DB Research – Die im Koalitionsvertrag vereinbarten Maßnahmen wie der Industriestrompreis oder die Super-Abschreibungen für die Wirtschaft, können nicht früh genug kommen. (Foto: Torsten Klemm / www.pixelio.de)

DB RESEARCH – Weltwirtschaft fährt weiter in rauer See 

DB Research – In Deutschland wird morgen die schwarz-rote Bundesregierung mit Friedrich Merz (CDU) als Bundeskanzler und Lars Klingbeil (SPD) als Vizekanzler angelobt. Die oberste wirtschaftspolitische Priorität der neuen Regierungskoalition dürfte dann die Umsetzung ihrer finanzpolitischen Vorhaben sein. Vor dem Hintergrund des unter Druck stehenden Wirtschaftsstandorts Deutschland sieht sich die Politik mit einer stagnierenden (Welt)Wirtschaft, einer erratischen Zoll- und Wirtschaftspolitik der USA und unbeendeten geopolitischen Konflikten konfrontiert. Das sieht nach Sisyphos-Arbeit aus, wie Deutsche Bank Research in ihrer jüngsten Konjunkturprognose zeigt. 

DB Research – Die im Koalitionsvertrag vereinbarten Maßnahmen wie der Industriestrompreis oder die Super-Abschreibungen für die Wirtschaft, können nicht früh genug kommen. (Foto: Torsten Klemm / www.pixelio.de)
DB Research – Die im Koalitionsvertrag vereinbarten Maßnahmen wie der Industriestrompreis oder die Super-Abschreibungen für die Wirtschaft, können nicht früh genug kommen. (Foto: Torsten Klemm / www.pixelio.de)

DB Research – Rahmenbedingungen mehr als herausfordernd   

Die neue deutsche Bundesregierung, bestehend aus CDU/CSU und SPAD wird keine 100 Tage Zeit haben, sich einzuarbeiten. Sie muss einen “Kavalierstart” hinlegen und sofort auf Hochtouren kommen. Vor allem die Planungen für den Bundeshaushalt 2025 müssen, nach der Steuerschätzung am 15. Mai, sehr rasch Konturen annehmen. Allerdings dürfte es zunehmend unwahrscheinlich sein, dass der Haushalt noch vor der Sommerpause verabschiedet wird. Schon allein die Fristen und Debatten, die im Bundestag für die Verabschiedung eines Bundeshaushaltes nötig sind, macht das zu einem sportlichen Unterfangen. Dabei kann sich Deutschland eine Verzögerung bis in den Herbst eigentlich nicht leisten. 

Sonderschichten für Bundestag wahrscheinlich 

Möglich, dass der Bundestag deswegen ein paar Sondersitzungen einlegen muss. Denn angesichts der geopolitischen und konjunkturellen Gegenwinde “wäre es wichtig, aus der vorläufigen Haushaltsführung herauszukommen und frische finanzpolitische Impulse zu setzen”, heißt es in der jüngsten Konjunkturprognose von Deutsche Bank Research. So können nach Ansicht der DB Research – Ökonomen Marc Schattenberg und Robin Winkler einige der im Koalitionsvertrag vereinbarten Maßnahmen wie der Industriestrompreis oder die Super-Abschreibungen für die Wirtschaft nicht früh genug kommen. Darüber hinaus sollte die Bundesregierung rasch den Geldhahn aufdrehen und die neuen Sondervermögen für Infrastrukturinvestitionen möglichst aktivieren. Es muss nämlich Klarheit über die mittelfristige Finanzplanung des Bundes aber auch der Wirtschaft geschaffen werden. Insbesondere für die Sicherheits- und Verteidigungsindustrie ist es die Planungssicherheit, die zählt.  

