Die vor zwei Jahren vorgestellte „Strategie 2020“ der Deutsche Post DHL Group basiert auf den Säulen „Focus.Connect.Grow.“ Zu deren Umsetzung tätigt der Konzern bedeutende Investitionen in die Infrastruktur, in die Weiterbildung der Mitarbeiter und die Steigerung des Serviceniveaus. In Österreich dürften die Kunden von DHL Freight mit dem eingeschlagenen Weg der Fracht-Chefin Heike Sommer zufrieden sein. Sie freut sich jedenfalls über gute Geschäfte. Ein Bericht von CR Hans-Joachim Schlobach

Wer die Entwicklung des deutschen Logistik-Primus über die vergangenen Jahre verfolgt hat, der konnte bereits in dieser Zeit die Ausrichtung entlang der vom Vorstand im Jahr 2009 vorgestellten „Strategie 2015“ beobachten. Ziel war es damals, erste Wahl für Kunden, für Arbeitnehmer und für den Kapitalmarkt zu werden und das Potenzial aller Geschäftsbereiche auszuschöpfen. Die Vision des Konzerns wurde mit der neuen Strategie 2020 nochmals konkretisiert: Wenn Menschen an Logistik denken, dann sollen sie an Deutsche Post DHL Group denken, so der Plan. Mit den drei Säulen „Focus.Connect.Grow“ verdeutlicht der Konzern zusätzlich, wie das organische Wachstum beschleunigt werden soll. Vor allem die Fokussierung auf das Kerngeschäft Logistik soll bis 2020 zu einem Umsatz von mehr als 85 Prozent in diesem Bereich führen. Durch den internen Austausch von Know-how, Expertise und Talenten über die verschiedenen Geschäftseinheiten hinweg sollen zudem überdurchschnittliches Wachstum erzielt und die Profitabilität gesteigert werden. Und nicht zuletzt setzt der Konzern auf wachstumsträchtige Märkte und Geschäftsfelder, wie zum Beispiel aufstrebende Länder in Europa, Südamerika und Asien oder das E-Commerce-Geschäft.
Landverkehre im Vormarsch. Auch in Österreich will der deutsche Logistikkonzern das Geschäft nicht nur halten, sondern weiter ausbauen bzw. ganz neue Geschäftsfelder erschließen. Befeuert durch den E-Commerce-Boom, mischt DHL seit vergangenem Jahr auch im Privatkunden-Paketgeschäft kräftig mit. Von diesem Boom im E-Commerce-Geschäft profitiert auch die Landverkehrssparte DHL Freight. Bereits seit Jahren bietet man in Österreich und Deutschland Speditionsdienstleistungen wie das 2-Mann-Handling an. DHL stellt nicht nur große und schwere Gegenstände wie beispielsweise Waschmaschinen oder Möbel zu, sondern baut diese auch auf. Kunden können dabei von individuell zugeschnittenen Services mit flexibler Zustellung von Montag bis Samstag und am Abend profitieren. Mit der Umsetzung der Strategie 2020 will man die Zusammenarbeit zwischen den Geschäftseinheiten weiter stärken und baut auch das traditionelle Speditionsgeschäft weiter aus. Dieses sorgt seit geraumer Zeit für positive Ergebnisse. Das bestätigt zumindest Heike Sommer, Geschäftsführerin von DHL Freight, gegenüber BUSINESS+LOGISTIC, ohne auf konkrete Zahlen weiter einzugehen.
Wir stellen sicher, dass alle unsere Abteilungen überall dort enger zusammenarbeiten, wo dies unseren Kunden zugutekommt.
Heike Sommer, Geschäftsführerin DHL Freight
Recruiting läuft. Ein Indiz dafür, dass die Geschäfte gut laufen, dürfte jedoch sein, dass H. Sommer ihr Team stetig erweitert und beispielsweise ein intensives Recruiting-Programm für Lehrlinge fährt. „Wir suchen kontinuierlich junge Mitarbeiter, die nicht nur einen guten Job suchen, sondern sich gerne in einem international agierenden Unternehmen über die Grenzen Österreichs hinweg engagieren wollen“, so H. Sommer im Gespräch mit BUSINESS+LOGISTIC. Mit dem Ausbau der Personaldecke will DHL Freight in Österreich dabei vor allem seine Servicequalität verbessern und weiter ausbauen.
Mitarbeiter im Zentrum. Mit dem Recruiting sowie der Fortbildung ihrer Mitarbeiter verfolgt H. Sommer jedoch nicht nur eine eigene Personalstrategie, sondern auch ein wesentliches Ziel der Strategie 2020. „Ein sehr wichtiger Schritt, den wir in diesem Zusammenhang unternommen haben, betrifft die Einführung der DHL Certified-Programme. Mit dieser konzernweiten Qualifizierungsoffensive werden alle Mitarbeiter des Konzerns zu zertifizierten Spezialisten in ihren Aufgabenfeldern. Darüber hinaus soll das Potenzial des führenden internationalen Logistikers auch durch den intensiveren Austausch zwischen den Geschäftsbereichen genutzt werden. So stellen wir sicher, dass unsere ‚Family of Division‘ überall dort enger zusammenarbeitet, wo dies unseren Kunden zugutekommt. Gleichzeitig stärken wir damit auch unseren unternehmensweiten Best-Practice-Austausch und sorgen für eine bessere Abstimmung unserer Geschäftseinheiten“, erläutert H. Sommer ihre Recruiting-Initiative. Das passende Programm durchläuft jeder Mitarbeiter – von der Geschäftsführung bis zum Lagermitarbeiter – mit dem Ziel, Kunden bestmöglich beraten und unterstützen zu können.

Wohin die Reise geht
Doch Qualität kostet, denn Investitionen in Standorterweiterungen, aber auch in die Bereiche Automatisierung und Mitarbeiterausbildung haben ihren Preis. Mit Oktober 2015 erhöhte DHL Freight daher seine Preise im Sammelgutgeschäft im Schnitt um sechs Prozent. DHL Freight CEO Amadou Diallo erklärte die Preisoffensive bei einer Pressekonferenz im letzten Herbst so: „Die Logistikbranche steht unter signifikantem Kostendruck. Gleichzeitig müssen wir unsere Qualität halten, neue Technologien implementieren und in unserem Netz europaweit die gleichen Standards offerieren.“ So leide der Stückgutmarkt nicht nur unter stark schwankenden Dieselpreisen und Laderaum-Kapazitäten, sondern auch unter den starken Lohnkosten-Steigerungen durch den Fahrermangel, höhere Versicherungsprämien und kleiner werdenden Sendungsgrößen sowie einer gestiegenen Lieferfrequenz. Für H. Sommer sind die geleisteten Investitionen die Basis, das Geschäft weiter auszubauen. Große Herausforderungen sieht sie indes vor allem im Bereich der Digitalisierung der Wirtschaft. Hier rechnet sie mit völlig neuen Geschäftsfeldern, welche es erlauben, sich noch intensiver in die Supply Chains von Unternehmen zu integrieren. Doch trotz aller Digitalisierung wird der Kern des Geschäfts auch in Zukunft die Güterlogistik bleiben. Man werde jedoch versuchen, sich weiter zu entwickeln und vom Wettbewerb zu differenzieren, um sich noch stärker in die Wertschöpfungsketten einzumischen.