Wie die Felbermayr Holding in Wels (A) gestern mitteilte, ist der österreichische Pionier der Schwergutlogistik, Horst Felbermayr, nach schwerer Krankheit am 13. März verstorben. Der Firmenchef prägte über nahezu 50 Jahre das Gewerbe. Noch im September 2019 legte er den Grundstein für die neue Firmenzentrale in Wels. (Ein Nachruf auf einen großen Pionier der Logistik)Mit insgesamt etwa 2.700 Mitarbeitern und 67 Standorten in 19 Ländern gehört der Spezialist für Schwergut- und Baulogistik, Felbermayr, heute zu den größten Schwergutlogistikern Europas.
Doch 1967, als er zusammen mit seiner Gattin Gisela das Unternehmen seines Vaters Franz Felbermayr übernahm, war es noch recht ruhig am damaligen Firmengelände in Wels. So umfasste der Fuhrpark des 1942 von Franz Felbermayr gegründeten Unternehmens nur eine Handvoll Fahrzeuge, und auch die Anzahl der Mitarbeiter machte den Logistiker zu einem für die damalige Zeit typischen KMU.
Aus Wels zum internationalen Industriedienstleister
Zu dieser Zeit war die gemeinsame Tochter Elisabeth bereits auf der Welt. Doch Gattin Gisela verstand es hervorragend, trotz ihrer Rolle als junge Mutter, ihren Mann Horst Felbermayr in finanziellen Belangen zu unterstützen. So gelang es rasch, neue Geschäftsfelder im Tiefbau zu erschließen und die österreichischen Wirtschaftswunderjahre mit zu gestalten. Als Sohn Horst im Jahr 1970 geboren wurde, hatte das Unternehmen schon rund 30 Mitarbeiter. Somit war die Anzahl der Beschäftigten nach drei Jahren der Übernahme bereits verzehnfacht.
Erste Zweigniederlassung. In der selben Zeit wurde auch die 1. Zweigniederlassung in Grieskirchen gegründet. Hier übernahm Halbbruder Franz Felbermayr die Geschäftsleitung, um seinen Halbbruder bei der Expansion zu unterstützen. Dieser war auch mitverantwortlich für die Entwicklung des Geschäftsbereiches der professionellen Entsorgung von Baurestmassen und Müll mittels Absetzmulden. Den großen Unternehmenserfolg konnte Franz Felbermayr jedoch nicht mehr erleben. Er verstarb früh im Jahr 1979.
Der erste Schwerguttransport
Mitte der Siebzigerjahre wurde der erste internationale Schwertransport durchgeführt. Im Geschäftsfeld Bau folgte die Spezialisierung auf Leitungsbau und Erdarbeiten. Auch die lokale Schottergewinnung wurde forciert. Dabei legte Horst Felbermayr schon damals großen Wert auf Nachhaltigkeit und erhielt 1998 für die naturnahe Rekultivierung von Kieswerken den Umweltschutzpreis des Landes Oberösterreich.
Einstieg in Hebetechnik. 1989 folgte mit der Entwicklung eines Zwei-Wege-Kranes zum Einsatz auf Schiene und Straße der Einstieg in die Hebetechnik. Dieses Geschäftsfeld wurde erfolgreich erweitert und umfasst heute eine Kran- und Bühnenvermietung mit mehreren Tausend Geräten.
Trimodale Transporte. Mitte der Neunzigerjahre wurde mit der Gründung eines Bereiches für Internationale Tieflader Bahntransporte die Weichen für trimodale Schwertransporte gestellt. So gelang es Horst Felbermayr mit dem Ankauf eines Firmengeländes der damaligen VÖEST in Linz einen Schwerlasthafen zu erwerben. Somit wurde mit der Kombination der Verkehrsträger Schiene, Straße und Wasser die Vision trimodaler Schwertransporte Realität.
Der Sprung nach Europa
Anfang des neuen Jahrtausends nahm der Mittfünfziger so richtig Fahrt auf und drängte massiv auf den europäischen Markt. Es wurden Bereiche für Tief- und Spezialtiefbau gegründet, der Fuhrpark massiv erweitert und ein Bereich für Schwermontage installiert. Für diese unternehmerischen Leistungen erhielt Felbermayr 2004 das große Silberne Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich. 2006 folgte das Silberne Ehrenzeichen des Landes Oberösterreich. Bereits 1985 erhielt Horst Felbermayr das goldene Ehrenzeichen der Stadt Wels.
Horst Felbermayr – eine Unternehmerpersönlichkeit
Trotz großer wirtschaftlicher Herausforderungen und enormer Risikobereitschaft hatte der gelernte Kfz-Mechaniker immer ein offenes Ohr für seine Mitarbeiter. Er verstand es auch, diese von seinen Visionen zu überzeugen und auf Augenhöhe an seinen unternehmerischen Zielen teilhaben zu lassen. Doch trotz aller Erfolge verlor Horst Felbermayr nie die Bodenhaftung, war sich immer der Leistung seiner Mitarbeiter bewusst. Zusammen mit Ehefrau Gisela gelang es dem Firmenchef, diese Eigenschaft „unternehmerischer Bescheidenheit“ auch an seine Kinder weiterzugeben. Heute leitet der gleichnamige Sohn des großartigen Unternehmers zusammen mit seiner Frau Andrea erfolgreich das Unternehmen.
Wechsel in den (Un-)Ruhestand. Im Jahr 2015 wechselten Gisela und Horst Felbermayr Senior in den Aufsichtsrat. Die Tochter Elisabeth verantwortet die Immobilien des Unternehmens. Zusammen sind sie nun mit weiteren Geschäftsführern und den Mitarbeitern, in dritter Generation, für das Welser Familienunternehmen verantwortlich. Den Grundstein für die weitere Entwicklung des Unternehmens legte Felbermayr Senior noch im September vergangenen Jahres selbst – mit dem Spatenstich für die neue Unternehmenszentrale. Damit beschloss der erfolgreiche Unternehmer sein Lebenswerk. Die Branche verliert mit Horst Felbermayr einen fairen Mitstreiter mit Handschlagqualität und das Unternehmen eine Leitfigur, die auch in Zeiten enormer persönlicher Belastung für seine Mitarbeiter und deren Anliegen da war.