Die Frachtenbörse TimoCom fragt quartalsweise den Transportmarkt in Europa ab. Hier spiegelt sich das Verhältnis von Frachtangeboten zu Laderaumangeboten wider. Seit längerer Zeit bewegt sich das Barometer deutlich über einem ausgeglichenen Niveau von 50:50. Das Transportbarometer Q1 zeigt einerseits das erwartete Februar-Tief und nach einem schwachem März das erwartete Oster-Hoch. Letzteres ist aber nicht so hoch wie im Vergleichsquartal 2024. Und jetzt könnte die Transportbranche Europas auch das Opfer der trumpschen Zollpolitik werden.

Transportbarometer widerspiegelt eine ganze Branche
Die Transportbranche steht 2025 vor erheblichen Herausforderungen und Veränderungen. So ist der Transportmarkt von Volatilität und dynamischen Veränderungen geprägt. Seiot Donald Trumps Amtsantritt wird mittlerweile nur noch ein schwaches BIP-Wachstum erwartet. Gleichzeitig steht Europa aufgrund schwächerer Produktionsleistungen und geopolitischer Spannungen vor ungewissen wirtschaftlichen Aussichten. Hinzu kommen massive geopolitische und regulatorische Einflüsse wie etwa der Vernichtungskrieg des faschistischen Putin-Russland gegen die Ukraine und potenzielle Zollspannungen zwischen den USA, der EU und China. Sie beeinflussen die strategischen Prioritäten der Branche. Gleichzeitig treiben in Europa zwar diverse Nachhaltigkeitsinitiativen einen Transformationsprozess der Branche voran, sie erschweren jedoch die Compliance-Landschaft. Und last but not least bleibt der anhaltende Mangel an qualifizierten Fahrern und Disponenten ein großes Problem. Sie treiben Insolvenzen und Geschäftsaufgaben im Transportsektor voran, während Neugründungen und Übernahmen selten sind. Dies hat zu einer Abnahme der Gesamtkapazitäten geführt. Dieser Hintergrund spiegelt sich jetzt auch im Transportbarometer Q1 nieder.
Transportbarometer Q1 – Ostern verhagelte Business
Nach einem sehr starken Januar mit 75 Prozent Frachtanteil fiel der Wert im saisonal bedingt schwachen Februar auf 66 Prozent und lag damit über den Vorjahren. Im März stieg der Wert nur leicht darüber, blieb aber mit 68 Prozent unterhalb des Vorjahreswerts (73 Prozent). Dies ist sicher auch der Tatsache geschuldet, dass die Osterfeiertage in diesem Jahr erst Ende April liegen. Das war im vergangenen Jahr früher, weshalb auch das Ostergeschäft zeitiger anrollte. Zu diesem Ergebnis kommt nun das Transportbarometer Q1 der internationalen Frachtenbörse Timocom.
Transportbarometer Q1 – Spotmarkt als Zugpferd
Europaweit gab es im ersten Quartal insgesamt 30 Prozent mehr Frachteingaben als im Jahr zuvor. In Deutschland gab es im Transportbarometer Q1 2025 ein Plus von 17 Prozent (Januar plus 46 Prozent, Februar plus 23 Prozent, März minus vier Prozent) gegenüber dem Vergleichsquartal 2024. Die deutlich erhöhte Anzahl an Frachtangeboten im Marktplatz zeigt, dass Unternehmen nach wie vor stark auf den Spotmarkt setzen. Dies liegt auch daran, dass zahlreiche Spediteure in Zentraleuropa, gerade in Deutschland, ihren Eigenfuhrpark reduziert haben, aber ihren Verpflichtungen aus den festen Jahresverträgen nachkommen müssen. Dieser Trend wird voraussichtlich anhalten, so die Einschätzung der Analysten von Timocom. Schließlich sei die Investitionsbereitschaft noch immer sehr verhalten. Laut SCI-Logistikbarometer planen nur sieben Prozent der deutschen Unternehmen Fahrzeuge für den Fernverkehr zuzukaufen. Dies sei aufgrund der stagnierenden Wirtschaft und trüben Aussichten nicht verwunderlich, so die Analyse bei Timocom.
Österreich etwas besser als Deutschland
Das Transportbarometer Q1 zeigt in diesem Zusammenhang auch, dass die Entwicklung der Transportnachfrage in Österreich parallel verläuft zu der in Deutschland, mit einem prozentual höheren Zuwachs, ähnlich der Konjunktur in den beiden Ländern. In Österreich wurden im ersten Quartal 2025 insgesamt 24 Prozent mehr Frachtangebote eingestellt als in Q1 2024. In den ersten beiden Monaten gab es lt. Transportbarometer Q1 ein deutliches Plus gegenüber dem Vorjahr (Januar +72 Prozent, Februar +34 Prozent). Im März hingegen schrumpften die Angebote um vier Prozent gegenüber 2024. Auch hier kann das verspätete Ostergeschäft als Begründung herangezogen werden. Deutschland liegt nach wie vor ganz vorn, wenn es um die Zielländer von Sendungen aus Österreich geht, gefolgt von Italien und innerösterreichischen Transporten. Bei Frachtangeboten aus Deutschland liegen Transporte nach Österreich knapp hinter Frankreich und Polen auf Platz drei, noch vor Italien.
Transportbarometer Q1 – 32 Prozent weniger Laderaumangebote als in 2024

