Zwar geht das Frachtvolumen im Straßengüterverkehr im dritte Quartal 2021 gegenüber dem Vorquartal leicht zurück, insgesamt bestätigt der Aufwärtstrend im Straßengüterverkehr jedoch den Wirtschaftsaufschwung in Europa nach dem Corona-Jahr 2020. Das zeigt zumindest das Transportbarometer Q3 21 des Freight-Tech Unternehmens Timocom. Ob das Wachstum nachhaltig ist, bleibt angesichts der globalen Lieferketten-Probleme jedoch fraglich. Die Indizes der deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute zeigen etwas anderes.

Erleichterung bei den Frächtern, welche das operative Transportgeschäft in Europa erledigen. Zumindest das dritte Quartal 2021 führte die Entwicklungen der ersten beiden Quartale 2021 weiter fort. Das zeigt zumindest das Transportbarometer Q3 21 des Freight-Tech-Unternehmens Timocom aus Erkrath (Nordrhein-Westfalen, D). Nachdem bereits das erste Quartal mit 58 Prozent Zuwachs begonnen hatte, konnte das zweite Quartal mit einer Steigerung von 251 Prozent gegenüber dem schwachen Vorjahresquartal 2020 selbst das Niveau vor der Corona-Pandemie verdoppeln. Das dritte Quartal zeigt nun wiederum eine Steigerung von 51 Prozent gegenüber 2020. Allerdings sei damit ein leichter Rückgang im Vergleich zu Q2 2021 zu verzeichnen, war von der Frachtenbörse zu hören. Insgesamt wurden rund neun Prozent weniger Frachtangebote eingegeben als im zweiten Quartal 2021. Nach einem vergleichsweise schwachen August (-29 Prozent gegenüber Juli 2021) konnte der September wiederum 54 Prozent mehr Frachten verzeichnen. Das leichte Sommertief sei damit beendet, gibt man sich bei Timocom optimistisch.
Optimismus schwindet
Ob es sich dabei nicht um einen Zweckoptimismus handelt, werden die kommenden Monate zeigen. Denn erst jetzt machen sich die globalen Lieferkettenprobleme bemerkbar, von denen vor allem die Automotive-Branche erheblich betroffen ist. Etliche Automobilhersteller, vom Volkswagenkonzern über Mercedes-Benz bis zuletzt CNH Industrial (wir berichteten gestern) haben bereits ihre Produktion gedrosselt oder ganz eingestellt. Und ein Ende der Lieferketten-Krise ist nicht absehbar. Mittlerweile senken Wirtschaftsforschungsinstitute wie das IFO München ihre Prognosen für Deutschland. Insgesamt werde die deutsche Wirtschaft heuer nur um 2,4 wachsen. Im April 2021, vor der Lieferketten- und Halbleiter-Krise sah man noch ein Wachstum von 3,7 Prozent.
Geschäftsklimaindex IFO München. Entsprechend negativ fällt auch der Geschäftsklimaindex September 2021 des IFO München aus. Dieser ist (saisonbereinigt korrigiert) im Vergleich zum Vormonat August von 99,6 Punkte auf 98,8 Punkte gefallen. Dies ist der dritte Rückgang in Folge. Die Unternehmen waren vor allem unzufrieden mit ihrer aktuellen Geschäftslage und sie blicken außerdem skeptischer auf die kommenden Monate. Dabei bremsen vor allem die Probleme bei der Beschaffung von Rohstoffen und Vorprodukten die deutsche Konjunktur, bestätigt auch das IFO München. „Die Industrie erlebt eine Flaschenhals-Rezession“, heißt es dabei. Auch der große Optimismus bei den Erwartungen aus dem Frühjahr sei nahezu verschwunden. Die Auftragsbücher seien zwar immer noch gut gefüllt, aber die Neubestellungen flachen ab, so die Wirtschaftsforscher. – Davon erheblich beeinflusst trübt sich der Ausblick in der (Transport-)Logistik-Branche auf die eigene Zukunft.
