KONJUNKTUR – Talfahrt dürfte sich 2025 weiter fortsetzen 

Konjunktur – Europa, Deutschland und Österreich kommen aus ihrer wirtschaftlichen Abwärtsspirale nicht heraus. Das dürfte sich auch 2025 weiter fortsetzen. Verantwortlich dafür dürften jedoch weder der Krieg Russlands gegen die Ukraine noch die Wirtschaftsflaute Chinas sein. Vielmehr schlagen in der nächsten Zukunft die strategischen Fehlentscheidungen der Vorstandsetagen im Automotive-Sektor in der Vergangenheit verstärkt auf die Konjunktur durch. Gleichzeitig tobt ein veritabler Wirtschaftskrieg zwischen den USA und der Volksrepublik China.

Konjunktur – Auch im Jahr 2025 ist, wenn überhaupt, nur ein minimales Wachstum zu erwarten. (Foto: Dr. Klaus-Uwe Gerhardt / www.pixelio.de)
Konjunktur – Auch im Jahr 2025 ist, wenn überhaupt, nur ein minimales Wachstum zu erwarten. (Foto: Dr. Klaus-Uwe Gerhardt / www.pixelio.de)

Europas Automobilwirtschaft geht es schlecht und zieht dabei viele Industrien, die in ihren Supply Chains hängen, mit. Sie ist also eine massive Konjunktur – Bremse auf dem Kontinent. Betroffen sind dabei vor allem Zuliefererindustrien und dann, natürlich, auch die Logistikwirtschaft. So vermelden Automobilhersteller wie Volkswagen oder Ford geplante Werksschließungen oder sie stoppen temporär ihre Produktion wie etwa Opel in Rüsselsheim. Motorradhersteller KTM steht kurz vor der Pleite und hat seine Produktion vorerst gestoppt. Die Folgen: Mittlerweile haben etliche Zulieferer der Automotive-Branche Insolvenz angemeldet. Mit dabei sind renommierte Namen wie etwa Gerhard Kunsstofftechnik, Castwerk, Johann Vitz oder Recaro Automotive. Andere wiederum meldeten Werksschließungen wie etwa Goodyear, Reichhart Logistik, die Lear Corporation oder zuletzt Schaeffler. Dieser Trend dürfte sich auch weiter fortsetzen. Betroffen davon sind im deutschsprachigen Raum Tausende von Arbeitskräften, welche um ihren Arbeitsplatz fürchten müssen.

Konjunktur – Strategische Fehlentscheidungen der OEMs 

Verantwortlich dafür sind dabei eher weniger die Rahmenbedingungen der Wirtschaftsstandorte wie Deutschland und/oder Österreich, sondern vielmehr strategische Fehlentscheidungen der jeweiligen Vorstandsetagen der OEMs in der Vergangenheit. Diese bringen ihnen heute Wettbewerbsnachteile, vor allem gegenüber chinesischen Herstellern ein. In diesem Zusammenhang ist beispielsweise der schleppende Umstieg der europäischen OEMs auf die Elektromobilität zu nennen. Während chinesische Hersteller nämlich frühzeitig in die Entwicklung und Produktion von Elektrofahrzeugen investierten, zögerten viele europäische Unternehmen. Ein Grund dafür dürften die hohen F&E-Ausgaben für E-Mobility sein, welche die Gewinne geschmälert hätten. Das führte bei der rasanten Entwicklung der e-Mobilität zu einem erheblichen Rückstand in der Entwicklung, der kaum mehr aufzuholen ist. Daher wurde offensichtlich die eigene Welt-Marktführerschaft zugunsten des Shareholder Value geopfert.

