Lobautunnel – S. Kummer: “Die SP-V konzentriert sich hauptsächlich auf Klimaaspekte während des Baus des Tunnels.” (Foto: HJS MEDIA WORLD archive)

LOBAUTUNNEL – Ein Weg in Richtung Klimaschutz und günstigem Wohnen

Am 5. Februar 2025 hat die damalige Bundesministerin für Umwelt und Verkehr, Leonore Gewessler, den Bau des Lobautunnels per Verordnung verhindert. Die Entscheidung basierte auf den Ergebnissen der 2022 eingeleiteten „Strategischen Prüfung Verkehr“ (SP-V), die im Februar 2025 veröffentlicht wurde. Dieser Untersuchung widerspricht jetzt Prof. Dr. Sebastian Kummer durch eine eigene Untersuchung am Institut für Logistik an der Wirtschaftsuniversität Wien. Er kommt darin zum Schluss, dass sich die SP-V hauptsächlich auf die Aspekte des Klimaschutzes während des Lobautunnel – Baus konzentriert und dabei soziale, verkehrstechnische, umweltpolitische und demokratiepolitische Aspekte vernachlässigt. Er kommt daher mit seiner Untersuchung zu ganz anderen Ergebnissen. (hier Klicken und Präsentation ansehen) 

Lobautunnel – Mit einem Federstrich beendete Bundesministerin Gewessler den Dauerhickhack rund um dieses Bauprojekt, das einerseits die Stadt Wien vom Verkehr entlasten und andererseits neue Baugründe der Stadt erschließen sollte. (Foto: Alisha / www.pixelio.de)
Lobautunnel – Mit einem Federstrich beendete Bundesministerin Gewessler den Dauerhickhack rund um dieses Bauprojekt, das einerseits die Stadt Wien vom Verkehr entlasten und andererseits neue Baugründe der Stadt erschließen sollte. (Foto: Alisha / www.pixelio.de)

Lobautunnel – Eine never ending Story? 

Am 5. Februar 2025 herrschte Jubelstimmung bei Vertreter:innen der GRÜNEN und diverser Umweltaktivist:innen. Denn an diesem Tag stoppte die damalige Bundesministerin Leonnore Gewessler per Federstrich auf einer Verordnung den Bau des Lobautunnels. Damit beendete die Bundesministerin den Dauerhickhack rund um dieses Bauprojekt, das einerseits die Stadt Wien vom Verkehr entlasten und gleichzeitig neue Baugründe im Süden der Stadt erschließen sollte. Gleichzeitig sollten damit auch die Bahnterminals in Inzersdorf und im Hafen Wien an das höherrangige Straßenverkehrsnetz angeschlossen werden, damit Güter effizienter von der Straße auf die Schiene verlagert werden können. 

Gibt es bessere Alternativen zum Lobautunnel? 

Die Hauptgründe für die Verhinderung des Projekts waren dabei negative Umwelteinwirkungen, welche im Rahmen des SP-V ermittelt wurden. Der SP-V zeige, so die Argumentation der Ministerin, dass der Lobautunnel erhebliche negative Auswirkungen auf die Umwelt und die Raumstrukturen habe. Zudem ergebe die Untersuchung, dass die Umsetzung des Tunnels zusätzliche Verkehrsbelastungen verursachen, welche wiederum zu negativen Auswirkungen auf das Klima führen würden. Zudem sei der Lobautunnel die teuerste der geprüften Varianten und wurde somit als die mobilitätstechnisch schlechteste Lösung bewertet. Und last but not least gebe es bessere Alternativen zum Verkehrsprojekt wie etwa der Ausbau des öffentlichen Verkehrs und des Schienengüterverkehrs. Diese Entscheidung stieß auf heftige Kritik von verschiedenen politischen Parteien und Organisationen, die den Tunnel als notwendig für die wirtschaftliche und soziale Entwicklung der Region betrachteten.  

