TRANSPORTSTOPP – Putins Krieg ist auch Heimsuchung für Welthandel

Transportstopp – Wegen des Krieges, den Russland gegen die Ukraine führt, haben alle großen Reedereien sämtliche Frachtbuchungen von und nach Russland eingestellt. Gleichzeitig haben mehrere Länder nicht nur Flugverbote für russische Flugzeuge verhängt, sondern auch Häfen für alle russischen Schiffe gesperrt, wie etwa Großbritannien. Auch die Sperrung der Häfen in der EU steht zur Disposition. Wie die Daten der SaaS-Plattform project44 zeigen, ging der Schiffsverkehr in russischen Häfen bereits um 54 Prozent zurück.

Transportstopp (Foto: Steuermann / www.pixelio.de)
Transportstopp – W. Putins Krieg ist nicht nur für die Ukraine eine Heimsuchung, sondern auch für den Welthandel. (Foto: Steuermann / www.pixelio.de)

Die Reaktionen der Welt auf die russische Invasion in der Ukraine zeigen nicht einmal 14 Tage nach Ausbruch des Angriffskrieges Putins heftige Wirkung. Dabei zeichnen sich seit dem 24. Februar etliche Trends ab.

Transportstopp – Frachtunternehmen stellen Dienste ein

So haben MSC und ihr 2M-Kooperationspartner Maersk am 1. März alle Frachtaufträge von und nach Russland eingestellt. Dies schließt alle Zugangsgebiete der Ostsee, des Schwarzen Meeres und auch des russischen Fernen Ostens ein. MSC teilte via Pressemeldung mit, dass sie Kunden, deren russische Sendungen sich bereits im Transit befinden, direkt kontaktieren werden. „Da sich die Sanktionen bereits direkt sowie indirekt auf die Stabilität und Sicherheit unserer Geschäfte auswirken, werden neue Buchungen von Maersk im See-, Luft- und interkontinentalen Schienenverkehr von und nach Russland – mit Ausnahme von Nahrungsmitteln, medizinischen und humanitären Gütern (ausgenommen Dual-Use-Güter) – vorübergehend ausgesetzt“, erklärte die dänische Containerschiff Gesellschaft Maersk in einer am 1. März veröffentlichten Kundeninformation.

Auch 2M, CMA CGM, Hapag-Lloyd und Hamburg Süd mit an Bord. Ähnlich wie 2M beschlossen auch die französischen Reedereigruppe CMA CGM, die deutschen Reedereien Hapag-Lloyd und Hamburg Süd sowie einige andere bedeutende Reedereien, alle Aufträge von und nach Russland einzustellen. Dieser Schritt erfolgte kurz nachdem Buchungen von und nach Odessa mit Beginn der russischen Invasion der Ukraine eingestellt wurden. Die chinesische Reederei COCSO Shipping ist hierbei eine bemerkenswerte Ausnahme.

Mit Verzögerungen rechnen

Hamburg Süd erklärte in einer Stellungnahme: „Bitte rechnen Sie mit erheblichen Verzögerungen, da Länder wie die Niederlande, Belgien und Deutschland Schiffe auf dem Weg nach Russland zurückhalten, um nach beschränkten Gütern, primär Dual-Use-Produkte, zu suchen. Die Inspektion von Export- und Umschlagsfracht, die für Russland bestimmt ist, steht im Zusammenhang mit der Implementierung von Verfahren zur Einhaltung von Sanktionen und Exportkontrollen, die kürzlich von verschiedenen Ländern verhängt wurden.“

Einfahrverbote für russische Frachter

Jüngsten Berichten zufolge erwägen EU- Mitgliedsstaaten auch ein Verbot der Einfahrt russischer Schiffe in die Häfen der EU. Sie planen eine Verschärfung der Beschränkungen für den Seeverkehr nach einem Flugverbot für russische Flugzeuge. Diesen Schritt ist Großbritannien bereits gegangen. Per Gesetz dürfen keine Schiffe, die in irgendeiner Weise mit Russland in Verbindung stehen, die Häfen der Insel mehr anlaufen. Dies gelte dabei für Schiffe, die unter russischer Flagge fahren, registriert sind oder von Russland kontrolliert werden. „Wir sind soeben die erste Nation geworden, die ein Gesetz verabschiedet hat, das allen Schiffen, die in irgendeiner Weise mit Russland in Verbindung stehen, das Einlaufen in britische Häfen verbietet“, erklärt Verkehrsminister Grant Shapps am 1. März auf Twitter.

