Trotz hoher Imagewerte in Kinderzimmern suchen Bahnunternehmen verzweifelt nach Lokführernachwuchs. Dabei ist Lokführer nicht einfach nur ein Job, sondern bietet gute Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten, eine überdurchschnittliche Bezahlung und flexible Arbeitszeiten.

Früher sah man den Zug schon von weitem durch die Landschaft fahren, wenn der Rauch der Dampflokomotiven während der Fahrt eine Fahne bildete. Die Lok gilt bis heute als ein Symbol des wirtschaftlichen Fortschritts. Nur damals waren Lokführer mit ihren rußgeschwärzten Gesichtern und den starken Armen dessen Helden. Sie trotzten im mehr oder weniger schutzlosen Führerhaus den Witterungsbedingungen wie Eiseskälte, Schnee und Regen und schwitzten sich im Sommer beinahe die Seele aus dem Leib, wenn die Hitze des Kessels besonders drückte. Doch die einsamen Kämpfer waren tapfer und brachten Passagiere wie Güter pünktlich zum Zielort.
Lokführer dringend gesucht
Inzwischen hat sich die Eisenbahn zu einem ganz normalen Verkehrsmittel entwickelt. Und damit verspricht der Lokführerberuf auch nicht mehr jenes Abenteuer, von dem früher viele träumten. Wohl auch deshalb wird diese Tätigkeit immer seltener ergriffen. Das bestätigt etwa die deutsche Bundesagentur für Arbeit (AMS in Österreich). Lokführer sei einer der führenden Mangelberufe, ist dort zu hören. Dauert es in Deutschland im Durchschnitt rund 86 Tage, um einen Kandidaten für eine freie Stelle zu bekommen, benötigen die Vermittler 140 Tage, um einen Lokführer zu finden. Und das in einem Markt, der in Richtung Vollbeschäftigung marschiert. Im viel kleineren Österreich dürfte die Zeitspanne sogar noch größer sein. Zwar liegen der BUSINESS+LOGISTIC-Redaktion keine gesicherten Zahlen vor, doch auf Nachfrage etwa beim österreichischen Bahnunternehmen LTE Logistik & Transport und anderen EVUs, sind junge Menschen, die Lokführer werden wollen, kaum zu finden und ausgebildete Lokführer noch seltener auszumachen. Dabei wären mäßige Schulnoten oder eine fachfremde Ausbildung heute vielfach kein wirklicher Hinderungsgrund, um den Beruf zu ergreifen.
Eisenbahnromantik ist passé
Bei LTE ortet man einen der Gründe darin, dass sich in der Vorstellung vieler noch die alte Eisenbahnerromantik mit verbreiteten Irrtümern über den Beruf vermischt. Noch heute assoziieren viele damit harte Männerarbeit, die nicht alleine beim Kohleschaufeln endet. Vielmehr musste der Lokführer sein „Dampfross“ genauestens kennen, um es manövrieren und das Maximum aus ihm herausholen zu können. Gleichzeitig musste er es auch reparieren können. Entsprechend langwierig und aufwendig war die Ausbildung, um solche Kenntnisse zu erwerben.
Joystick & Co. Heute erleichtert der technische Fortschritt hingegen vieles. Reparieren kann und darf ein Lokführer die Hightech-Zugmaschine nicht mehr. Er muss sich hingegen mit Joystick und Informationstechnologien auskennen, was im Zeitalter von Spielkonsolen und Smartphones nahezu jedes Kind tut. Das wirkt sich auch auf die Ausbildung aus: In Österreich dauert die Lehrzeit nur zehn bis zwölf Monate. Umfassende technische Kenntnisse sind dafür nicht notwendig: Die einzige Voraussetzung ist ein Mindestalter von 21 Jahren. Erlernen kann man den Beruf des Lokführers an neun verschiedenen Orten in ganz Österreich. Alleine drei Ausbildungsstätten gibt es in Wien. Aber auch in Bludenz werden Personen dazu ausgebildet. Dabei ist die Qualität überall gleich, da das Ausbildungsniveau für diesen Beruf in Österreich standardisiert ist.
Hohe Konzentration vonnöten. Die berufliche Herausforderung liegt beim „Triebfahrzeugführer“, wie die offizielle Berufsbezeichnung lautet, also auf einer anderen Ebene. Waren früher Kraft, technisches Geschick und körperliche Ausdauer die zentralen Elemente, die einen guten Lokführer ausmachten, sind es heute vor allem die Konzentrationsfähigkeit eines Mitarbeiters – neben Einsatz und Geschick. Einen Zug ganz alleine, stundenlang und mit hoher Geschwindigkeit durch die Landschaft zu steuern, ist somit ein Hochleistungsjob, trotz vieler technischer Hilfsmittel. Und wer für die Mobilität anderer sorgt, muss diese Leistung auch dann abrufen können, wenn andere Feierabend haben: in der Nacht oder am Wochenende.
Karriere gesichert
Lokführer gilt fälschlicherweise vielfach als Beruf, bei dem die Karriereaussichten beschränkt sind und zudem schlecht bezahlt wird. Doch gerade hier gilt, dass „Karriere mit Lehre“ gut möglich ist. So bietet es sich beispielsweise für HTL-Absolventen, die eine Lehre als Lokführer beendet haben, an, Eisenbahnbetriebsleiter zu werden. Und selbst ohne HTL-Abschluss sitzt man nicht im letzten Wagen eines Zugs. Denn auch ohne Zertifizierungen und technische Vorkenntnisse kann man als Lehrer in der Ausbildungsstätte seine Erfahrungen weiter geben.
Gute Arbeit, guter Lohn. Zudem werden Triebfahrzeugführer gut bezahlt. Mit diversen Zulagen wie beispielsweise für Sonderschichten, Nachtfahrten etc. kommen Lokführer in Österreich auf ein Durchschnittsgehalt von 2.600 Euro netto. Gründe, diesen Beruf auch heute zu ergreifen, gibt es also sehr wohl, weiß man bei LTE Logistik & Transport in Wien.