Gerade in Hinblick auf etliche Messeabsagen wegen des Coronavirus (COVID 19) liefert eine Corona-Studie im Auftrag des Job-Portals Stepstone für Unternehmen beruhigende Ergebnisse. Demnach zeigen sich die Mitarbeiter gut informiert, wenig beunruhigt und eher besorgt um den Erfolg des eigenen Unternehmens in der Zukunft.
Die Hannover Industriemesse wurde vom April auf den Juli 2020 verschoben, die LogiMAT 2020 steht derzeit zur Disposition und etliche andere wichtige Messen wie die Leipziger Buchmesse , die Handwerksmesse in München oder der Genfer Autosalon wurde abgesagt. Getrieben wurden und werden die Entscheidungen der Veranstalter, die Messen zu verschieben oder abzusagen auch von Entscheidungen ihrer Aussteller, nicht an den Messen teilzunehmen. Begründet wurden diese Rückzieher ausschließlich mit der Sorge um die Gesundheit der Mitarbeiter und geladener Gäste wegen COVID 19.
Corona-Studie: Wirtschaftliche Folgen beunruhigen
So nachvollziehbar die Begründungen für die Absagen der Unternehmen sind, so könnten deren Folgen mehr zur Beunruhigung ihrer Mitarbeiter beitragen als der Coronavirus und dessen gesundheitliche Folgen. Eine jüngste Untersuchung unter 4.000 deutschen Arbeitnehmern zeigt nämlich, dass die Angst der Deutschen vor dem Coronavirus eher überschaubar ist, hingegen die Befürchtungen hinsichtlich des Unternehmenserfolges zunehmen, je länger die Viruskrise dauert. Denn nahezu alle Befragten wurden am Arbeitsplatz bereits mit speziellen Maßnahmen konfrontiert.
Die große Mehrheit der Befragten fühlt sich von ihren Arbeitgebern gut informiert. Unternehmen in Deutschland schaffen es, Mitarbeitern die Unsicherheit zu nehmen.
Dr. Anastasia Hermann, Stepstone
Corona beunruhigt nicht. „Die Ergebnisse unserer Befragung zeigen, dass die Mitarbeiter in deutschen Unternehmen eher gelassen sind“, sagt Dr. Anastasia Hermann, Studienleiterin bei Stepstone. „Die große Mehrheit der Befragten fühlt sich von ihren Arbeitgebern gut informiert. Unternehmen in Deutschland schaffen es, Mitarbeitern die Unsicherheit zu nehmen. Sie sichern außerdem die Produktivität im Job durch Angebote wie zum Beispiel Homeoffice oder flexible Arbeitszeiten für die Betreuung von Kindern oder Angehörigen“, so A. Hermann weiter.
Sorge um Unternehmenserfolg
Im Klartext heißt das, dass 46 Prozent der Befragten Sorge haben, dass der Coronavirus negative Auswirkungen auf den Unternehmenserfolg hat. Dass sie Angst haben, sich mit dem Virus zu infizieren, meinten dagegen nur 34 Prozent. Noch geringer ist die Sorge vor Versorgungsengpässen, z.B. knappen Lebensmitteln (27 Prozent). Gleichzeitig sorgen sich 54 Prozent der Befragten überhaupt nicht nicht wegen des Coronavirus.
Arbeit verändert sich
Allerdings wirkt sich Corona in manchen Unternehmen bereits auf die Arbeitsweise der Belegschaft aus. 29 Prozent der Befragten gaben nämlich an, dass Projekte wegen der aktuellen Situation verschoben worden seien. 23 Prozent bestätigten außerdem, dass ihr Team durch das Coronavirus in ihrer Produktivität eingeschränkt sei. Nur 16 Prozent sind der Meinung, dass wegen Corona insgesamt weniger gearbeitet wird.
Virus ist Alltag
Fakt ist, dass der Virus allgegenwärtiger Teil des Kommunikationsalltags der Deutschen ist. So bestätigten 96 Prozent der Befragten, dass das Coronavirus derzeit Gesprächsthema bei der Arbeit sei. Und bei 43 Prozent beeinflusst das Thema den Arbeitsalltag. Die häufigsten Veränderungen sind neue Verhaltensvorschriften (65 Prozent).
Unternehmen sagen Dienstreisen ab
Insbesondere für Messeveranstalter ist das Verhalten von Unternehmen bei Dienstreisen und Massenveranstaltungen von Interesse. Dieses hat sich aufgrund der Corona-Krise signifikant verändert. So gaben 47 Prozent der Befragten an, dass ihre Dienstreisen in betroffene Regionen abgesagt wurden, bei weiteren 27 Prozent wurden sogar sämtliche Dienstreisen storniert. Bei 42 Prozent der deutschen Arbeitnehmer wurde ihre Teilnahme an externen Veranstaltungen wie etwa Messen und Fortbildungen von der Geschäftsleitung untersagt. Und bei gut einem Drittel (36 Prozent) wurden sogar Firmenveranstaltungen ganz abgesagt.
Das Verhalten von Unternehmen bei Dienstreisen und Massenveranstaltungen hat sich aufgrund der Corona-Krise signifikant verändert.
