COVID 19 – Logistikmesse LogiMAT 2020 steht auf der Kippe

LogiMAT 2020 findet planmäßig statt. (Foto: Euroexpo)
LogiMAT 2021: Die Messe für (Intra-)Logistik wird in den Sommer verschoben (Foto: Euroexpo)

Wie Veranstalter Euroexpo in einer Presseaussendung am vergangenen Montag verlautbarte, soll die europäische Leitmesse für Logistik, die LogiMAT 2020 mit offiziell 1.640 Ausstellern vom 10. bis 12. März in Stuttgart planmäßig stattfinden. Bislang sagten nur wenige Teilnehmer aus Italien und China ab. Doch seit Dienstag Morgen hagelt es in München Absagen. Etliche gewichtige Aussteller zogen ihre Teilnahme zurück. Und das, obwohl in Hinblick auf COVID 19 (Coronavirus) das Robert-Koch-Institut die Gefahr für die Gesundheit der Bevölkerung in Deutschland als gering bis mäßig einschätzt. Auch das örtliche Gesundheitsamt Esslingen sieht für die Landesmesse Stuttgart und die dortigen Gastveranstaltungen wie die LogiMAT 2020 keine erhöhte Gefährdung für Aussteller und Besucher. Seither steht die traditionelle Startveranstaltung des Logistikjahres erstmals seit ihrem Bestehen zur Disposition. Eine Absage der Messe ist jedoch mit enormen Hürden und Risiken für Veranstalter und Aussteller verbunden.

Bis vergangenen Montag herrschte Erleichterung bei Messeveranstalter Euroexpo und den 1.640 Ausstellern der LogiMAT 2020. Die Messe kann wie geplant vom 10. bis 12. März in Stuttgart stattfinden, hieß es in einer Presseaussendung. Der Grund liegt in der Tatsache, dass der Krisenstab der Bundesregierung zu COVID 19 (Coronavirus) am 28. Februar 2020 beschlossen hat, dass Großveranstaltungen wie Messen grundsätzlich weiterhin stattfinden können. Allerdings sollen sie vor der Durchführung einer Risikobewertung anhand eines umfangreichen Kriterienkatalogs des Robert-Koch-Instituts unterzogen werden. Das Robert-Koch-Institut erfasst kontinuierlich die aktuelle Lage, bewertet alle Informationen und schätzt das Risiko für die Bevölkerung in Deutschland ein. Die Gefahr für die Gesundheit der Bevölkerung wird in Deutschland nach wie vor als gering bis mäßig eingeschätzt. 

COVID 19: “…es gibt derzeit keine Bedenken…” 

Die Letztentscheidung über die Durchführung einer Messe oder Großveranstaltung liegt allerdings bei den Veranstaltern in Abstimmung mit den lokalen Gesundheitsbehörden. Dies bestätigte auch der Verband der Deutschen Messewirtschaft (AUMA) in seiner aktuellsten Information zum Thema „Messen in Deutschland: Coronavirus“ am vergangenen Wochenende. „Wir befinden uns in täglicher Abstimmung mit der Landesmesse Stuttgart sowie mit den örtlichen Behörden. Wir richten uns nach den Vorgaben und Anordnungen des Gesundheitsamtes Esslingen sowie des Ordnungsamtes Leinfelden-Echterdingen“, erklärt dazu LogiMAT-Messeleiter Michael Ruchty. „Das Gesundheitsamt Esslingen hat auch am Freitag, den 28. Februar 2020, der Messe Stuttgart wie auch uns gegenüber bestätigt, dass es derzeit keine Bedenken gibt, die LogiMAT 2020 oder auch andere Messen in Stuttgart durchzuführen.“ 170 Personen sind derzeit in Deutschland mit dem Virus infiziert, die meisten davon in Nordrhein-Westfalen. In Baden-Württemberg sind es aktuell 26 Personen, die überwiegend nur schwache Krankheitssymptome aufweisen bzw. mittlerweile genesen sind. Im Katharinen-Hospital in Stuttgart wurde jetzt eine COVID 19 -Ambulanz eingerichtet, in der sich Patienten auf den Virus testen lassen können. 

Wir befinden uns in täglicher Abstimmung mit der Landesmesse Stuttgart sowie mit den örtlichen Behörden. Wir richten uns nach den Vorgaben und Anordnungen des Gesundheitsamtes Esslingen sowie des Ordnungsamtes Leinfelden-Echterdingen

Michael Ruchty, Messeleiter LogiMAT

Safety first 

Einschränkungen gibt es jedoch für Personen, welche sich in den letzten 14 Tagen in vom Robert-Koch-Institut als „Risikogebiet“ eingestuften Gegenden aufgehalten haben. Sie dürfen das Messegelände zur LogiMAT weder während der Auf- und Abbau-Zeiten noch während der Veranstaltung betreten. Alle Aussteller, die aus diesen Risikogebieten und Ländern stammen, wurden über diese Maßnahmen in Kenntnis gesetzt und bereits im Vorfeld der Messe LogiMAT zur Selbstauskunft verpflichtet. Auf der Basis dieser Sicherheitsmaßnahmen mussten 72 Aussteller ihre Teilnahme stornieren müssen. Das betraf sieben Aussteller aus Italien und 41 aus China.