Freiwillige Abhängigkeit vom chinesischen Markt

Dennoch haben viele europäische Hersteller stark auf den chinesischen Markt gesetzt, allerdings mit ihren verbrennungsmotorisch angetriebenen Modellen. Ihre Wachstumsstrategie war dabei in der Vergangenheit hauptsächlich auf China fokussiert. Das erkennt man etwa auch daran, dass die Fahrzeugdesigns eher auf den asiatischen Geschmack ausgerichtet sind als auf den europäischen. Diese Managementfehler führten zu einer freiwillig gewählten Abhängigkeit von diesem Markt.

Die eigene Marktmacht überschätzt

Europas OEMs haben außerdem keine Alternativen entwickelt, mit denen sie in China ausreichend reüssieren können – bis heute. Hier dürften sich die Chefetagen zu sehr auf die Marktmacht ihrer Marken und ihr Image verlassen haben. Sie übersahen darum schlichtweg, dass die chinesischen Ingenieure und OEMs in kürzester Zeit in der Produktqualität und -diversität nicht nur aufholten, sondern die Europäer überholten, auch hinsichtlich der Antriebstechnologien. Und sie übersahen auch, dass die Chinesen viel in ihr Image als Technologieführer im Automobilbau investierten.  

Die falschen Produkte für den richtigen Markt 

Konjunktur – Die europäische Automobilindustrie hat trägt durch schlechte Vorstandsentscheidungen von damals heute stark zur Rezession in der Industrie bei. (Foto: Lizzy Tewordt / www.pixelio.de)
Konjunktur – Die europäische Automobilindustrie hat trägt durch schlechte Vorstandsentscheidungen von damals heute stark zur Rezession in der Industrie bei. (Foto: Lizzy Tewordt / www.pixelio.de)

Gleichzeitig beachteten Europas Autokonzerne nicht die Ansprüche der Chinesen. Diese wollen nämlich keine Autos kaufen, sondern – salopp gesagt – Handys mit Apps auf Rädern. Teure Highend-Fahrzeuge mit Spitzentechnolgien im Getriebebau sind in China einfach nicht mehr gefragt. Warum sollten die Chinesen (oder Käufer in anderen Ländern) auch teure Fahrzeuge mit veralteten Technologien kaufen, wenn ein chinesisches Produkt gleicher Qualität, jedoch mit umweltschonenden Zukunftstechnologien ausgestattet, verfügbar ist? Und das auch noch günstiger! Das Setzen auf bewährte Spitzentechnologien verhinderte somit nicht nur innovative Ansätze in der Fahrzeugentwicklung, sondern die Europäer produzierten mit ihren Verbrennern am chinesischen Markt vorbei. Diese Fehlstrategie hat schließlich auch dazu geführt, dass sie in Bereichen wie Softwareentwicklung und Batterietechnologie mittlerweile meilenweit hinterherhinken.

Unflexibel und schwerfällig

Das Wachstumsproblem der europäischen Automotive-Branche – und darum auch der europäischen Gesamtwirtschaft – ist also weniger in den jeweiligen Standortbedingungen begründet, sondern vor allem in deren Schwerfälligkeit und Inflexibilität. Die jüngste Vergangenheit zeigt deutlich, dass die europäischen Hersteller gegenüber ihren chinesischen Konkurrenten oft große Schwierigkeiten haben, sich schnell an Marktveränderungen anzupassen. Chinesische Hersteller hingegen sind flexibler und können offenbar schneller auf neue Trends und Kundenbedürfnisse reagieren. Es bewahrheitet sich somit der Spruch auf schmerzhafte Weise für Europas OEMs: “Der Große frisst nicht den Kleinen, sondern der Schnelle den Langsamen”. Das erlebt die europäische Automobilindustrie nun schmerzhaft. Das zieht dabei jedoch gleich sämtliche an sie gekoppelten Wirtschaftszweige hinunter. Wenn man in diesem Zusammenhang bedenkt, dass rund 14 Prozent der gesamten Wertschöpfung in Europa am Automobilbau hängt, dann sind die Auswirkungen dieser strategischen Fehlentscheidungen von damals fatal. Übrigens: Rund 30 Prozent der F&E-Ausgaben in Europa entfallen auf den Automobilbau.

