Mit der Strategie 2020 forciert der Konzern Deutsche Post DHL Group u.a. den Ausbau des Geschäfts in Wachstumsfeldern sowie die reibungslose Zusammenarbeit der unterschiedlichen Geschäftseinheiten. Wie sich die Strategie 2020 auf DHL Freight in Österreich bislang auswirkte, darüber sprach Heike Sommer, Geschäftsführerin der Landverkehrssparte, mit CR Hans-Joachim Schlobach.
B+L: Seit 2014 läuft auch bei DHL die Strategie 2020, die ja aus den Säulen „Focus.Connect.Grow“ besteht. Wie haben Sie, als Geschäftsführerin und quasi ‚First Seller‘, den Anfang der Strategie erlebt?
Sommer: Ich habe bisher nur positive Erfahrungen gemacht. Die neue Konzernstrategie stellt die Weichen für eine Fortsetzung unserer Erfolgsgeschichte. Wir fokussieren uns auf unsere eigenen Stärken, bauen unsere Qualitätsführerschaft aus und erschließen neue Wachstumsfelder. Durch den Zusatz in unserem Konzernnamen Deutsche Post DHL Group möchten wir noch stärker die Struktur unserer Gruppe nach außen tragen und unsere Zusammenarbeit als „Family of Divisions“ herausstellen. Das ist auch ein Signal und ein Versprechen an unsere Kunden noch transparenter zu agieren und sowohl standardisierte Prozesse als auch maßgeschneiderte Lösungen für unterschiedliche Anforderungen bereitstellen zu können.
B+L: Hat sich bei DHL auch etwas an der Struktur geändert? Sie treten ja nur noch unter einem Label auf?
Sommer: Ganz klar nein. Es stimmt, dass wir unsere Marke DHL stärken wollen und deshalb beschlossen haben, eine noch fokussiertere Markenstrategie zu verfolgen. Aus diesem Grund wird ab 2015 die DHL-Marke noch deutlicher in den Vordergrund gestellt und die Logos der divisionalen Geschäftsfelder im Außenauftritt durch das DHL-Masterlogo ersetzt. Vereinfacht ausgedrückt, intern bleibt quasi alles beim Alten, nach draußen zeigen wir jedoch noch mehr Einheit. Die Kunden bekommen bei DHL weiterhin ihre Luft-, See- und Straßenfrachtdienstleistung von dem gleichen Ansprechpartner in einer hoffentlich noch besseren Qualität.
B+L: Was war aus Ihrer Sicht der entscheidende Umstand, dass man sich in Bonn für einen völlig einheitlichen Auftritt entschied?
Sommer: Es ist unser Anspruch die Logistik zu definieren. Wenn Menschen an Logistik denken, dann sollen sie an Deutsche Post DHL Group denken. Das kommt natürlich auch der Frachtsparte zugute, die ich verantworte. Und durch die stärkere Vernetzung der einzelnen Divisionen innerhalb unserer Organisation, wollen wir letztendlich unsere Qualitätsführerschaft erhöhen und Spitzenleistungen für unsere Kunden bringen.
B+L: Wie hat sich das Paketgeschäft, mit der man im vergangenen Jahr in den österreichischen Markt gegangen ist, in diesem Zusammenhang integriert? Freight ist ja ein klassisches B2B- Geschäft, während das neue Paketgeschäft sich ganz klar an die Privatkunden richtet.
Sommer: Es freut mich, dass Sie das verstärkte Engagement unseres Paketbereichs in Österreich so deutlich wahrnehmen. Das ist es ja, wovon ich zuvor bereits gesprochen habe. Die Präsenz der einzelnen DHL-Divisionen unter einem einheitlichen Markenauftritt führt zu erfreulichen Abstrahleffekten auch auf die anderen DHL-Geschäftsbereiche. Natürlich kommt es dabei auch schon einmal zu Anfragen von Paketkunden in unserer Frachtsparte. Das haben wir aber im Griff, es gibt bereits Routinen, um die Kunden den richtigen Ansprechpartner zuzuführen. Der Kunde benötigt von DHL Hilfe bei seinen Anfragen und wir helfen. So soll es sein!
