Offenbar verzeichnet die Eurozone auch im Juni ein leichtes Wachstum. Insbesondere die Industrie blickt wieder so optimistisch wie schon lange nichtmehr in die wirtschaftliche Zukunft. Aber auch der Schrumpfungsprozess im Bereich des Dienstleistungssektors dürfte eingebremst worden sein. Dies ergab zumindest die Vorabschätzung für den EMI Juni 2025 von S&P Global . Diese notierte insgesamt bei 50.2 Zählern.

EMI Juni 2025 – Ein zartes Pflänzchen
Die Eurozone-Wirtschaft verzeichnete im Juni erneut nur geringfügiges Wachstum. Wie die aktuelle Vorabschätzung des EMI Juni 2025 weiter signalisiert, konnte sich die Industrieproduktion abermals steigern. Gleichzeitig stabilisierte sich die Geschäftslage im Servicesektor. Zudem fiel der Auftragsrückgang so schwach aus wie zuletzt vor über einem Jahr. Die Geschäftsaussichten erreichten damit binnen Jahresfrist ein vorläufiges Jahreshoch. Allerdings wuchs die Beschäftigung nur minimal. Gut für die Industrie: Der Anstieg der Einkaufspreise schwächte sich weiter ab. Jedoch erhöhten sich die Verkaufspreise der Verbraucher stärker als zuletzt. Ob sich das Niveau jedoch halten wird und ob die jüngsten Ereignisse im Nahen Osten das zarte Pflänzchen des Wirtschaftswachstums wieder gefährden, das lässt sich allerdings zurzeit nicht sagen.
Produktion und Nachfrage im EMI Juni 2025
Der saisonbereinigte HCOB Flash Eurozone Composite PMI, der auf etwa 85 Prozent der üblichen Rückmeldungen basiert, notierte im Juni mit unveränderten 50,2 Punkten den sechsten Monat in Folge über der neutralen Wachstumsmarke von 50, er setzte damit jedoch den seit Jahresbeginn zu beobachtenden Trend nur geringfügiger Zuwächse der wirtschaftlichen Aktivität fort. Wachstumsimpulse lieferte im Juni hauptsächlich die Industrie, wo die Produktion zum vierten Mal hintereinander ausgeweitet wurde, wenngleich mit der niedrigsten Rate seit drei Monaten. Im Servicesektor blieb die Geschäftslage hingegen stabil, nachdem es hier im Mai erstmals seit sechs Monaten zu Einbußen gekommen war.
Deutschland erholt sich, Frankreich schwächelt
Auch Deutschlands Wirtschaftsleistung legte im Juni wieder geringfügig zu und bestätigte den Aufwärtstrend in der Eurozone. “Die Talsohle hat Deutschlands Verarbeitendes Gewerbe damit wohl durchschritten, denn die Produktion steigt seit vier Monaten durchgehend. Im ersten Halbjahr dieses Jahres ist damit auch die Wirtschaftsleistung unter den (deutschen) Herstellern gewachsen”, kommentiert Dr. Cyrus de la Rubia, Chefvolkswirt der Hamburg Commercial Bank die Situation. Der PMI für die Industrie in Deutschland sei mit 49,0 Punkten zwar noch leicht im rezessiven Bereich, weil beispielsweise die Beschäftigung weiter abgebaut wird, aber der Trend zeige seit Beginn des Jahres nach oben. “Ermutigend ist auch, dass die Auftragseingänge erneut und beschleunigt gestiegen sind, so dass man die Dynamik der vergangenen Monaten nicht ausschließlich auf vorgezogene Bestellungen aus den USA zurückführen kann, wo viele Unternehmen sich mit Waren eingedeckt hatten, um höheren Zöllen zuvorzukommen” schließt de la Rubia seine Analyse. Frankreich vermeldete hingegen den zehnten Monat in Folge einen Rückgang der Wirtschaftskraft. Die übrigen von der Umfrage erfassten Länder blieben auf Wachstumskurs, wenngleich die Steigerungsrate hier auf den tiefsten Wert seit letztem November nachgab.
EMI Juni 2025 – Bessere Auftragslage in Eurozone

Die Vorabschätzung des EMI Juni 2025 fördert aber auch die niedrigste Schrumpfungsrate seit Beginn des Rückgangs vor dreizehn Monaten. Der Auftragseingang stabilisierte sich in der Eurozone nahezu zur Gänze. Im Verarbeitenden Gewerbe blieb er unverändert, nachdem hier über drei Jahre lang Rückgänge verbucht worden waren. Bei den Serviceanbietern kam es nur zu leichten Auftragseinbußen. Analog zum Gesamt-Auftragseingang wiesen die Exporte, inklusive des Intra-Eurozone-Handels, mit dem niedrigsten Minus seit April 2022 nur einen leichten Rückgang aus. In Deutschland stiegen die Auslandsbestellungen erstmals seit knapp dreieinhalb Jahren wieder.
