TRANSPORTMARKT – CO2-Maut verstärkt Konsolidierung im Straßengüterverkehr

Transportmarkt – Nach den starken Jahren in der Coronapandemie steckt der Straßengüterverkehr in der Krise. Die transportierten Mengen nehmen ab, ebenso die Preise. Gleichzeitig steigen die Belastungen wie etwa die CO2-Bepreisung in Deutschland. Mit verantwortlich dafür sind der Krieg Russlands gegen die Ukraine, aber auch die Transformation der Ökonomien. Diese sorgen für eine abgeflachte Konjunktur und neuerliche Lieferengpässe etwa im Automotive-Bereich sowie im gesamten produzierenden Gewerbe. Die Flaute im Bausektor bringt die Transportwirtschaft weiter in Bedrängnis. Manche Spediteure und Frächter denken daher ans Aufhören. 

Transportmarkt – Krise der Wirtschaft und CO2-Maut sorgen im Straßengüterverkehr für leere Kassen bei Spediteuren und Frächtern. (Foto: Tim Reckmann / www.pixelio.de)
Transportmarkt – Krise der Wirtschaft und CO2-Maut sorgen im Straßengüterverkehr für leere Kassen bei Spediteuren und Frächtern. (Foto: Tim Reckmann / www.pixelio.de)

Noch während der Corona-Pandemie sah die Welt der Transportwirtschaft, insbesondere des Straßengüterverkehrs unisono ziemlich rosig aus. Doch spätestens seit dem Beginn des Vernichtungskriegs Putin-Russlands gegen die demokratische Ukraine am 24. Februar 2022 läuft der Wirtschaftsmotor in Europa nicht mehr wirklich rund. Die Industrie ist in Deutschland und Österreich schon seit mehreren Monaten in einer Rezession (wir berichteten). Ihr brechen die Exportmärkte weg, insbesondere der Markt der VR China, die seit der restriktiven Zero-Covid-Politik Xi Jinpings nicht mehr in die Gänge kommen will. Heute würgen hingegen hohe Kreditzinsen und die hohe Inflation die Konjunktur im Bausektor geradezu ab. Insbesondere in Deutschland und Österreich gehen Wirtschaftsforscher wie etwa vom Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) oder dem ifo in Wien daher von einer Stagnation bzw. Rezession der Gesamtwirtschaft aus. Hinzu kommen weitere Herausforderungen wie etwa der Fachkräftemangel, der auch durch die Absorption ukrainischer und russischer Fahrer und Matrosen für den imperialistischen Krieg Diktator Putins geradezu befeuert wird. Das bekommt die Transportwirtschaft im Allgemeinen und der Straßengüterverkehr im Besonderen unmittelbar zu spüren.  

Transportmarkt – Die Zahlen sind ernüchternd 

Das aktuelle Transportbarometer der Frachtenbörse Timocom zeichnet daher Europa-weit ein insgesamt ernüchterndes Bild, für Deutschland und Österreich sind die Zahlen sogar eher düster. “Nach den letzten zwei außergewöhnlichen Jahren, die noch von der Pandemie und Nachholeffekten geprägt waren, hat sich der Straßengüterverkehr insgesamt deutlich beruhigt”, heißt es hierzu in einer Presseaussendung und weiter: “In zweiten Quartal 2023 waren im Durchschnitt europaweit 46,3 Prozent weniger Frachtangebote am Spotmarkt verfügbar als im Vorjahresquartal. Innerhalb Deutschlands waren es sogar durchschnittlich 59 Prozent weniger Angebote.” Logischerweise gaben daher auch die Frachtpreise pro Kilometer nach. Europa-weit sanken sie im zweiten Quartal 2023 gegenüber dem Vergleichsraum 2022 um 14,1 Prozent. 