Transportbarometer Q3 21 in Europa

Doch zurück zum Transportbarometer Q3 21 der Timocom. Nach diesem zeigt der Juli 2021 im Vergleich zum starken Vormonat einen leichten Rückgang um sechs Prozent. Im August sanken die Frachteingaben allerdings deutlicher um insgesamt 29 Prozent. „Dies ist eine saisonal bedingte Entwicklung“, kommentiert Gunnar Gburek, Company Spokesman von Timocom gegenüber den Medien. „In den Sommermonaten verzeichnen wir traditionell Rückgänge der Frachteingaben. Vor allem der August ist europaweit einer der schwächeren Monate. Wichtiger ist die weiterhin positive Entwicklung gegenüber 2020 sowie der erhoffte und nun eingetretene Anstieg im September.“ Hier zog der Straßengüterverkehr laut Transportbarometer wieder an und verzeichnete ein Plus von 54 Prozent an Frachtangeboten gegenüber dem Vormonat. Im Vergleich zum September 2020 lag der Anstieg bei 33 Prozent.
Innerdeutsche Zahlen auf europäischem Niveau
Die innerdeutschen Zahlen des vergangenen Quartals zeigen einen ähnlichen Verlauf wie die Gesamtheit aller Frachtangebote in Europa. Zwar sanken die Frachten im Binnenverkehr im Vergleich zum vorherigen, zweiten Quartal 2021 um 18 Prozent, der Anstieg gegenüber 2020 ist dennoch deutlich spürbar: Mit 47 Prozent mehr Frachtangeboten als im Vorjahreszeitraum (Q3 2021 im Vgl. zu Q3 2020) konnte das Transportbarometer sogar mehr Eingaben verzeichnen als 2019. Auf die einzelnen Monate heruntergebrochen zeigen sich folgende Veränderungen gegenüber den Vergleichsmonaten aus 2020: Juli +105 Prozent, August +34 Prozent, September +24 Prozent. Im Jahresverlauf 2021 ist vor allem der September auf starkem Niveau: Mit einem Zuwachs von 60 Prozent gegenüber August zeigt der Trend klar nach oben. „Die Entwicklung ist auch hierzulande in Teilen auf den Beginn des Jahresendgeschäfts zurückzuführen“, so Gunnar Gburek.
Polnischer Binnenmarkt mit anderen Vorzeichen
In Polen zeigt der Binnenverkehr im dritten Quartal ein gegensätzliches Bild: Das Transportbarometer konnte zwar auch hier mit 26 Prozent einen Zuwachs der Frachteingaben im Vergleich zum Vorjahresquartal ausweisen. Jedoch verzeichnete es im dritten Quartal 2021 mit 2 Prozent einen geringen Anstieg gegenüber dem vorherigen, zweiten Quartal 2021. Auf einen enorm starken Juli mit einem Plus von 66 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat folgte der August mit 19 Prozent mehr Frachtangeboten gegenüber 2020. Der September bewegte sich auf exakt gleichem Niveau wie zur Hochzeit der Pandemie.
Grassierender Fahrermangel in Europa
Nach Angaben verschiedener europäischer Branchenverbände nimmt der Fahrermangel in Europa dramatisch zu. Zuletzt waren die Entwicklungen im UK in den Schlagzeilen, wo über 100.000 Kraftfahrer fehlen. Auch in Deutschland weist der Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL) darauf hin, dass hierzulande bis zu 80.000 LKW-Fahrer fehlen und es jedes Jahr mehr werden. In Nachbarländern wie z. B. Polen sieht die Lage ähnlich aus. Nach Angaben von Verbänden der Verkehrsunternehmen fehlen in Polen derzeit über 100.000 Berufskraftfahrer. „Wir sehen in ganz Europa deutliche Rückgänge der Transportkapazitäten, das heißt vor allem weniger Laderaumangebote. Auch eine Erhöhung der Transportpreise ist aufgrund dieser Entwicklung zu erwarten“, kommentiert Gunnar Gburek. Daher ist es fraglich, ob das Brexit-geschüttelte Großbritannien seine Probleme mit Kurzfrist-Visa für 5.000 EU-Bürger lösen können wird. Vielmehr dürften sich die Probleme der Briten im Vergleich zum Kontinent noch stärker verschärfen.
Transportbarometer in Kürze
Damit analysiert das Erkrather FreightTech-Unternehmen Timocom seit 2009 die Entwicklung von Transportangebot und -nachfrage der im Smart Logistics System integrierten Frachtenbörse in 46 europäischen Ländern. Mehr als 135.000 Nutzer generieren täglich bis zu 800.000 internationale Fracht- und Laderaumangebote. Das System hilft den über 45.000 TIMOCOM Kunden dabei, smart, sicher und einfach ihre logistischen Ziele zu erreichen.