Konjunktur – Standortnachteile erschweren Transformation

Vor diesem Hintergrund wird deutlich, dass politische Fehlentscheidungen hinsichtlich der Standort-Wettbewerbsfähigkeit in Deutschland und Österreich nur bedingt als Argument für die Rezession dienen können. Diese Argumente delegieren die eigenen Fehlentscheidungen im Management schlichtweg dorthin, wo sie nicht hingehören. Und sie verhindern, dass Unternehmen selbst aktiv werden, sich den Märkten anzupassen. Sie befördern zudem die negative Konjunktur der Länder weiter. Vor allem erschwert das die Transformation der Wirtschaft in Richtung Industrie 4.0. Hightech-Unternehmen, welche auf funktionierende Straßen, Bahnen und schnelle Datenflüsse angewiesen sind, haben zwar einen echten Standortnachteil, wenn sie sich in Deutschland und Österreich ansiedeln wollen. Nicht jedoch bereits bestehende Unternehmen mit ihren ausgearbeiteten und optimierten Supply Chains. Die schlechten Infrastrukturen geben dennoch derzeit wenig Gründe zur Hoffnung, dass sich die wirtschaftliche und gesellschaftliche Transformation rasch bewerkstelligen lässt. Und das ist ein enormes wirtschaftliches Hemmnis. Eine überbordende Bürokratie, hohe Steuer- und Abgabenlasten und endlose Genehmigungsverfahren sind ebenfalls für keine positive Konjunktur förderlich. Da schlagen die Energiepreise, die sich mittlerweile vielfach auf Normalniveau eingependelt haben, kaum mehr ins Gewicht.

PMI November 2024 – Wenig Überraschungen bei Konjunktur

Vor diesem Hintergrund fallen die Zahlen des aktuellen PMI November 2024 der internationalen Unternehmensberatung S&P Global Market Intelligence darum wenig überraschend aus. Dieser zeigt, nach einer kurzzeitigen Stabilisierung im Oktober, dass die Eurozone-Privatwirtschaft im November wieder in den rezessiven Bereich gerutscht ist. Sie ist sogar so stark geschrumpft wie zuletzt im Januar 2024. Das sechste Auftragsminus in Folge fiel dabei wegen der anhaltenden Nachfrageschwäche so hoch aus. Dabei ging insbesondere das Exportneugeschäft besonders stark zurück. Die Beschäftigung sank ebenfalls, und die Geschäftsaussichten binnen Jahresfrist sackten auf ein Zwölf-Monatstief ab. Zugleich stiegen die Einkaufs- und Verkaufspreise etwas stärker als in den beiden Vormonaten. Mit 48,3 Punkten (nach 50,0 im Oktober) signalisierte der finale saisonbereinigte HCOB Composite PMI für die Eurozone somit, dass die Eurozone im November im rezessiven Bereich verharrt. Belastungsfaktor Nummer eins war dabei im Berichtsmonat einerseits der Servicesektor. Dieser ist erstmals seit Jahresbeginn wieder geschrumpft. Die Industrieproduktion wurde hingegen zum 20. Mal hintereinander zurückgefahren. Die Rezession dauert hier so lange wie nie zuvor seit Umfragebeginn. Dabei stehen Frankreich und Deutschland, aber auch Österreich mit ihren hohen Industrie-Anteilen im Fokus. 

