STANDORT ÖSTERREICH – Region mit wachsender Bedeutung

Überflieger Österreich wird immer interessanter als Standort für Industrieunternehmen. (Foto: Rainer Sturm / www.pixelio.de)
Überflieger Österreich wird immer interessanter als Standort für Industrieunternehmen. (Foto: Rainer Sturm / www.pixelio.de)

Der Standort Österreich gilt international hauptsächlich als Kulturstandort, Tourismus-Hochburg und auch als Wein-Land. Dass die Alpenrepublik ein besonderer Standort für die Logistik-Automation ist und hier auch weltweit mit an der Spitze liegt, ist selbst in Österreich nur Insidern bekannt. Doch tut sich viel seit dem Fall des Eisernen Vorhangs. Die Alpenrepublik holt als internationaler Industriestandort auf. Dabei liegt das Zentrum der Logistik-Automation in der Steiermark. (Ein Bericht von HaJo Schlobach)

Werden weltweit Personen nach dem Wirtschaftsstandort Österreich befragt, so assoziieren sie damit zumeist einen Kultur- und Tourismusstandort, Schifahren, die Wohnqualität usw. Eher weniger wird damit ein Wirtschaftsstandort für die Industrie, Investitionsgüterindustrie oder Maschinenbau in Verbindung gebracht. Dieses Image wird in der Wahrnehmung von Deutschland dominiert. Dabei hat der Maschinen- und Motorenbau am Standort Österreich eine Tradition, welche nahezu 150 Jahre zurück reicht. Sie wurde jedoch insbesondere durch die beiden Weltkriege in Mitleidenschaft gezogen. Die Nachwirkungen sind bis heute zu spüren. Die Nachkriegszeit mit dem Eisernen Vorhang machte Österreich zu einer Art „Vorhof zum Ostblock“, der zwar neutral war, jedoch wirtschaftlich nicht sehr agil sein konnte und somit wirtschaftlich unbedeutend war. Da halfen auch etliche Versuche des legendären Kanzlers Bruno Kreiskys nicht, eine moderne Industrialisierung voran zu treiben. Er scheiterte dabei, Österreich zu einer Exportnation zu machen.

EU-Beitritt brachte Kehrtwende. Erst der Beitritt Österreichs zum Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) und dann der Europäischen Union (EU), brachte hier die entscheidende Wende in Richtung Export. Seither hat sich Österreich, im Zuge mit Deutschland, zum Export-Weltmeister entwickelt. Über 60 Prozent der in Österreich erzeugten Industrieprodukte gehen in den Export. Im Bereich der Automobilindustrie und Logistik-Automation reicht die Exportquote sogar an die 98 Prozent-Marke heran.     

150 Jahre Automobil- und Antriebstechnik-Tradition 

So wurden am Standort Österreich schon in der Monarchie Motoren entwickelt, die den Automobilbau voran trieben. Der Konstrukteur Ferdinand Porsche machte in Wien bei Lohner seine ersten Schritte als Automobilbauer und entwickelte dort den sogenannten „Lohner Porsche“. Das war ein Elektro-Automobil. Gottlieb Daimler ließ in Österreich Pkw und Lkw produzieren. In Österreich wurden die Motoren insbesondere für die Luftfahrtindustrie der 1930er- und 1940er-Jahre gebaut. Die Tradition des Motoren- und Maschinenbaus reicht bis in die Jetztzeit. So bauen die Steyr Motoren-Werke Motoren für den BMW-Konzern und BMW hat zuletzt eine Standortgarantie abgegeben. Opel lässt seit Jahrzehnten Motoren in Wien bauen. Und AVL List in Steyr gilt als weltweit führend in der Motorenentwicklung und -konstruktion. Das Ergebnis: Pro Kopf werden in Österreich die meisten Motoren in der Welt gebaut. Und mit Magna hat Österreich einen Automobilbauer, der für etliche OEMs Automobile „on demand“ produziert. Hinzu kommen ABB, Andritz oder auch KTM Sportcar. Insgesamt rund 450.000 Arbeitsplätze hängen an der österreichischen Automobilwirtschaft.

Die Nachkriegszeit mit dem Eisernen Vorhang machte Österreich zu einer Art „Vorhof zum Ostblock“, der zwar neutral war, jedoch wirtschaftlich nicht sehr agil sein konnte und somit wirtschaftlich unbedeutend war.         

