologien kommen sollte.“ (Foto: Jan Gott / RS Media World)

Doch ist man für solche Szenarien gut gerüstet. Abgesehen davon ist nicht alleine die Konjunktur für das gute Geschäft im Staplergeschäft verantwortlich. Die unternehmerischen Risiken sind gut verteilt. Eine Ursache dafür ist, dass insbesondere die Premium-Anbieter der Branche rechtzeitig auf einen Trend aufgesprungen sind, von dem sie heute profitieren.

Ein Rückblick: Vor rund 15 Jahren wurde nämlich der Bedarf an Automatisationslösungen in der industrialisierten Welt immer größer, welche nicht nur alleine zur Logistik-Automation in Unternehmen beinhaltete, sondern zunehmend auch die unternehmensinternen „Zulieferer“ dieser Lösungen mit integrierte. Und das ist die klassische Spielwiese der Staplerindustrie.

Zeit der Merger. Zu Beginn dieser Entwicklung deckten diese Bedarfe die Logistik-Automationsspezialisten mit Hilfe von Beratern ab. Die Staplerhersteller kamen dabei erst dann zum Zug, wenn das Intralogistikgeschäft bereits gelaufen war.

Das hat sich grundlegend gewandelt. Ein großer Teil der führenden Logistik-Automationsspezialisten wurde in der Zwischenzeit bis heute von den Premium-Gabelstaplerherstellern aufgekauft und in deren Netzwerk integriert. Die Premium-Gabelstaplerhersteller haben also mit Unternehmenszukäufen aufgerüstet und machen jetzt das Geschäft von Anfang an, d.h. von der Beratung bis hin zum schlüsselfertigen Intralogistik-Gesamtsystem, das sämtliche Elemente für den innerbetrieblichen Warenfluss beinhaltet und darüber hinaus.

IT aus der Steiermark. Auch Jungheinrich ging diesen Weg, wie etwa im Bereich der Lagertechnik, verfolgt jedoch parallel dazu eigene Produktentwicklungsstrategien, wie etwa im Bereich der Automationssoftware oder bei Li-Ionen-Batterien. Im Bereich der Logistik-Automationssoftware übernahm man beispielsweise vor rund einem halben Jahrzehnt den steirischen Softwarespezialisten ISA, an dem man jedoch schon jahrelang beteiligt war. Steirisches Software-Knowhow ist heute die Basis für das intelligente Automations-Knowhow des Jungheinrich-Konzerns in der ganzen Welt. Und noch vor dem Li-Boom begannen die „Gelben“ mit der Entwicklung eigener Batterie- und Antriebstechnologien. Der Effekt: Unternehmen wie Jungheinrich sind heute in der Lage, im Stile von One-Stop-Shopping, Komplettlösungen für Intralogistik-Bedarfe zu liefern, bis hin zur Finanzierung.

In Boomzeiten agieren

Doch geht die Entwicklung der OEMs weiter. Die Treiber sind dabei so Megatrends wie „Digitalisierung“ und „Industrie 4.0“. Daher bereitet man sich beispielsweise bei Jungheinrich schon jetzt, während Zeiten des Booms, auf weitere Umwälzungen in der Wirtschaft und einen härteren Wettbewerb vor. So wurden in den letzten Jahren die Ausgaben für Forschung und Entwicklung im gesamten Angebotsspektrum spürbar gesteigert, von der Hardware über die IT bis hin zur Batterietechnologie. Ziel ist es, dem Kunden nicht nur perfekte Lösungen aus einer Hand präsentieren zu können, sondern gleichzeitig auch das Entwicklungs-Knowhow im Haus selbst zu haben.

Jungheinrich gilt wegen seines Engagements in der Entwicklung eigener LI-Ionen-Antriebe derzeit als einziger Flurförderzeug-OEM, der nicht nur Stapler selbst entwickelt und mit einer hohen Fertigungstiefe baut, sondern auch gleich die Li-Ionen-Antriebstechnik dazu.

Investition in eigene Batterietechnik. So gilt Jungheinrich wegen seines Engagements in der Entwicklung eigener LI-Ionen-Antriebe derzeit als einziger Flurförderzeug-OEM, der nicht nur Stapler selbst entwickelt und mit einer hohen Fertigungstiefe baut, sondern auch gleich die Li-Ionen-Antriebstechnik dazu. „Jungheinrich hat die Patente für seine Li-Ionen-Batterien und ist hier nicht auf den Zukauf von außen angewiesen“, freut sich A. Ausweger im Gespräch. „Unsere Techniker wissen also genau Bescheid, wenn es einmal zu Problemen mit Li-Ionen-Antrieben und den dazugehörenden Technologien kommen sollte.“

Investition in Expansion. „Wir liefern alles aus einer Hand“, bestätigt A. Ausweger die Jungheinrich-Strategie. Hierfür hat der Konzern nicht nur in seine Standorte in Hamburg, Dresden und Moosburg investiert, sondern auch Jungheinrich Austria in Wien wurde in den letzten Jahren zu einem Vorzeigestandort mit über 300 Mitarbeitern entwickelt. Das Wissensspektrum reicht dabei von der Generalunternehmerschaft bis hin zur IT Finanzierung und ein flächendeckendes, eigenes Servicenetz mit über 140 Technikern. „Wir sind mit Abstand der Marktführer in Österreich und positionieren Jungheinrich als Premium-Anbieter im Markt, der dem Kunden bestmögliche Lösungen liefert und darüber hinaus kürzestmögliche Reaktionszeiten hat“, so A. Ausweger im Gespräch mit BUSINESS+LOGISTIC. Dazu dürfte auch gehören, dass Jungheinrich sogar eigene Finanzierungskonzepte anbietet und dabei Kunden bei der Investition in Staplertechnologien seine eigene Bonität zur Verfügung stellt.

Investitionen in Knowhow. Wenn es nach A. Ausweger geht, soll der Standort Österreich daher auch in den nächsten Jahren weiter ausgebaut werden. Er plant, auch im Hinblick auf die rasanten Entwicklungen im Bereich der Digitalisierung und Industrie 4.0, seinen Mitarbeiterstand um weitere 40 Fachkräfte in den nächsten zwei Jahren zu erweitern. „Wir wickeln alles an Projekten ab: Vom Kleinunternehmen ab einem Stapler bis hin zu Großkunden mit einem Investitionsvolumen von mehreren Millionen Euro“, erläutert der Firmenchef die Situation in Österreich. „Da können Sie als Premium-Anbieter nicht einfach Knowhow einkaufen, Herr Schlobach, sondern Sie benötigen die entsprechenden Fachleute im Haus, um den Marktanforderungen von heute und in der Zukunft und den eigenen Erwartungen genügen zu können“, so A. Ausweger abschließend.

jungheinrich.at