Digitales Carrier Management – Carrier Manager bzw. Disponenten sind Schlüsselpositionen bei Speditionen. Sie sind die Einkäufer von Frachtraum und steuern so letztlich die Transportnetzwerke ihrer Unternehmen. Vor dem Hintergrund wachsenden Kostendrucks und knapper Frachträume sowie der digitalen Transformation im Transportwesen sind webbasierte Fuhrpark- und Compliance-Management-Systeme und Plattformen wie beispielsweise Trans.eu entstanden. Sie bieten eine erhöhte Transparenz und Sicherheit für die Kollaboration auch mit unbekannten Frachtführern über Ländergrenzen hinweg. (Ein Fachbeitrag von Thomas Gawel*)

Die Steuerung des Transportnetzwerkes wird als Carrier Management bezeichnet und gehört zu den wichtigsten Aufgaben eines klassischen Spediteurs oder Verladers. Sie sind typischerweise ohne eigenen Fuhrpark aktiv. Als „Geschäftsbesorger“ kaufen Spediteure Fahrzeuge und Frachtraum am Markt ein. Im Nahverkehr dominieren dabei Verträge mit festen Transportunternehmern. Doch auch im Fernverkehr setzen Spediteure am liebsten auf langfristige Verträge. Darüber hinaus schöpft fast jeder Disponent aus einem Pool an Frachtführern, mit denen er immer wieder gut zusammengearbeitet hat. Komplizierter wird es allerdings, wenn unter all diesen mehr oder weniger „bekannten“ Unternehmen keines mehr einen freien Laderaum für einen dringenden Transport hat. Denn gerade im Spot-Markt erfolgt die Zusammenarbeit meist zwischen Unbekannten.
Was zählt sind Preis und Qualität
Transportkunden interessieren sich dabei nur indirekt für die Beziehung zwischen ihrem Vertragspartnern und deren Subunternehmern. Für sie ist neben dem Preis vor allem die Qualität des Transports wichtig: Die Ware muss dabei pünktlich und unversehrt an das vorgesehene Ziel gelangen. Zudem müssen sämtliche rechtlichen Rahmenbedingungen erfüllt werden. Genau hier wird es jedoch schnell unübersichtlich.
Webbased Managementsysteme. Vor diesem Hintergrund sind webbasierte Fuhrpark- und Compliance-Management-Systeme, auch als „Digitales Carrier Management“ bekannt, entstanden. Damit kann die Rechtssicherheit einzelner Transportunternehmen schnell überprüft werden. Der Nachweis erfolgt hier beispielsweise durch den Upload entsprechender Dokumente wie etwa die Gewerbeanmeldung bzw. der Handelsregisterauszug, die EU-Lizenz oder die Transportversicherungspolice. Sie geben darüber Auskunft, mit wem es der Auftraggeber tatsächlich zu tun hat. Die nachhaltige Rechtssicherheit entsteht jedoch erst durch die Plausibilitätsprüfung der hochgeladenen Dokumente und der im Profil angegebenen Informationen.
Strikte Vorgaben für das Lieferantenmanagement
Zu jedem einzelnen Punkt stets aktuelle Informationen und Nachweise zu besitzen, gehört zu den Sorgfaltspflichten des Spediteurs. Diese Pflichten gelten ohne Ausnahme für jeden Transportauftrag. Neben Rechtsvorschriften ergibt sich das für zertifizierte Speditionen auch aus den Vorgaben der aktuell gültigen Norm DIN EN ISO 9001:2015, die strikte Vorgaben für das Lieferantenmanagement enthält. Speditionen müssen ihre Disponenten deshalb in die Lage versetzen, die Frachtvergabe sorgfältig und rechtskonform durchzuführen.
Digitales Carrier Management schafft Sicherheit. In der Praxis ist dies nur über eine IT-Lösung umzusetzen, die sämtliche relevanten Faktoren einerseits überwacht andererseits jedoch notfalls die Auftragserteilung verhindert, wenn beispielsweise Lizenzen oder Versicherungsnachweise fehlen. Damit diese auch im hektischen Tagesgeschäft wirksam wird, sollte die IT des Disponenten mit dem Transportmanagementsystem (TMS) verbunden sein und proaktiv die Disposition beeinflussen können. So sichert digitales Carrier Management die Mitarbeiter dagegen ab, Ladungen versehentlich an Unternehmen zu vergeben, deren Dokumente abgelaufen beziehungsweise ungültig sind. Gleichzeitig entlastet digitales Carrier Management die Disponenten von einer eigenen aktiven Recherche zum derzeitigen Status eines Frachtführers. Denn sie können sich bei entsprechender Konfiguration darauf verlassen, dass sie über das TMS ausschließlich Transporte mit freigegebenen Frachtführern organisieren.
Digitales Carrier Management liefert Disponenten frühzeitig Hinweise
Logistikdienstleister profitieren darüber hinaus davon, dass solche IT-Lösungen über Erinnerungsfunktionen frühzeitig auf ablaufende Nachweise aufmerksam machen. Damit können sie rechtzeitig, um Aktualisierung der Dokumente bitten, um so sicherzustellen, dass wichtige Frachtführer die Anforderungen einer Frachtvergabe erfüllen können. Auch bei Aufträgen, die über den Spot-Markt abgeschlossen werden, beugen solche IT-Lösungen unliebsamen Überraschungen vor. Denn sie erinnern die Disponenten mindestens daran, sämtliche erforderlichen Papiere anzufordern und zu prüfen. Je nach Funktionstiefe bieten sie zudem die Möglichkeit, die Freigabe eines Transportpartners bis zum Ablauf seiner Nachweise und Lizenzen zu speichern. Einzelne Lösungen können darüber hinaus sogar an eine Datenbank geprüfter Frachtführer angeschlossen sein, die für eine unmittelbare Zusammenarbeit bereitstehen. Mit diesen Möglichkeiten der Verifizierung von Frachtdienstleistern, wird in Zukunft das Compliance-Management zweifelsohne an Bedeutung gewinnen.
Trans.eu in Kürze
Trans.eu ist eine Logistikplattform für den Landtransport. Spediteure, die ihre Digitalisierung weiter vorantreiben wollen, finden hier umfangreiche Funktionen zum Verwalten von Frachtführern. Die IT-Lösung bietet Spediteuren und Logistikdienstleistern erhöhte Transparenz und Sicherheit für die Kollaboration mit Frachtführern über Ländergrenzen hinaus: eine der größten Datenbanken von Frachtführern in Zentral- und Osteuropa, ein System zum Überprüfen und Verifizieren von Frachtführern mit Ratings aus einer der größten Transportplattformen von ca. 40.000 Nutzern. Zudem ermöglicht ein Live-Messenger die gesamte Transportabwicklung der Frachtvergabe in verschiedenen Sprachen. Durch vielfältige Möglichkeiten zur Integration mit existierenden TMS-Systemen können externe Partner die Logistik-4.0-Fähigkeiten für ihre Systeme und Prozesse erweitern.
*Zum Autor: Thomas Gawel ist Director Business Development, Western Europe bei Trans.eu. Seit 20 Jahren arbeitet er für die Logistikbranche, davon 11 Jahre im Vertrieb für namhafte Spediteure.
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