
Supply-Chain-Finance sowie die Finanzierung von Millionen-Euro-Investitionen sind nach wie vor Vertrauenssache, insbesondere wenn sie überregionalen Charakter haben. Für Entscheider in Unternehmen ist es jedoch mitunter schwierig, die richtige Entscheidung für ein Finanzinstitut zu treffen. Der neue Brand Finance Banking 500 Report des britischen Markenanalysten und Beraters Brand Finance, könnte hier wenigstens Anhaltspunkte dafür liefern, welche Bank näher ins Vertrauen gezogen werden kann. Der Report zeigt dabei, dass Schweizer Bankmarken zumindest in der DACH-Region führend sind, während sich Institute aus Deutschland im Mittelfeld bewegen. Österreichische Banken machen hingegen viel Boden gut.
International organisierte Logistiker, der Handel und die Industrie benötigen international agierende Bankinstitute für ihre Geldverkehre. Sie brauchen vor allem starke Banken für die langfristige Sicherheit etwa beim Supply-Chain-Finance, aber auch zur Finanzierung ihrer Investitionen. Diese gehen bei global agierenden Unternehmen (aber nicht nur dort) rasch in mehrstellige Millionen Euro-Beträge. Investiert wird dabei nicht nur in Waren beim globalen Einkauf, sondern auch in Maschinen, in Infrastruktur, Software, Klimaschutz etc.pp.
Krankhafte Hysterie der Finanzmärkte
„Geld ist noch immer Vertrauenssache, insbesondere in Zeiten disruptiver Entwicklungen“, wissen nicht nur Insider. Mit anderen Worten: Alles, was mit Geld zu tun hat, ist hochgradig mit Emotionen besetzt. Niemand will Geld verlieren, schon gar nicht durch die schlechtes Wirtschaften eines oder mehrerer Finanzinstitute. Die Lehman-Pleite von 2008 und die darauf folgende größte Wirtschaftskrise seit dem zweiten Weltkrieg, steckt sämtlichen Akteuren weltweit noch immer tief in den Knochen. Megatrends wie der Klimawandel, Industrie 4.0 und die digitale Transformation sowie die zu erwartenden globalen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Umwälzungen, haben bislang zu keiner Beruhigung der Finanzmärkte geführt. Vielmehr macht die Finanzwirtschaft den Eindruck krankhafter Hysterie.
Geopolitische Umwälzungen. Hinzu kommen geopolitische Veränderungen, welche die wirtschaftlichen Schwerpunkte von den „klassischen“ Industrienationen in Nordamerika und Europa nach Asien verschieben. Gleichzeitig sorgen aggressiv agierende Diktatoren wie etwa Wladimir Putin mit Russland oder Xi Jinping mit der VR China für Unruhe in der Finanzwirtschaft. Während dem einen wegen seiner Aggressionspolitik gegen die Ukraine (aber auch Georgien) der Ausschluss aus der SWIFT droht (SWIFT = Society for Worldwide Interbank Financial Telecommunication), bastelt der andere an einem neuen Finanzsystem auf Bitcoin-Basis. Vor diesem Hintergrund erscheint die Coronakrise als ein „laues Lüfterl“ im globalen ökonomischen Zeitgeschehen, obgleich die Existenz vieler dadurch gefährdet ist.
Supply-Chain-Finance – Die Frage nach stabilen Lieferketten
Unternehmer:innen und Manager:innen mit strategischer und/oder finanzieller Kompetenz stellen sich daher spätestens seit 2008 die Frage, wem sie ihr Geld anvertrauen sollen? Dabei geht es nicht um Sparbücher, sondern um das finanzielle Herz von Unternehmen, wie etwa das Eigenkapital. Es geht aber auch um stabile Geldflüsse wie etwa die Auszahlung von Löhnen, die Finanzierung von globalen Einkäufen usw. Und es geht ganz aktuell um die unternehmensübergreifende Optimierung ihrer Finanzstrukturen und Finanzflüsse, bekannt unter dem Stichwort Supply-Chain-Finance“.
Unsichere Lieferketten. Heute geht es dabei jedoch nicht nur alleine um die Optimierung der Lieferketten, sondern überhaupt um deren Aufrechterhaltung und, sofern sie gerissen sind, um deren Wiederaufbau. Dabei rücken so Fragen in den Mittelpunkt, welcher Akteur (etwa Lieferant, Logistikdienstleister) in der Lieferkette was (z.B. Logistikimmobilien, Warenbestände etc.) wo (in welchem Land in der Lieferkette) wie (etwa durch Bestandsübernahme oder Leasing etc.) finanziert? Hinzu kommen die Finanzierung von Investitionen in der ganzen Welt.