DB Research – Konjunktur braucht dringend Impulse 

DB Research - Die Reform der Schuldenbremse nach der Bundestagswahl war für die Analysten von DB Research Grund genug, die mittelfristige Konjunkturprognose für Deutschland deutlich nach oben anzupassen. (Foto: Uschi Dreiucker / www.pixelio.de)
DB Research – Die Reform der Schuldenbremse nach der Bundestagswahl war für die Analysten von DB Research Grund genug, die mittelfristige Konjunkturprognose für Deutschland deutlich nach oben anzupassen. (Foto: Uschi Dreiucker / www.pixelio.de)

Die konjunkturelle Ausgangslage für die neue Bundesregierung bleibt laut DB Research dabei schwierig. Zwar ist die deutsche Wirtschaft im ersten Quartal ausweislich der Schnellmeldung um immerhin 0,2 Prozent gewachsen. Vor dem Hintergrund der globalen Handelskrise und der erratischen Zollpolitik Donald Trumps könnte es jedoch schon im zweiten Quartal und den Quartalen danach zu einem Rückgang der Wirtschaftsleistung kommen. Diese betrifft dabei ganz besonders die deutsche Automobilindustrie und Maschinenbau. Der Rückgang gilt als wahrscheinlich, jedoch ist eine seriöse Prognose, wie hoch dieser ausfallen wird, zum jetzigen Zeitpunkt nicht möglich. Es wird nämlich einige Zeit dauern, bis sich die Kosten der von der US-Administration angezettelten weltweiten Handelskonflikte in den „harten“ Daten abzulesen sind. Und heute kündigte Donald Trump schon wieder neue Zölle an. So will er die Filmindustrie mit 100 Prozent Zöllen belegen für Filme, die nicht in den USA produziert werden. Auch werden die April-Zahlen zum Außenhandel sowie zu Produktion und Auftragseingang im verarbeitenden Gewerbe erst Anfang Juni veröffentlicht. Umso wichtiger wird es sein, dass die neue deutsche Bundesregierung noch vor der Sommerpause Wachstums-Impulse setzt. 

DB Research – Vorzieheffekte schönen erstes Quartal 

Dagegen sollte es nicht überraschen, wenn die Mitte dieser Woche anstehenden März-Daten von Vorzieheffekten unterstützt wurden. “Darauf deuten die im April noch sehr robusten Umfrageergebnisse im Verarbeitenden Gewerbe hin”, heißt es im aktuellen Konjunkturbericht von DB-Research. Ausweislich des ifo-Geschäftsklimaindex verbesserte sich die aktuelle Lageeinschätzung spürbar, während sich die Erwartungen etwas eintrübten. Immerhin: In der Zwischenzeit hat sich die jährliche Verbraucherpreisinflation im April dank geringerer Energiepreise auf 2,1 Prozent entspannt und dürfte sich weiter entspannen. Denn Saudi Arabien hat jetzt angekündigt, seine Rohölproduktion drastisch zu steigern. Derzeit liegt der Preis für ein Barrel Brent Crude bei rund 61,50 Dollar. Dieser dürfte sich nun unter die 60-Dollar-Marke bewegen. 

Inflation-Kernrate durch Ostern leicht gewachsen 

Laut DB Research zog die Kernrate der Inflation, also ohne Energie und Nahrungsmittel, dennoch wieder auf 2,9 Prozent an. Aufgrund der späten Osterferien dürften dazu vor allem tourismusbezogene Dienstleistungen beigetragen haben. Insgesamt legten die Dienstleistungspreise im April allerdings um 3,9 Prozent zu.  

DB Research zeigt schwache Frühjahrsbewegung am Arbeitsmarkt  

Am Arbeitsmarkt ist die Frühjahrsbelebung weiter schwach, auch wenn die saisonbereinigte Arbeitslosenzahl im April geringer angestiegen ist als erwartet. Sie liegt nun bei 2,92 Millionen Menschen, die auf Arbeitssuche sind. Das entspricht einer Quote von 6,3 Prozent.   

Ausblick – Konjunkturprognose für Deutschland positiv 

DB Research - Im Vergleich zum Vorquartal ist das Wachstum in der EU leicht über den Markterwartungen. (Foto: R. by Morgenrot / www.pixelio.de)
DB Research – Im Vergleich zum Vorquartal ist das Wachstum in der EU leicht über den Markterwartungen. (Foto: R. by Morgenrot / www.pixelio.de)