Trump 2.0 als Zukunftsbelastung der Konjunktur Europas 

Konjunktur – Donald Trum und massiver Protektionismus lassen wenig Hoffnung für eine Konjunkturbelebung in Europa. (Foto: Tim Reckmann / www.pixelio.de)
Konjunktur – Donald Trum und massiver Protektionismus lassen wenig Hoffnung für eine Konjunkturbelebung in Europa. (Foto: Tim Reckmann / www.pixelio.de)

Die Frage ist daher, wann die Talsohle der Rezession endlich erreicht ist. – Das Ende der Konjunktur – Flaute könnte möglicherweise bis 2026 auf sich warten lassen. Davon gehen zumindest die Volkswirtschaftler der Unicredit Bank Austria aus. Sie sehen dabei als höchsten Risikofaktor für die weltweite Konjunktur die Wiederwahl von Donald Trump zum Präsidenten der USA. So sagt etwa UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer zum aktuellen Konjunkturüberblick des Kreditinstitutes: „Die Wiederwahl Donald Trumps zum US-Präsidenten hat die Weichen für die Weltwirtschaft neu gestellt. Für die mit nur geringem Tempo voranschreitende globale Wirtschaft besteht nur eine begrenzte Aussicht auf Verbesserung, zumal sich die ohnehin schon großen geopolitischen Unsicherheiten noch verstärken dürften.” Er ist davon überzeugt, dass die von D. Trump angekündigten protektionistischen Maßnahmen die Industrie weltweit weiter belasten werden. Denn sie dämpfen sowohl den globalen Handel als auch die Stimmung in der Wirtschaft. Gleichzeitig würden sie die Aussichten für Investitionen trüben, so der Ökonom weiter. Und er ergänzt: „Die globale Industrieschwäche sollte jedoch durch den Dienstleistungssektor kompensiert werden können, so dass sich das Wachstum der Weltwirtschaft 2025 und 2026 bei knapp über drei Prozent stabilisieren sollte.“ 

USA setzen trotz Wachstum keine Impulse für Konjunktur in Europa  

Als Volkswirtschaft sind die USA auf einem guten Expansionskurs, zeigen die Daten des Konjunkturüberblicks der UniCredit. Eine expansive Fiskalpolitik, geprägt hauptsächlich von Steuersenkungen, sowie Deregulierungsmaßnahmen werden demnach in den USA ein Wirtschaftswachstum von 2,1 Prozent 2025 und 2,3 Prozent 2026 ermöglichen. Dieses Wachstum wird allerdings begleitet von einem Aufwärtsdruck auf die Inflation durch höhere Zölle, sofern die Trump-Administration ihre Ankündigungen tatsächlich umsetzt. Vor dem Hintergrund steigender Handelsschranken dürfte das US-Wachstum allerdings nur wenig Impulse für die globale Wirtschaft bringen. Hingegen sollten sich die Konjunkturmaßnahmen Chinas wahrscheinlich als ausreichend erweisen, um die Finanzstabilität des Landes zu erhalten und das Risiko einer regelrechten Deflation zu mindern. Es sei allerdings unwahrscheinlich, dass sie den privaten Konsum spürbar ankurbeln und das Land von seinem strukturell schwächeren Wachstumspfad abbringen können, so die Prognose von S. Bruckbauer. 

Konjunktur – Drahtseilakt der Haushaltskonsolidierung 

In der Eurozone wird neben dem verstärkten Protektionismus im Welthandel die Situation durch den laufenden Prozess der Haushaltskonsolidierung und das Fehlen einer klaren strategischen Ausrichtung in der Industriepolitik erschwert. Allerdings sollte die weitere Lockerung der Geldpolitik die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen positiv beeinflussen, sodass sich das Wirtschaftswachstum leicht steigern dürfte. „Wir gehen deshalb davon aus, dass die Wirtschaft im Euroraum nach einem auf die Inlandsnachfrage gestützten Anstieg des BIP um 0,8 Prozent im laufenden Jahr 2024 ihr Wachstumstempo 2025 schrittweise auf 0,9 Prozent und im Jahr 2026 auf 1,2 Prozent steigern kann. Der Gegenwind im Außenhandel durch höhere Zölle in den USA, dem wichtigsten Handelspartner des Euroraums, wird die europäische Wirtschaft damit jedoch ihr Potenzial kaum erreichen lassen“, meint S. Bruckbauer gegenüber den Medien. 