Standort Österreich – Zentrum für weltweite Logistikautomation

Zwar reichen die Beschäftigungszahlen der österreichischen Intralogistik- und Logistik-Automationsbranche bei weitem nicht an die der Automobilindustrie heran. Das ändert jedoch nichts an deren wachsenden Bedeutung für Österreich. Und es ändert auch nichts an der weltweit wachsenden Bedeutung des Wirtschaftsstandortes Österreich für diese Branche. Bezogen auf die Größe des Marktes Österreich sind hier nämlich mittlerweile mehr führende Hersteller von Intralogistik-Lösungen angesiedelt, als in der Intralogistik-Hochburg Deutschland. In Österreich haben Intralogistiker wie die Vorarlberger LTW Intralogistics oder die oberösterreichische TGW Group ihre Headquarters. Der für die Intralogistik-Steuerung wichtige RFID-Spezialist B&M Tricon hat das Headquarter in Wien. Fraunhofer Austria Research entwickelt ebenfalls Automationslösungen an der TU Wien. Wien ist zudem ein guter Standort für Startups wie etwa Cargometer, dessen Scanner-Lösung aus dem Stand heraus einen IFOY-Award ergattern konnte.

Logistik-Automationszentrum Steiermark. Der Schwerpunkt der Branchen-Ansiedelungen liegt jedoch in der Steiermark, rund um die Landeshauptstadt Graz. Dort befindet sich das Who-is-Who der Intralogistik wie etwa Dematic, Hörmann Logistics, Knapp oder SSI Schäfer Austria. Sie und die dazu gehörigen Softwareschmieden wie WAMAS oder ivii machen die Region zum führenden Zentrum der Logistikautomation in der Welt schlechthin. “Die Steiermark als Silicon Valley der Logistik-Automation zu bezeichnen ist zwar zu hoch gegriffen, die Region gewinnt jedoch weltweit als Knowhow-Zentrum für Intralogistik-Themen zunehmend an Bedeutung und schließt zu Zentren wie etwa in Nordrhein-Westfalen auf“, sagt Franz Stöger, Vertriebschef für Hörmann Logistics in der Region für Österreich und Südosteuropa. Er baut derzeit eine Vertriebszentrale in Graz auf.  

Region für nachhaltige Investitionen

Erst der Beitritt Österreichs zum Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) und dann der Europäischen Union (EU), brachte hier die entscheidende Wende in Richtung Export. (r.wagner / www.pixelio.de)
Erst der Beitritt Österreichs zum Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) und dann der Europäischen Union (EU), brachte hier die entscheidende Wende in Richtung Export. (r.wagner / www.pixelio.de)

In Österreich ist somit nicht nur über 150 Jahre das Know-how im Automotive-Bereich gewachsen, sondern auch in den Bereichen Intralogistik und Logistik-Automation. Beide Industriebereiche sind zwar Newcomer in der Industrie, weil die Intralogistik ihre Anfänge erst in der Nachkriegszeit hat. Dennoch haben etliche der Unternehmen eine Unternehmensgeschichte, die bis zu 200 Jahre zurück reicht. Dennoch ist es auch nicht verwunderlich, dass die Branche erst seit dem Fall des eisernen Vorhangs und dem Beitritt der Alpenrepublik zur Europäischen Union (EU) stark an Bedeutung gewinnt – weltweit. Dadurch wird jedoch die Region Österreich im Allgemeinen und die Steiermark im Besonderen heute zu einem der spannendsten Wirtschaftsstandorte für Industrieansiedlungen.

Top-Industriestandort. Dies bestätigt auch Mag. Rainer Buchmann, CEO für CEE und SEE beim Intralogistikspezialisten Dematic. „Österreich ist für Dematic als Wirtschaftsstandort ausgesprochen interessant. Hier finden Unternehmen alles Notwendige, um Hochtechnologielösungen entwickeln und produzieren zu können“, sagt er im Rahmen eines von DANUBE+BUSINESS veranstalteten Online-Round Tables. Das Unternehmen, das im Bereich der Hängefördertechnik als weltweiter Marktführer gilt und für sich in Anspruch nimmt, gemeinsam mit dem Fraunhofer IML in Dortmund das erste Shuttle-System für die Intralogistik entwickelt zu haben, investiert daher seit dem Jahr 2019 in den Aufbau seines Standortes in Graz. Nach einem Jahr arbeiten bereits mehr als 50 Personen für den Hightech-Konzern. Das ist dabei umso bemerkenswerter, als dass sich das Unternehmen noch vor einem Jahrzehnt zur Gänze aus Österreich zurück zog. Damals gehörte Dematic noch zum Siemens-Konzern. Jetzt zeigt man im Rahmen der KION-Gruppe wieder Flagge in der Alpenrepublik. Dabei geht es gar nicht primär um die Betreuung des österreichischen Marktes, sondern um die Betreuung der Märkte in Zentral-, Ost- und Südosteuropa.