Prof. S. Kummer widerspricht SP-V von L. Gewessler  

Lobautunnel – S. Kummer: “Die SP-V konzentriert sich hauptsächlich auf Klimaaspekte während des Baus des Tunnels.” (Foto: HJS MEDIA WORLD archive)
Lobautunnel – S. Kummer: “Die SP-V konzentriert sich hauptsächlich auf Klimaaspekte während des Baus des Tunnels.” (auf Bild klicken und Filmbeitrag ansehen Foto: HJS MEDIA WORLD archive)

Auch Prof. Dr. Sebastian Kummer, Leiter Instituts für Logistik an der WU Wien, widerspricht nun den Ergebnissen der SP-V und kontert diesen mit einer eigenen Untersuchung. Der deutsche Gelehrte befasst sich schon seit Jahrzehnten intensiv mit Umweltthemen im Kontext von Transport und Logistik. So wurde er außerdem zum Thema “Umwelt und Unternehmenswert – Aufgaben und Instrumente eines wertorientierten Umweltmanagements“ in Wien habilitiert.  S. Kummer verweist bei der Präsentation seiner Untersuchung (hier klicken und Film ansehen) darauf, dass sich die SP-V hauptsächlich auf Klimaaspekte während des Baus des Tunnels konzentriere und dabei die anderen Aspekte der Nachhaltigkeit vernachlässige, die nach Fertigstellung des Bauprojektes eintreten. Hierzu zählen eben auch die sozialen und wirtschaftlichen Aspekte, die es bei der Städte- und Verkehrsplanung einer Stadt wie Wien zu berücksichtigen gilt. Und diese führen neben den sozialen Aspekten wie etwa günstiges Wohnen und Erschließung von Wirtschaftsstandorten in Wien, zusätzlich zu einer besseren CO2-Bilanz.  

Der Lobautunnel und die Ostregion 

Warum ist das so? – Der Lobautunnel wurde als ein Kernstück der 6. Donauquerung geplant und gilt als das letzte offene Verbindungsstück der S1. Sie soll die bestehenden städtischen Gebiete vom Verkehr entlasten und den Ring um Wien schließen. Die Sinnhaftigkeit des Projektes wurde dabei durch zahlreiche Studien und Umweltverfahren bewiesen. Sie bestätigen zudem die Gesetzmäßigkeit und Umweltfreundlichkeit des Vorhabens,  

Wirtschaftliche Bedeutung des Bauprojekts 

Die Ostregion, bestehend aus Wien, Niederösterreich und dem Nordburgenland, bildet dabei einen eng vernetzten Wirtschaftsraum. Der Lobautunnel ist daher entscheidend für die Erreichbarkeit und Entwicklung der transdanubischen Bezirke Wiens, die als Wohn- und Betriebsstandorte zunehmend an Bedeutung gewinnen. Logistikzentren, die in den letzten Jahren entlang der S1 entstanden, profitieren außerdem von der verbesserten Erreichbarkeit. Und das wiederum führt zur Stauvermeidung, was in weiterer Folge zu erheblichen Einsparungen bei CO2-Emissionen und Wegzeiten führt. 

Lobautunnel – Bedeutung für den Schienenverkehr 

Lobautunnel – S. Kummer: “Die wachsende Einwohnerzahl erfordert zwangsläufig neuen, leistbaren Wohnraum, der durch eine hochrangige Straßenverbindung an die Gebiete südlich der Donau angebunden werden muss.” (Foto: HJS MEDIA WORLD archive)
Lobautunnel – S. Kummer: “Die wachsende Einwohnerzahl erfordert zwangsläufig neuen, leistbaren Wohnraum, der durch eine hochrangige Straßenverbindung an die Gebiete südlich der Donau angebunden werden muss.” (Foto: HJS MEDIA WORLD archive)

Neben dem Individualverkehr und dem Straßengüterverkehr ist der Lobautunnel als Lückenschluss der S1 aber auch für den Schienengüterverkehr von erheblicher Bedeutung. Die beiden Wiener Container-Terminals südlich der Donau am Hafen Wien und in Inzersdorf würden nicht nur durch die lückenlose Anbindung an das höherrangige Straßenverkehrsnetz profitieren, sondern auch von einer effizienteren Erschließung des Nordens von Wiens. Der Tunnel ist zudem Teil des transeuropäischen Transportnetzwerks (TEN-T) und stellt somit einen wichtigen Knotenpunkt dar, der die Ostregion in das hochrangige europäische Straßennetz integriert. Gleichzeitig kommt in diesem Zusammenhang Österreich damit seinen vertraglichen Verpflichtungen gegenüber Europa nach, wie S. Kummer bei seiner Präsentation betont.  