Betroffene in Quarantäne
Unter den 4.000 Befragten gab es auch welche, die unmittelbar von dem Virus betroffen sind – entweder, weil eine Bezugsperson positiv darauf getestet wurde oder sie selbst infiziert sind. Sie sind mit Beeinträchtigungen in der Ausübung ihres Jobs konfrontiert. Von denjenigen, die im Job beeinträchtigt sind, muss derzeit fast jeder Zehnte (9 Prozent) von zu Hause arbeiten. Aber auch extern hat die unsichere Lage Folgen: 28 Prozent gaben an, dass sie von Lieferengpässen betroffen seien, bei 12 Prozent arbeiten Dienstleister derzeit nur noch eingeschränkt oder sogar gar nicht mehr.
Mitarbeiter fühlen sich gut informiert
Die deutschen Arbeitnehmer stellen ihren Vorgesetzten hinsichtlich des Umgangs mit Informationen zum Thema “Corona” gute Zeugnisse aus. So gibt die Mehrheit der Befragten an, dass ihr Arbeitgeber mit ihnen rechtzeitig zum Thema kommuniziert hätten (60 Prozent) und die Unternehmensleitung sie gut informiert habe (57 Prozent). 61 Prozent sind dabei der Meinung, dass ihre Unternehmensführung die richtigen Maßnahmen zum Schutz der Mitarbeiter trifft.
Unsicherheit über die Folgen wächst
Die deutschen Arbeitnehmer zeigen sich also besonnen und dürften die Auswirkungen der Corona-Situation für ihr persönliches Leben als eher entspannt betrachten. Allerdings zeigt sich, dass die Unsicherheit über die wirtschaftlichen Folgen der Viruskrise wächst. Dies ist nicht unbegründet. So rechnet die OECD mit einem Schrumpfen des weltweiten Wirtschaftswachstums von 2,9 Prozent auf 1,5 Prozent. Das dürfte die sich entspannenden Indizes wie den Markit Einkaufsmanagerindex (EMI) wieder in die Abwärtskurve drängen. Der EMI lag zuletzt bei 47 Punkten mit Aufwärtstendenz. Ab 50 Punkten zeigt er ein Wirtschaftswachstum an. Angesichts unterbrochener Supply Chains in Schlüsselbranchen der deutschen Wirtschaft (Automobilbau, Automotive, Maschinenbau, Chemie etc.) und das Einbrechen der Tourismusmärkte weltweit, dürfte für 2020 sogar mit einer starken Rezession zu rechnen sein.
Corona-Studie: Diese Maßnahmen ergreifen Arbeitgeber in Deutschland |
80 Prozent informieren über Prävention, Verhaltensweisen und Hygiene. |
72 Prozent treffen Präventionsmaßnahmen, d.h. sie stellen Desinfektionsmittel bereit, verbieten Händeschütteln usw. |
22 Prozent bieten ihren Mitarbeitern an, zu Hause zu arbeiten. |
43 Prozent fordern Mitarbeiter mit Erkältungssymptomen gezielt auf, nicht zur Arbeit zu kommen oder von zu Hause aus zu arbeiten. |
38 Prozent fordern Mitarbeiter, die in betroffene Regionen gereist sind, auf, nicht zur Arbeit zu kommen oder von zu Hause aus zu arbeiten. |
53 Prozent der Unternehmen sagen Dienstreisen ab. |
19 Prozent flexibilisieren Arbeitszeiten und Arbeitsorte, um Kinderbetreuung und Pflege zu ermöglichen. |
47 Prozent hätten grundsätzlich die Möglichkeit, eine Zeit lang zu Hause zu arbeiten. Weitere 22 Prozent könnten dies zumindest mit Einschränkungen tun. |
Die Corona-Studie in Kürze |
Die Jobplattform Stepstone hat am 3. und 4. März 2020 mehr als 4.000 Menschen online befragt. Die Corona-Studie befasst sich mit der Frage, wie sich die Ausbreitung des Coronavirus in Deutschland derzeit auf die Arbeitswelt auswirkt. Zur Demografie der Umfrageteilnehmer (sämtliche Prozentzahlen gerundet): 51 Prozent der Umfrageteilnehmer sind weiblich, 49 Prozent männlich. 21 Prozent der Befragten sind als Führungskraft in einem Unternehmen beschäftigt, 66 Prozent als Fachkraft in Industrie und/oder Büro und bei den weiteren Umfrageteilnehmern handelt es sich u.a. um Trainees, Young Professionals und Selbstständige. 54 Prozent verfügen über einen Hochschulabschluss, 22 Prozent über ein Abitur und 24 Prozent über einen Hauptschulabschluss oder die Mittlere Reife. Mit 58 Prozent arbeiten die meisten der Befragten in einer Großstadt mit mehr als 100.000 Einwohnern. 16 Prozent der Befragten sind bei einem Unternehmen mit mehr als 5.000 Mitarbeitern beschäftigt, 15 Prozent bei Unternehmen mit 1.000 bis 5.000 Mitarbeitern und 34 Prozent bei kleineren Unternehmen mit maximal 100 Mitarbeitern. Besonders stark vertreten sind die Branchen Gesundheitswesen und soziale Dienste (9,5 Prozent), Groß- und Einzelhandel (8 Prozent), IT und Internet (7 Prozent) sowie Fahrzeugbau (7 Prozent). |