ÖLT 2024 – VNL sieht Handlungsbedarf beim Lieferkettengesetz und Green Deal 

ÖLT 2024 – Vom 5. bis 6. Juni ging der Österreichische Logistik-Tag des Verein Netzwerk Logistik (VNL) zum 31. Mal im Design Center Linz über die Bühne. Unter dem Motto “Wachsamkeit” erwarteten die über 800 Besucher:innen spannende Vorträge und Diskussionen rund um die Lieferkettenproblematik und das Lieferkettengesetz. Gleichzeitig wurden Lösungsansätze wie der neue Austrian Supply Chain Pressure Index (ASCPI) des ASCII vorgestellt. Das Tool zeigt für VNL-Mitglieder erstmals evidenzbasiert Engpässe auf, um resiliente Lieferketten aufbauen zu können. 

ÖLT 2024 – Der VNL gilt als die größte Organisation in Österreich rund um die Logistik. (Foto: RS MDEDIA WORLD archive)
ÖLT 2024 – Der VNL gilt als die größte Organisation in Österreich rund um die Logistik. (Foto: RS MDEDIA WORLD archive)

Lieferengpässe sind spätestens seit der COVID-19-Pandemie, den bestehenden geopolitischen Konflikten und Handelskriegen in aller Munde. Denn sie machten die Anfälligkeit von Lieferketten auf globale und regionale Ereignisse schonungslos offen. Um Lieferengpässe künftig besser quantifizieren und analysieren zu können, wurde im Rahmen des Logistik-Future-Lab am Vortag des Österreichischen Logistik-Tages der neue Austrian Supply Chain Pressure lndex (ASCPI) präsentiert. 

ÖLT 2024 – Warum der ASCPI Lieferketten resilienter macht 

Franz Staberhofer (ASCll-Präsident und VNL-Obmann), wies im Rahmen einer Pressekonferenz vor dem ÖLT 2024 auf den Zweck und den Nutzen des ASCPI hin: “Wir möchten mit unseren ASCII-lnitiativen insbesondere den Entscheidungsträgern in Wirtschaft und Politik einen konkreten Mehrwert bieten. Der Supply Chain Pressure lndex ist ein Beitrag, mit den vielen Einflüssen auf die Lieferketten besser umzugehen.” Und in der Tat: Firmen sind damit nun in der Lage, kurzfristige Maßnahmen zu setzen, wie die Langerbestände planvoll anpassen oder alternative Transportmittel nutzen. “Bei längeren Stressperioden in den Lieferketten muss die Resilienz in der Lieferketten erhöht werden”, ist F. Staberhofer im Gespräch überzeugt und weiter: “Dazu können u.a. eine Verkürzung der Lieferketten (Nearshoring), Wechsel zu alternativen Lieferanten (Dual-Sourcing), der Aufbau zusätzlicher Hub- und Transportrouten oder Verkehrsträger (Modal-Split) dienen.” 

(Mehr dazu in unserer Film-Reportage zum ÖLT 2024)

K. Friesenbichler – “Auswirkungen von Lieferkettenstress messbar machen” 

Klaus Friesenbichler (Stellvertretender Direktor, ASCII) betonte daher: “Um mit den Auswirkungen von Lieferkettenstress umzugehen, müssen diese zuerst messbar gemacht werden. Mit dem ASCPI liegen für Österreich erstmalig zeitnahe Informationen über Lieferkettenengpässe vor. Der ASCPI verbindet dabei Informationen von zehn unterschiedlichen Teilindikatoren (fünf lndikatoren aus österreichischen Unternehmen und fünf globale Transportkostenindikatoren). Resiliente Lieferketten der Unternehmen stärken Industrie- und Wirtschaftsstandorte wie Österreich erheblich. Darauf weist auch Landesrat Achleitner bei der Präsentation des ASCPI auf dem ÖLT 2024 hin: “Die Aktivitäten des ASCII stärken den Wirtschaftsstandort Österreich und insbesondere auch Oberösterreich. Daher haben wir uns ganz bewusst an diesem Forschungsinstitut beteiligt und unterstützen es finanziell.” 

