SSI SCHÄFER – Mit schweren Hypotheken in die Zukunft

Die SSI Schäfer Group gilt nach wie vor als weltweit führender Anbieter von modularen Lager- und Logistiksystemen. Dennoch hatte der Branchenprimus in den letzten zwei Jahren einige Herausforderungen zu bewältigen. So brachen dem Unternehmen im Jahr 2022 die Aufträge weg und im Jahr 2023 wurde dessen Daten-Sicherheit durch einen Cyber-Angriff infrage gestellt. Mit diesen Hypotheken sind Peter Edelmann, Neo-CEO, der Gruppe und Mauro Lunardelli, der neue Leiter des Geschäftsbereichs Logistics Solutions auch 2024 konfrontiert. (Halle 1 / Stand 1D21) 

(v.l) P. Edelmann, O. Hedden und M. Lunardelli sollen es künftig für SSI Schäfer richten. (Foto: SSI / RS MEDIA WORLD archive)
(v.l) P. Edelmann, und M. Lunardelli sollen es künftig für SSI Schäfer richten. Notker Steigerwald (re.) verlässt aus persönlichen Gründen das Unternehmen. (Foto: SSI / RS MEDIA WORLD archive)

Paukenschlag im Frühjahr 2023 bei der SSI Schäfer Group. Im April des Jahres wurde das globale IT-Netzwerk von SSI Schäfer aufgrund von Sicherheitsbedenken vorübergehend abgeschaltet. Selbst der Mail-Verkehr funktionierte nur noch über Privatadressen. Wie damals etwa der IT-Blog borncity.com berichtete, geschah dies, nachdem das Security Operations Center des Unternehmens Unregelmäßigkeiten in seinem eigenen IT-Netzwerk festgestellt hatte. “Die Abschaltung war eine proaktive Maßnahme, um die Sicherheit der Daten und Systeme des Unternehmens zu gewährleisten”, hieß es vor nicht einmal einem Jahr von offizieller Quelle bei SSI Schäfer. Und obwohl das Unternehmen damals betonte, dass Kundendaten nicht betroffen waren, wirft dieser Vorfall noch immer Fragen zur Cybersicherheit bei SSI Schäfer und seinen Systemen auf. In einer Zeit, in der Daten immer wertvoller werden, sind solche Sicherheitsprobleme ein ernstes Anliegen. 

Cyber-Crime – Wie sicher sind die IT-Systeme bei Intralogistik-Lösungsanbietern? 

Wir von blogistic.net fragten daher noch einmal bei SSI Schäfer nach, welche Lösungen denn für Cybersicherheit sowohl beim Konzern selber als auch bei seinen Systemen sorgen. Bis dato bekamen wir keine Antwort, außer, dass es keine Antwort gibt. Dabei gibt es etliche ISO-Standards, welche in solchen eklatanten Cyber-Sicherheitsgefährdungen greifen, nach denen Unternehmen bei Cyber-Angriffen standardmäßig handeln können und nach denen auch IT- und Software-Produkte für Logistikautomationssysteme, wie sie SSI Schäfer anbietet, entwickelt sowie zertifiziert werden können. Da gibt es etwa den Standard IEC 62433. Dieser wurde speziell für die Cyber-Sicherheit in der Industrie entwickelt. Sie bietet einen Rahmen für die tiefgreifende Cyber-Abwehr für industrielle Systeme. Ein weiterer Standard wäre der ISO-Standard IEC 61508. Er bezieht sich auf die industrielle Sicherheit, insbesondere auf Betriebssicherheit und Funktionssicherheit. Und last but not least legt die Norm ISO/IEC 27001 Anforderungen für ein Informationssicherheitsmanagementsystem fest.   

Wirtschaft macht SSI Schäfer Strich durch die Rechnungen

Aber auch wirtschaftlich lief es bei SSI Schäfer Group die letzten Jahre nicht allzu rund. So verzeichnete der Branchen-Primus im Jahr 2022 einen Rückgang des Auftragseingangs um 12,2 Prozent. Als Hauptgrund für diesen Rückgang nannte das Unternehmen umfangreiche Projektverschiebungen in der Sparte Logistics Solutions. Dort wurden Projekte aufgrund der schwachen Auftragslage bei einigen Kunden auf die Jahre 2023 und 2024 verschoben, schreibt etwa MM Logistik in seiner Online-Ausgabe vom 28. Februar 2023. Gleichzeitig reduzierten sich die Umsatzerlöse um 5,1 Prozent auf 1,81 Milliarden Euro. Auf Nachfrage der blogistic.net -Redaktion, wie die Erlössituation vom Jahr 2023 aussieht, kam bislang ebenfalls keine Antwort.

Neue Chefs mit schwerer Hypothek

Mit diesen zwei schweren Hypotheken sind die beiden neuen Gruppen-Chefs Peter Edelmann (CEO) und Olaf Hedden in ihr Business Oktober 2023 gestartet (wir berichteten in BUSINESS+LOGISTIC Dezember 2023 und auf blogistic.net). Aber auch der neue Leiter des Geschäftsbereichs Logistics Solutions beim Neuenkirchner Intralogistiker, Mauro Lunardelli, muss nun verlorenes Vertrauen bei den Industriekunden zurückgewinnen. Der sehr erfahrene Manager mit schweizerischer und italienischer Staatsbürgerschaft gehört dem Unternehmen bereits seit 24 Jahren an. Er war zuletzt seit 2019 als Geschäftsführer der SSI Schäfer Schweiz tätig.

M. Lunardelli – Ein erfahrener Mann

Der durchsetzungsstarke M. Lunardelli könnte hier der richtige Mann dafür sein, denn er verfügt über tiefe Kenntnisse der Intralogistik-Branche und genießt in der Branche hohes fachliches Ansehen. Der neue Geschäftsführer des Geschäftsbereichs Logistics Solutions startete seine Karriere bei Stöcklin Logistik und hatte danach verschiedene Positionen in namhaften Intralogistikunternehmen inne. 1999 wechselte er zu SSI Schäfer, wo er die Bereiche Stahlbau und Automation in der Schweiz aufbaute. Zu seinen weiteren Stationen im Unternehmen gehörte unter anderem die Logistics Solutions-Leitung des damaligen HUB Südwesteuropa, die er fünf Jahre bekleidete.

SSI Schäfer – Nach wie vor marktführend

Trotz der Herausforderungen bleibt SSI Schäfer ein wichtiger Akteur in der Intralogistikbranche. Das Unternehmen hat Fortschritte in den Bereichen Innovation und Automatisierung gemacht und legt zunehmend Wert auf Nachhaltigkeit. Es wurde mit seiner Lösung auch für den IFOY-Award 2024 nominiert. Dennoch zeigen die jüngsten Ereignisse, dass auch Branchenführer vor Herausforderungen wie Cyber-Kriminalität nicht gefeit sind. Es bleibt daher abzuwarten, wie das Unternehmen diese Herausforderungen meistert und ob es seine Position als führender Anbieter von Lager- und Logistiksystemen weiter behaupten kann. 

ssi-schaefer.com

Verwandte Themen

(Mehr als 120 aktuelle internationale Neuigkeiten rund um Menschen & Unternehmen finden Sie in unserer Kategorie LEUTE+NEWS auf blogistic.net)

(Mehr zur HJS MEDIA WORLD finden Sie hier unter hjs-media-world.at)