Größe alleine reicht nicht aus
Um hier sichere Finanzpartner sowie eine finanzielle Sicherheit zu haben, bedürfen Unternehmen also Banken, welche ihr internationales Geschäft verstehen und zudem in der Lage sind, im Konzert des globalen Supply-Chain-Finance mitzuspielen. Seit der Lehman-Pleite ist jedem bekannt, dass für Verantwortliche in Unternehmen die schiere Größe alleine nicht der ausschlaggebende Maßstab sein kann, sich für ein Finanzinstitut zu entscheiden. Wesentlich ist hierbei vor allem die eigene finanzielle Stärke und die Fähigkeit, die Nerven in Krisensituationen zu behalten, trotz Basel III. Genau letztere Punkte sind für Entscheider jedoch schwer zu ermitteln, denn nach Außen wird ein Institut kaum damit hausieren gehen, dass es beispielsweise viele faule Kredite in seinen Kellern gebunkert hat. Daher könnte der neue Brand Finance Banking 500-Report wenigstens ein paar Anhaltspunkte liefern, welche Banken einerseits sicher sind und andererseits für globales Supply-Chain-Finance und Investitionen näher ins Vertrauen gezogen werden können.
Banking-Report gibt Aufschluss über DACH-Marken

Eher weniger interessant für Unternehmen der DACH-Region dürften hierfür jedoch Banken aus den USA oder China sein. Vielmehr wollen sie wissen, welche Banken aus dem deutschsprachigen Wirtschaftsraum für sie adäquat sind und dennoch im internationalen Supply-Chain-Finance Business mitspielen können. Der neue Brand Finance Banking 500-Report gibt hier durchaus Aufschluss über DACH-Marken im Banking Sektor. So zeigt er etwa, dass Schweizer Bankmarken zumindest in der DACH-Region führend sind, während sich Institute aus Deutschland im Mittelfeld des Reports bewegen.
Österreichs Banken holen auf. Österreichische Banken machen hingegen bei Mehrwert und Stärke viel Boden gut. So gehören UBS und Credit Suisse zu den 50 wertvollsten Bankenmarken der Welt. Damit landet die Schweiz auf Platz zehn in puncto Markenwert nach Ländern. Deutsche Banken liegen hingegen überwiegend im Mittelfeld des weltweit angelegten Rankings. Jedoch allein die Deutsche Bank schafft es mit Platz 79 unter die Top 100 und behauptet sich als wertvollste deutsche Bankenmarke. Österreichische Bankenmarken ziehen allerdings deutlich nach. So schaffte die Erste Group erstmals mit Platz 91 den Sprung in die Top 100. Sie machte im Vergleich zum Vorjahr elf Plätze gut. Der Shootingstar aus Österreich heißt jedoch BAWAG P.S.K, denn sie ist im vergangenen Jahr in ihrem Markenwert um 40 Prozent gewachsen. Sie kletterte im Ranking somit um 46 Plätze nach oben und liegt derzeit auf Platz 259. Das ist gleichzeitig die größte Steigerung aller DACH Bankenmarken. Allerdings: China, USA und Canada führen das globale Bankenranking an.
Schweizer Banken behaupten sich
Schweizer Bankenmarken führen die DACH-Nationen an und behaupten sich im Ranking „Brand Finance Banking 500 2022“. Mit UBS (Platz 36) und Credit Suisse (Platz 49) liegen zwei Schweizer Bankinstitute in den Top 50. Zwar büßen beide jeweils zwei Plätze im Ranking ein, können aber weiterhin hohe Markenwerte behaupten: UBS hat einen Markenwert von 9,5 Milliarden US-Dollar, die Bankenmarke Credit Suisse ist 6,7 Milliarden US-Dollar wert. Pictet ist der Senkrechtstarter aus der Schweiz. Das Investmenthaus hat im Vergleich zum Vorjahr im Markenwert um 45 Prozent zugelegt und in der Markenstärke um 19,5 Punkte. Damit macht Pictet 39 Plätze im Ranking gut und landet auf Platz 197. Die Schweiz rangiert lt. Report auf Platz zehn der Länder mit den wertvollsten Bankenmarken.