Transportstopp – Tägliche Transportvolumina um 40 Prozent geschrumpft

Während die Sanktionen erst seit kurzer Zeit in Kraft sind, beobachtet project44 weiterhin andere wichtige Indikatoren des russischen Handels. Nach Ausbruch des Konflikts am 24. Februar begann die tägliche TEU-Gesamtkapazität der Schiffe zu schrumpfen. Während die täglichen TEU-Volumina schwanken und am 9. Februar 32.600 TEU erreichten, sind diese Spitzenwerte am 2. März nun auf 19.500 TEU gesunken. Das bedeutet einen Rückgang des TEU-Spitzenwertes um 40,2 Prozent in diesem Zeitraum. Dabei dürften die weltweiten Sanktionen gegen W. Putin und seine Oligarchie bereits Wirkung zeigen und den Importhandel nach Russland beeinträchtigen. „Unsere Daten zeigen einen unmittelbaren und quantifizierbaren Rückgang des Handelsvolumens nach Russland“, sagt Adam Compain, SVP Data Insights von project44. Er prognostiziert weiter: „Da die großen Reedereien ihre Verbindungen nach Russland eingestellt haben, werden wir in den kommenden Monaten weitere Störungen der weltweiten Fahrpläne erleben. Dies wird zu weiteren Verspätungen auf internationaler Ebene führen.“

Lieferkettenprobleme durch Mangel an Seeleuten

Der russische Krieg gegen die Ukraine dürfte aber auch zur Verschärfung von Lieferkettenproblemen führen. Ähnlich wie bei Straßengüterverkehr (wir berichteten auf blogistic.net) machen russische und ukrainische Seeleute einen nicht unerheblichen Anteil an Fachkräften der globalen Schiffstransporte aus. Das bestätigt auch A. Compain gegenüber den Medien: „Ukrainische und russische Seeleute machen etwa 14,5 Prozent der 1,89 Millionen Seeleute weltweit aus. Wenn die Bewegungsfreiheit dieser Arbeitskräfte behindert wird, kommt es in den Lieferketten zu erheblichen Arbeitsunterbrechungen.“ Je länger der Krieg also dauert, könnte dadurch der Welthandel noch intensiver gestört werden, als er durch die vom Krieg verursachte Rohstoffknappheit und explodierende Energiekosten ohnehin schon ist. W. Putins Krieg könnte daher auch zum Stillstand des Welthandels führen.

project44 in Kürze

Die SaaS-Plattform gilt als weltweit führend für Verlader und Logistikdienstleister. project44 verbindet und automatisiert die wichtigsten Transportprozesse, um fundierte Entscheidungen der Verantwortlichen zu beschleunigen. Durch den Einsatz der cloudbasierten Plattform von project44 können Unternehmen somit ihre betriebliche Effizienz steigern, Kosten reduzieren, die Versandleistung verbessern und ihren Kunden so noch mehr Nutzen stiften. Verbunden mit Tausenden von Reedern, Spediteuren und Transportdienstleistern weltweit und mit umfassender Abdeckung für alle ELD- und Telematik-Geräte auf dem Markt, unterstützt die Plattform alle Transportarten und Versandtypen, einschließlich Luft, Paket, Final-Mile, Less-than-Truckload, Volume Less-than-Truckload, Sammelgut, LKW-Ladung, Bahn, Intermodal und Ozean. Im Jahr 2021 wurde project44 im Magic Quadrant von Gartner als Leader unter den Real-Time Transportation Visibility Providern eingestuft.

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