Die Reform der Schuldenbremse nach der Bundestagswahl war für die Analysten von DB Research Grund genug, die mittelfristige Konjunkturprognose für Deutschland deutlich nach oben anzupassen. “Für 2026 und 2027 erwarten wir BIP-Wachstumsraten von 1,5 Prozent bzw. 2,0 Prozent”, heißt es im aktuellen Bericht. Diese konjunkturelle Erholung dürfte dabei dank staatlicher Investitionen hauptsächlich von der Binnennachfrage getrieben werden, heißt es im Bericht weiter. Die Binnennachfrage dürfte dabei zunehmend die Oberhand über einen schwächelnden Außenhandel gewinnen. “Wahrscheinlich wird es aber einige Monate dauern, bis die geplanten Investitionen in Verteidigung und Infrastruktur spürbare Wirkung entfalten”, analysieren M. Schattenberg und R. Winkler. Sie geben allerdings zu bedenken, dass den weltweiten Handelsschock-Wellen finanzpolitisch kurzfristig nur wenig entgegengesetzt werden kann. Das ist vor allem dann der Fall, wenn der Bundeshaushalt 2025 erst nach der Sommerpause beschlossen wird. Auch die EZB dürfte vorerst nicht in den geldpolitischen Notfallmodus umschalten, sondern bei weiteren Zinssenkungen Vorsicht walten lassen. “Daher erwarten wir für dieses Jahr ein BIP-Wachstum von rund 0,3 Prozent”, so die Analysten von DB Research. Der Konsens ist allerdings pessimistischer. Sowohl die deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute als auch die Bankenökonomen im In- und Ausland erwarten im Mittel ein Wachstum von 0,1 Prozent. Der IWF prognostiziert für Deutschland nur noch ein glattes 0 Prozent-Wachstum.   

EU-Wirtschaftspolitik – Neuer “Deal” mit den USA erwartet 

Die EU zeigt sich im Handelskonflikt mit den USA weiterhin verhandlungsoffen und bereitet laut Presseberichten ein neues Angebot für einen „Deal“ vor. Auch die US-Regierung ist gesprächsbereit. Allerdings gibt es bis dato keine Hinweise auf konkrete Gespräche. Bis die Gespräche tatsächlich stattfinden wird daher die Geldpolitik der EZB die Folgen des Handelskonfliktes zwischen den USA und der EU so gut wie möglich abfedern müssen. Die Analysten von DB Research erwarte daher, dass die EZB den Einlagenzins von aktuell 2,25 Prozent bis Ende des Jahres auf 1,5 Prozent senken wird. Sie rechnen dabei zunächst einmal mit einer weiteren Zinssenkung um 25 Basispunkte bei der nächsten Sitzung im Juni 2025. Auch an den Finanzmärkten gilt eine weitere Zinssenkung im Juni als sicher, auch wenn für den Rest des Jahres dann nur noch eine weitere Zinssenkung fest eingepreist ist. “Wir erwarten somit bis Jahresende einen niedrigen Einlagenzins als der Marktkonsens. Bisher gehen wir zwar nicht davon aus, dass die EZB sich gezwungen sehen könnte, in den Notfallmodus umzuschalten”, so M. Schattenberg und R. Winkler. Doch interessanterweise signalisierte EZB-Chefvolkswirt Lane jüngst, dass man „große“ Zinsschritte von 50 Bp. nicht ausschließen könne.  

Die Konjunktur in der EU  

In den ersten drei Monaten 2025 lag das Wirtschaftswachstum laut DB Research mit 0,4 Prozent im Plus. Im Vergleich zum Vorquartal ist das leicht über den Markterwartungen. Im Vorfeld des „Liberation Day” dürften insbesondere vorgezogene Exporte die Konjunktur gestützt haben. Wie auch in Deutschland gehen die Analysten der Deutschen Bank jetzt für das laufende Quartal aber davon aus, dass sich die US-Handelspolitik negativ in der Wirtschaftsleistung der Eurozone niederschlagen wird. Zudem dürfte die erhöhte Unsicherheit die Konjunktur auch über den Investitionskanal belasten. “Daher haben wir unsere Wachstumsprognose für die Eurozone für 2025 jüngst auf 0,5 Prozent gesenkt”, so M. Schattenberg und R. Winkler in ihrer Konjunkturprognose. Die jährliche Verbraucherpreisinflationsrate habe sich dabei im April entgegen den Erwartungen nicht weiter abgeschwächt und verblieb bei 2,2 Prozent. Die jährliche Kernrate (ohne Energie, Nahrung, Alkohol und Tabak) zog jedoch überraschend kräftig an auf 2,7 Prozent. Auch in der Euro-Zone ist hierbei der Dienstleistungssektor der Inflationstreiber. Wie in Deutschland dürften sich hier ebenfalls die späten Osterfeiertage preistreibend ausgewirkt haben. Mittelfristig gehen wir davon aus, dass der Handelskonflikt die Inflation vor allem über Energie und Konsumgütern verringern wird.   