Mehr Abwärtsrisiken als Wachstumschancen 

Für diese Wachstumsprognosen überwiegen allerdings die Abwärtsrisiken, da die Ökonomen der UniCredit Bank Austria von einer teilweisen und gestaffelten Einführung von US-Zöllen sowie von keiner Eskalation der Spannungen im Nahen Osten ausgehen. „Eine aggressivere US-Politik würde jedoch zu deutlich größeren Auswirkungen auf den globalen Handel, das Vertrauen, die Investitionen und die Arbeitsmärkte führen. Sollten die Spannungen im Nahen Osten zunehmen, würden die Ölpreise sprunghaft ansteigen“, nennt S. Bruckbauer einige Risiken und betont: „Ein solcher Schock würde den Euroraum viel stärker treffen als die USA und eine weitere Divergenz zwischen den beiden Volkswirtschaften auslösen.“ 

Europa und die USA driften auch in der Geldpolitik auseinander 

Doch es gibt auch Positives. So gehen die Volkswirtschaftler davon aus, dass ein größerer Energiepreisschock für 2025 aus heutiger Sicht nicht wahrscheinlich ist, trotz der hohen geopolitischen Unsicherheiten. Zudem ist von einer Überversorgung des Weltölmarkts, insbesondere aufgrund der hohen Förderung in den USA auszugehen. Das dürfte den Rohölpreis in einem Bereich von 75 bis 80 US-Dollar pro Barell halten können. Dies unterstützt die weitere Annäherung der Inflation an die Zielvorgaben der Zentralbanken, zumal sich die Dienstleistungspreisinflation bei nachlassendem Lohndruck verlangsamen und die Kerninflation bei den Güterpreisen niedrig bleiben würde. 

Euroraum erreicht Inflationsziel der EZB 

Im Euroraum dürfte die Inflation mit 1,9 Prozent im Jahresdurchschnitt 2025 und 2026 erstmals seit fünf Jahren wieder das EZB-Ziel erreichen, zeigt der Konjunkturspiegel der UniCredit. Die USA werden diesem Trend voraussichtlich nicht folgen. Infolge der Handels-, Steuer- und Einwanderungspolitik der Trump-Administration sollte die Inflation in den USA mit klar über zwei Prozent höher ausfallen als im Euroraum, auch wenn Zeitpunkt und Ausmaß der wirtschaftspolitischen Veränderungen unsicher sind. „Die Folge der unterschiedlichen Inflationsdynamik wird sich in einer Divergenz in der Geldpolitik zwischen den USA und Europa zeigen. Die US-Notenbank Fed wird voraussichtlich die Zinssenkungen bei 3,75 bis vier Prozent für die Fed-Funds-Target-Rate von aktuell 4,50 bis 4,75 Prozent stoppen. Hingegen wird die europäische Zentralbank EZB gezwungen sein wird, die Zinsen leicht unter ein neutrales Niveau zu senken. Von derzeit 3,25 Prozent könnte Ende 2025 der Einlagenzins nur noch bei 1,75 Prozent stehen, als Gegengewicht zu den Belastungen für die europäische Wirtschaft durch die US-Zölle“, hofft S. Bruckbauer. 

