BVL AUSTRIA – Vertretung der Logistik fordert „Fast Lane“ für Infrastruktur

Mit einem starken Lebenszeichen meldete sich die BVL Austria nach mehreren Jahren Pandemie-Zwangspause mit ihrem 37. Logistik Dialog zurück. Unter dem Motto „Empowerment for Future“ trafen sich diese Woche rund 800 Manager:innen des Supply-Chain- und Logistiksektors im Vienna International Airport City Space. Dabei stand die Zukunft im Transportsektor und die Absicherung der Energieversorgung im Fokus des Logistik-Events. Im Rahmen seiner Eröffnungsrede fordert der Präsident der BVL Austria, Roman Stiftner, eine „Fast Lane“ für Genehmigungsverfahren im Bereich der Infrastruktur und Energieversorgung, um den Wirtschaftsstandort Österreich zu sichern.

BVL Austria – R. Stiftner: „Die Logistik erweist sich hierbei einmal mehr als der stabilisierende Faktor für die Wirtschaft und den Wirtschaftsstandort Österreich.“ (Foto: BVL Austria / RS MEDIA WORLD Archiv)
BVL Austria – R. Stiftner: „Die Logistik erweist sich hierbei einmal mehr als der stabilisierende Faktor für die Wirtschaft und den Wirtschaftsstandort Österreich.“ (Foto: BVL Austria / RS MEDIA WORLD Archiv)

Nach mehreren Jahren Zwangspause traf sich die internationale Logistikbranche zum 37. Logistik Dialog der BVL Austria im Vienna International Airport City Space am Flughafen Wien. Rund 800 Top-Manager:innen diskutierten über zwei Tage in der neuen Event-Lokation die Zukunft der Logistik in den nächsten Jahren. Dabei wurde in Gesprächen, die blogistic.net mit etlichen Vertretern führte, rasch deutlich, dass in der gegenwärtig außerordentlich disruptiven globalen Situation keine seriösen Zukunftsprognosen abgegeben werden können. Gleichzeitig sind jedoch alle optimistisch, dass die Wirtschaft in Österreich, insbesondere die Logistikwirtschaft, und in Europa, letztlich gestärkt aus der globalen Krise heraus kommen wird. Allerdings müssten jetzt die richtigen Weichenstellungen vorgenommen werden.

Krisen machen umfassende Investitionen notwendig    

So fordern die noch immer grassierende Corona-Pandemie mit ihren Folgeproblemen wie die globale Lieferkettenkrise, der russische Angriffskrieg und die globalen Unterbrechungen im internationalen Transport Investitionen in eine nachhaltige Infrastruktur und neue Strategien. Insbesondere die labile Energieversorgung mit Gas und Strom bereitet den Unternehmen in ganz Europa große Sorge. „Wir haben zahlreiche Herausforderungen an mehreren Fronten gleichzeitig zu bewältigen“, mit diesen Worten eröffnet darum der Präsident der BVL Austria, Dr. Roman Stiftner, den diesjährigen Flaggship-Event der Logistik-Interessensvertretung in Österreich. „Covid und nun der Russland-Ukraine-Krieg haben uns in einen Dauerkrisenmodus versetzt. Die Kriegshandlung führen zu heftigen Disruptionen in den Supply Chains – mit Verwerfungen in den maritimen Transportwegen und eingeschränkten Transportrouten für Luftfracht sowie gestörten Bahnverbindungen zwischen Europa und Asien. Dazu kommen noch Schiffsstau und drohende Streiks in den wichtigen Häfen Europas“, erläutert R. Stiftner die komplexen Herausforderungen. „Die Logistik erweist sich hierbei einmal mehr als der stabilisierende Faktor für die Wirtschaft und den Wirtschaftsstandort Österreich.“

Viel Zeit wurde verschlafen

All das trifft Österreichs und Europas Wirtschaft jedoch nicht plötzlich. Mehrere Jahre haben Donald Trumps Handelskonflikte die Welt in Atem gehalten. Dann kam Corona und nun stehen die geopolitischen Spannungen zwischen Europa, China und Russland auf der Agenda. Damit verlangsamt sich die Globalisierung und führt zu einer „Slowbalisierung“ mit mehr regionaler Wertschöpfung. Diese Entwicklung hat auch Vorteile und unterstützt die Anstrengungen der Branche in die Nachhaltigkeit und Emissionsfreiheit.

