51 Prozent der im Verband der Europäischen Fahrzeuglogistik, ECG, organisierten Unternehmen sind mit Rückgängen des Transportvolumens konfrontiert. Das ergab eine aktuelle Umfrage unter den Mitgliedern der europäischen Organisation. Gleichzeitig geht die Investitionsbereitschaft in Transportmittel erheblich zurück.

ECG – Fahrzeuglogistiker vor schwierigen Marktbedingungen
Kurz vor Messebeginn der transport logistic 2025 in München herrscht Katerstimmung bei den Mitgliedern des Verbands der Europäischen Fahrzeuglogistik, ECG. Der Verband ist die europäische Plattform für den Outbound Automobillogistiksektor. Sie bringt die Logistikdienstleister, Logistikmanager von Herstellern und Zulieferer des Sektors zusammen.
Marktunsicherheit hält weiter an
Laut der jüngsten Mitgliederbefragung stieg der Anteil der Unternehmen, die im ersten Quartal 2025 einen Rückgang des Transportvolumens verzeichneten, auf 51 Prozent. Zum Vergleich: Im zweiten Quartal 2023 lag dieser Wert noch bei lediglich fünf Prozent. Das war während der schwersten Phase der Kapazitätskrise. Für die kommenden sechs Monate erwarten die meisten Unternehmen zudem keine wesentlichen Verbesserungen bei ihrer Geschäftslage. Die aktuellen Handelskonflikte, ein möglicher Inflationsschub und die zunehmende Unberechenbarkeit politischer Entwicklungen dürften dabei die die Unsicherheit auf dem Markt weiter verstärken. Die Entwicklung kommentiert Wolfgang Göbel, Vorsitzender der ECG so: „Die Volumina gehen zurück und der Markt wird für Unternehmen zunehmend unsicher“, und er fügt hinzu: „Wir müssen dringend das Vertrauen in die Branche wiederherstellen – insbesondere angesichts der anhaltenden geopolitischen Spannungen und Handelskonflikte.“
ECG – Weniger Investitionen in Transportmittel
Die Marktentwicklungen dürften auch die Gründe dafür sein, dass die Investitionsbereitschaft in Transportmittel wie Schiffe, Waggons und Lkw rückläufig ist. Während im Herbst 2024 noch 91 Prozent der Fahrzeuglogistiker Investitionen planten, liegt dieser Wert in den letzten drei Quartalen nur noch bei 75 Prozent. Bei der ECG sieht man den mangelnden Optimismus bezüglich zukünftiger Transportvolumina als Hauptgrund dafür. Deren Umfrage macht den alarmierend hohen Pessimismus nämlich deutlich. Während Anfang 2023 lediglich drei Prozent der Unternehmen eine negative Geschäftsentwicklung erwarteten, sind es im Jahr 2025 bereits 36 Prozent.
ECG – Entlastung durch EU

Zudem geraten Automobilhersteller zunehmend unter finanziellen Druck. Eine gewisse Entlastung zeichnet sich hier jedoch ab. Denn die Europäische Union, EU, hat den Herstellern einen zeitlichen Aufschub eingeräumt, um die bislang sehr ehrgeizigen CO2-Emissionsziele für Pkw und Lieferwagen innerhalb der kommenden drei Jahre zu erreichen.
W. Goebel – “Unternehmen brauchen Vertrauen in die Zukunft”
Als Reaktion auf die aktuelle wirtschaftliche Lage hat die Europäische Kommission hierfür mehrere Maßnahmenpakete vorgelegt – darunter den ‘Kompass für Wettbewerbsfähigkeit’, den neuen ‘Deal für eine saubere Industrie’ sowie das ‘Omnibus-Vereinfachungspaket’. „Der geschäftliche Optimismus unter unseren Mitgliedern ist auf einem historischen Tiefstand angekommen. Diese politischen Rahmenwerke können daher nur wirken, wenn die Unternehmen Vertrauen in sie haben und das Gefühl bekommen, tatsächlich unterstützt zu werden“, betont W. Göbel gegenüber den Medien. Bei der bevorstehenden Generalversammlung und Frühjahrstagung der ECG, die am 22. und 23. Mai in Cascais (Portugal) stattfindet, wird die Branche der Fertigfahrzeuglogistik (FVL) daher einen klaren Fokus auf die Steigerung der Prozesseffizienz legen. Ein zentrales Thema der Veranstaltung ist in diesem Zusammenhang der Beitrag künstlicher Intelligenz (KI) zur Verbesserung von Stabilität, Widerstandsfähigkeit und Kosteneffizienz im FVL-Sektor. Gleichzeitig treibt die Branche ihren Wandel hin zur CO2-Neutralität weiter voran. Besonderes Augenmerk gilt dabei dem Potenzial eines „Green Cost Calculators“, der mehr Transparenz bei Investitionsentscheidungen schaffen und CO2-Einsparungen besser messbar machen soll.
ECG – Fahrzeuglogistiker beschäftigen 210.000 Europäer:innen
Wie bedeutend diese Maßnahmenpakete für ganz Europa sind, belegen dabei die Fakten. Als bedeutender Arbeitgeber spielt die Fertigfahrzeuglogistik nämlich eine wichtige Rolle für den wirtschaftlichen Erfolg der Europäischen Union. Die ECG-Mitglieder erwirtschaften einen Gesamtumsatz von rund 21,3 Milliarden Euro und die wirtschaftlichen Auswirkungen auf die mit dem Sektor verbundenen Unternehmen werden auf 56 Milliarden Euro geschätzt. Mehr als 210.000 Europäer:innen sind direkt in der Fahrzeuglogistikbranche beschäftigt.
ECG in Kürze
ECG, der Verband der Europäischen Fahrzeuglogistik, ist seit 1997 das Sprachrohr der Fahrzeuglogistikbranche in Europa. Die ECG vertritt die Interessen von fast 200 Mitgliedsunternehmen und Partnern, von kleinen und mittleren Familienbetrieben bis hin zu multinationalen Konzernen, und ist der wichtigste Interessenvertreter der europäischen Fahrzeuglogistikbranche. Die ECG vertritt alle Verkehrsträger auf EU-Ebene – Straße, Schiene, Seeverkehr und Binnenschifffahrt. Die ECG-Mitglieder erbringen Transport-, Vertriebs-, Lager-, Aufbereitungs- und Nachbearbeitungsdienstleistungen für Hersteller, Importeure, Autovermieter und Fahrzeugleasingunternehmen in der gesamten EU sowie in Norwegen, der Schweiz, dem Vereinigten Königreich, der Türkei und darüber hinaus. Sie besitzen oder betreiben mehr als 470 Autotransportschiffe, 14.000 speziell angefertigte Eisenbahnwaggons, 23 Binnenschiffe und mehr als 26.000 Straßentransporter.
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