Dobl soll auch Anlaufstelle für High Potentials und Start-Ups aus dem Hightech-Bereich aus der ganzen Welt werden.

Knapp mit eigenem Kampus. Auch der österreichische Platzhirsch Knapp investiert ständig in seinen Standort in Hart bei Graz oder wie zuletzt im Jahr 2019 in seinen obersteirischen Standort in Leoben. Im Jahr 2018 errichteten die Steirer sogar einen eigenen Campus in Dobl. Hier sind die beiden Knapp-Töchter Knapp Industry Solutions und ivii solutions angesiedelt. Unter ihrem Dach werden seither innovative Technologien für Industrie und Logistik entwickelt. Doch hier passiert noch viel mehr, als das. Dobl soll auch Anlaufstelle für High Potentials und Startups aus dem Hightech-Bereich aus der ganzen Welt werden. Gefragt ist dabei nicht alleine nur Logistikwissen, sondern faktisch Technik-Knowhow über sämtliche Grenzen hinweg: Vom Maschinenbau, Hardware, Software bis hin zur Bionik. Vor allem die Start-Ups sollen nicht nur aus dem technischen Umfeld der Logistik kommen, sondern auch aus auf den ersten Blick technisch logistikfernen Bereichen. Es geht darum, über den Tellerrand hinaus zu blicken, neue Technik- und Businessfelder zu eröffnen und Synergien aus anderen Technologiefeldern und Branchen zu generieren, um daraus komplett neue Lösungen zu entwickeln.

SSI Schäfer investierte zweistellig. Doch auch Marktbegleiter SSI Schäfer investierte die letzten Jahre einen zweistelligen Millionenbetrag sowohl in die Produktion in Graz als auch in seine Softwareschmiede WAMAS in Friesach. In Graz sollen dabei auch neue Lösungen entwickelt werden, welche dann in der ganzen Welt zum Einsatz kommen. In Friesach ist hingegen das Software-Zentrum des Intralogistik-Konzerns. Von hier aus werden auch die weltweiten Implementierungen und Anlagen gesteuert und gewartet, bis hin zum Third-Level-Agreement.

Sogwirkung für weitere Investments. Diese Investitionen in die jeweiligen Standorte dürften weitere Auswirkungen auf den Wirtschaftsstandort Österreich und die Steiermark haben. Können sie doch Investitionen anderer Anbieter und weiterer Zulieferer nach sich ziehen. So wächst der Bedarf an weiteren Services und Dienstleistungen für die Intralogistik-Branche in Österreich. Auch wächst der Bedarf an Forschungsleistungen für die Branche in dieser Region. Hiervon profitieren die Universitäten und Forschungseinrichtungen in Österreich und der Steiermark schon jetzt. Denn sämtliche Unternehmen der Branche vergeben immer wieder Forschungsaufträge für die Entwicklung von Lösungen für Industrie 4.0 und die digitale Transformation.       

Standortvorteil „Duale Ausbildung“

Baustelle Österreich: Das stetig wachsende Interesse am Wirtschaftsstandort Österreich durch die Intralogistik-Branche sorgt auf Dauer für mehr Arbeitsplätze. (Petra Dirscherl / www.pixelio.de)
Baustelle Österreich: Das stetig wachsende Interesse am Wirtschaftsstandort Österreich durch die Intralogistik-Branche sorgt auf Dauer für mehr Arbeitsplätze. (Petra Dirscherl / www.pixelio.de)

Das stetig wachsende Interesse am Standort Österreich durch die Intralogistik-Branche sorgt auf Dauer für mehr Arbeitsplätze. Das könnte in Zukunft die Arbeitsplatzverluste ein Stück weit kompensieren helfen, die durch die Veränderungen in der Automotive-Branche, Klimawandel Industrie 4.0 und digitale Transformation etc. entstehen.

