Vor gut einem Jahr ist Mag. Oskar Zettl von Bosch zu Toyota MH Austria gewechselt. Er setzt seither die Konzerntransformation zum Gesamtlösungsanbieter für Intralogistik-Herausforderungen in Österreich um. Was der Spagat vom traditionellen Gabelstapler-OEM zum Lösungsanbieter für integrierte Intralogistik für etablierte Toyota-Kunden einerseits und den Intralogistikmarkt in Österreich andererseits bedeutet, das stellte er heute im Rahmen einer Pressekonferenz vor. Fakt ist: Der japanische Weltmarktführer will damit auch in Österreich zur Nr. 1 werden.
Während der Pandemie nur von Insidern registriert, hat Mag. Oskar Zettl vor rund eineinhalb Jahren den MD-Posten von Toyota MH Austria übernommen (Anm.: MH steht für “Material Handling”). Seither setzt der diplomierte Betriebswirt die Transformation des traditionellen OEM für Materialflüsse zum Highend-Lösungsanbieter für integrierte Intralogistiklösungen um.
Toyota MH Austria – Nichts ist unmöglich
Dies umfasst freilich nach wie vor das traditionelle Staplersegment, inkludiert aber technisch gleichermaßen vom einfachen Regal über Regalbediengeräte über Shuttle-Systeme bis hin zur AutoStore-Lösung alles, was heute State of the Art in der Intralogistik ist. “Die entsprechende Software gehört natürlich dazu, um integrierte Lösungen einer modernen Intralogistik realisieren zu können”, sagt O. Zettl im Gespräch mit den Medien. Hierfür werde man vor allem auf Lösungen aus dem Hause Toyota MH greifen, wie etwa auf die der schwäbischen Viastore. Das Software-Unternehmen kam erst kürzlich zum Toyota-Konzern (wir berichteten auf blogistic.net) und gilt, nach dem Erwerb von Vanderlande Industries (wir berichteten auf blogistic.net), als weiterer Meilenstein in der Entwicklung des globalen Technologie-Konzerns. Und bei der Systemintegration bis hin zu AutoStore-Lösungen werde man auf das Know-how von Bastian Solutions zurückgreifen. Mit diesem Unternehmen der Toyota Advanced Logistics habe man erst kürzlich eine E-Commerce Lösung in Ostösterreich realisiert, war auf der Pressekonferenz zu erfahren. Und in der Vergangenheit setzte man mit dem Systemintegrator Logistiklösungen für einen großen US-amerikanischen Softdrink-Produzenten in Österreich und vieles mehr um.
30 Prozent mehr Umsatz
Wie auch immer: O. Zettl dürfte ein glückliches Händchen bei der Transformation von Toyota MH Austria haben. Immerhin hat das Unternehmen alleine im vergangenen Jahr damit einen Umsatzzuwachs von rund 30 Prozent realisiert. Hierfür dürften zwar Vorzieheffekte durch Investitionsförderungen wegen der Coronapandemie auch eine Rolle für das Umsatzwachstum gespielt haben. Aber auch bei so Megatrends wie den E-Commerce Boom, der auch in Österreich durch die Coronapandemie geboostet wurde, konnte der Intralogistik-Lösungsanbieter gut mitnaschen.
20 Prozent mehr Mitarbeiter:innen
Doch das alles reicht nicht aus, wenn es um nachhaltige Entwicklungen für die Nr. 3 in Österreich (nach Linde und Jungheinrich) geht. Hierfür ist das Mitarbeiterwachstum der genauere Gratmesser. Und dieses legte bei Toyota MH Austria um 26 Personen auf mehr als 140 Mitarbeiter:innen zu. Zudem möchte O. Zettl auch im Jahr 2022 bei den Mitarbeitern wachsen. Gesucht sind High Potentials aus der IT ebenso wie Ingenieure und Techniker etc. “Wir wollen der erste Ansprechpartner für Intralogistik-Lösungen in Österreich werden”, so der Anspruch des jungen Top-Managers auf Anfrage von BUSINESS+LOGISTIC / blogistic.net.
Respekt, Kaizen und Klimawandel
Dass solche Ankündigungen für den Österreicher, der seinen Weg von Bosch in Stuttgart und in Südost-Asien nach Wien zu Toyota MH Austria fand, keine leeren Worte sind, hat er mehrfach in seiner beruflichen Vergangenheit zeigen können. Und er wählte seine neue Wirkungsstätte mit Bedacht aus, verriet O. Zettl während der Pressekonferenz: “Mir gefallen die Werte, die mit dem Namen “Toyota” verbunden sind, wie etwa der Respekt vor den Menschen, das stetige Bemühen um Verbesserungen (Stichwort “Kaizen”) usw. Dies widerspiegelt sich etwa im Toyota Management System, TMS. Aber auch die Tatsache, dass in Hinblick auf den Klimawandel der Toyota-Konzern ein Teil der “Race to Zero”-Kampagne der UNO ist, hat den jungen Top-Manager mit hoher Asien-Affinität dazu bewogen, den Job in Österreich anzunehmen.