Österreichische Banken ziehen nach
Mit der Erste Group (Platz 91) schafft es eine österreichische Bankenmarke in die Top 100 des Rankings „Brand Finance Banking 500 2022“. Die Erste Group ist in ihrem Markenwert um 26 Prozent und in ihrer Markenstärke um stolze 22,4 Punkte gewachsen, im Vergleich zum Vorjahr. Auch andere österreichische Bankenmarken ziehen an – allen voran BAWAG P.S.K. Mit einem Zuwachs von 40 Prozent im Markenwert und 10,6 Punkten in der Markenstärke macht BAWAG P.S.K im Vergleich zum Vorjahresranking 46 Plätze gut und landet auf Platz 259. Auch UniCredit Bank Austria (Platz 258) und Raffeisen Bank International (Platz 119) zeigen eine gute Performance. Lediglich die Oberbank rutscht im Ranking ab: von Platz 429 auf 455 und büßt auch im Markenwert acht Prozent im Vergleich zum Vorjahr ein. In puncto Markenwert nach Ländern belegt Österreich immerhin Platz 27.
Deutsche Bank ist wertvollste deutsche Bankenmarke
Die Deutsche Bank bleibt stabil auf Platz 79 mit einem leichten Zuwachs im Markenwert um acht Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Sie ist damit die einzige deutsche Bankenmarke in den Top 100 der „Brand Finance Banking 500 2022“. Alle anderen deutschen Banken wachsen zwar leicht im Markenwert mit, liegen aber überwiegend im Mittelfeld, wie DZ Bank (Platz 128), Commerzbank (Platz 151) und Hypovereinsbank (Platz 198). Ranking-Newcomer Hamburg Commercial Bank (Platz 496) verzeichnet mit 30 Prozent den größten Anstieg im Markenwert aller deutschen Bankenmarken im Vergleich zum Vorjahr. Ihr folgt die Apo Bank (Platz 373) mit 23 Prozent und der Landesbank Baden-Württemberg (Platz 227) mit 22 Prozent. Mit der Performance seiner Bankenmarken rutscht Deutschland jedoch auf Platz 20 im Länder-Ranking ab.
Chinesische Bankenmarken sind die globalen Big Player
Chinesische Banken machen mit einem Gesamtwert von 454 Milliarden US-Dollar ein Drittel des gesamten Markenwerts im Report „Brand Finance Banking 500 2022“ aus. Chinas größte Bank ICBC behält den Titel der wertvollsten Bankenmarke der Welt, gefolgt von der China Construction Bank (Platz zwei) und der Agricultural Bank of China (Platz drei). China ist damit an der Spitze der Länder mit den wertvollsten und stärksten Bankenmarken, gefolgt von USA auf Platz zwei und Canada auf Platz drei.
Brand Finance in Kürze
Brand Finance ist ein weltweit agierendes unabhängiges Beratungsunternehmen für Markenbewertung und Markenanalyse mit Hauptsitz in London. Brand Finance ist eine Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, die vom Institute of Chartered Accountants in England und Wales reguliert wird, und das erste Beratungsunternehmen für Markenbewertung, das Mitglied des International Valuation Standards Council ist. Als Marken-Experte hat Brand Finance die international anerkannten Standards zur Markenbewertung (ISO 10668) und zur Markenevaluierung (ISO 20671) mitgestaltet. Die Methodik wurde von globalen unabhängigen Prüfern von Austrian Standards als mit beiden Normen konform zertifiziert und erhielt die offizielle Genehmigung des Marketing Accountability Standards Board.
Der Banking-Report. Im Report „Brand Finance Banking 500“ ermittelt Brand Finance jedes Jahr die weltweit 500 wertvollsten Bankenmarken. Vor allem zwei Kennzahlen sind dafür entscheidend: die Markenstärke (Brand Strength) und der Markenwert (Brand Value). Die Markenstärke trifft eine nicht-finanzielle bzw. nicht-monetäre Aussage über die Bedeutung der Marke gegenüber wichtigen Interessensgruppen sowie die Wirksamkeit im konkreten Wettbewerbskontext. Der Markenwert hingegen trifft eine ökonomische Aussage über den monetären Wert einer Marke, auch unter Einbezug strategischer Geschäftsziele und Börsenberichte.
(Das Preview zum Report finden Interessenten hier zum Download.)