Fachkräftebedarf höher denn je. Derzeit ist jedoch der Bedarf an Fachkräften im Bereich der Intralogistik und der Logistik-Automation höher als der Arbeitsmarkt zur Verfügung stellen kann. Das hat sich auch nicht während der Coronakrise geändert. Im Gegenteil: Die Branche prosperiert, von Stillstand keine spur. Die Auftragsbücher sind auf Jahre gefüllt und erreichen trotz Auftragsdelle im Sommer 2020 sogar wieder Vorkrisenniveau. Der Grund liegt einerseits in der Coronakrise selbst, denn der Bedarf an Automationslösungen wird durch die Krise weltweit angeschoben. Durch sie lässt sich nämlich die Versorgungssicherheit der Ökonomien auch dann aufrecht erhalten, wenn es zu Engpässen durch flächendeckende Personalausfälle kommt. Auf solche Krisenszenarien wollen sich die Unternehmen insbesondere im Handel oder im KEP-Bereich vorbereiten. Darüber hinaus steckten viele Unternehmen schon längst seit vor der Krise in der Planung großflächiger Umstrukturierungen ihrer Organisation und Prozesse ganz im Sinne von Industrie 4.0. Die Umsetzung dieser Pläne werden nun teilweise vorgezogen, weil in einzelnen Staaten wie etwa in Österreich der Staat Investitionsförderungen zur Ankurbelung der Wirtschaft anbietet.

Derzeit ist jedoch der Bedarf an Fachkräften im Bereich der Intralogistik und der Logistik-Automation trotz Coronakrise höher als der Arbeitsmarkt zur Verfügung stellen kann.

Duales System und Hochschulen als Renner. Darum ist es für die Industrie besonders wichtig, dass der Nachschub ausgebildeter Spitzenkräfte nicht abreißt. Hierfür bietet gerade der Standort Österreich mit seinem dualen Ausbildungssystem mit seinen HTLs (Anm.:HTL = Höhere technische Lehranstalt) sowie Universitäten wie die Karl Franzens-Universität und die TU in Graz, die Montan-Universität Leoben, der FH in Gleichenberg, FH in Kapfenberg und der FH Steyr einen ungebremsten Nachwuchs-Nachschub vor Ort. Die strategisch hervorragende Lage der Steiermark mit optimalen Verkehrsanbindungen eröffnet der Industrie zudem Einzugsgebiete im Hinblick auf weitere Fachkräfte. Einige Mitarbeiter kommen bereits aus Kärnten und dem benachbarten Ausland. Hinzu kommen die Fachhochschulen und Universitäten in Wien, die eineinhalb Fahrstunden mit Auto oder Bahn etwa von Graz entfernt sind. „Die Ausbildungssituation in Österreich ist im internationalen Vergleich sehr gut“ bestätigt Gerald Hofer, CEO von Knapp und er ergänzt: „Doch kommt man ohne eigene Aus- und Fortbildungsmaßnahmen nicht weiter.“ Und G. Gaberz bestätigt: „Nur im eigenen Unternehmen kann das spezifische Know-how aufgebaut werden. Nirgendwo sonst.“  

Standort Österreich – Investitionen in die Zukunft

Ressourcen sind also genug vorhanden, um High Potentials auszubilden, aber auch nach Österreich und in die Steiermark zu locken. Sie alle arbeiten letztlich daran, die Region weiter zu entwickeln. Ob die Rekrutierung insbesondere aus dem Ausland gelingt, hängt allerdings nicht alleine von den investierenden Unternehmen ab. Hier ist vor allem die Politik gefragt, welche das Umfeld schaffen und weitere Anreize für weitere Investitionen dieser Art schaffen muss. Dazu zählen zum Beispiel – neben dem überfälligen Büokratieabbau – vertrauensbildende Maßnahmen. Hinzu kommen steuerliche Anreize,

Finanzielle Anreize. Gleichzeitig könnte die Einführung eines Beteiligungsfreibetrages für private Investoren in Höhe von 100.000 Euro, wie sie die Wirtschaftskammer schon lange fordert, die Bildung von StartUps in Österreich fördern. Damit könnte generell die Eigenkapitalausstattung von kleinen und mittleren Unternehmen verbessert und ein wichtiger Beitrag zur Stärkung alternativer Finanzierungsformen geleistet werden.