Beschäftigung wächst geringfügig
Analog zur wirtschaftlichen Aktivität legte die Beschäftigung im Juni zum zweiten Mal hintereinander insgesamt nur geringfügig zu, die Rate blieb gegenüber Mai unverändert. Ausschlaggebend für den Mini-Zuwachs war jedoch einzig und allein der Servicesektor, wo die Beschäftigtenzahlen moderat zunahmen. Im Verarbeitenden Gewerbe beschleunigte sich der Stellenabbau hingegen und fiel stark aus. Auf Länderebene vermeldeten Deutschland und Frankreich rückläufige Beschäftigungen, während sie in den übrigen von der Umfrage erfassten Ländern stieg.Trotz der annähernden Stabilisierung des Neugeschäfts wurden die Auftragsbestände erneut reduziert, diesmal jedoch mit der niedrigsten Rate seit über einem Jahr.
EMI Juni 2025 – Preise wechselhaft
Der Anstieg der Einkaufspreise verlangsamte sich lt. Vorabschätzung des EMI Juni 2025 zum vierten Mal hintereinander. Er fiel insgesamt so schwach aus wie zuletzt im November 2024. Damit wurde auch der entsprechende Langzeit-Durchschnittwert unterschritten. Im Verarbeitenden Gewerbe sanken die Einkaufspreise den dritten Monat in Folge, im Dienstleistungssektor legten sie hingegen erneut kräftig zu.
Verkaufspreise volatil
Auch bei den Verkaufspreisen lief die Entwicklung auseinander. Die Servicefirmen hoben ihre Angebotspreise stärker an als in den beiden Vormonaten. In der Industrie wurden hingegen die Verkaufspreise zum zweiten Mal hintereinander reduziert. Insgesamt verteuerten sie sich damit etwas stärker als im Mai. In Frankreich wurden sie im Juni wieder angehoben, und auch in Deutschland und in den übrigen von der Umfrage erfassten Ländern stiegen die Verkaufspreise.
EMI Juni 2025 – Lagerhaltung und Lieferketten
Im Verarbeitenden Gewerbe wurde die Einkaufsmenge zwar erneut reduziert, diesmal jedoch mit einer der niedrigsten Raten seit drei Jahren. Die Bestände an Vormaterialien sanken mit beschleunigter Rate, die Fertigwarenlager hingegen so langsam wie zuletzt im September 2024. Die Lieferzeiten verlängerten sich im Juni wieder, nachdem sie sich in den vier zurückliegenden Monaten verkürzt hatten.
Ausblick – So optimistisch wie lange nicht
Die Geschäftsaussichten binnen Jahresfrist verbesserten sich laut EMI Juni 2025 und fielen so optimistisch aus wie seit Januar nicht mehr. Ausschlaggebend hierfür waren die Serviceanbieter, wo der Ausblick zwar ein 4-Monatshoch erreichte, der Langzeit- Durchschnittswert jedoch unterschritten wurde. In der Industrie blieb die Zuversicht größer als bei den Dienstleistern, wenngleich der Ausblick hier nicht mehr ganz so positiv ausfiel wie zum 39-Monatshoch im Mai. Die Geschäftsaussichten in Frankreich stiegen zwar markant und fielen damit genauso optimistisch aus wie in Deutschland. Und das trotz leichten Rückgangs in der Wirtschaftskraft. In den übrigen von der Umfrage erfassten Ländern blieb die Zuversicht hinsichtlich der Geschäftsentwicklung binnen eines Jahres ausgesprochen positiv.
EMI Juni 2025 in Kürze
- HCOB Flash Eurozone Composite PMI(1) bei 50,2 (Mai: 50,2), unveränderte Wachstumsrate.
- HCOB Flash Eurozone Service-Index Geschäftstätigkeit(2) bei 50,0 (Mai: 49,7), 2-Monatshoch.
- HCOB Flash Eurozone Index Industrieproduktion(4) bei 51,0 (Mai: 51,5), 3-Monatstief.
- HCOB Flash Eurozone Industrie PMI(3) bei 49,4 (Mai: 49,4), unveränderte Wachstumsrate. Datenerhebung: 12. – 19. Juni 2025
(Quelle: S&P Global)
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