LOGISTIKINDIKATOR 2019 – Die Logistik folgt der Wirtschaft in die Krise

Die deutsche Logistikwirtschaft legt, wie die deutsche Gesamtwirtschaft, eine mittlere Vollbremsung ein. Der Logistikindikator – Geschäftsklimaindex, den das ifo Institut im Auftrag der BVL monatlich erhebt, weist den schlechtesten Wert seit 2010 aus.

Logistikindikator 2019 (Foto: NicoLeHe / www.pixelio.de)
Logistikindikator 2019: Dunkle Wolken über dem Himmel der deutschen Logistikwirtschaft. (Foto: NicoLeHe / www.pixelio.de)

Der Geschäftsklimaindikator der deutschen Logistikwirtschaft ist im August den vierten Monat in Folge gefallen. Er notiert erstmals seit 2013 im negativen Bereich. Niedriger war der Wert zuletzt im Februar 2010. Damals litt die deutsche Wirtschaft noch stark unter den Folgen der Weltwirtschaftskrise. Dies geht aus den monatlichen Erhebungen zum Logistikindikator hervor, die das ifo Institut im Auftrag der Bundesvereinigung Logistik e.V. (BVL) im Rahmen seiner Konjunkturumfragen durchführt.

Geschäftssituation verschlechtert sich. Daraus geht auch hervor, dass sich die aktuelle Geschäftssituation in der Logistikwirtschaft verschlechterte, und zwar ebenfalls zum vierten Mal in Folge. Im dritten Quartal stuften die Analysten des ifo die Geschäftssituation als unterdurchschnittlich ein. Gleichzeitig blickten die befragten Firmen mit zunehmender Skepsis auf die Entwicklungen in den kommenden Monaten. Ein stärkerer Pessimismus war zuletzt im Mai 2009 zu beobachten.

Beschäftigung nimmt ab. Die negative Entwicklung wird sich auch auf die Beschäftigung in der Logistikbranche auswirken. Die Unternehmen reagieren mit Personalreduktion auf die veränderte Marktsituation und die schlechten Zukunftsprognosen. Laut Logistikindikator soll der Personalbestand innerhalb der kommenden drei Monate verkleinert werden.

Deutschland in der Rezession

Logistikindikator 2019 (Foto: Rainer Sturm / www.pixelio.de)
Logistikindikator 2019: Die deutsche Logistikwirtschaft legt, wie die deutsche Gesamtwirtschaft, eine mittlere Vollbremsung ein. (Foto: Rainer Sturm / www.pixelio.de)

Das deutsche Bruttoinlandsprodukt ist im zweiten Quartal um 0,1 Prozent zum Vorquartal gesunken, und eine Änderung ist nicht in Sicht. Die deutliche Verschlechterung des ifo Geschäftsklimas Deutschland, aber auch anderer Indizes wie etwa den Einkaufsmanagerindex EMI oder der vom Analysehaus Sentix erhobene Konjunkturindikator für Anleger, weisen auf eine Rezession der deutschen Wirtschaft hin. Daher wird voraussichtlich auch im dritten Quartal die Wirtschaftsleistung nicht zunehmen, obgleich die deutsche Exportwirtschaft zurzeit bessere Zahlen aufweist als erwartet.

Schwaches Wachstum. Die aktuelle Prognose des ifo Instituts vom Juni 2019 weist für das Gesamtjahr eine Wachstumsrate des Bruttoinlandprodukts von 0,6 Prozent aus. Hierbei wurde allerdings angenommen, dass sich der Zollkonflikt zwischen den USA, China und der EU nicht weiter verschärft und dass der „harte“ Brexit noch abgewendet werden kann. Beides ist aus heutiger Sicht unwahrscheinlicher. Dies hinterlässt bereits jetzt Spuren, die die bisherige Jahresprognose als zu optimistisch erscheinen lassen und sich negativ auf die Geschäftstätigkeit der Logistikwirtschaft Deutschlands auswirken dürften.