M. Ruchty hat alles richtig gemacht, steht aber jetzt vor schwierigen Entscheidungen. (Foto: Euroexpo)

Desinfektion & “No Hands”-Initiative. Darüber hinaus werden der Messeveranstalter Euroexpo gemeinsam mit der Landesmesse Stuttgart vor Ort auf dem Messegelände alle erforderlichen Maßnahmen ergriffen, welche weit über das Aufstellen von zahlreichen Desinfektionsspendern hinausgeht. Auch die Reinigung und Desinfektion des Geländes, insbesondere der Toilettenanlagen, Handläufe, Fahrstühle und (Tür-)Griffe werden intensiv durchgeführt.  „Als Veranstalter der LogiMAT unterstützen wir die aktuelle Kampagne „No Hands“, welche empfiehlt, auf das Händeschütteln zu verzichten. Dies ist vor dem aktuellen Hintergrund nicht unhöflich, sondern eine weitere umsichtige Empfehlung“, sagt Ruchty. Man freue sich daher auf die Veranstaltung und auf die bisher 21.300 gemeldeten Besucher, die sich Online-Tickets besorgt haben (Stand 1. März 2020), so Ruchty abschließend. 

Die Absagewelle rollt

Seit Dienstag sieht die Welt für Messeveranstalter Euroexpo jedoch völlig anders aus, denn seit seither hagelt es Absagen, und das trotz der umfangreichen Hygiene- und Sicherheitsvorkehrungen, welche für die LogiMAT 2020 vorgesehen sind. Das hielt gewichtige Intralogistiker wie Bito, Clark, DB Schenker, Dematic, Jungheinrich, SSI Schäfer, Still oder Toyota usw. nicht zurück, ihre Teilnahme zurück zu ziehen. Offiziell begründete man den Rückzug mit der gesundheitlichen Sicherheit für die Mitarbeiter und die geladenen Gäste. „Die Absage etlicher Aussteller ist zwar plausibel, jedoch eine unterm Strich überzogene Reaktion. Vor allem wenn man bedenkt, dass der Virus von Ärzten und Virulogen letztlich als harmlos eingeschätzt wird“, so der Tenor etlicher Kritiker.

Kettenreaktion läuft. Die Kettenreaktion ist in vollem Gange. Seitens der Euroexpo stehe man mit allen anderen Ausstellern im direkten Kontakt und fühle sich ihnen und ihren Mitarbeitern verantwortlich, war aus München zu erfahren. Nach dem jetzigem Stand der Dinge stehe die LogiMAT 2020 noch nicht zur Disposition. Dies könnte sich jedoch in den nächsten Tagen ändern, wenn die Behörden eine Absage empfehlen und/oder die Besorgnis der Aussteller um die Gesundheit ihrer Mitarbeiter eine Veranstaltung verunmöglichen.  

Messeabsage birgt hohe Risiken

Eine Absage der LogiMAT 2020 ist sowohl für Veranstalter Euroexpo als auch für Aussteller mit hohen Risiken verbunden. Wie aus München zu erfahren war, ermöglicht Messeveranstalter Euroexpo einen kulanten Ausstieg für Aussteller. Dennoch dürften Aussteller auf einem großen Teil der Kosten rund um die Messe sitzen bleiben und nur dann mit Kostenersatz rechnen können, wenn sie beispielsweise auf Ausfälle durch höhere Gewalt versichert sind. Dazu zählen etwa Kosten für Standaufbau, Agenturkosten im Vorfeld der Messe und sämtliche Kosten, die im Vorfeld einer Messe anfallen. Aktuell geben sämtliche Behörden grünes Licht für die LogiMAT 2020 und angesichts der Harmlosigkeit des Coronavirus für die Gesundheit der Menschen dürfte sich das auch nicht ändern.

Eine Absage der LogiMAT 2020 ist sowohl für Veranstalter Euroexpo als auch für Aussteller mit hohen Risiken verbunden.

Eine Flut von Klagen droht. Nach aktuellem Stand der Dinge findet die LogiMAT 2020 statt, trotz etlicher Absagen großer Aussteller. Für die Euroexpo ist ein Zustandekommen der Messe jedoch mit hohen Risiken verbunden. Sollten danach Coronavirus-Fälle bei Ausstellern und/oder Besuchern auftreten, wird man den Veranstalter dafür verantwortlich machen, unabhängig davon ob diese Fälle tatsächlich im kausalen Zusammenhang mit der Messe stehen. Die Euroexpo müsste dann vermutlich mit einer Klagsflut und unzähligen Verfahren vor Gericht rechnen.

Wer für die Kosten aufkommt. Eine Absage der Veranstaltung ist Seitens der Euroexpo mit enormen rechtlichen und finanziellen Konsequenzen verbunden. So könnten Aussteller, welche nach wie vor auf darauf setzen, dass die LogiMAT 2020 stattfindet, ihre entstandenen Kosten dem Messeveranstalter umhängen. Gleichzeitig dürfte der Messeveranstalter auf den Kosten rund um die Anmietung der zehn Messehallen für drei Tage sitzen bleiben. Hinzu kommt der enorme Imageschaden, der durch eine Absage der LogiMAT 2020.

Alles richtig gemacht und dennoch verloren. Für Messeveranstalter Euroexpo wird es also darauf ankommen, welche Empfehlungen die Behörden in Baden-Württemberg für die Veranstaltung geben, um mit einem oder zwei blauen Augen davon zu kommen. Ob so oder so: LogiMAT-Chef M. Ruchty stehen in den nächsten Tagen sehr schwere Entscheidungen ins Haus, die ihn jedoch in jedem Fall zu einer tragischen Figur im Messegeschehen machen. Denn, obgleich er und sein Team alles richtig gemacht haben, wird er dabei nur verlieren.

rki.de 

www.logimat-messe.de 

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