Der EU-Binnentransportmarkt ist volatil 

Die Entwicklung des Transportmarktes auf Länderebene ist in Europa volatil. Während beispielsweise in Großbritannien und Polen die Nachfrage nach Binnentransporten deutlich stieg, verliefen die Entwicklungen in Deutschland und Frankreich sowie in Österreich und Ungarn rückläufig gegenüber dem Vergleichsquartal 2022. Die Inlandstransporte in Österreich sanken um 54 Prozent und in Deutschland um 49 Prozent, in Frankreich und Ungarn wurde im Inland jeweils um 35 Prozent weniger transportiert als im selben Quartal des Vorjahres 2022.  

Die Sache mit der CO2-Maut 

Und ausgerechnet jetzt dräut dem Straßengüterverkehr ab dem 1. Dezember 2023 weiteres Unheil. Dann treten in Deutschland die CO2-Klassen für die LKW-Maut in Kraft. Das bedeutet, dass für alle Fahrzeuge mit einer technisch zulässigen Gesamtmasse über 7,5 Tonnen ein zusätzlicher Mautteilsatz für den CO2-Ausstoß zur bestehenden Maut hinzugerechnet wird. In Zahlen gegossen bedeutet das konkret, dass pro Tonne CO2 ein Aufschlag von 200,- Euro fällig wird. Das bedeutet unterm Strich eine beinahe Verdoppelung der LKW-Maut. Das ist ein Aufschlag, der allenfalls für Lastkilometer an Kunden weitergegeben werden kann, nicht jedoch an Leerkilometer. Der Effekt: Nicht wenige mittelständischer und kleinerer Speditions- und Frachtunternehmen denken jetzt ans Aufhören, weil ihre Unternehmen durch die CO2-Bemautung nicht mehr wirtschaftlich betrieben werden können. 

Th. Ziegler: “Der Transportmarkt wird sich konsolidieren…” 

Transportmarkt - Th. Ziegler: “Es ist absehbar, dass mit der CO2-Maut eine Konsolidierung des Transportmarktes im Bereich des Straßengüterverkehres eingeläutet wird. (Foto: RS MEDIA WORLD)
Transportmarkt – Th. Ziegler: “Es ist absehbar, dass mit der CO2-Maut eine Konsolidierung des Transportmarktes im Bereich des Straßengüterverkehres eingeläutet wird. (Foto: RS MEDIA WORLD)

Auch Thomas Ziegler, Managing Director von DHL Freight Austria prognostiziert, dass sich mit der CO2-Bemautung in Deutschland die Spielregeln im Straßengüterverkehr verändern werden. “Wir sind hier in Österreich zwar nur indirekt betroffen, aber die Auswirkungen auf den Anstieg der Transportkosten nach und durch Deutschland sind enorm, was auch weitere Konsolidierungen des Transportmarktes im Bereich des Straßengüterverkehres auslösen kann.  Dies könnte durchaus zu einem Bull-Whip-Effekt führen und mittelfristig in einer Kapazitätsverknappung enden.”, erläutert der renommierte Transportlogistiker im Gespräch mit blogistic.net. 

Transportmarkt – Fahren nach dem Prinzip Hoffnung  

Für viele aus der Branche bleibt daher derzeit nur das Prinzip Hoffnung, dass die Konjunktur in der zweiten Jahreshälfte wieder Fahrt aufnimmt. Doch dürfte sich diese Hoffnung nicht so rasch erfüllen. Geht es nach den bislang für das Restjahr 2023 geäußerten vagen Prognosen der Wirtschaftsforscher und Einkaufsmanager-Indizes, dürfte die Talsohle der wirtschaftlichen Abwärtsentwicklung im deutschsprachigen Raum noch nicht erreicht sein. Zudem kommt es wieder zu Lieferkettenproblemen in der Automobilindustrie. Volkswagen hat dieser Tage Kurzarbeit und einen mehrtägigen Produktionsstopp angekündigt. Diesem Beispiel dürften wahrscheinlich auch andere Branchen folgen.  

dhl.com | timocom.com 

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