Stimmung in Österreich bleibt angespannt 

Konjunktur – Der Konsument soll es zumindest in Österreich richten, geht es nach den Chefökonomen der UniCredit Bank Austria. (Foto: Wilfried Giesers / www.pixelio.de)
Konjunktur – Der Konsument soll es zumindest in Österreich richten, geht es nach den Chefökonomen der UniCredit Bank Austria. (Foto: Wilfried Giesers / www.pixelio.de)

„Von der erwarteten Konjunkturverbesserung für 2025 und 2026 ist in den österreichischen Wirtschaftsdaten und Stimmungsindikatoren bisher nur wenig zu sehen. Der aktuelle UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator ist aber immerhin leicht auf minus 2,6 Punkte gestiegen. Das gibt also weiterhin eine klar pessimistische Grundstimmung in der österreichischen Wirtschaft wieder“, interpretiert UniCredit Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl die Zahlen und ergänzt: „Weiterhin ist das Konjunkturbild in Österreich von hohen Herausforderungen im Produktionssektor geprägt, denen der Dienstleistungssektor entgegenzusetzen versucht. Im November ist sowohl die Stimmung am Bau als auch in der Industrie, trotz einer leichten Aufhellung des Exportumfelds, weiter zurückgegangen. Nur im Dienstleistungssektor entschärfte sich der Pessimismus etwas, obwohl sich die Stimmung unter den heimischen Konsumenten den dritten Monat in Folge verschlechtert hat.“ 

Steigende Kaufkraft könnte Konjunktur beleben 

Angesichts der Folgen der wirtschaftspolitischen Neuausrichtung der USA für den globalen Handel sowie der strukturellen Probleme im stark exportorientierten österreichischen Industriesektor ist vom Außenhandel kein wesentlicher Beitrag zu einer Konjunkturverbesserung in Österreich in den kommenden zwei Jahren zu erwarten. Davon geht man zumindest bei der UniCredit aus. Die Erholung der heimischen Wirtschaft hängt daher von der Entwicklung der Inlandsnachfrage entscheidend ab. „Die Inlandsnachfrage wird es richten“, versucht W. Pudschedl Optimismus zu versprühen. Er ergänzt: „Erstens wird sich der Konsum beschleunigen, da sich die Reallöhne wieder dem Niveau von vor dem Inflationsschock nähern. Die erhöhte wirtschaftliche Unsicherheit und der schwächelnde Arbeitsmarkt werden jedoch wahrscheinlich einen deutlichen Rückgang der Sparquote von ihrem derzeit hohen Niveau verhindern und daher nur zu einer moderaten Belebung des Konsums führen. Zweitens dürfte die Lockerung der Geldpolitik den Bausektor und die Industrie unterstützen und damit die Investitionstätigkeit erhöhen.“ 

Konjunktur 2025 nur minimal verbessert 

Die Ökonomen der UniCredit Bank Austria gehen angesichts der ungünstigen Aussichten für die Auslandsnachfrage nur von einer moderaten Verbesserung der Konjunktur in Österreich aus und erwarten nach dem Rückgang des BIP im laufenden Jahr um 0,5 Prozent ein Wirtschaftswachstum von 0,9 Prozent für 2025 und 1,3 Prozent für 2026. 

Risiken für Konjunktur in Österreich 

Der Konjunkturausblick der Ökonomen der UniCredit Bank Austria für die nächsten zwei Jahre ist durch ungewöhnlich hohe Risiken gekennzeichnet. Allerdings gilt auch für Österreichs Wirtschaft insgesamt, dass zwei Drittel der Nachfrage aus dem Inland kommen, und dies wird entscheidend für die Konjunkturentwicklung 2025 werden. Für die Industrie kommen jedoch zwei Drittel der Nachfrage aus dem Ausland. Österreich hat seine Wettbewerbsposition seit 2020 deutlich verschlechtert und musste in Relation zu den wichtigsten Handelspartnern eine Aufwertung von zehn Prozent hinnehmen. Gleichzeitig konnte China in den letzten zehn Jahren eine Abwertung von über zwanzig Prozent erreichen. „Auch wenn die Konjunktur 2025 in Österreich mehrheitlich durch das Inland bestimmt werden wird, im sich intensivierenden Handelskonflikt hat Österreich derzeit schlechtere Karten durch einen Anstieg seines real effektiven Wechselkurses um rund zehn Prozent seit 2020“, meint S. Bruckbauer abschließend.

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