GELD – Corona trifft europäische Banken härter als amerikanische

Weltkrise: Der Handel ist flächendeckend eingeschränkt (Foto: R. Hermsdorf / www.pixelio.de)
Weltkrise: Der Handel ist flächendeckend eingeschränkt (Foto: R. Hermsdorf / www.pixelio.de)

Geld – Die vom Coronavirus ausgelöste Rezession hat die europäischen Großbanken offenbar härter getroffen als die US-amerikanischen Mitbewerber. Wie DB Research berichtet, bleibt den Europäern nahezu nichts im Geldbörsel, während die US-Amerikaner noch moderate Gewinne erwirtschaften konnten. Die Kreditvergabe dürfte vor diesem Hintergrund noch schwieriger werden.

Die vom Coronavirus ausgelöste Rezession hat die 20 größten europäischen Großbanken offenbar hart getroffen. Wie DB Research berichtet sanken die Erträge im ersten Halbjahr um fünf Prozent verglichen mit dem Vorjahr. Gleichzeitig legte die Kreditvorsorge enorm zu. Mit anderen Worten: Das Kreditrisiko für die europäischen Banken steigt. Daran ändern auch die staatlichen Bankgarantien für Kreditausfälle nichts, welche etwa für Überbrückungskredite im Rahmen der Corona-Hilfen gegeben werden.

Gläubigerrisiko dennoch stabil. Für die europäischen Großbanken hat das zur Folge, dass für sie unterm Strich kaum Geld im Börsel bleibt, d.h. die Gewinne tangieren gegen Null. Da deren Kernkapitalquote jedoch auf 14 Prozent stieg und die Leverage Ratio nur leicht auf 4,8 Prozent zurück ging, hält sich das Gläubigerrisiko dennoch in Grenzen. Hingegen nahm die Bilanzsumme zu aufgrund eines massiven Anstiegs der Liquiditätsreserven bei Notenbanken, einer boomenden Kreditvergabe an Unternehmen und beträchtlichen Staatsanleihekäufen.

Geld – Florierender Kapitalmarkt hilft nicht

Das Minus konnte auch das ein florierendes Kapitalmarktgeschäft nicht ausgleichen. „Der Zinsüberschuss profitierte zwar vom Volumenwachstum, litt aber unter anhaltendem Margendruck, Zinssenkungen in den USA und Mittelosteuropa, der Aufwertung des Euro gegenüber vielen Schwellenländerwährungen und geringeren Dividendeneinnahmen“, erläutert Jan Schildbach, Analyst bei DB Research in seinem Bericht. Seine Analysen ergaben auch, dass der Provisionsüberschuss weiter konstant geblieben ist. „Hier hielten sich einerseits höhere Einnahmen aus dem Wertpapierhandel und der Emission von Anleihen und Aktien und andererseits geringere Erträge aus der M&A-Beratung und der Vermögensverwaltung aufgrund niedrigerer verwalteter Aktiva die Waage“, so J. Schildbach.

Kreditvorsorge schnupft Gewinne. Den größten Effekt auf die GuV insgesamt sieht der Fachmann für Finanzmärkte jedoch im massiven Anstieg der Kreditrisikovorsorge, die sich mehr als verdreifachte. Im Ergebnis blieb daher nach Steuern nahezu kein Gewinn mehr übrig. Dieser reduzierte sich um satte 94 Prozent, obwohl es den Banken erneut gelang, ihre Kosten um vier Prozent zu verringern.

Kapitalquote steigt. Positiv entwickelte sich dagegen die Kernkapitalquote (CET1), die im Vorjahresvergleich um 0,5 Prozent auf durchschnittlich 14 Prozent zulegte, und auch die Leverage Ratio ging nur leicht um 0,1 Prozent auf 4,8 Prozent zurück. Beide profitierten von der Streichung von Dividendenzahlungen auf Anraten der EZB. Einen Boom verzeichnete seit Beginn der Krise die Kreditvergabe an Unternehmen, unterstützt von staatlichen Garantien. Die Banken erhöhten auch ihre Einlagen bei den Notenbanken enorm und sicherten damit ihre starke Liquiditätsausstattung. Zusammen mit beträchtlichen Staatsanleihekäufen führte dies zu einer kräftigen Ausweitung der Bilanzsumme (+7,5 Prozent).

Wachstum wird sich verlangsamen. „In den nächsten Quartalen wird sich eine Reihe dieser Effekte voraussichtlich ins Gegenteil umkehren“, so J. Schildbach in seinem Bericht. Das Wachstum der Unternehmenskredite dürfte sich aufgrund einer schwächeren Nachfrage und verschärfter Kreditstandards deutlich verlangsamen. Im Einklang mit einem weiteren Rückgang der Finanzmarktvolatilität und der beginnenden wirtschaftlichen Erholung werden die Banken wahrscheinlich auch ihre überschüssigen Liquiditätsreserven schrittweise reduzieren. Dies dürfte geringere Einnahmen aus dem Wertpapierhandel mit sich bringen, aber auch die Risikovorsorge sollte langsam vom gegenwärtig hohen Niveau aus wieder zurückgehen.

Geld – US-Banken robuster

Verglichen mit ihren europäischen Wettbewerbern haben die sieben großen US-Banken (ähnlich wie die Volkswirtschaft als Ganzes) die Krise bislang etwas besser überstanden. Sie sind insgesamt – bei einem Gewinnrückgang um rund 60 Prozent – moderat profitabel geblieben, obwohl sie weit größere Rückstellungen für zukünftige Kreditausfälle gebildet haben. Diese stiegen auf das fünfeinhalb-fache des Vorjahreswerts. Das ist insofern erstaunlich, als die Wirtschaftsleistung in den USA dieses Jahr dank einer geringeren Exportabhängigkeit, eines größeren Konjunkturprogramms und weniger strengen Lockdowns nicht so stark schrumpfen dürfte (minus vier Prozent) wie in Europa (Euroraum minus acht Prozent, Großbritannien minus 10,5 Prozent).

Keine Ausfallsgarantien, höhere Risiken. Andererseits fehlen in den USA staatliche Kreditausfallgarantien wie in Europa, außerdem enthält das Kreditbuch der US-Banken im Durchschnitt mehr Risiken und nicht zuletzt können sich die dortigen Kreditinstitute dank einer fundamental besseren Profitabilität auch schlicht eine höhere Risikovorsorge „leisten“. Die Erträge der US-Banken sind trotz des stärkeren Gegenwinds durch die Zinssenkungen der Fed sogar um zwei Prozent gegenüber dem Vorjahr gewachsen. „Allerdings wirken die Kapitalquoten etwas schwächer und weniger robust als in Europa“, analysiert J. Schildbach abschließend.

dbresearch.de


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