ÖLT 2024 – Zum 31. Mal Orientierung geben 

Diese und andere Highend-Infos konnten Teilnehmer:innen des 31. Österreichischen Logitik-Tages erfahren und erleben. Im Rahmen einer Pressekonferenz eröffneten dann am 6. Juni F. Staberhofer und Hubert Zajicek, Mitglied des Vorstandes der voestalpine sowie Peter Umundum, Vorstandsdirektor für Paket & Logistik der Österreichischen Post, ganz offiziell den größten Logistikkongress Österreichs. F. Staberhofer hierzu: „Seit 31 Jahren vernetzen wir Unternehmen und geben mit unseren Veranstaltungen Orientierungshilfe über die neuesten Innovationen und Regularien in der Logistik.” Nach eigenen Angaben konnte der VNL seit Jahresbeginn mit seinen Veranstaltungen in ganz Österreich bereits über 3.500 Menschen erreichen. Das sei ein neuer Rekord in der Vereinsgeschichte. “Das zeigt, wie wichtig der persönliche Austausch ist. Mit über 5.400 Mitglieder zählen wir mit Abstand zum größten Wirtschaftsnetzwerk in der Logistik in Österreich“, so F. Staberhofer weiter und ergänzt: „Beim ÖLT 2024 präsentieren wir unter dem Titel „Wachsamkeit“ in unseren Vorträgen und Diskussionsrunden die sieben zentralen Herausforderungen der Logistik und mögliche Lösungsansätze. Die Themen umfassen Regelungen, Dekarbonisierung, Blockbildung, Produktionsstückkosten, Technik, Preisvolatilität und Digitalisierung.“ 

ÖLT 2024 – Wachsamkeit in der Lieferkette  

ÖLT 2024 – (v.l.) P. Umundum, F. Staberhofer, H. Zajicek (Foto: VNL – Cityfoto / RS MEDIA WORLD archive)
ÖLT 2024 – (v.l.) P. Umundum, F. Staberhofer, H. Zajicek (Foto: VNL – Cityfoto / RS MEDIA WORLD archive)

Wie das Thema “Wachsamkeit” des heurigen ÖLT 2024 zu verstehen ist, darauf wies Hubert Zajicek, Sprecher des VNL-Beirats und Mitglied des Vorstandes der voestalpine hin: „Mit einem jährlichen Umschlag von rund 20 Millionen Tonnen gehört der voestalpine-Standort in Linz zu den logistischen Schwergewichten Österreichs. Um in einem veränderlichen Umfeld Versorgungssicherheit zu gewährleisten, müssen wir stets auf alle Eventualitäten vorbereitet sein“,so sei beispielsweise im Bahnbereich absehbar, dass die angekündigten mehrmonatigen Streckensperren in Deutschland in Kombination mit den immer stärker ausgelasteten österreichischen Knotenbahnhöfen in den nächsten Jahren zu Engpässen führen werden. Um die Wettbewerbsfähigkeit des Industriestandortes Österreich zu erhalten, ist eine Erweiterung der Güterverkehrskapazitäten entlang der internationalen Hauptachsen und eine Entflechtung des Personen- und Güterverkehrs in den Ballungsräumen von besonders großer Bedeutung.“ 

P. Umundum – “Nutzen des Lieferkettengesetzes ist unumstritten” 

ÖLT 2024 – Österreichischer Logistikpreis 2024 für Shift-to-Rail Lösung der RCA und Transporeon. (Foto: RS MDEDIA WORLD archive)
ÖLT 2024 – Österreichischer Logistikpreis 2024 für Shift-to-Rail Lösung der RCA und Transporeon. (Foto: RS MDEDIA WORLD archive)