Weltweite Herausforderungen als Chance
Das erste Jahr seiner Tätigkeit war (und ist noch immer) überschattet von der Corona-Pandemie. Neu hinzugekommen ist seit 24. Februar der Ukrainekrieg, dessen Auswirkungen bis dato noch gar nicht feststell- und bezifferbar sind. Dennoch sieht man bei Toyota MH in Europa die weltweiten Herausforderungen nicht nur bewältigbar, sondern der positive Aufwärtstrend des vergangenen Jahres wird sich 2022 fortsetzen. Die digitale Transformation, der Wandel hin zu Elektrifizierung und Automatisierung setzen sich, ungeachtet der Pandemie und des Angriffskrieges Russlands gegen die Ukraine Krieges, unvermindert fort. Der Treiber ist hier vor allem der Klimawandel. Auch vor dem Hintergrund von globalen Lieferkettenproblemen und des Fachkräftemangels in den Industrienationen sowie explodierender Produktionskosten, geht dabei die Nachfrage verstärkt in Richtung vernetzter und nachhaltiger (Intra-)Logistiklösungen.
Toyota MH Austria – Erfolge in allen Geschäftsfeldern
So konnte zum Beispiel der Kernbereich von Toyota MH Austria, der Geräteverkauf, vor allem im Flottenbereich durch Kooperationen beispielsweise im öffentlichen Sektor, im Handel und der Logistik maßgeblich in Schwung gebracht werden. Bei Anschaffung von Neugeräten geht nach Aussage von O. Zettl der Trend eindeutig in Richtung Lithium-Ionen-Technologie. Die Gründe dürften hierfür in der größeren Nachhaltigkeit durch Effizienz liegen. Pandemiebedingte Lieferverzögerungen bei Neugeräten, aber auch Lieferkettenprobleme im Aftersales taten dem dynamischen Verlauf keinen Abbruch. Selbst das Mietgeschäft für Geräte konnte 2021 dynamische Zuwächse verzeichnen, weil Kunden längere Wartezeiten bei Neuanschaffungen überbrücken wollten.
Logistics Solutions wächst am schnellsten
Logistics Solutions ist, analog zum Markt, der am schnellsten wachsende Bereich bei Toyota MH Austria. Hier wurde allein im letzten Jahr eine Verdreifachung des Umsatzes beispielsweise im Regalbereich erzielt. Innovative Gesamtlösungen wie Microfulfillment, Anbindungen von Fördertechnik, Shuttle- und Kommissionierungslösungen trugen hier ebenfalls zum Erfolg bei. “Gleichzeitig ist neben automatisierten Staplern eine stark steigende Nachfrage nach Komplettlösungen feststellbar”, so O. Zettl bei der heutigen Präsentation und weiter: “Kunden wollen für die immer komplexer werdenden Anforderungen der Intralogistik 4.0 einen Ansprechpartner, der seine derzeitigen und zukünftigen geschäftlichen Herausforderungen versteht. Dies gelingt durch langfristige, enge Zusammenarbeit mit dem Kunden beginnend bei der Planungsphase von Prozessen über Ausstattung und Servicierung bis hin zur Wiederbeschaffung.
Toyota MH Austria in Kürze
Toyota Material Handling Austria ist die österreichische Landesgesellschaft der Toyota Material Handling Group und ein Unternehmen der Toyota Industries Corporation (TICO), dem weltgrößten Hersteller von Flurförderzeugen und Lagertechnik. Das Unternehmen bietet ein umfangreiches Produkt- und Lösungsportfolio an, das alle Fragen und Bereiche der Intralogistik abdeckt. Dazu zählen gängige Flurförderzeuge, sowie teil- und vollautomatisierte Logistiksysteme mit intelligenten Softwarelösungen, die Arbeitsabläufe optimieren und Maschinen, Systeme sowie Prozesse miteinander vernetzen.
Bis 2026 in Führung gehen
Der Toyota-Konzern ist durch den Erwerb von Vanderlande, Bastian Solutions und jüngst viastore (vorbehaltlich kartellrechtlicher Zustimmung) nicht nur der weltgrößte Hersteller von Flurförderzeugen, sondern auch einer der größten Komplettlösungsanbieter für automatisierte und integrierte Material Handling Lösungen. Es ist daher kein Zufall, dass dies dem allgemeinen – auch in Österreich spürbaren – Branchentrend entspricht. Dazu O. Zettl: „Bis 2026 wollen wir unsere aktuelle Position am österreichischen Markt deutlich verbessern. Dazu werden wir in allen Geschäftsfeldern stark wachsen und unseren Gesamtumsatz verdoppeln. Einen maßgeblichen Anteil wird die Verdreifachung des Umsatzes aus dem Logistics Solutions Bereich haben.“
Oskar Zettl in Kürze
Der gebürtige Steirer, graduierte an der Wirtschaftsuniversität Wien und kann auf eine siebzehnjährige, internationale Führungserfahrung in der Bosch-Gruppe in den Branchen Thermotechnik, Automotive und dezentrale Energieversorgung verweisen. Zehn Jahre lang war er in China tätig, wo er unter anderem als Geschäftsführer die Landesgesellschaft für Bosch Thermotechnik leitete. In seiner letzten Funktion war er für den weltweiten Aufbau der Vertriebs-, Marketing- und Servicestrukturen im Bereich stationäre Brennstoffzellen verantwortlich.
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