Standort Österreich – Willkommenskultur gefordert

Graz: Universitätsstadt zwischen Historie und Moderne rankt weit oben in Hinblick auf die Wohnqualität. (Foto: Michael Wühl / www.pixelio.de)
Graz: Universitätsstadt zwischen Historie und Moderne rankt weit oben in Hinblick auf die Wohnqualität. (Foto: Michael Wühl / www.pixelio.de)

Außerdem bedarf es in Österreich einer politisch geförderten Willkommenskultur für High Potentials aus der EU und aus dem Ausland, um Hightech-Unternehmen aus der Logistikbranche das Recruiting von Fachkräften etwa aus den Nachbarländern zu erleichtern. Hierfür wurde zwar 2011 mit viel medialem Getöse die Rot-Weiß-Rote Karte eingeführt. Damit wollte man 8.000 hochqualifizierte Arbeitskräfte pro Jahr auf den hiesigen Arbeitsmarkt locken. Diese Initiative erwies sich bis heute jedoch als echter Flop. Ein Grund dafür dürfte sein, dass Österreich hierfür im Ausland faktisch keine Werbung macht und die Möglichkeit für High Potentials, in Österreich arbeiten zu können, mehr oder weniger unbekannt ist. Ein weiterer Grund liegt im enormen bürokratischen Aufwand insbesondere für den ausländischen Antragsteller. Dieser kann nur unter strengen Auflagen und allenfalls temporär in Österreich arbeiten. Zwar erfuhr die Rot-Weiß-Rot-Karte im Oktober 2020 eine Reform, es ist jedoch fraglich, ob dadurch der Flop beseitigt ist. So entfällt beispielsweise die Verpflichtung für den Antragsteller, einen Rechtsanspruch auf ortsübliche Unterkunft nachzuweisen. Weiters in der Novelle enthalten ist eine Korrektur anlässlich eines bereits laufenden EU-Vertragsverletzungsverfahrens. Mit der Änderung erhalten die erweiterten Familienangehörigen von EU-Bürgern, die Anspruch auf erleichterten Aufenthalt haben, künftig eine „Niederlassungsbewilligung“. Damit dürfen sie in Österreich selbstständig arbeiten und nach zwei Jahren auf eine „Rot-Weiß-Rot-Karte“ umsteigen. 

Rot-Weiß-Rot-Karte unattraktiv. Ein Antrag für Rot-Weiß-Rot ist dennoch, trotz bester Qualifikation, schlichtweg unattraktiv. High Potentials gehen dann gleich lieber nach Kanada, in die USA oder Großbritannien, wo sie einerseits besser verdienen und andererseits sogar ganz unbürokratisch Ansiedlungshilfen bekommen, indem ihnen beispielsweise Amtswege abgenommen werden.

Bevölkerung zurückhaltend. Die hohen bürokratischen Hürden sind jedoch auch ein Ausdruck der Zurückhaltung der österreichischen Bevölkerung gegenüber Fremden. So ergab die jährlich durchgeführt Studie Expat Insider in diesem Jahr, dass Österreich eines der schlechtesten der Zielländer weltweit für Expats ist, um sich fern der Heimat einzuleben und an das neue Umfeld zu gewöhnen. Zudem schafft es Österreich auch in puncto Freundlichkeit bloß auf Platz 64 von 65; nur in Kuwait ist der Empfang noch weniger herzlich. Die Expats-Studie zeiht dabei diverser Faktoren in die Bewertung mit ein – zum Beispiel Lebensqualität, Arbeitswelt und Eingewöhnung im Gastland.

Graz ist dennoch beliebt. Selbst die steirische Landeshauptstadt Graz kommt in Hinblick auf die Freundlichkeit und seine Willkommenskultur nur auf die hinteren Plätze und rangiert auf Rang 50 von 65. Insgesamt wird die Universitätsstadt an der Mur jedoch in der Studie als Top-Wohnort gewertet (Rang 11). Vor allem wird die Lebensqualität von den Befragten sehr hoch bewertet, hinzu kommen die Sicherheit und die guten Job-Angebote. Es gibt also Bewegung im Bemühen um Internationalität.


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