Die Bundesvereinigung Logistik (BVL) gilt als die deutsche Lobbying -Vertretung in Sachen Logistik schlechthin. Das Kompetenz- und Wissensnetzwerk feiert heuer sein 40-jähriges Bestehen. Dessen wichtigstes Projekt: der Deutsche Logistik-Kongress in Berlin.
Als die BVL am 18. April 1978 gegründet wurde, steckte die Logistik als eigenständige Disziplin noch in den Kinderschuhen. Die Gründer, Logistiker der ersten Stunde aus Industrie, Handel, Logistikdienstleistung und Wissenschaft, waren ihrer Zeit voraus. Und sie hatten eine gemeinsame Vorstellung davon, wie ihr Arbeits- und Forschungsgebiet künftig die Welt bewegen würde. Die Logistik hat sich seit den 70er-Jahren des letzten Jahrhunderts von einer unterstützenden Funktion zu einer gestaltenden Kraft in Wirtschaft und Gesellschaft entwickelt. Ihr kommt mehr und mehr Verantwortung zu.
Denken in Netzwerken. Das Denken und Arbeiten in Netzwerken, die alle Akteure von Supply Chains umfassen, steht im Mittelpunkt. Die BVL bietet den Menschen, die in der Logistik tätig sind, und den Unternehmen für die Gestaltung des Veränderungsprozesses eine wichtige Plattform an: für den branchenübergreifenden Wissensaustausch, für Orientierung, für Information, Networking und Qualifizierung. Das Leistungspaket der BVL ist in 40 Jahren gewachsen und wird kontinuierlich weiterentwickelt, ein Fundus an Fakten und an Vertrauen, aus dem alle Beteiligten Nutzen ziehen.
Wir sind kein Verband, wir sind ein Verein, deshalb vertreten wir keine Partikularinteressen. Unser Ansatz ist es, dass wir uns für die gesamte Logistik einsetzen. Prof. Robert Blackburn, Vorstandsvorsitzender BVL
Ehrenamtliches Vereinsleben. 250 ehrenamtliche Gremienmitglieder im Vorstand, den Beiräten und den Regionalgruppen tragen ganz wesentlich zu einem lebendigen Vereinsleben auf hohem inhaltlichem Niveau bei. Das ist das Besondere an der BVL, diese Mischung aus Fachlichkeit und verbindlichen menschlich-kollegialen Beziehungen. In ihrem Jubiläumsjahr zählt die BVL mehr als 11.000 Mitglieder – unter ihnen erfahrene Profis aus Industrie, Handel und Logistikdienstleistung ebenso wie Young Professionals, Wissenschaftler und Studierende.
„Wir sind kein Verband…“
„Wir sind kein Verband, wir sind ein Verein, deshalb vertreten wir keine Partikularinteressen. Unser Ansatz ist es, dass wir uns für die gesamte Logistik einsetzen – sowohl in Industrie und Handel als auch in der Logistikdienstleistung. Dazu gehört es, immer objektiv und sachlich zu bleiben“, beschreibt Prof. Robert Blackburn, der Vorstandsvorsitzende der BVL, das Selbstverständnis der Organisation und ergänzt: „In unserer Vision aus dem Jahr 2008 haben wir festgelegt: Objektivität ersetzt Neutralität. Damit sind wir auch politischer geworden im Sinne von Daten, Fakten und Analysen sowie sachlichen Hinweisen und Handlungsaufforderungen an die Politik.“
Lobbying in Sachen „Logistik“. Doch ganz so unscheinbar, wie R. Blackburn die BVL Deutschland darstellt, ist sie nicht. Denn sie ist bis in die höchsten Kreise in der deutschen Politik vernetzt und ihre Expertise wird nicht selten aus dem politischen Ausland gefragt. Fakt ist, dass sich beim wichtigsten Projekt des Vereines, dem „Deutschen Logistikkongress“ sich nicht nur das Who-is-Who der internationalen Logistikwirtschaft ein Stelldichein gibt, sondern die ganze Wirtschaft. Hier geben sich auch hochrangigste Politiker die Klinke in die Hand und sind regelmäßig dabei, wenn der Deutsche Logistikpreis vergeben wird. Bundespräsident Gauck, Kanzerlin Merkel und Bundestagspräsident Schäuble (damals allerdings in der Funktion des Finanzministers) waren in den letzten Jahren die Keynote-Speaker des BVL-Galaabends. Doch neben der politischen Vernetzung engagiert sich die BVL auch bei Großevents der Logistik, wie etwa der CeMAT, die heuer im Rahmen der Hannover Industriemesse stattfand. Die BVL ist somit auch ein Lobbying -Netzwerk in Sachen Logistik.
„Digitales trifft Reales“
Auch in diesem Jahr findet der Jubliläums-Kongress der BVL vom 17. bis 19. Oktober 2018 statt, und wieder in Berlin. Das Motto in diesem Jahr: Digitales trifft Reales. Auf die Teilnehmer warten an den drei Tagen 70 Stunden Kongressprogramm mit rund 120 Rednerinnen und Rednern. Die Digitalisierung bringt eine neue Dynamik in die Logistik. Im Mittelpunkt der Fachsequenzen des Kongresses stehen Technologien, Methoden und Märkte. Themen sind zum Beispiel Robotik und autonome Logistik, Blockchain, Künstliche Intelligenz und die Smart Factory, aber auch die Menschen, die in dieser Welt arbeiten, urbane Logistik, die Baustelle Infrastruktur mit ihren Schlag- und Funklöchern oder Engpässe in der Transportlogistik. Neue wissenschaftliche Erkenntnisse ergänzen die Berichte aus der Praxis. In vier LOG.Camps werden HR und Recruiting diskutiert, Start-ups stellen sich vor, und wer will, kann beim Hackathon oder beim Machathon mitmachen und Kräfte messen.
Die Gala am Abend des ersten Kongresstages ist gleichzeitig ein großes Geburtstagsfest. „Wir feiern unseren 75. Seien Sie dabei!“, so ist es bereits angekündigt: 40 Jahre Bestehen der BVL plus 35 Jahre Kongress. „Digitales trifft Reales“, das Jahres- und Kongressmotto 2018 der BVL, reicht in seiner Bedeutung weit über dieses und die nächsten Jahre hinaus und ist ein Signal dafür, welche Themen im Mittelpunkt stehen werden.