Der Lobautunnel und seine soziale Bedeutung 

Worauf S. Kummer jedoch regelmäßig abhebt, ist die große Bedeutung des Tunnels für die Stadtentwicklung Wiens. So wächst die Stadt jährlich um rund 20.000 neue Einwohner. Die wachsende Einwohnerzahl erfordert daher zwangsläufig neuen, leistbaren Wohnraum, der durch eine hochrangige Straßenverbindung an die Gebiete südlich der Donau angebunden werden muss.  Der Tunnel ermöglicht erst die Erschließung freier Flächen für günstigen Wohnbau und Stadtentwicklung. Gleichzeitig trägt zur Vermeidung von Staus auf der Südosttangente bei, was zu erheblichen CO2-Reduzierungen und Energieeinsparungen führt. 

Umwelt- und Klimaschutz mit Lobautunnel besser gedient 

Trotz der anfänglichen Bedenken hinsichtlich der Umweltauswirkungen beim Bau des Projektes, zeigt die Kummer-Studie, dass der Lobautunnel langfristig positive Effekte auf den Klimaschutz haben kann. Durch die Vermeidung von Staus und den Umstieg auf alternative Antriebe werden die Emissionen im Bereich der Lobau nämlich deutlich reduziert. Zudem steigt der Anteil an Fahrzeugen mit alternativen Antrieben in Österreich seit 2023 stetig an, was die Umweltbelastung weiter verringert. Nach Schätzungen von S. Kummer dürfte sich der Anteil verbrennungsmotorisch angetriebener Fahrzeuge um bis zu zwei Drittel reduziert haben, was die CO2-Bilanz und damit die Klimabilanz des Lobautunnels langfristig erheblich verbessert.  

Demokratiepolitische Auswirkungen 

Lobautunnel – Das Naturschutzgebiet rund um Wien bleibt von dem Lobautunnel faktisch unberührt. (Foto: Helga Gross / www.pixelio.de)
Lobautunnel – Das Naturschutzgebiet rund um Wien bleibt von dem Lobautunnel faktisch unberührt. (Foto: Helga Gross / www.pixelio.de)

Und last but not least verweist S. Kummer darauf, dass der Stopp des Baus das Vertrauen in die Zuverlässigkeit des Staates unterminiert. Besonders betroffen sind vom Lobautunnel – Baustopp vor allem Bürger:innen und Unternehmen, die bereits jetzt im Vertrauen auf bestehende Gesetze und gerichtliche Entscheidungen Bau- und Standortinvestitionen getätigt haben. Die bisherigen Planungen und Bauvorbereitungen haben dem Staat und der Stadt Wien außerdem bereits erhebliche Kosten verursacht, die bei einem endgültigen Stopp komplett verloren wären. 

Lobautunnel – ein Projekt mit wachsender Bedeutung 

Der Lobautunnel ist somit für die wirtschaftliche und soziale Entwicklung des Großraums Wien, aber auch für ganz Österreich von großer Bedeutung. Er trägt dabei nicht nur zur Entlastung des Verkehrs, zur Verbesserung der Erreichbarkeit Wiens und der Ostregion bei, sondern auch zur Reduzierung von CO2-Emissionen und damit dem Klimaschutz bei. Gleichzeitig behauptet Wien damit seine Bedeutung als wichtiger Knotenpunkt in Europa vom Norden bis in den Süden sowie von Westen in den Osten Europas. 

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