Politisches Zögern ist Fehl am Platz

Allerdings: Der Krieg in der Ukraine, die Verknappung und Verteuerung bei Energie und Rohstoffen sowie eine hohe Inflation sind schwierige Rahmenbedingungen für Wirtschaft und Logistik und belasten Lieferketten dauerhaft. Logistik und Infrastrukturen werden zudem für leitungsgebundene Transportwege, wie Gas-Pipelines für LNG und Stromleitungen für Solar- und Windkraftwerke gebraucht. Vor diesem Hintergrund seien daher sowohl die Diversifikation der österreichischen Energieversorgung als auch massive Investitionen in die Resilienz der Versorgung rasch umzusetzen,  appelliert der österreichische BVL-Chef an die Politik. Und er konkretisiert die Folgen zögerlichen politischen Handelns: „Wenn die Gasversorgung für die Industrie ausfällt, brechen auch die Lieferketten zusammen und damit die Versorgung der Bevölkerung, selbst mit dem Lebensnotwendigsten.“

BVL Austria – (v.l.) D. Pulker-Rohrhofer, GF Hafen Wien (Foto: RS MEDIA WORLD)
BVL Austria – (v.l.) D. Pulker-Rohrhofer, GF Hafen Wien (Foto: RS MEDIA WORLD)

BVL Austria – Energieversorgung bis zum Winter sicherstellen

Die BVL Austria fordert daher Frau Bundesminister Gewessler mit Nachdruck auf, aktiv zu werden und kurzfristig die Energieversorgung sowohl mit nicht-russischem Gas als auch mit anderen Energieträgern sicherzustellen. Ansonsten stünden die Produktionen von Schlüsselindustrien in Österreich still und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf der Straße, so das skizzierte Szenario.

BM Gewesslers Ankündigungen greifen zu kurz

„Wir haben mit Freude die Ankündigungen der Frau Bundesminister vernommen, dass die Errichtung von Windrädern in Zukunft rascher gehen soll. Jedoch greift diese Regelung viel zu kurz“, befürchtet R. Stiftner. Denn kurzfristig lassen sich fossile Energieträger nicht durch erneuerbaren Strom ersetzen. „Wir brauchen daher eine Sicherstellung der Gasversorgung durch neue Zugänge zu LNG-Gas und alternative Gas-Lieferanten. Es bedarf einer Fast Lane, einer eigenen Überholspur, in Form von beschleunigten UVP-Verfahren für die kritische Infrastruktur- und Industrieprojekte – wie für neue Gas-Pipelines oder Stromleitungen. Sowohl Stromleitungen als auch Pipelines werden ohnehin für die Transformation in eine CO2-neutrale Energieversorgung mit Wasserstoff dringend benötigt“, fordert der Präsident der BVL Austria.

Back to Europe und Slowbalisierung

Darüber hinaus wurde auf dem Kongress der BVL Austria deutlich, dass es einer neuen Willkommenskultur für Industrie und Produktion in Österreich bedarf. Und zwar ungeachtet dessen, dass dies kurzfristig zu höheren Emissionen in Österreich und auf dem europäischen Kontinent bedeutet. „Diese sind sie noch immer niedriger als Importe mit einem hohen Carbon-Foot-Print aus China“, so der allgemeine Tenor. Gleichzeitig führt eine solche Politik dazu, dass die Wertschöpfungsketten im Land und auf dem europäischen Kontinent verbleiben und so den Wohlstand nachhaltig sichern.

BVL Austria – Klimakrise kennt keine Ländergrenzen

Die globale Erwärmung kennt zudem keine Länder- oder Kontinentgrenzen. Die BVL Austria unterstützt daher alle von der EU ausgehenden Bemühungen zur Verbesserung der strategischen Autonomie („Strategic Autonomy“). Diese Maßnahmen erfordern mehr Produktion und Industrie in Österreich und Europa sowie veränderte Logistikketten. „Diese mehr auf regionale Wertschöpfung zielende weltweite Änderung der Wertschöpfungs- und Logistikketten hat auch Positives, denn es werden die Anstrengungen zu einer nachhaltigen und CO2-neutralen Wirtschaft damit unterstützt“, bekräftigt R. Stiftner die Position der BVL Austria.

Personal- und Fachkräftemangel nehmen zu

BVL Austria – Hot Chocolate Greg Bannis sorgte als Special Guest für ausgelassene Sommerstimmung. (Foto: RS MEDIA WORLD)
BVL Austria – Hot Chocolate Greg Bannis sorgte als Special Guest für ausgelassene Sommerstimmung. (Foto: RS MEDIA WORLD)

Und last but not least: Veränderungen in Österreich, aber auch die demografische Entwicklung verschärfen den Personal- und Fachkräftemangel der Logistikbranche, und zwar nicht nur LKW-Fahrer – in allen logistischen Bereichen fehlen Fach- und Nachwuchskräfte. Zudem fehlt es an Frauen-Power. Die BVL Austria legte daher auch beim 37. Logistik Dialog 2022 mit Unterstützung von Dr. Susanne Raab, Bundesministerin für Frauen, Familie, Integration und Medien, einen besonderen Fokus auf Frauen in der Logistik.

Greg Bannis – Hot Chocolate sorgte für sommerliches Abend-Highlight

Doch wurde auf dem Top-Event der BVL Austria nicht nur diskutiert und Netzwerke aufgefrischt. Ein besonderes Highlight des Abends war Greg Bannis, den meisten als Hot Chocolate bekannt. Mit Songs, die den mittlerweile 72-jährigen Entertainer in der ganzen Welt in die Charts brachte, sorgte er unter den Logistikern für sommerliche und ausgelassene Abendstimmung.

bvl.at

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