
Geht es um „Grün“ und „Nachhaltig“, so kennen weder der Gesetzgeber mit seinem Lebensmittelgesetz (ab 2023) noch die Konsumenten ein Pardon und wollen das auch genau belegt haben. Was bei Lebensmitteln schon längst Usus ist, hält nun auch in Riesenschritten Einzug in der Mode- und Textilbranche. GS1 Standards erweisen sich jedoch auch hier als ideales Werkzeug, um für Transparenz und Rückverfolgbarkeit in den Lieferketten zu sorgen. (Ein Fachbeitrag von Alexander Peterlik*)
Rund ein Viertel der Österreicherinnen und Österreicher gaben bei einer heuer durchgeführten Studie des Handelsverbands an, verstärkt auf die Produktionsbedingungen von Textilien zu achten. Rund 19 Prozent der Befragten sind aber auch der Meinung, nicht ausreichend über die Nachhaltigkeit der angebotenen Waren informiert zu sein. Womit wir beim Thema wären…
Rückverfolgbarkeit – Klare Blicke in die Wertschöpfungskette
Fakt ist, dass eine tatsächliche Nachhaltigkeit von Textilien und sämtliche dafür notwendige Zertifizierungen nur mit einem klaren und transparenten Blick in die Wertschöpfungskette nachgewiesen werden können. Was in der Lebensmittelbranche bereits seit Jahren gang und gäbe ist und auch durch gesetzliche Verordnungen geregelt ist, wird nun nach und nach auch in der Mode- und Textilbranche Einzug halten. Spätestens vor dem Inkrafttreten des Lieferkettengesetzes in Deutschland im Jahr 2023. Dieses Gesetz wird viele verpflichtende Anforderungen mit sich bringen. Dafür sollte man gerüstet sein. Es empfiehlt sich daher für dieser Branche – besser heute als morgen – neue Strukturen für die Zurverfügungstellung von Informationen sowie für dafür notwendige Kommunikationswege zu schaffen.
Wann “Grün” wirklich “Grün” ist
Und welche Möglichkeiten und Lösungswege gibt es, um diesen für die Mode- und Textilbranche durchaus „neuen“ Anforderungen gerecht zu werden? – Damit beschäftigt sich eine, Anfang des Jahres ins Leben gerufene, Arbeitsgruppe von @GS1 Austria und GS1 Germany. Aufgabe dieser Arbeitsgruppe – darunter namhafte Unternehmen wie etwa Breuninger, Sportscheck, Finch Hatton, Fashion Cloud, fTrace und Engelhorn – ist die intensive Auseinandersetzung mit der Lieferkette. Die zentralen Fragen, die sich hier stellen, sind etwa: Wie ist die Lieferkette aufgebaut? Wer kommt darin vor? Welche Informationen müssen von wem an wen weitergegeben werden?
Klare Attribute für “Grün”. Im Vordergrund stand hier zu allererst die Identifikation der einzelnen Artikel und Komponenten, die für die Herstellung eines Bekleidungsartikels benötigt werden. Spezieller wurde es dann vor allem bei ökologischen, sozialen und ökonomischen Parametern wie zum Beispiel rund um die Frage, bis zu welchem Detail ein Artikel überhaupt „Grün“ bzw. „Nachhaltig“ ist. Nach intensiven Gesprächen und Abstimmungen ließen sich aber auch für diesen komplexen Bereich klare Attribute definieren. So wird zum Beispiel derzeit gerade an einer Liste mit den gängigen Siegeln und Zertifikaten inklusive deren Beschreibungen gearbeitet.
Rückverfolgbarkeit – Konsumenten wollen es wissen
Was im Zuge dieser Arbeitsgruppe jedenfalls rasch klar wurde: GS1 Standards erweisen sich als ideales Werkzeug, um fundierte Informationen transparent und damit rückverfolgbar zu machen. Womit die technischen Voraussetzungen gegeben wären und nun nur noch der Mut und die Einsatzfreudigkeit der einzelnen Unternehmen gefragt ist. Die dahingehenden Erwartungen und Bedürfnisse der Konsumenten werden mit Sicherheit nicht lange auf sich warten lassen. So wie auch schon jetzt im Lebensmittelhandel, werden diese auch bereit sein, mehr für „Grün“ zu bezahlen. Sie werden es aber nur dann tun, wenn die Nachhaltigkeit des Textilproduktion und “Grün” nachweislich zertifiziert und bestätigt, also rückverfolgbar ist. Vor dem Hintergrund strenger werdender Lieferketten-Gesetze sollten daher sowohl die Mode- und Textilerzeuger als auch der Handel einen sehr genauen Blick auf die Nachhaltigkeit der eigenen Lieferketten werfen – wohl besser noch heute als morgen.
(*Alexander Peterlik ist Projektleiter GS1 Austria und internationaler Fachmann für Code-Lösungen entlang der Supply Chain)