Eine Einordnung des neuen Lieferkettengesetzes erfolgte durch Peter Umundum, Stellvertretender-Sprecher des VNL-Beirats und Vorstandsdirektor für Paket & Logistik der Österreichischen Post. „Der Nutzen des Lieferkettengesetzes ist unbestritten und wird von uns Logistiker:innen voll und ganz mitgetragen.” Es brauche jedoch dringend Instrumente, um Verstöße in der Branche zu bestrafen und den Wettbewerb derer zu fördern, die sich schon heute für eine menschengerechte Logistik einsetzen. “Gleichzeitig rollt damit jedoch eine neue Bürokratielawine auf uns zu”, kritisiert P. Umundum im Rahmen des ÖLT 2024. Allein die Österreichische Post müsse heute schon fast 150 Seiten nur zu den Themen Nachhaltigkeit und Diversität berichten, für das nächste Geschäftsjahr erwarte man bei der Post sogar noch mehr. “Europäische Innovationen beschränken sich leider immer mehr auf zusätzliche Regulierungen und Berichtspflichten“, bedauert P. Umundum abschließend. 

ÖLT 2024 – Österreichischer Logistik-Preis geht an Rail Cargo Group mit Transporeon  

ÖLT Hajo Schlobach führt durch die Sendung rund um den größten Logistikevent in Österreich. (Foto: RS MEDIA WORLD archive)
ÖLT Hajo Schlobach führt durch die Sendung rund um den größten Logistikevent in Österreich. Auf Foto klicken und Sendung ansehen. (Foto: RS MEDIA WORLD archive)

Über 500 Gäste applaudierten und das Projektteam von der RCG und Transporeon jubelten, als VNL-Beiratssprecher H. Zajicek am Abend des 5. Juni den diesjährigen Sieger verkündete. Für einen Shift-to-Rail haben die RCG und Transporeon dabei eine Plattform geschaffen, die eine nahtlose Integration von Bahn- und Straßentransporten ermöglicht. So will man möglichst viele Güter auf die begrenzte Ressource “Schiene” bringen. Mittels Echtzeit-Tracking werden dabei die Transporte genau verfolgt eine präzise Ankunftszeit geschätzt. Dank der Realtime-Visibility kann frühzeitig auf Veränderungen reagiert werden. Zielsetzung des Projekts „shift-to-Rail“ war es außerdem, den Anwender:innen der verladenden Wirtschaft die Buchung eines Intermodalverkehrs so einfach wie möglich anbieten zu können. Mit Fronius und Lindner Recyclingtech hatte das Projekt starke Herausforderer im großen Finale. (hier klicken und Film ansehen)  

VNL in Kürze

Der Verein Netzwerk Logistik ist mit über 5.400 Mitgliedern das mit Abstand größte Wirtschaftsnetzwerk im Bereich Logistik in Österreich. Im Zentrum steht das Ziel, die aktuellen und zukünftigen Anforderungen an die Logistik mit den korrespondierenden Lösungen aus Forschungs- und Bildungseinrichtungen, Unternehmen, Technologietransferstellen, Technologiezentren und privaten Logistikgesellschaften zusammenzubringen. Diese aktive Vernetzung stärkt die Logistikkompetenz der Unternehmen und ihrer Mitarbeiter:innen und trägt wesentlich zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit, Innovationskraft und Versorgungssicherheit bei. Der VNL organisiert hierfür jährlich über 60 Logistik-Veranstaltungen, nimmt laufend an nationalen und internationalen Forschungsprojekten teil und tritt regelmäßig auch beratend im institutionellen Bereich auf, wie etwa zuletzt im Covid-Krisenstab der österreichischen Bundesregierung. Als Gründungsmitglied unterstützt der VNL auch die Dachmarke „AUSTRIAN LOGISTICS“, eine Initiative des Bundesministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie zur Hervorhebung der exzellenten, weltweit erbrachten Leistungen österreichischer Logistik. 

vnl.at | ascii.ac.at

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