Die Eingaben von verfügbarem Laderaum liegen im ersten Quartal zwar nur leicht unter Vorjahresniveau, gegenüber 2023 sind die Werte jedoch um 32 Prozent gesunken. “Aufgrund der hohen Nachfrage nach Frachtraum sind die Frachtführer anscheinend ausreichend ausgelastet und müssen ihre freien Kapazitäten nicht in dem Maße aktiv am Markt anbieten”, berichtet Gunnar Gburek, Head of Business Affairs bei Timocom. “Es gibt aber nach wie vor Relationen, auf denen der Frachtanteil weit unter 50 Prozent liegt und es schwerfällt, passende Rückladungen zu finden. Zum Beispiel gibt es deutlich weniger Transportaufträge von Rumänien nach Deutschland als andersherum.”
Auf und Ab bei Angebotspreisen und Preisvorschlägen
Wie das Transportbarometer Q1 2025 zeigt, schwankten die Angebotspreise für Standardtransporte, z. B. mit einem Tautliner oder Curtainsider. Auf internationalen Fernstrecken in Europa lagen sie im wöchentlichen Durchschnitt zwischen 1,34 Euro pro gefahrenen Kilometer und 1,55 Euro pro gefahrenen Kilometer, innerhalb Deutschlands zwischen 1,46 Euro pro gefahrenen Kilometer und 1,76 Euro pro gefahrenen Kilometer. Dem gegenüber standen Preisvorschläge der Transportunternehmen von 1,53 Euro pro gefahrenen Kilometer bis 1,86 Euro pro gefahrenen Kilometer in Deutschland und 1,38 Euro pro gefahrenen Kilometer bis 1,54 Euro pro gefahrenen Kilometer europaweit. Der Preis entwickelte sich im zeitlichen Verlauf entsprechend der Nachfrage und dem Transportbedarf: Nach den Quartals-Tiefstwerten im Februar sind diese im März wieder leicht angestiegen. In der Spitze lagen die Preise bei Frachtangeboten in Deutschland bis zu zehn Prozent höher als im Vorjahr, europaweit bis zu 8,4 Prozent.
Nimmt man hingegen die Mittelwerte der Preisspannen in Europa, so liegen die Angebotspreise der Frachtanbieter mit ~1,44 Euro pro gefahrenen Kilometer nur ca. zwei Cent unter den mittleren Preisvorschlägen der Transporteure von ~1,46 Euro pro gefahrenen Kilometer. Während es in Deutschland fast acht Cent sind (~1,61 Euro pro gefahrenen Kilometer vs. ~1,69 Euro pro gefahrenen Kilometer). „Auch wenn die hier berücksichtigten Preise nicht zwangsläufig den tatsächlich vereinbarten Transportpreisen entsprechen müssen, wird doch deutlich, dass das Preisniveau in Deutschland deutlich über den europäischen Mittelwerten liegt“, analysiert Gunnar Gburek von Timocom die Daten von Transportbarometer Q1.
Transportbarometer Q1 – Ausblick wegen Unwägbarkeiten ungewiss
In der Eurozone ist die wirtschaftliche Entwicklung 2025 durch unterschiedliche Wachstumsraten der einzelnen Länder geprägt und zeigt für Gesamteuropa ein Plus. In Deutschland sind die Prognosen sehr verhalten und sprechen eher von einer Stagnation als von einem Wachstum, ebenso wie in Österreich. Hier ist der Produktionsrückgang so stark wie im Covid-Jahr 2020, neben der Industrie leiden vor allem die Bau- und Tourismusbranche.
Wann schlagen Trump-Zölle durch?

Angesichts der aktuellen Zolldiskussionen können sich die Konjunkturdaten für ganz Europa aber noch deutlich verändern. Laut Analyse des ifo-Instituts würden die neuen wechselseitigen US-Zölle von Präsident Trump Deutschlands Exporte in die USA vermutlich um 2,4 Prozent senken, sollte die EU keine Gegenmaßnahmen ergreifen. „Vor allem in Deutschland und Österreich, wo der Export eine besonders große Rolle spielt, sind die Folgen nicht absehbar“, sagt Gunnar Gburek. „Für uns folgt daraus, dass wir die Prognose für die Entwicklung des Transportbarometers unterhalb der Vorjahreswerte angesetzt haben.“
Handelspartner USA und China verlieren Relevanz
Ähnlich sehen es die Logistikweisen in ihrem Jahresbericht, in dem die Zollankündigungen noch nicht alle berücksichtigt werden konnten. In ihrer Prognose gehen die Experten im Wirtschaftsbereich Logistik für das Jahr 2025 zwar von einem nominalen Wachstum von 1,3 Prozent aus, real schrumpft es aber um 0,1 Prozent. Handelspartner wie die USA und China würden weiter an Relevanz verlieren und die europäische und die globale Wirtschaft sich künftig besser entwickeln.
Verwandte Themen
(Mehr als 130 aktuelle Stories rund um die Themen internationale Transporte, Verkehre und Infrastruktur finden Interessenten auf blogistic.net in unserer Rubrik TRANSPORT+INFRASTRUKTUR)
(Mehr zur HJS MEDIA WORLD finden Sie hier unter hjs-media-world.at)