Geschäftsentwicklung der Logistiker

Mit steigender Skepsis blicken die Logistikdienstleister auf die Geschäftsentwicklung in den kommenden sechs Monaten. Gleichzeitig sank der Geschäftslageindikator auf 100,3 Punkte und somit auf den niedrigsten Wert seit drei Jahren. Der Geschäftsklimaindex sank entsprechend und notierte bei 94,3 Punkten und somit 12,9 Indexpunkte unter dem Vorjahreswert. Dies bedeutet den niedrigsten Wert seit November 2012. Per saldo gaben die Unternehmen an, dass der Umsatz sowohl in den vergangenen drei Monaten als auch im Vergleich zum Vorjahr gesunken ist. Dies mag auch an den seit fünf Monaten sinkenden Auftragsbeständen liegen – der Rückgang betrifft einen zunehmend großen Anteil der befragten Dienstleister. Als Reaktion auf diese Entwicklung wurde der Personalbestand zuletzt verkleinert und aufgrund der abermals weniger optimistischen Erwartung bezüglich der Umsatzentwicklung in den kommenden drei Monaten wurden die Personalpläne massiv nach unten angepasst.

Die Sicht der Logistikanwender

Die momentane Geschäftssituation wurde im Bereich der Logistikanwender aus Handel und Industriewieder etwas positiver beurteilt. Im Vergleich zum Vorjahr ist allerdings eine markant negative Entwicklung zu beobachten – der Geschäftslageindex befand sich im August bei 109,1 und somit um 12,7 Punkte unter dem Vorjahreswert. Bezüglich der Aussichten auf die kommenden Monate dominieren zunehmend die pessimistischen Angaben. Das Geschäftsklima trübte sich ein und der Index lag bei 100,2 Punkten. Der Lagerbestand der Befragungsteilnehmer befand sich auch im August auf einem hohen Niveau und konnte im Vergleich zum Vormonat nur leicht verkleinert werden. Die Preise sind nahezu konstant geblieben und sollen den Planungen zufolge in den kommenden Monaten nur noch selten angehoben werden. Außerdem sehen die Personalplanungen nun bereits seit einem halben Jahr Kürzungen vor.

Logistikindikator in Kürze
Der Logistik-Indikator wird vom ifo Institut im Auftrag der Bundesvereinigung Logistik e.V. berechnet. Er geht aus den monatlichen Konjunkturumfragen für den Zeitraum ab 2005 hervor. Zur Ermittlung des Indikators werden mehr als 4.000 Antworten von Anbietern von Logistikleistungen (60 Prozent Güterverkehr (ohne Luftfracht); 40 Prozent Speditionen und Logistik) bzw. von Unternehmen aus den Bereichen des Verarbeitenden Gewerbes (66 Prozent) und des Handels (Großhandel: 17 Prozent; Einzelhandel: 17 Prozent) als Anwender von Logistikleistungen herangezogen. Der Gesamtindikator wird zu gleichen Teilen aus den Ergebnissen der Anbieter und der Anwender berechnet. Das Fragendesign zielt auf die konjunkturelle Beurteilung der aktuellen Geschäftssituation, den Entwicklungen in den letzten Monaten und den Erwartungen in den kommenden Monaten ab. In der Regel stehen den Befragungsteilnehmern je Frage drei Antwortalternativen zur Wahl, die sich jeweils als positiv-expansiv, durchschnittlich-neutral und negativ-kontraktiv kennzeichnen lassen. Aus den Prozentanteilen positiv-expansiver und negativ-kontraktiver Antworten wird ein Saldo gebildet. Entsprechend kann der Saldo Werte zwischen -100 (alle Unternehmen haben eine negativ-kontraktive Antwort gegeben) und +100 (alle Unternehmen habeneine positiv-expansive Antwort gegeben) annehmen. Bei einem Saldenwert von 0 halten sich negative und positive Antworten die Waage. Sämtliche Fragen beziehen sich auf eine jahreszeitlich übliche Einschätzung. Zusätzlich werden alle berichteten Zahlen mit einem statistischen Standardverfahren zur Saisonbereinigung (X13-ARIMA-SEATS) von dem verbleibenden saisonalen Muster bereinigt. Zur Berechnung der Indexwerte des Geschäftsklimas und der beiden Komponenten Geschäftslage und Erwartungen werden die Salden jeweils um 200 erhöht und auf den Durchschnitt eines Basisjahres (derzeit 2005) normiert.  

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