DB Research – US-Zollpolitik könnte sich entschärfen 

DB Research - Die Handelspolitik der US-Regierung schürt nach wie vor vielfach die Sorge vor einer stagflationären Entwicklung der US-Wirtschaft. (Foto: Maik Schwertle / www.pixelio.de)
DB Research – Die Handelspolitik der US-Regierung schürt nach wie vor vielfach die Sorge vor einer stagflationären Entwicklung der US-Wirtschaft. (Foto: Maik Schwertle / www.pixelio.de)

Auf Druck der US-Industrie ist die US-Administration derzeit noch dabei, ihre Zollpolitik zu entschärfen. Wie lange das anhält, ist jedoch angesichts der neuen Zoll-Ankündigungen D. Trumps von heute fraglich. Wie auch immer: immerhin wurden in der vergangenen Woche die Zölle auf Autoteile vorerst einmal reduziert. Auch im Hinblick auf die „reziproken“ Zölle hat die Administration signalisiert, dass es mit wichtigen Partnern wie Indien, Südkorea oder Japan bald bilaterale Abkommen geben könnte. Auch China signalisierte Ende der vergangenen Woche zum ersten Mal Gesprächsbereitschaft. Vor dem Hintergrund dieser konstruktiven Signale haben die Finanzmärkte die Kursverluste der ersten Aprilhälfte wieder wettgemacht. 

Dollar volatil auf niedrigerem Niveau 

Auch der US-Dollar hat zuletzt wieder leicht aufgewertet, auch wenn er anders als US-Aktien weiter unter den Niveaus vom 1. April handelt. Der allgemeine Vertrauensverlust in die US-Institutionen dürfte jedoch nach Ansicht der DB Research – Analysten weiterhin zu Kapitalabflüssen aus US-Staatsanleihen führen. Im Hinblick auf die Geldpolitik gehen die Finanzmärkte zudem fest davon aus, dass die Fed in dieser Woche noch stillhält, spätestens aber in der zweiten Jahreshälfte ihren Leitzins senken wird. Mit mindestens drei Zinsschritten von insgesamt ca. 85 Basispunkten, so die Markterwartung, könnte der Leitzins bis Jahresende auf rund 3,5 Prozent sinken. “Entgegen dieser Markterwartung erwarten wir eine erste Absenkung des Leitzinses erst zum Ende dieses Jahres, vermutlich im Dezember”, so M. Schattenberg und R. Winkler in ihrer aktuellenAnalyse..  

DB Research – Stagflation in den USA  

Die Handelspolitik der US-Regierung schürt nach wie vor vielfach die Sorge vor einer stagflationären Entwicklung der US-Wirtschaft. Allerdings sinkt damit das Risiko einer Rezession. Am US-Arbeitsmarkt sind ebenfalls vorerst noch keine Bremsspuren zu sehen. Die Arbeitsmarktdaten für den April blieben nämlich im ersten Quartal stabil: Die Wirtschaft schuf mit 177.000 mehr neue Jobs, als das erwartet wurde. Gleichzeitig verharrte die Arbeitslosenquote bei 4,2 Prozent. Doch der Zollschock könnte in den kommenden Monaten stärkere Wirkung entfalten, glaubt man bei DB Research. Der bilaterale Handel mit China dürfte unter dem aktuellen Zollniveau von weit über 100 Prozent mehr oder weniger zum Erliegen kommen und damit die US-Lieferketten massiv beeinträchtigen. In Vorausschau dieser Entwicklung hatten die Importe im ersten Quartal 2025 um 40 Prozent zugelegt, sodass das BIP trotz robusten privaten Verbrauchs bezogen auf das Jahr 2025 um 0,3 Prozent schrumpfte. Trotz dieser Lagerhaltung könnte es aber ab dem Sommer zu Engpässen und somit zu steigenden Verbraucherpreisen kommen. Vor diesem Hintergrund dürfte die Verunsicherung der amerikanischen Haushalte andauern. Ausweislich der University of Michigan Survey nähert sich das Konsumentenvertrauen dem historischen Tiefstand von 2022 an, sagen M. Schattenberg und R. Winkler abschließend. 

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