B+L: Das bedeutete doch aber für Sie eine komplette Umstellung ihrer eigenen Organisationsstruktur bei DHL Freight. Oder nicht?
Sommer: Nein, nicht wirklich. Insbesondere die Mitarbeiter waren bei der Umstellung schon einen Schritt weiter als gedacht. Es hängt also immer von den Mitarbeitern ab, wie man so eine Strategieänderung erfolgreich abwickeln kann. Meine Mitarbeiter sind diese Strategieänderung aber nicht nur gut mitgegangen, sondern haben dafür gesorgt, dass wir diese zumindest bei uns hier in Österreich reibungslos umsetzen konnten. Für die Mitarbeiter von DHL in Österreich ist es selbstverständlich, dass sie über die einzelnen Divisionen hinweg zusammenarbeiten.
B+L: Wie äußert sich, dass Ihre Unit als Spedition wahrgenommen wird?
Sommer: Kunden rühren sich bei uns aktiv, um Speditionsleistungen zu buchen. Früher mussten wir sie davon überzeugen, dass wir ein Spediteur und nicht KEP-Dienstleister sind.
B+L: Wie bereits erwähnt, geht es bei der Strategie 2020 auch um die Entwicklung neuer Geschäftsfelder und Absatzmärkte. Wo sehen Sie sich mit DHL Freight Österreich in der Zukunft?
Sommer: Wir sind im Stückgut-, Teil- und Komplettladungsgeschäft zu Hause und das wird auch künftig so bleiben. In diesem Bereich ist gerade Osteuropa besonders expansiv. Im Stückgutgeschäft hat sich dabei auch Wien als Plattform für den Osten hervorragend etabliert. Ein weiteres Geschäftsfeld ist das Chinageschäft, welches immer mehr zunimmt. Und die Distribution für Europa, die wir aus allen Standorten durchführen, nimmt rasant zu. Hierfür haben wir hier sogar einen eigenen High Value-Bereich, der ebenfalls ständig wächst. Das sind so die Zukunftsthemen, die uns hier in Österreich unmittelbar betreffen.
B+L: Wenn sie von Osteuropa sprechen, welche Regionen haben Sie da konkret im Fokus?
Sommer: Wir haben keine Region speziell im Fokus, weil wir ja überall wachsen wollen. Aber eigentlich entwickeln sich, zumindest für uns, alle osteuropäischen Länder sehr zufriedenstellend. Wir haben sogar starke Russland-Verkehre, und das trotz schwieriger Rahmenbedingungen. Eine besonders interessante und für uns überraschende Entwicklung beobachten wir jedoch derzeit vor allem in Griechenland. Dort haben wir unerwartet viel mehr Aufträge, allerdings sind die Sendungsgrößen etwas geschrumpft. Aber wir müssen unsere Frequenzen wieder erhöhen. Griechenland kauft wieder ein und scheint sich – zumindest aus unserer Sicht – zu erholen. Erstaunlich ist, dass hierbei insbesondere der High Value-Bereich wächst.
B+L: Die neue Strategie scheint also aufzugehen. Können Sie das in Zahlen gießen?
Sommer: Die Umsätze sind gewachsen, mehr möchte ich dazu nicht sagen. Für mich sind aber die entscheidenden Parameter, wie viele Lkw bei uns unterwegs sind. Und wenn ich, wie heute in der Früh, 75 Lkw an der Rampe stehen habe, dann zeichnet das schon ein tolles und zufriedenmachendes Bild und ist ein Zeichen dafür, dass es voran geht. Das ist ja nicht immer so. Es gibt also wieder im positiven Sinne Staus bei uns. Und was viele auf den Straßen eher weniger freut, ist für mich ein gutes Zeichen, denn wir sind damit ausgelastet und spüren, dass es voran geht.
B+L: Vielen Dank für das Gespräch.